Forschungsbetrug in der Medizin

Fakten, Analysen, Präventionsstrategien
Buch | Softcover
235 Seiten
2015
Campus (Verlag)
978-3-593-50327-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Forschungsbetrug in der Medizin - Stella Elaine Urban
41,00 inkl. MwSt
Um das Ansehen von medizinischen Forschern ist es in der westlichen Welt nicht überall gut bestellt. In den 1990er-Jahren gelangte das Thema "Medizinischer Forschungsbetrug" erstmals in den USA in das öffentliche Bewusstsein. Eine Debatte um begünstigende Strukturen und denkbare Kontrollinstrumente zur Eindämmung von Missbrauch entbrannte - in Deutschland blieb ein solcher Diskurs bis zur Jahrhundertwende zunächst aus. Der Band nimmt wissenschaftlich arbeitende Ärzte, die ethischen Anforderungen, denen sie sich ausgesetzt sehen, und das System, in dem sie arbeiten, in den Fokus. Stella Elaine Urbans Analyse von Betrugsfällen deckt wissenschaftsimmanente und individuelle Fallstricke auf, die unredliche Forschung begünstigen. Es zeigt sich, dass die wissenschaftliche Integrität unterstützt und geschützt werden muss, um das Vertrauen in die Medizin wiederherzustellen.
Um das Ansehen von medizinischen Forschern ist es in der westlichen Welt nicht überall gut bestellt. In den 1990er-Jahren gelangte das Thema »Medizinischer Forschungsbetrug« erstmals in den USA in das öffentliche Bewusstsein. Eine Debatte um begünstigende Strukturen und denkbare Kontrollinstrumente zur Eindämmung von Missbrauch entbrannte – in Deutschland blieb ein solcher Diskurs bis zur Jahrhundertwende zunächst aus. Der Band nimmt wissenschaftlich arbeitende Ärzte, die ethischen Anforderungen, denen sie sich ausgesetzt sehen, und das System, in dem sie arbeiten, in den Fokus. Stella Elaine Urbans Analyse von Betrugsfällen deckt wissenschaftsimmanente und individuelle Fallstricke auf, die unredliche Forschung begünstigen. Es zeigt sich, dass die wissenschaftliche Integrität unterstützt und geschützt werden muss, um das Vertrauen in die Medizin wiederherzustellen.

Stella Elaine Urban studierte Humanmedizin an der Universität Münster und arbeitet als Ärztin auf einer Stroke Unit in Friedberg.

Inhalt



Vorbemerkungen 10



1. Forschungsbetrug in der Medizin: Ein Spektrum an Beispielen 11



1.1 Internationale Fälle von Forschungsbetrug 13

Der Webster-Fall 14

Der Soman-Fall 15

Der Breuning-Fall 16

Der Darsee-Fall 16

Der Collins-Fall 18

Der Baltimore/Imanishi-Kari-Fall 28

Der Sudbø-Fall 21

Der Hwang-Fall 22

Der Fujii-Fall 26



1.2 Deutsche Fälle von Forschungsbetrug 28

Der Herrmann/Brach-Fall 28

Der Boldt-Fall 33

Der Kugler/Stuhler-Fall 34

Der Bulfone-Paus-Fall 38

Der Rottländer-Fall 41



1.3 Aktuelle Entwicklungen: Ghostwriting am Beispiel von Wyeth und der Merck-Group 43





2. Kategorien und Begrifflichkeiten wissenschaftlichen Fehlverhaltens 46



2.1 Einführung in die Begrifflichkeiten 46

2.2 Zur Geschichte der Kategorisierung von wissenschaftlichem Fehlverhalten 50

2.3 Arten des unredlichen Umgangs mit Daten 53

2.4 Arten der unredlichen Publikationspraxis 58

2.5 Arten des unredlichen Umgangs mit Kollegen 61

2.6 Fehlverhalten in Zahlen 64

2.7 Fazit 67





3. Wissenschaftliche Redlichkeit: Standards und Fallstricke 70

3.1 Einführung: Das Ideal des wissenschaftlich tätigen Mediziners 70

3.2 Ethische Theorien für die Analyse und Handhabung wissenschaftlichen Fehlverhaltens 71

Prinzipien für das Handeln wissenschaftlich tätiger Mediziner 74

3.3 Fallstricke wissenschaftlicher Redlichkeit 80

Wissenschaft als fehlbares System 81

Persönliches Versagen: Die individuelle Seite des Fehlverhaltens 99





4. Was bisher geschah: Schutz und Förderung wissenschaftlicher Redlichkeit 103

4.1 Die Scientific Community - An- und Herausforderungen im internal universe 103

4.2 Integrität der Forscherprofession - Sicherung des externen und internen Vertrauens 107

Der Compliance- und der Integrity-Stil 108

4.3 Wissenschaftsimmanente Kontrollinstanzen und externe fraudbuster 112

Institutionelle Anfänge 112

Wirkungsorte der Kontrolle 124

4.4 Die Praxis: Bestandsaufnahme aktueller Kontroll- und Sanktionsinstanzen sowie weitere Empfehlungen 131

Verfahren zur Aufklärung von Forschungsbetrug und Sanktionen 131

Umgang mit Forschungsdaten und -ergebnissen in verschiedenen Stadien des Veröffentlichungsprozesses 143

Strukturelle Standards zum Schutz wissenschaftlicher Redlichkeit 14





5. Resümee 158



Abkürzungen 161

Literatur 164

Dank 197



Anhang

Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis - DFG-Denkschrift 199



Register 233

"Stella Elaine Urbans Buch über Forschungsbetrug in der Medizin sollte eine Pflichtlektüre für alle Medizinstudenten bereits im Grundstudium sein.", manuelalintl.wordpress.com

