Vergleichende Studien zur Erzählkunst des römischen Epyllion (eBook)

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2007 | 1. Auflage
249 Seiten
Edition Ruprecht (Verlag)
978-3-89744-228-3 (ISBN)
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Nur wenige andere Gattungsbezeichnungen sind in der Altphilologie ebenso populär und gleichzeitig in ihrer Bedeutung so unklar wie das Epyllion. Einzig klar ist, dass das Wort in der Antike nur selten, nie jedoch als Name einer literarischen Gattung bezeugt ist. Als Bezeichnung für eine Gruppe von kleinen epischen Werken ist das Wort erst Mitte des 19. Jahrhunderts belegt und erst Anfang des 20. Jahrhunderts hat es sich als Gattungsbezeichnung durchgesetzt. Trotz dieser hundertjährigen Tradition gibt es wenig konkrete Aussagen über diese Gattung, eine systematische Untersuchung fehlt bis heute sowohl für den griechischen als auch für den lateinischen Bereich. Mit ihrem Band leistet die Autorin einen wichtigen Beitrag, diese Lücken zu füllen.

A survey on the Roman epyllion as literary genre.

Inhalt 6
1 Einleitung 8
2 Catulls c. 64 22
2.1 Zeit 23
2.1.1 Ordnung 23
2.1.2 Tempo 29
2.2 Modus 34
2.3 Stimme 43
2.3.1 Der extradiegetische Erzähler 43
2.3.1.1 Implizite Äußerungen 44
2.3.1.2 Explizite Äußerungen 50
2.3.2 Die intradiegetischen Sprecher 56
2.3.2.1 Ariadne 56
2.3.2.2 Aegeus 59
2.3.2.3 Die Parzen 60
3 Die ‘Ciris’ 66
3.1 Zeit 67
3.1.1 Ordnung 67
3.1.2 Tempo 73
3.2 Modus 80
3.3 Stimme 86
3.3.1 Der extradiegetische Erzähler 86
3.3.1.1 Implizite Äußerungen 87
3.3.1.2 Explizite Äußerungen 98
3.3.2 Die intradiegetischen Sprecher 104
3.3.2.1 Carme 104
3.3.2.2 Scylla 108
4 Gemeinsame Merkmale von c. 64 und ‘Ciris’ 113
5 Der ‘Culex’ 120
5.1 Zeit 123
5.1.1 Ordnung 123
5.1.2 Tempo 128
5.2 Modus 132
5.3 Stimme 136
5.3.1 Der extradiegetische Erzähler 136
5.3.1.1 Implizite Äußerungen 136
5.3.1.2 Explizite Äußerungen 144
5.3.2 Die intradiegetischen Sprecher 147
5.3.2.1 Die Mücke 147
5.3.2.2 Der Hirte 152
5.4 Gattungszugehörigkeit 153
6 Das ‘Moretum’ 157
6.1 Zeit 158
6.2 Modus 161
6.3 Stimme 165
6.4 Gattungszugehörigkeit 168
7 Vergils Aristaeus-Geschichte (georg. 4, 315-558) 171
7.1 Zeit 173
7.1.1 Ordnung 173
7.1.2 Tempo 175
7.2 Modus 180
7.3 Stimme 183
7.3.1 Der extradiegetische Erzähler 183
7.3.2 Die intradiegetischen Sprecher 184
7.3.2.1 Aristaeus 185
7.3.2.2 Cyrene 186
7.3.2.3 Proteus 186
7.4 Bewertung 192
8 OvidsCephalus-Geschichte (met. 7, 490-8, 5) 196
8.1 Zeit 198
8.1.1 Ordnung 198
8.1.2 Tempo 203
8.2 Modus 206
8.3 Stimme 209
8.3.1 Der extradiegetische Erzähler 209
8.3.2 Die intradiegetischen Erzähler 211
8.3.2.1 Aeacus 211
8.3.2.2 Cephalus 214
8.4 Bewertung 220
8.5 Ausblick auf das Gesamtwerk 221
9 Conclusio 225
Appendix: Die Neoteriker-Fragmente 228
Literatur 236
Index 249

8 Ovids Cephalus-Geschichte (met. 7, 490-8, 5) (S. 191-192)

In den Versen 7, 490-8, 5 der Metamorphoses wird erzählt, wie der Athener Cephalus zu König Aeacus nach Aegina kommt, um den alten Verbündeten um Männer für den Kampf gegen Minos zu bitten, der zum Krieg gegen Athen rüstet und kurz vorher Aeacus erfolglos um Unterstützung gebeten hat. Sofort stimmt Aeacus zu und stellt Cephalus bereits am nächsten Tag die Männer zur Verfügung. Die Handlung in dieser Passage besteht im wesentlichen darin, daß sich die Figuren etwas erzählen.

