Die Soldatenkaiser (eBook)

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2014 | 3. Auflage
VII, 136 Seiten
wbg Academic in der Verlag Herder GmbH
978-3-534-73868-7 (ISBN)
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Das Römische Reich stand im 3. Jh. n.Chr. am Abgrund: militärisch, politisch, sozial und fiskalisch. War es eine >Weltkrise<, die der antike Mittelmeerraum unter den Soldatenkaisern durchlitt? Dieser Band zeichnet die verschiedenen Aspekte nach und versucht sich in einer Deutung: Nicht eine alle Lebensbereiche erfassende Krise erschütterte das römische Weltreich, sondern umwälzende Veränderungen außerhalb des Imperiums erforderten militärische Reaktionen und brachten die alte Prinzipatsordnung ins Wanken. Die >Soldatenkaiser< - viele dieser durchweg vom Heer erhobenen Kaiser waren alles andere als unzivilisierte Haudegen - stellten sich typisch römisch, traditionsverbunden und doch innovativ den Herausforderungen ihres Zeitalters und schufen so ein neues Imperium.

Michael Sommer studierte Alte Geschichte, Klassische Philologie, Wissenschaftliche Politik, Neuere und Neueste Geschichte sowie Vorderasiatische Archäologie in Freiburg, Basel, Bremen und Perugia, lehrte in Liverpool und ist seit 2012 Professor für Alte Geschichte an der Universität Oldenburg. Seine Forschungsschwerpunkte sind das Imperium Romanum, der östliche Mittelmeerraum sowie die Phönizier. Von ihm sind zahlreiche Bücher erschienen, u.a. 'Der römische Orient. Zwischen Mittelmeer und Tigris' (2006), 'Die römischen Kaiser. Herrschaft und Alltag' (2010) und 'Narren im Purpur. Lebensbilder aus der Antike' (2012).

Michael Sommer studierte Alte Geschichte, Klassische Philologie, Wissenschaftliche Politik, Neuere und Neueste Geschichte sowie Vorderasiatische Archäologie in Freiburg, Basel, Bremen und Perugia, lehrte in Liverpool und ist seit 2012 Professor für Alte Geschichte an der Universität Oldenburg. Seine Forschungsschwerpunkte sind das Imperium Romanum, der östliche Mittelmeerraum sowie die Phönizier. Von ihm sind zahlreiche Bücher erschienen, u.a. "Der römische Orient. Zwischen Mittelmeer und Tigris" (2006), "Die römischen Kaiser. Herrschaft und Alltag" (2010) und "Narren im Purpur. Lebensbilder aus der Antike" (2012).

Geschichte kompakt6
Vorwort zur 4. Auflage7
I. Historische Voraussetzungen 9
1. Prinzipat 9
2. Einheit des Mittelmeerraums 15
II. Die Quellen und ihre Probleme 21
1. Literarische Quellen21
2. Inschriften 25
3. Papyri 27
4.Münzen 28
5.Arch_ologische Quellen 30
III. Die Soldatenkaiser: Das Drama und seine Akteure33
1.Vorspiel: Das severische Kaiserhaus34
2. Erster Akt: Von Maximinus Thrax bis Philippus Arabs (235-249) 40
3.Zweiter Akt: Von Decius bis Gallienus (249-268)56
4.Dritter Akt: Von Claudius II. Gothicus bis Carus (268-283) 71
5. Nachspiel: Diokletian und die Tetrarchie (284-305) 86
IV. Herausforderungen: Die alte Ordnung in der Krise 91
1. Die Grenzen im Westen: Rhein und Donau 92
2. Ein neuer Nachbar im Osten: Die Sasaniden 99
3.Usurpation105
4. Zwischen Kontinuität und Rezession: Die Wirtschaft 109
V. Antworten: Eine neue Ordnung zeichnet sich ab 119
1. Militär und Strategie 119
2. „Sonderreiche“: Die Regionalisierung militärischer
Verantwortung 125
3. Innovationen in Wirtschaft und Verwaltung 137
4.Auf der Suche nach Legitimität: Ansätze zu einer religiösen
Fundierung des Kaisertums 144
VI. Bilanz einer Epoche 154
Auswahlbibliographie160
Register. 163