»Stella Elaine Urbans Buch über Forschungsbetrug in der Medizin sollte eine Pflichtlektüre für alle Medizinstudenten bereits im Grundstudium sein.«, manuelalintl.wordpress.com

Vorbemerkungen
Die in dieser Arbeit verwendete Literatur stammt überwiegend aus den vergangenen 15 Jahren. Die gesichteten Veröffentlichungen zeigen die Anfänge einer systematischen Auseinandersetzung mit dem Thema wissenschaftlichen Forschungsbetrugs, ihren verschiedenen Aspekten und Hintergründen und den auffällig häufig übereinstimmenden ethischen Bewertungen und Positionen. Die im deutschsprachigen Raum veröffentlichte Literatur stellt sich relativ übersichtlich dar und hatte 1998 mit dem Bekanntwerden des größten deutschen Forschungsskandals der Mediziner Friedhelm Herrmann und Marion Brach ihren Höhepunkt. Seit 2005 nahmen die Publikationen zum Thema Forschungsbetrug jedoch wieder ab, zeitgleich mit der Prozessbeilegung des oben genannten Falles. Immer wieder wurde zwar in der Presse über neue Fälle von Forschungsbetrug berichtet, doch eine umfassende medizin- und wissenschaftsethische Auseinandersetzung wie in den USA löste dies nicht aus. Erschienene Monografien stammten nicht von Autoren mit medizinethischem Hintergrund, sondern von Journalisten. Deutschsprachige Publikationen zum Thema bleiben Kolibris. Umso mehr reizte mich das Thema, nachdem es mir von Frau Prof. Schöne-Seifert als mögliches Promotionsprojekt vorgestellt worden war. Eine mehrjährige Literatursichtungs- und Schreibphase begann. In der letzten Korrekturphase unterstützte mich meine Doktormutter, insbesondere die ethische Diskussion in Kapitel 3 betreffend, sodass auch ihre Formulierungen teilweise dort übernommen worden sind. Mit diesen Verwendungen hat sie sich ausdrücklich einverstanden erklärt. Veröffentlichungen, die nach dem 31. Dezember 2014 erschienen sind, wurden nicht mehr berücksichtigt.

1. Forschungsbetrug in der Medizin: Ein Spektrum an Beispielen
Um das Ansehen der Wissenschaft und das Vertrauen in die Integrität von Forschern ist es gegenwärtig in der westlichen Welt nicht durchgängig gut bestellt. Wenn etwa der italienische Wissenschaftshistoriker Federico Di Trocchio den zeitgenössischen Wissenschaftler beschreibt, scheint die Zukunft nicht rosig für die Zunft von "Wahrheitssuchern und -findern", die der Welt neue Erkenntnisse bescheren und sie in ihrem Wissensdrang voranbringen: Di Trocchio spricht von einer "neuen Generation von gefühllosen, zynischen, amoralischen jungen Wissenschaftlern, in deren Wirkungskreis offenkundig die Rücksichtslosigkeit und die technische Raffinesse der Geschäfts- und Industriewelt Einzug gehalten hat." (Di Trocchio 1994). Zunehmend wird über betrügerisches Verhalten von Forschern berichtet.
Seit den 1990er Jahren gelangte das Thema "Forschungsbetrug" insbesondere im amerikanischen Raum in das öffentliche Bewusstsein, nahm seine Anfänge jedoch bereits in den 1970er Jahren, so auch in den skandinavischen Ländern (Finetti/Himmelrath 1998, 32). Eine Debatte um begünstigende Strukturen und mögliche Kontrollinstrumente entbrannte. In Deutschland blieb eine umfassende Diskussion innerhalb der Wissenschaftsgemeinschaft - abgesehen von Veröffentlichungen aus juristischer Sicht von Albin Eser (1993) und Stefanie Stegemann-Boehl (1994) und der Max-Planck-Gesellschaft (MPG) (1997) und vereinzelten Veranstaltungen an Universitäten - zunächst aus. Dies wurde von einzelnen bemängelt (Eser 1993, 77; ebd. 1996, 2), ansonsten aber scheinbar ignoriert. Entstanden unter dem Eindruck des wohl bislang größten deutschen Forschungsbetrugsfalls von Medizinern (Herrmann/Brach-Fall) veröffentlichte die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) im Jahr 1998 ihre Denkschrift "Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis" (überarbeitete Auflage: DFG 2013a) sowie populärwissenschaftlich Marco Finetti, aktuell Pressesprecher der Deutschen Forschungsgemeinschaft und der Journalist Armin Himmelrath ihr Werk "Der Sündenfall" (Finetti/Himmelrath 1999). Die Illusion einer vollkommen redlichen Wissenschaftswelt zerplatzte. Doch was ist 15 Jahre später aus den Erkenntnissen der Vergangenheit gemacht worden?
Diese Ar

Erscheint lt. Verlag 11.5.2015
Reihe/Serie Kultur der Medizin ; 40
Verlagsort Frankfurt
Sprache deutsch
Maße 142 x 214 mm
Gewicht 304 g
Themenwelt Geisteswissenschaften Philosophie Ethik
Medizin / Pharmazie
Schlagworte Betrugsfälle • Biologie • Biowissenschaften • Ethik • Fehlverhalten • Forschung • Medizin • Medizinethik • Medizinische Forschung
ISBN-10 3-593-50327-1 / 3593503271
ISBN-13 978-3-593-50327-1 / 9783593503271
Zustand Neuware
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