Umarme deinen Feind (eBook)

Buddhistische Techniken zur Befreiung von inneren und äußeren Widersachern
eBook Download: EPUB
2014 | 1. Auflage
240 Seiten
Lotos (Verlag)
978-3-641-13320-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Umarme deinen Feind -  Sharon Salzberg,  Robert Thurman
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Wenn das Leben ein Kampf ist, ist dieses Buch Ihr Freund
Auch wenn es uns nicht immer bewusst ist: Wir alle werden in unserem Leben mit äußeren und inneren Feinden konfrontiert, die uns in Konflikte verwickeln und uns an der Selbstentfaltung hindern. Ob es sich dabei um Menschen und Situationen handelt, die uns verunsichern, beunruhigen oder ängstigen oder um negative Gefühle wie Ärger, Angst und Wut - in diesem Buch zeigen zwei herausragende buddhistische Lehrer, wie wir uns davon befreien können. Mit einfachen buddhistischen Methoden wird es möglich, Widersacher zu identifizieren, die Beziehung zu ihnen zu wandeln und Frieden mit ihnen zu schließen. So finden wir über die bewusste Auseinandersetzung mit unseren Feinden zu innerer Ruhe und Harmonie.

Sharon Salzberg ist eine international bekannte Meditationslehrerin und spirituelle Lebensberaterin. Zusammen mit Jack Kornfield gründete sie die Insight Meditation Society, deren Ziel es ist, die Praxis der Meditation dem modernen Menschen zugänglich zu machen. Die Autorin lebt in Barre, Massachusetts, und in New York City.

1 Sieg über den äußeren Feind

Unserem äußeren Feind begegnen wir, wenn uns etwas angetan wird. Alles Mögliche kann uns im Leben passieren. Wir oder die Menschen, denen wir uns nahe fühlen, werden verleumdet oder beschimpft, ausgeraubt oder geschlagen, gemobbt oder in anderer Weise gequält, womöglich gefoltert oder sogar getötet. Unser Eigentum wird entwendet, beschädigt oder zerstört. Wer so etwas tut, wird als Feind betrachtet: jemand, der einen anderen hasst und ihm Schaden zufügen möchte oder es tatsächlich tut. Wir finden, es steht uns zu, solche Übeltäter als Feinde zu betrachten und entsprechend zu behandeln.

Auch andere Menschen werden schlecht behandelt, und wenn wir uns mit ihnen identifizieren, betrachten wir die Leute, die ihnen Schaden zufügen, ebenfalls als unsere Feinde. Dazu noch all die Bücher und Filme, in denen es immer wieder um die Guten gegen die Bösen geht und wir uns mit den Guten identifizieren und es kaum erwarten können, dass sie die Bösen endlich erledigen und alles wieder gut ist.

Weitere äußere Feinde, unter denen wir leiden, sind die vielen Dinge in der Welt, die aus unserer Sicht falschlaufen, einschließlich derer, die wir als verantwortlich betrachten: eine wirtschaftliche Schieflage, die vor allem die Superreichen begünstigt; Industriezweige, die unsere Gewässer verschmutzen oder die Immobilienpreise in die Höhe treiben; Politiker, die mit unseren Versorgungsansprüchen und von der Verfassung garantierten Rechten Schindluder treiben; üppig finanzierte Interessensgruppen, die ihren kleinlichen Eigennutz durchboxen. Wohin man auch blickt, überall stehen Gruppeninteressen gegen Gruppeninteressen.

Feinde lassen sich auch mühelos in unserer Nachbarschaft oder in der Schule finden. Jugendliche Todesschützen und Terroranschläge füllen die Schlagzeilen, und ein besonders heimtückisches, wie ein Lauffeuer um sich greifendes Problem ist das Mobbing. Rasse, Glaube, Nationalität, Gesellschaftsschicht, sexuelle Orientierung – selbst ein Stottern oder die »falsche« Kleidung können zu Angriffen und wüsten Beschimpfungen Anlass geben, und das mitunter mit fatalen Folgen.

Wir brauchen nur die Zeitung aufzuschlagen oder den Fernseher einzuschalten, schon sehen wir uns rings um den Globus mit Feinden konfrontiert. Ein Land fällt über das andere oder über seine eigenen Bewohner her, und das Blutvergießen empört uns so sehr, dass wir den Aggressoren eine vernichtende Niederlage wünschen. Sollte unser eigenes Land der Aggressor sein – da kann in meinem Fall die Bombardierung Bagdads als Beispiel dienen –, sind wir hin und her gerissen, denn einerseits möchten wir die Bösen ausgeschaltet sehen und andererseits verfolgen uns Traurigkeit und Gewissensbisse, weil gewaltsames Vorgehen mit so viel menschlichem Leid verbunden ist.

