Visuelle Zeitschriftengestaltung - Daniel Pfurtscheller

Visuelle Zeitschriftengestaltung

Nachrichtenmagazine als multimodale Kommunikationsformen
Buch | Softcover
207 Seiten
2017
Universität Innsbruck Inst. f. Germanistik (Verlag)
978-3-901064-49-4 (ISBN)
34,00 inkl. MwSt
Zeitschriften zeichnen sich als populäre Printmedien durch eine besondere visuelle Gestaltung aus. Die vorliegende Studie untersucht visuelle Zeitschriftengestaltung aus multimodaler Perspektive. Das Buch bietet eine Bestandsaufnahme der Zeitschriften- und Multimodalitätsforschung und erläutert an einem Modell, wie sich multimodale Medienkommunikation im Allgemeinen und der kommunikative Gestaltungsspielraum von Zeitschriften im Speziellen aus handlungsorientierter Perspektive konzeptualisieren lassen. Mit einer Analyse deutschsprachiger Nachrichtenmagazine wird der Ansatz empirisch erprobt, einzelne Bausteine des Designs im Detail untersucht und typische Muster der visuellen Gestaltung von Magazinen herausgearbeitet. Als Beitrag zur Zeitschriftenforschung und zur Linguistik multimodaler Kommunikationsformen verknüpft die Studie damit medienlinguistische und medienwissenschaftliche Ansätze.

Zeitschriften zählen zu den ältesten Formen von Printmedien, die auch heute noch fest in unserem medialen Alltag verankert sind. Zwar ist das alltägliche Zeitbudget für die Nutzung von Zeitschriften im Vergleich zu anderen Medienangeboten sehr gering (Klingler/Turecek 2016); die Zeitschriftenlandschaft bleibt aber trotz sinkender Auflagen und Werbeeinnahmen bis heute überaus vielfältig: Für den Bereich der deutschsprachigen Publikumspresse hat Vogel (2016b: 322) zuletzt 1574 Zeitschriftentitel gezählt, von denen immerhin 135 mindestens 14-tägig erschienen sind. Für diese anhaltende Beliebtheit lassen sich mehrere Gründe finden. Zeitschriften erfüllen im Mediensystem ganz spezifische Funktionen (vgl. Vogel 1998: 34), die sich in zeitschriftenspezifischen Nutzungsmotiven widerspiegeln (vgl. Wilhelm-Fischer 2008: 217–264). Ein weiterer Grund für die Attraktivität von Zeitschriften und Magazinen liegt in der besonderen Form der visuellen Gestaltung. Es ist eine naheliegende Vermutung, dass sich für zeitschriftenspezifische Aufgaben im Rahmen der Medienkommunikation auch eigene journalistische Darstellungs- und Gestaltungsformen herausgebildet haben. Anhaltspunkte für diese These findet man in der journalistischen Ratgeberliteratur: Haller/Eickelkamp (2007: 248) zufolge haben Zeitschriften „eine spezifische Art der Themenaufbereitung, der Darstellung und Präsentation entwickelt, die mehr Anreize bietet als die reine Textlektüre“. Genauere wissenschaftliche Untersuchungen zu zeitschriftenspezifischen Formen visueller Gestaltung wurden bislang jedoch kaum angestellt. Forschungsfelder und Problemstellung In der Medien- und Kommunikationswissenschaft gehören Zeitschriften insgesamt zu den eher randständigen Bereichen der Forschung (Vogel/Holtz-Bacha 2002a). Selbst Zeitschriftentypen wie Nachrichtenmagazine, die als „Leitmedien“ bezeichnet werden (vgl. Wilke 2009, 1999) und entsprechend viel Prestige in der Öffentlichkeit genießen, werden häufiger auf thematische Aspekte der Berichterstattung hin ausgewertet; Fragen der visuellen Gestaltung der Beiträge und Strukturierung des Medienangebots werden dabei aber kaum berücksichtigt. In der Linguistik – insbesondere im Umfeld einer sich seit kurzem etablierenden Medienlinguistik (Luginbühl 2015; Stöckl 2012) – wurden solche Aspekte der Materialität und Medialität von Kommunikation vermehrt in den Blick genommen. Das Stichwort dafür ist Multimodalität. Damit soll grob gesagt darauf hingewiesen werden, dass Kommunikation eben nicht nur mit Sprache bewältigt wird, sondern auch mit anderen Mitteln: mit Gesten, mit Bildern, mit Tönen etc. Es gibt aber nicht nur mehrere Möglichkeiten etwas mitzuteilen; die zur Verfügung stehenden Mittel (man spricht auch von Ressourcen der Kommunikation) werden im Rahmen