Der Hundertjährige K... (eBook)

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2014 | 1. Auflage
136 Seiten
Primus-Verlag Gmbh
978-3-86312-870-8 (ISBN)
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1429 gelang es Jeanne d'Arc, den englischen Belagerungsring um Orléans, dem Schlüssel zu Südfrankreich, zu sprengen. Damit begann die Wende im Hundertjährigen Krieg (1337-1453), in dem zeitweise halb Frankreich von den Engländern besetzt war. Nach dem Tod Karls IV. erhob der englische König Ansprüche auf den französischen Thron. Dies führte zu dem dramatischsten kriegerischen Großereignis des Spätmittelalters. Anne Curry gelingt es, die wechselvollen Auseinandersetzungen zwischen dem Haus Valois, den englischen Königen und den verbündeten Burgundern sowie den Bürgerkrieg zwischen den Armagnacs und Bourguignons klar und verständlich nachzuzeichnen. Gleichzeitig macht sie deutlich, wie sich die Kriegsführung über die Jahre veränderte: die Infanterie wurde immer wichtiger, während Ritter an Bedeutung verloren, das Schießpulver kam mehr und mehr auf und gab dem Krieg ein neues Gesicht. Und auch die Menschen, die in den Krieg verwickelt waren, veränderten sich ? mit jeder neuen Generation.

Anne Curry ist Professorin für mittelalterliche Geschichte an der Universität von Southampton und Dekanin des Fachbereichs Geisteswissenschaften. Sie hat zahlreiche Bücher zur Geschichte des 13.-15 Jahrhunderts geschrieben.

Anne Curry ist Professorin für mittelalterliche Geschichte an der Universität von Southampton und Dekanin des Fachbereichs Geisteswissenschaften. Sie hat zahlreiche Bücher zur Geschichte des 13.-15 Jahrhunderts geschrieben.

»Oft sucht man vergeblich nach Büchern, die ein komplexes historisches Geschehen einfach und anschaulich wiedergeben, ohne es auf platte Art zu popularisieren. Anne Currys Darstellung des Hundertjährigen Krieges ist ein solches Buch.« Frankfurter Allgemeine Zeitung

»Der Autorin gelingt es, die wechselvollen Auseinandersetzungen zwischen dem Haus Valois, den englischen Königen und den verbündeten Burgundern sowie den Bürgerkrieg zwischen den Armagnacs und den Bourguignons klar und verständlich nachzuzeichnen.« Pallasch

Der Hintergrund des Konflikts:
England und Frankreich in Krieg und Frieden (1259–1328)


DIE FEINDSCHAFT ZWISCHEN den Königreichen England und Frankreich rührte, wie bereits angedeutet, aus den Landansprüchen der englischen Krone in Frankreich, die zwischen 1154 und 1204 ihre größte Ausdehnung erfuhren. Damals herrschten die englischen Könige aus dem Haus Anjou-Plantagenêt über das Angevinische Reich, das auf dem europäischen Festland unter anderem die Normandie, Maine, Anjou, die Touraine, das Poitou und Aquitanien umfasste. Bis zum Jahr 1224 waren, mit der Ausnahme Aquitaniens, alle diese Besitzungen an die französische Krone zurückgefallen: Die Kapetinger hatten sie unter Ausnutzung ihrer lehnsherrlichen Stellung für sich gewonnen.

Allerdings hatten die ‚angevinischen‘ Könige von England in ihren französischen Besitzungen nicht die Landeshoheit inne; vielmehr waren sie ihnen vom französischen König, dessen Vasallen sie dadurch wurden, zum Lehen gegeben. Diese Regelung wurde im Vertrag von Paris bekräftigt, den Heinrich III. von England im Oktober 1259 mit Ludwig IX. von Frankreich schloss. Heinrich verzichtete auf einige seiner Ansprüche, sofern sie bereits verloren gegangene Territorien betrafen, und wurde im Gegenzug als Lehnsinhaber des Herzogtums Guyenne, also im Wesentlichen von Bordeaux, Bayonne und deren Hinter- und Umland, der Gascogne, bestätigt. Zudem wurde ihm die Rückgabe weiterer Gebiete des alten Herzogtums Aquitanien in Aussicht gestellt, unter denen die Saintonge, nördlich der Gironde, sowie das Agenais und Quercy an der östlichen Grenze, dazu Ansprüche in den drei Diözesen Périgueux, Cahors und Limoges den Löwenanteil ausmachten. Da einige dieser Gegenden sich zum Zeitpunkt ihrer Übergabe seit fünfzig Jahren in französischer Hand befunden hatten, waren Grenzverläufe wie Loyalitäten bisweilen zweifelhaft. Eine weitere Schwierigkeit trat auf, als 1279 die Grafschaft Ponthieu, die das Gebiet rund um die Somme-Mündung umfasste, durch Eleonore von Kastilien, die Frau Eduards I., an die englische Krone kam.

