Das Doppelgängermotiv in der deutschen Romantik (eBook)
91 Seiten
GRIN Verlag
978-3-668-36510-0 (ISBN)
In vielen Schöpfungsmythen ist der Mensch nach dem Ebenbild des Gottes als dessen Doppelgänger geschaffen, „was auch die Umkehrung zuläßt, daß der Mensch sich seine Götter als ideales Ebenbild seiner selbst erschafft und unerreichbar macht“.
Das Doppelgängermotiv hat auch in der Literatur eine lange Geschichte. Dieser Motivkomplex setzt mit der Zwillingskomödie ein, die den zentralen Bestandteil der antiken Lustspieltradition bildet. Die komische Verwechslung zweier Personen kennzeichnet die Handlungsstruktur dieses Komödientypus. Musterbeispiel dafür ist Plautus´ Komödie Menaechmi, deren Handlungsaufbau in der Folgezeit zum Fundament und Kompositionsprinzip vielfältiger Aktualisierungen geworden ist. Die täuschende Ähnlichkeit zweier Personen ist biologisch bedingt und daher objektiv vorgegeben.
Seit der Antike orientiert sich das Doppelgängermotiv in der Dichtung hauptsächlich an der physischen Ähnlichkeit zweier Personen. Erst in der deutschen Romantik erfährt das Doppelgängermotiv eine bedeutende Neubelebung und Umdeutung, die aus dem Verwechslungsmotiv hervorgeht und besonders in den Werken Jean Pauls und E. T. A. Hoffmanns ihren Niederschlag findet. Wenn die physische Identität Textgrundlage für ein komisches Verwirrspiel bildet, so wird das Doppelgängermotiv in der deutschen Romantik um die Komponente der Persönlichkeitsspaltung bereichert, das heißt der Doppelgänger und sein Prototyp in der Verwechslungskomödie haben Selbstständigkeit, sind mit sich selber identisch, während sie in der deutschen Romantik in einem gegenseitigen Abhängigkeitsverhältnis stehen. Der Doppelgänger funktioniert nicht mehr als eine objektiv vorgegebene Person, die durch ihr identisches Aussehen die Verwechslung mit ihrem Prototyp verursacht, sondern als subjektiv erlebte Persönlichkeit, welche die Identität ihres Prototyps reflektiert. Der subjektiv erlebte Doppelgänger kann sowohl das Produkt der Phantasie oder Illusion seines Prototyps, als auch eine reale Person sein.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
1.1 Die Entwicklungsgeschichte des Doppelgängermotivs
1.2 Definition des Doppelgängers in der Romantik
1.3 Forschungssituation des Doppelgängermotivs und Aufgabe der vorliegenden Arbeit
1.4 Vorgehensweise der Analyse
2. Psychologisches Doppelgängertum
2.1 Das Allgemeine des psychologischen Doppelgängertums
2.2 Die Elixiere des Teufels von E. T. A. Hoffmann: Doppelgänger als Dualismus von der guten und bösen Macht des Unbewussten
2.2.1 Kindheit als unbewusste Einheit von 'Gut und Böse'
2.2.2 Doppelgänger als Symbol des Zerfalls der Ganzheit der Persönlichkeit
2.2.3 Rückgewinn der Einheit der Persönlichkeit
2.3 Siebenkäs von Jean Paul: Doppelgänger als ergänzende Seele
3. Mythologisches Doppelgängertum
3.1 Das allgemeine des mythologischen Doppelgängertums
3.2 Die Abenteuer der Sylvester-Nacht von E. T. A. Hofmann: Doppelgänger als Dualismus des Philister- und Künster-Ich
3.2.1 Der Konflikt zwischen dem alltäglichen und idealen Ich
3.2.2 Das Spiegelmotiv
3.3 Prinzessin Brambilla von E. T. A. Hoffmann: Doppelgänger als Dualismus des realen und idealen Ich
3.3.1 Der Dualismus der Realwelt und Phantasiewelt in Hoffmanns Capriccio Prinzessin Brambilla
3.3.2 Doppelgänger als Konflikt des realen und idealen Ich
3.3.3 Humor zur Überwindung der Ich-Spaltung
4. Satirisches Doppelgängertum
4.1 Das Allgemeine des satirischen Doppelgängertums
4.2 Lebens-Ansichten des Katers Murr von E. T. A. Hoffmann: Der Kater Murr als satirischer Doppelgänger des Philisters
4.3 Nachricht von den neuesten Schicksalen des Hundes Berganza von E. T. A. Hoffmann: Der Hund Berganza als Doppelgänger des empfindenden Künstlers
5. Schluss
Literaturverzeichnis
Erscheint lt. Verlag | 19.12.2016 |
---|---|
Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Romane / Erzählungen |
Geisteswissenschaften ► Sprach- / Literaturwissenschaft ► Literaturwissenschaft | |
Schlagworte | Deutsche Romantik • Doppergängermotiv |
ISBN-10 | 3-668-36510-5 / 3668365105 |
ISBN-13 | 978-3-668-36510-0 / 9783668365100 |
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Größe: 892 KB
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