Wir versuchen uns gegen Schaden abzusichern, aber bloße Schutzvorkehrungen oder bloßes Weglaufen helfen nur kurzzeitig, früher oder später holt uns das Unheil doch wieder ein. Unverwundbar können wir uns nur dadurch machen, dass wir unser Feindbild grundsätzlich ändern und lernen, jedes Unheil als Chance zu sehen, als etwas, woraus für uns und andere Gutes entstehen kann. Unter diesem Gesichtspunkt ließe sich fragen, wie unsere Kräfte denn zunehmen sollten, wie unsere Rüstung der Geduld Glanz bekommen sollte, wenn nicht irgendwer darauf aus wäre, uns zu schaden, um uns damit Gelegenheit zu geben, unsere Reaktionen zu beherrschen – unsere Verärgerung, unser Opfergefühl, unseren Zorn, unsere Angst. Dazu brauchen wir Feinde. Wir sollten unseren Feinden dankbar sein, sagt der Dalai Lama, weil wir durch sie zu Geduld, Mut und Entschlossenheit finden, letztlich zu einem abgeklärten Geist.

Die effektive Auseinandersetzung mit unseren Feinden setzt voraus, dass wir Hass und Angst überwinden müssen: gegenüber allen, die uns schaden oder es vorhaben, gegenüber allen, die uns in der Vergangenheit geschadet haben oder es in der Zukunft tun könnten. Das scheint für die meisten von uns reichlich viel verlangt zu sein, zunächst jedenfalls. Wir gehen dabei am besten langsam vor, in kleinen, aufeinander aufbauenden Schritten.

Lassen Sie mich aber gleich vorausschicken, dass wir Ihnen nicht empfehlen wollen, sich einfach jedem auszuliefern, der sich über Sie hermachen möchte. Das wäre Masochismus, davon hat niemand etwas. Fangen wir lieber damit an, dass wir Leuten, die es nicht gut mit uns meinen, aus dem Weg gehen, damit sie gar nicht mehr Gelegenheit haben, ihre finsteren Pläne in die Tat umzusetzen. Aber wenn wir ihnen nicht ausweichen können, müssen wir uns irgendwie verteidigen. Es liegt jedoch zwischen dem Ausweichen und der Selbstverteidigung noch eine weitere Möglichkeit, ein Mittelweg. Am besten agieren wir vorbeugend und klug, sodass wir uns gar nicht erst ärgern und unser Feind keinen Ansatzpunkt findet.

Gemeinsam ist diesen Ansätzen, dass wir jemanden als potenzielle Gefahr sehen, nicht unähnlich einem Lastwagen, der uns auf der Landstraße entgegenkommt. Wir sorgen einfach unsererseits dafür, dass wir gut an ihm vorbeikommen. Aber wir hassen ihn nicht, wir erklären ihn nicht zum Feind. Wir sorgen einfach dafür, dass wir auf unserer Straßenseite und damit in Sicherheit bleiben.

Gewiss, es ist nicht ganz einfach, unsere Feinde nicht zu hassen. Wenn uns Schaden zugefügt wird, fühlen wir uns automatisch als Opfer und reagieren mit Ärger, Hass oder Angst. So stellt sich also unseren äußeren Feinden gegenüber die Frage, wie wir sie ausschalten können, ohne das Feuer zu erwidern. Wenn wir uns angegriffen fühlen, ist es dann überhaupt möglich, nicht zu reagieren? Es geht, wenn wir die Lage klar durchschauen und uns körperlich und sprachlich in der Gewalt haben. Anders gesagt, wir brauchen für den Umgang mit unseren Feinden die Intelligenz der kritischen Weisheit; sie durchschaut die Situation präzise und bewahrt uns vor kopflosen Reaktionen.

Mobbing

Mobbing greift um sich, seine Erscheinungsformen reichen von übler Nachrede über Ausgrenzung bis hin zu körperlicher Gewalt. Zu den Foltermethoden gehören verächtliches Lachen, Verhöhnung, Anstarren und Nichtbeachtung. Die Statistiken sind zwar uneinheitlich, aber unstrittig ist, dass sehr viele Schüler irgendwann gemobbt werden – nach einer Erhebung bis zu 77 Prozent.