Der wichtigste Aspekt des Vertrages von Paris war jedoch, dass er den Vasallenstatus der englischen Könige bekräftigte, wodurch sie sich genötigt sahen, dem französischen König für ihre Besitzungen auf dem Kontinent zu huldigen. Bei Vertragsabschluss 1259 schuf Heinrich III. hierfür den Präzedenzfall, indem er im Garten des Palastes auf der Ile de la Cité, nahe der gerade fertiggestellten Sainte-Chapelle, vor Ludwig IX. in die Knie ging.

Und für das, was er Uns und Unseren Erben geben wird, wollen Wir und Unsere Erben ihm und seinen Erben, den Königen von Frankreich, als Vasallen huldigen, für Bordeaux, Bayonne und die Gascogne, und für alle Lande, die Wir jenseits des Kanals halten […] und Wir wollen sie von ihm zu Lehen nehmen als Angehöriger des französischen Adels und Herzog von Aquitanien.

(VERTRAG VON PARIS, 1259)

Bei jedem Thronwechsel – egal, auf welcher Seite des Kanals – wurde nun eine Huldigung des englischen Monarchen an die Krone Frankreich fällig. Dies geschah 1273, 1285, 1303, 1308, 1320 und 1325 – auch wenn der englische König dabei nicht selten einen gewissen Widerwillen an den Tag legte: war doch er, der als souveräner Herrscher in seinem eigenen Land regierte, als ‚bloßer‘ Vasall in seinen Ländereien auf dem Kontinent gewissermaßen in einer unwürdigen Position, die ihm nur zum Nachteil gereichen konnte. Die französischen Untervasallen der englischen Krone konnten beim französischen König Beschwerde gegen dessen Kronvasallen, ihren unmittelbaren Lehnsherrn, einlegen – woraufhin dieser unter Umständen an den Pariser Hof einbestellt wurde.

Beiderseits des Ärmelkanals entwickelten sich Theorie und Praxis des Königtums im letzten Viertel des 13. Jahrhunderts in rasantem Tempo. Während in England Eduard I. bestrebt war, die Anerkennung seiner Souveränität über Vasallen in Wales und Schottland durchzusetzen, wollte Philipp IV. von Frankreich seine königliche Autorität gleich doppelt behaupten: gegenüber seinen Untertanen im Allgemeinen, insbesondere jedoch mit Blick auf seine mächtigsten Lehnsleute. Dazu gehörte – neben dem Grafen von Flandern, der im nördlichen Frankreich über ein wohlhabendes, städtisch geprägtes Territorium herrschte, das enge Handelsverbindungen mit England vorzuweisen hatte – natürlich der englische König. Genau wie 1202, als der Krieg ausgebrochen war, weil Philipp II. sämtliche französischen Besitzungen Johanns Ohneland beschlagnahmt hatte, so entbrannten Auseinandersetzungen zwischen Philipp IV. und Eduard I. im Jahr 1294, und zwischen Karl IV. und Eduard II. im Jahr 1324, jeweils unter ganz ähnlichen Umständen.

Der Krieg von 1294–98


IN BEIDEN DIESER FÄLLE waren von den Franzosen erfundene Anschuldigungen der maßgebliche Kriegsgrund. Philipp etwa provozierte Eduards Vasallen in Aquitanien dazu, Beschwerden gegen ihren englischen Lehnsherrn einzureichen. Der eigentliche Casus Belli erwuchs jedoch aus Streitereien zwischen Seeleuten aus der Normandie und der Gascogne, die im Mai 1293 in einem Überfall aus Bayonne stammender Matrosen auf die Hafenstadt La Rochelle gipfelten. Im Oktober zitierte Philipp Eduard zu sich: Der englische König sollte sich wegen Beschwerden über seine gaskognischen Untertanen und Amtsträger verantworten. Sein Nichterscheinen und das Scheitern der Verhandlungen insgesamt führten zur Konfiszierung des Herzogtums Guyenne durch die französische Krone im Mai 1294.