von Texten und Gesprächen in der Regel gemeinsam genutzt und miteinander kombiniert. Kommunikationsformen werden von der Forschung daher als multimodale Phänomene gesehen. Mit dieser Redeweise hat sich „ein vielleicht hochtrabender und vager Begriff für ein vergleichsweise einfaches und alltägliches Phänomen“ (Stöckl 2011b: 45) als zentrale Kategorie der Forschung etabliert. In der Linguistik wird Multimodalität nicht nur als „universelles Merkmal der Medienkommunikation“ (Bucher 2012) gesehen, sondern man geht vielmehr davon aus, dass „Multimodalität den natürlichen Zustand des Kommunizierens darstellt“ (Stöcke 2011b: 47). Der Begriff wird auch im Feld der Medien- und Kommunikationswissenschaft aufgegriffen: Hier hat die Einsicht, dass Medien nicht nur sprachliche Inhalte bieten, in den letzten Jahren zu einer umfangreichen Anzahl von Arbeiten geführt, die sich im Rahmen der Visuellen Kommunikationsforschung mit Bildern in den Medien beschäftigen (einen ausführlichen Forschungsüberblick gibt Lobinger 2012). Angesichts der „Allgegenwart multimodaler Medienangebote“ fordern Lobinger/Geise (2013: 332) eine Erweiterung der Untersuchungsperspektive der visuellen Medienforschung; stellen aber auch klar, dass die „Theoriebildung im Feld noch nicht als abgeschlossen gelten kann“ (Lobinger/Geise 2013: 333). Ähnlich ist die Situation in der Linguistik, wo der Multimodalitätsbegriff schon länger im Umlauf ist. Eine grundlegende Problematik des interdisziplinären Forschungsfelds besteht in der fehlenden methodischen und theoretischen Fundierung des Multimodalitätsbegriffs. Man ist sich zwar grundsätzlich einig darüber, wie wichtig der Aspekt der Multimodalität für zwischenmenschliche und massenmediale Kommunikation ist. Zugleich scheint es der Forschung aber oftmals schwer zu fallen, zu sagen, was mit multimodal genau gemeint ist. Dazu tragen die vielfach verschwommenen Begrifflichkeiten bei: In Definitionsansätzen muss mitunter auf Ausdrücke wie Zeichensystem, Ressource, Kommunikationskanäle etc. zurückgegriffen werden, die auf den zweiten Blick ebenso erklärungsbedürftig sind. Offen sind außerdem Fragen des Zusammenwirkens unterschiedlicher Mittel: Zwar geht man von der These aus, dass „multimodale Kommunikate erst im Zusammenspiel von Sprache und Bild ihre Bedeutung erhalten“ (Klemm 2011b: 452), es bleibt aber zu klären, wie sich dieses Zusammenspiel beschreiben und analysieren lässt. Dafür ist noch einiges an „Begriffsarbeit und Methodenexploration“ (Klemm/Stöckl 2011: 14) gefordert. Ziel und Forschungsinteresse An dieser Stelle knüpft die vorliegende medienlinguistische Arbeit an. Ziel ist es, die visuelle Gestaltung von Zeitschriften als multimodales Phänomen zu untersuchen. Damit werden zwei komplementäre Interessen verfolgt: Einerseits versucht die Arbeit zur Klärung des notorisch unscharfen Begriffs der Multimodalität beizutragen. Ausgangspunkt dafür ist der Annahme, dass sich die angesprochene Problematik, die auch mit der „grundsätzlichen erkenntnistheoretischen Verzwicktheit einer angemessenen Kommunikationstheorie“ (Klemm/Stöckl 2011: 15) zusammenhängt, am überzeugendsten im Rahmen einer Theorie des kommunikativen Handelns auflösen lässt. Die Grundidee dabei ist, dass sprachliche und bildliche Elemente sowie das Design von Medienangeboten als Mittel der kommunikativen Verständigung gesehen werden. Eine Hauptaufgabe der Arbeit liegt darin, einen handlungstheoretisch fundierten Analyserahmen multimodaler Medienkommunikation zu explizieren und ihn in einer Untersuchung der visuellen Zeitschriftengestaltung am Beispiel Nachrichtenmagazin zu erproben. Neben der multimodalen Theoriebildung sollen andererseits auch typische Merkmale der untersuchten Kommunikationsform Nachrichtenmagazin herausgearbeitet werden. Die Entwicklung eines handlungstheoretischen Zugriffs auf multimodale Kommunikationsprozesse und dessen empirische Erprobung soll typologische Aussagen über charakteristische Merkmale