So berichtet zunächst Aeacus seinem Gast, was sich seit dessen letztem Besuch zugetragen hat: Die Bevölkerung sei von einer Seuche dahingerafft worden, und Jupiter habe ein Ameisenvolk in Menschen verwandelt, die jetzt, Myrmidonen genannt, die Stadt bewohnten; sie sind es auch, die Aeacus dem Cephalus als Krieger mitgibt. Cephalus seinerseits erzählt Phocus, dem jüngsten Sohn des Königs, wie er, frisch mit Procris verheiratet, von Aurora entführt wurde und dann, von dieser entlassen, die Treue seiner Frau prüfte; diese habe sich daraufhin einige Zeit lang in die Wälder zurückgezogen und ihm bei der Versöhnung den wundersamen Speer, der nie sein Ziel verfehlt und nach dem Phocus ihn gefragt hat, und einen ebenso wunderbaren Hund geschenkt.

Der Hund Laelaps sei unbesiegbar im Laufen gewesen und bei der Jagd des wundersamen teumessischen Fuchses mit diesem in ein Marmorbild verwandelt worden. Schließlich berichtet er vom traurigen Ende der Procris, die, aufgrund falscher Anschuldigungen eifersüchtig geworden, ihm heimlich auf die Jagd gefolgt und versehentlich mit dem wundersamen Speer getötet worden sei.

Bei der Analyse der Metamorphoses wird gerade in der älteren Forschung vielfach der Schwerpunkt auf die Untersuchung einzelner Geschichten gelegt und der Episodencharakter des Werkes hervorgehoben.1 Auf diese Betrachtungsweise gründet auch die These, daß es sich bei den Metamorphoses um eine Sammlung lose aneinandergereihter einzelner Erzählungen in Form von Epyllia handelt. Die wichtigsten Vertreterinnen dieser These sind, wenn auch mit unterschiedlichen Ergebnissen, CRUMP und PECHILLO.2 CRUMP (203; 218) meint, die Metamorphoses bestünden aus einer Reihe von 54 Epyllia, die den eigentlichen Kern des Werkes bildeten; alles andere diene nur den Übergängen.

Bei der hier betrachteten Passage 7, 490-8, 5 macht sie zwei Epyllia aus, die sich beide in Figurenreden entwickeln, nämlich einerseits die Entstehung der Myrmidonen und andererseits die Procris-Geschichte, die mit der Laelaps-Episode eine Digression enthalte. Die Gegenwartshandlung, die im Aufenthalt des Cephalus bei Aeacus besteht und den Anlaß für die Figurenreden bietet, betrachtet sie lediglich als Verbindungsglied.3 PECHILLO (1984, 1) sieht in den Metamorphoses ebenfalls eine Aneinanderreihung von Epyllia und ordnet die Digressionen innerhalb dieser Epyllia ganz verschiedenen Gattungen zu. Auch eine Einlage in Form eines Epyllion ist bei ihr möglich, selbst in mehrfacher Schachtelung, so daß sie die hier untersuchte Passage und den Kontext folgendermaßen gliedert (1984, 87; 123):

Es gebe ein Theseus-Epyllion (7, 404-9, 97), das ein Minos-Epyllion (7, 453-8, 263), ein Meleager-Epyllion (8, 270-546) und ein Achelous-Epyllion (8, 547-9, 97) einschließe. Das Minos-Epyllion enthalte wiederum das Scylla-Epyllion (8, 6-151) sowie das Aeacus-und-Cephalus-Epyllion (7, 490-8, 5), in dem das Cephalus-und- Procris-Epyllion (7, 681-862) eingebettet sei.4 Es fragt sich, was mit einer solchen Klassifizierung gewonnen ist. Ein weiteres Problem von PECHILLOs Untersuchung stellt ihr weiter Begriff von ‘Digression’ dar; wie die Untersuchung der Aeacus- Geschichte zeigen wird, reicht ihr schon ein teilweiser Wechsel im agierenden Personal, um von einer Digression zu sprechen.

Erscheint lt. Verlag 1.8.2007
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Sprach- / Literaturwissenschaft
ISBN-10 3-89744-228-0 / 3897442280
ISBN-13 978-3-89744-228-3 / 9783897442283
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