Die Franzosen waren bereits zur Invasion gerüstet. Nach einer ausgedehnten, letztlich aber erfolgreichen Belagerung fiel die Herzogsstadt Bordeaux, während Bourg und Blaye – dank der Unterstützung einer englischen Kriegsflotte – standhielten. Für kurze Zeit fiel auch Bayonne an die Franzosen, konnte aber bald zurückerobert werden – fortan diente es als Ausgangspunkt für überfallartige Vorstöße in das Languedoc hinein, die den chevauchées des Hundertjährigen Krieges schon sehr ähnlich waren. Toulouse, ein Ziel dieser Angriffe, war einer von mehreren Stützpunkten, an denen der französische König Rüstungsgüter und Mannschaften zusammenzog – und das nicht nur zum Krieg im eigenen Land: Bereits 1295 plante Philipp eine Invasion Englands.

Ländereien des englischen Königs nach dem Vertrag von Paris, 1259

Doch sind dies nicht die einzigen Aspekte, in denen sich der Krieg von 1294–98 als Vorbote des Hundertjährigen Krieges präsentiert. In beiden Kriegen ruhte die englische Verteidigung der Gascogne ganz maßgeblich auf der Beteiligung der Bevölkerung vor Ort, was den Vorteil hatte, dass nur vergleichsweise schwache zusätzliche Kontingente von der Insel dorthin verlegt werden mussten. Eduard I. hielt seine persönliche Anwesenheit bei den Kämpfen in der Gascogne für entbehrlich und übernahm stattdessen den Oberbefehl der englischen Flandernarmee – ganz wie Eduard III. es später handhaben sollte. Tatsächlich betrat während des ganzen Hundertjährigen Krieges kein einziger englischer König gaskognischen Boden.

Zweitens illustriert der Krieg von 1294–98 – obwohl es sich nicht um einen dynastischen Konflikt handelte – dass jeder Krieg zwischen England und Frankreich notwendigerweise ‚im großen Stil‘ ausgefochten werden würde: Schließlich standen sich hier zwei Kronen gegenüber, deren Monarchen sich, auch was das Ausmaß ihres Stolzes anging, durchaus ebenbürtig waren. Das führte dazu, dass die Kosten (bei vergleichsweise kurzer Kriegsdauer!) bereits jetzt immens waren. Philipp verausgabte mindestens 432.000 Pfund, was – je nach Berechnungsgrundlage – bis zu 61,5 % seiner gesamten Einnahmen für die Jahre 1294–98 entsprochen haben könnte. Insbesondere die Belagerung und Eroberung englisch besetzter Burgen verschlang Unsummen – und zeitigte dabei oft nur äußerst vorläufigen Erfolg: Viele dieser Burgen fielen im Kriegsverlauf einmal der einen, dann wieder der anderen Partei in die Hände, und dies entsprach schon ganz dem erschreckend schnellen Besitzwechsel, der nach 1337 für den Hundertjährigen Krieg so typisch werden sollte. Eduard gab etwa 400.000 Pfund aus, was seinen Gesamteinkünften aus Krongut und Steuern entsprach. Dies bewog ihn – unter heftigen Unmutsbekundungen der Betroffenen – zur Einführung einer extrem hohen Zollabgabe, der maltolte (,böse Steuer‘). Eduard benötigte dringend Geld, um seine Kriegskredite bedienen zu können – und wie bei seinen Nachfolgern war der Staatssäckel nie voll genug. Zudem regte sich Widerstand in Teilen des Ritteradels: Warum in der Gascogne Kriegsdienst leisten, wenn der Lehnsherr dort überhaupt nicht persönlich anwesend war? Am 5. November 1297 sah sich Eduard also gezwungen, in Gent die Magna Carta zu bestätigen, die maltote jedoch wieder abzuschaffen. Indem er so die Notwendigkeit parlamentarischer...

Erscheint lt. Verlag 1.2.2014
Verlagsort Darmstadt
Sprache deutsch
Original-Titel The Hundred Years' War
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Mittelalter
Geschichte Allgemeine Geschichte Mittelalter
Schlagworte Hundertjähriger Krieg • Johanna von Orleans • Spätmittelalter
ISBN-10 3-86312-870-2 / 3863128702
ISBN-13 978-3-86312-870-8 / 9783863128708
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