»Sommer bietet eine gelungene Einführung in die Soldatenkaiserzeit. Unter Auswertung der Ergebnisse der neueren Forschung und Einbeziehung unterschiedlichster Quellen zeichnet der Autor ein lebendiges Bild des Römischen Reiches in dieser Krisenzeit, ohne den Leser mit zu vielen Details zu überfordern. Der flüssig und anschaulich geschriebene Text vermittelt somit einen schnellen Überblick und eignet sich hervorragend als Einführung für Studierende.« H-Soz-U-Kult

»Ein übersichtliches Bild über eine schwierige Epoche« Das Historisch-Politische Buch

II. Die Quellen und ihre Probleme


Wir wissen über das 3. Jahrhundert, besonders die Periode der Soldatenkaiser, wenig – noch weniger, als über viele andere Epochen antiker Geschichte. Ein Grund liegt in den Zufälligkeiten der Überlieferung: Wichtige Texte, die Aufschlüsse über historische Abläufe geben könnten, sind verschollen, andere, erhaltene stellen einer schlüssigen Deutung schier unüberwindliche Hürden entgegen. Andererseits: Eine dürftige, problematische Überlieferungssituation ist vielleicht, vor dem Hintergrund allgemeinen Zeitenwechsels, nicht nur zufallsbedingt. Sie mag ihrerseits auch Indikator sein, Ausdruck sich wandelnder Präferenzen und Möglichkeiten der Zeitgenossen. Ein ganzer Abschnitt, nur den Quellen gewidmet, ist vermeintlich trockener Lesestoff; angesichts der Zeugnisse der Soldatenkaiserzeit und ihrer vielfältigen Probleme ist er unerlässlich.

1. Literarische Quellen


Herodian

Cassius Dios Geschichtswerk, die Hauptquelle für das 2. und beginnende 3. Jahrhundert, bricht 229 ab. Obwohl für das Verständnis der Epoche und ihrer prägenden Grundstimmungen unentbehrlich, ist es deshalb im strengen Sinn für die Geschichte der Soldatenkaiserzeit wertlos. Etwas weiter (bis 238) reichen die acht Bücher Geschichte des vielleicht aus Syrien stammenden, unter den Gordianen oder etwas später schreibenden Historiographen Herodian, dessen Werk in der Altertumswissenschaft wegen seiner „Fabulierfreudigkeit“ (Hermann Bengtson) keinen guten Ruf genießt. Einer historischen Forschung, die nicht allein an der Rekonstruktion der Ereignisgeschichte, sondern auch an kulturellen Orientierungen und Mentalitäten interessiert ist, hat Herodian, der mit durchaus originellen literarischen Mitteln arbeitet, gleichwohl etwas zu sagen.

Herodians Zeitgenossenschaft macht ihn zum wichtigen Zeugen für Stimmungen und Wahrnehmungen der Epoche. Die literarische Gestaltung seines Stoffes erhält von hier ganz wesentlich ihre Impulse. Dass Herodian die Krisensymptome seines Zeitalters nicht entgingen, wird aus seinen Bewertungen der von ihm skizzierten Kaiserpersönlichkeiten deutlich. Sein Gegenstand ist Zeitgeschichte von Commodus bis Maximinus Thrax, aber Referenzpunkt im Hintergrund ist stets Marcus Aurelius, der „Philosoph auf dem Kaiserthron“. Dessen Epoche ist Herodian, der sie nicht erlebt hat, in der Rückschau ein goldenes Zeitalter, seine Herrschaft die eines idealen, weil griechisch gebildeten Kaisers. Dagegen nehmen sich die Kaiserpersönlichkeiten seiner Gegenwart – ein entarteter Tyrann (wie Caracalla), ein exotischer Wollüstling (wie Elagabal), ein barbarischer Berserker (wie Maximinus Thrax) – wie bloße Karikaturen aus. Das Paradigma griechischer Erziehung (paideia) beherrscht seine Darstellung und bestimmt die selektive Schilderung von Ereignisgeschichte.