der untersuchten Nachrichtenmagazine ermöglichen. Vor dem Hintergrund des Anspruchs, Multimodalität nicht von vornherein auf die Kombination von Sprache und Bild zu reduzieren, soll es also darum gehen, die vielfältigen Mittel, die im Rahmen der Kommunikationsform Nachrichtenmagazin zur Verfügung stehen, als kommunikative Ressourcen zu beschreiben und typische Handlungsmuster zu bestimmen. Mit dieser Kombination aus begrifflicher Explikation und qualitativer Medienanalyse möchte die Studie zur Zeitschriftenforschung beitragen, indem eine linguistische Beschreibung multimodaler Formen der Medienkommunikation am Beispiel des Nachrichtenmagazins erarbeitet wird. Gleichzeitig versteht sich die Arbeit auch als handlungstheoretischer Beitrag zur Multimodalitätstheorie. Aufbau und Konzeption der Arbeit Das skizzierte Vorhaben wird im Folgenden in drei Schritten bewältigt: In einem ersten Schritt geht es um eine Erkundung des interdisziplinären Forschungsfeldes. In zwei getrennten Kapiteln zu Zeitschriften (Kapitel 1) und Multimodalität (Kapitel 2) werden zentrale Konzepte, Theorien und Methoden sowie Desiderata der Forschung im Rahmen eines explorativen Überblicks herausgearbeitet. Beide Kapitel können auch als eigenständige Einführungen in diese Forschungszusammenhänge gelesen werden. Mit dieser Art der Darstellung wird versucht, der Unübersichtlichkeit des Forschungsfeldes zu begegnen. In einem zweiten Schritt geht es vor diesem Hintergrund um eine medienlinguistische Modellierung von Zeitschriften als multimodale Kommunikationsformen. In Kapitel 3 wird versucht, ein Konzept von Multimodalität möglichst konzis darzustellen: Zentrale Begriffe für die Analyse werden entlang der Grundidee eingeführt, dass zur Lösung kommunikativer Aufgaben verschiedene Mittel im Rahmen funktionaler Textbausteine verwendet werden und dass diese Bausteine und ihre spezifische Gestaltung innerhalb des Medienangebots Indizien für die Lösung spezifischer Verstehensprobleme liefern, die sich bei der Rezeption ergeben. Diese handlungstheoretische Rebkonzeption von Multimodalität soll als holistischer Rahmen für die Analyse der visuellen Zeitschriftengestaltung dienen. In Kapitel 4 wird dieser Analysenrahmen am Beispiel der Zeitschrift als multimodale Kommunikationsform expliziert: Der kommunikative Handlungsspielraum der Zeitschriftenausstattung wird bestimmt, indem die im Rahmen der visuellen Zeitschriftengestaltung zur Verfügung stehenden Ressourcen der Organisation, Kommunikation und Gestaltung, sowie etablierte Konventionen im Umgang mit ihnen herausgearbeitet werden. Im dritten Schritt geht es um die empirische Anwendung als In-Beziehung-Setzen zum konkreten Fall des Nachrichtenmagazins. In Kapitel 5 untersucht die Arbeit am Beispiel deutschsprachiger Nachrichtenmagazine aus dem Zeitraum 2013–2014, inwieweit in einem empirisch gegebenen Ausschnitt der Zeitschriftenkommunikation verschiedene kommunikative Mittel zur Lösung spezifischer kommunikativer Aufgaben verwendet werden und welche Hinweise das Verstehen des multimodalen Kommunikationsangebots leiten können. Die Darstellung der Analyse versucht, zwei komplementäre Perspektiven zu integrieren: Einerseits werden typische Bausteine und deren kommunikative Funktionen fokussiert, andererseits typische Muster, wie diese Bausteine im Rahmen von Nachrichtenmagazinen zusammengesetzt werden.

Erscheinungsdatum
Reihe/Serie Innsbrucker Beiträge zur Kulturwissenschaft ; 86
Verlagsort Innsbruck
Sprache deutsch
Maße 170 x 240 mm
Einbandart kartoniert
Themenwelt Geisteswissenschaften Sprach- / Literaturwissenschaft Germanistik
Geisteswissenschaften Sprach- / Literaturwissenschaft Sprachwissenschaft
Schlagworte Kommunikationsforschung • Medienlinguistik • Medienwissenschaft • Multimodalität • populäre Printmedien • Visualität • Zeitschriftenforschung
ISBN-10 3-901064-49-4 / 3901064494
ISBN-13 978-3-901064-49-4 / 9783901064494
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