Auf dem Schulhof, am Arbeitsplatz, im Web und sogar in Behörden und religiösen Organisationen ist Mobbing zu einer Art Lebensform geworden. Es kann sich aufgrund der ethnischen Zugehörigkeit, der Religion, des Geschlechts oder anderer Merkmale gegen bestimmte Opfer richten oder auch in einzelnen Akten der Feindseligkeit und Grausamkeit seinen Ausdruck finden.

Mobbing ist der trostlose Tiefpunkt des Gegnerschaftsparadigmas, wo sich Feld-Wald-und-Wiesen-Unfreundlichkeit zu feindseligen Anschlägen auf Körper und Psyche des Opfers ausweitet. Oft ist der Täter selbst zutiefst verunsichert und möchte zum Ausgleich andere ausschließen oder attackieren. Er gibt seine Schwäche nicht zu, sondern verlagert sie und geht auf Gegner los, die ihm nicht ernsthaft Paroli bieten können. Einzelne und Gruppen, die sich ohnehin schon als Opfer sehen, sind deshalb besonders geeignete und beliebte Mobbing-Ziele. In der ganz überwiegenden Mehrheit der Fälle stimmen sogar Unbeteiligte in die Verhöhnung ein oder stacheln den Anführer noch an.

Es gibt andere Formen der sozialen Ausgrenzung, die zwar subtiler, aber nicht weniger schmerzhaft sind als direktes Mobbing. Ich habe das aus nächster Nähe an der chinesischen Adoptivtochter einer euro-amerikanischen Freundin beobachten können. Am ersten Schultag der Kleinen wurden alle in der Klasse aufgefordert, körperliche Ähnlichkeiten mit Vater oder Mutter zu beschreiben. Die Tochter meiner Freundin kam schluchzend nach Hause, weil sie die Einzige war, die nichts vorbringen konnte.

Ich weiß noch gut, dass ich als Mädchen genauso empfunden habe, als mein Vater in einer psychiatrischen Klinik war. Im Unterricht wurden wir gefragt, was unser Vater beruflich machte, und ich hatte keine Antwort. Immer wenn dergleichen geschah, versank ich noch tiefer in diesem Gefühl von Isolation und Scham.

Systeme können so schikanös sein wie Einzelne. Gesellschaftliche Strukturen können schon deshalb wie eine Art Mobbing wirken, weil sie die Bildung von Stereotypen begünstigen und das hierarchische Denken fördern, vor allem aber, weil sie unser Denken auf diese oder jene Weise gängeln. Leider werden die Menschen ja nicht nur in religiösen Kulten und totalitären Regimes gezielt mit falschen Informationen gefüttert, und nicht nur dort wird ihnen ihr natürliches Denken ausgetrieben.

Der Sozialwissenschaftler Gregory Bateson hat schon in den Fünfzigerjahren des vorigen Jahrhunderts die destruktive Wirkung widersprüchlicher Botschaften beschrieben. Da geht es vor allem um die stillschweigende oder sogar völlig unbewusste Abmachung in Familien, dass die Wahrheit auf keinen Fall ausgesprochen werden darf. Denken wir an Eltern, die ihre Kinder schlagen und dazu behaupten, es geschehe zu ihrem Besten, wenn nicht sogar aus Liebe. Oder an die Mutter, die so tut, als wäre alles in schönster Ordnung, während die Kinder ihr deutlich ansehen, wie sehr sie eigentlich hinter ihrem aufgesetzten Lächeln leidet. In Suchtbewältigungsprogrammen spricht man hier gern vom »Elefant im Wohnzimmer«: ein riesiges, eigentlich ins Auge springendes Problem, das...

Erscheint lt. Verlag 28.7.2014
Übersetzer Jochen Lehner
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Love Your Enemies
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Esoterik / Spiritualität
Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Östliche Weisheit / Alte Kulturen
Geisteswissenschaften
Schlagworte Bernhard Moestl • Beziehungen • Buddha • Buddhismus • eBooks • Konfliktbewältigung • Konflikte • Meditation • Psychologie • Selbsthass • Shaolin • spirituelle Bücher • Uma Thurman • Uma Thurman, Konfliktbewältigung, Psychologie, Beziehungen, Konflikte, Buddhismus, Selbsthass, Meditation, Shaolin, Bernhard Moestl
ISBN-10 3-641-13320-3 / 3641133203
ISBN-13 978-3-641-13320-7 / 9783641133207
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