Historia Augusta

Ein ganzes Bündel von Problemen wirft die Historia Augusta auf, eine von Hadrian bis Numerian (117–285) reichende Sammlung von Kaiserbiographien und für weite Teile der Soldatenkaiserzeit einzige literarische Quelle. Bereits die Autorschaft bereitet kaum lösbare Probleme: Um die Frage, ob für alle Viten der Sammlung ein einziger Verfasser verantwortlich zeichnet oder, wie vom Werk selbst suggeriert, für jede Vita ein anderer, wird in der Forschung zur Historia Augusta heftig gerungen. Ungeklärt und durch die Frage der Autorschaft zusätzlich kompliziert sind auch Entstehungszeit (vermutlich die zweite Hälfte des 4. Jahrhunderts), Quellen und Tendenz der Sammlung.

Zu diesen Schwierigkeiten gesellt sich noch der offensichtlich besonders hohe Grad literarischer Fiktionalität der Historia Augusta – im Prinzip ein Problem jeglicher historiographischer Literatur der Antike. Weniger die Überlieferung historischer Fakten als vielmehr das Ziel, unterhaltsame Lektüre zu bieten, sowie vielleicht eine – sich uns nicht immer erschließende – antichristliche Polemik bestimmen weite Teile des Textes. Mit den Mitteln der Quellenkritik ist dem nur schwer beizukommen. Dennoch lagen dem Autor oder den Autoren der Historia Augusta zahlreiche Quellen vor, die heute verloren sind. Schon deshalb wird man an der Historia Augusta kaum vorbeikommen.

Dexippus

Zu den heute weitgehend verlorenen historiographischen Texten des 3. Jahrhunderts zählt die griechische Chronik des Atheners Dexippus, die bis zum Tod Claudius’ II. (270) reichte. Auf Dexippus griffen die Historia Augusta und mehrere byzantinische Geschichtsschreiber zurück, in denen Fragmente der Chronik überdauert haben. Dexippus erlebte den Einfall der von den Goten abgespaltenen Heruler nach Griechenland und den Fall Athens. Für seinen Einsatz bei der Zurückschlagung der Heruler errichteten die Athener ihm eine Ehrenstatue, deren Basis (mit Inschrift) erhalten ist. Lediglich fragmentarisch überliefert sind auch die Geschichtswerke der Zeitgenossen Eusebios und Nikostratos von Trapezunt, ganz verloren sind die griechischen Schriften des Asinius Quadratus, eines Senators aus Italien. Der Eindruck, dass die literarische Produktion in der „Krise“ des 3. Jahrhunderts weitgehend erlahmte, ist grundfalsch: Er ist ganz wesentlich einer ungünstigen Überlieferungssituation geschuldet.

Breviarien

Ein Spezifikum des 4. Jahrhunderts sind die „Breviarien“, historische Abrisse in Kurzform, entstanden in offiziellem Auftrag des Kaiserhauses. Erhalten sind die Breviarien Eutrops, Aurelius Victors und des Festus sowie eine anonyme Schrift, die Epitome de Caesaribus. Sie alle schöpfen, wie auch die Historia Augusta, aus einer gemeinsamen, nicht erhaltenen und erst von einem Historiker des 19. Jahrhunderts rekonstruierten Quelle, die nach ihm „Enmannsche Kaisergeschichte“ heißt. In ihrer Darstellung wesentlich knapper, liefern die Breviarien durchweg verlässlichere Informationen als die problematische Historia Augusta. Von ähnlicher Bedeutung ist die Chronica Urbis Romae, eine kurz gefasste Stadtgeschichte, die bis zur Alleinherrschaft Konstantins des Großen (324) reicht, wenig später entstand und Mitte des 4. Jahrhunderts in einem Almanach, dem so genannten Chronograph des Jahres 354 n. Chr., Verwendung fand.

Chroniken christlicher Autoren

Eine weitere Gruppe literarischer Quellen bilden die Chroniken christlicher Autoren des 3. bis 5. Jahrhunderts. Sie konzentrieren sich, der Textnatur entsprechend, auf heils- und kirchengeschichtliche Aspekte, namentlich die Auseinandersetzung mit heidnischen Religionen. Gleichwohl enthalten Werke wie die Kirchengeschichte des Bischofs Eusebios von Caesarea und Orosius’ Historiarum adversum paganos libri VII („Sieben Bücher Geschichte gegen die Heiden“) vereinzelt wichtiges Material. Kein christlicher Autor hat aber als Quelle für die Soldatenkaiserzeit eine vergleichbare Bedeutung wie der 245 getaufte Cyprian, Bischof von Karthago zur Zeit der in Afrika besonders heftigen Christenverfolgungen des Decius. Zwar hat sein Blick auf die Geschichte primär eine lokale Dimension, doch ist gerade sie, zumal vor dem Hintergrund allgemeiner Quellenarmut für die Jahrhundertmitte, besonders illustrativ. Cyprian gibt Einblick in das Denken und Fühlen christlicher munizipaler Eliten. Er ist einer der Kronzeugen für die moderne These, die Menschen seiner Zeit hätten ein „Krisenbewusstsein“ entwickelt. Freilich teilten Cyprian und seine Zeitgenossen, auch viele Nichtchristen, die religiös inspirierte Auffassung, das Ende der Welt stehe unmittelbar bevor, und nahmen so die irdischen Verhältnisse als „Jammertal“ wahr. Ob hier das Sein das Bewusstsein beeinflusste oder ob es sich umgekehrt verhielt, ist nicht leicht zu entscheiden.

Byzantinische Autoren

Manches von den verloren gegangenen Texten des 3. Jahrhunderts bewahrten die Geschichtswerke byzantinischer Autoren. Hier seien nur die beiden wichtigsten genannt: der um 500 n. Chr. schreibende Heide Zosimus, ein Syrer, der in seiner „Neuen Geschichte“ den Verfall Roms seit Augustus darstellen wollte und unter anderem auf Dexippus zurückgriff, und der im 12. Jahrhundert lebende Mönch Johannes Zonaras, Verfasser einer bis in seine Gegenwart reichenden Weltchronik. Interessante Informationen über die Einfälle gotischer Stämme in das Reichsgebiet hält die Gotengeschichte (De origine actibusque Getarum) des im 6. Jahrhundert lebenden Goten Jordanes fest.

Oracula Sibyllina

Nicht zur historiographischen Literatur zählt das Textcorpus der Oracula Sibyllina, eine äußerst uneinheitliche Sammlung von Prophezeiungen, die erst in nachantiker Zeit zusammengestellt wurde. Von den ursprünglich 14 Büchern sind noch 12 erhalten. Das für die Soldatenkaiserzeit bedeutendste ist das 13., zwischen dem römisch-persischen Frieden von 264 und der Ermordung des palmyrenischen Herrschers Odaenathus (267) entstandene Buch. Es enthält zahlreiche Zeitbezüge und ist für die Rekonstruktion der Ereignisgeschichte, speziell mit Blick auf den Osten, eminent wichtig. Gemeinsam mit anderen Büchern (dem 8. und 12. Buch) gibt es zudem Aufschluss über das Lebensgefühl der...

Erscheint lt. Verlag 16.6.2014
Verlagsort Darmstadt
Sprache deutsch
Themenwelt Geschichte Allgemeine Geschichte Altertum / Antike
Schlagworte Kaiser • Militär • Römisches Reich
ISBN-10 3-534-73868-3 / 3534738683
ISBN-13 978-3-534-73868-7 / 9783534738687
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