Geschichte erklären (eBook)

Grundprobleme und Grundbegriffe
eBook Download: PDF
2011 | 1. Auflage
189 Seiten
Vandenhoeck & Ruprecht Unipress (Verlag)
978-3-647-31016-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Geschichte erklären -  Robert Schnepf
Systemvoraussetzungen
35,00 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Explaining things is a well-known part of both history and everyday life. But what comprises good and bad explanations is rarely explicitly discussed, even though we live in the midst of an overwhelming mass of competing approaches and theories. This can be irritating at times and gives rise to the thought that it is useless to search for the 'real' explanation of a historical event or to inquire about the objectivity of some historical insight. But can we really do without the aspiration to get to true bottom of things? In this volume Robert Schnepf develops many arguments against forfeiting the demand for truth and provides criteria that can be used to differentiate between good and bad explanations.

Dr. Robert Schnepf ist außerplanmäßiger Professor am Seminar für Philosophie an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.

Dr. Robert Schnepf ist außerplanmäßiger Professor am Seminar für Philosophie an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.

Cover 1
Title Page 4
Copyright 5
Table of Contents 6
Body 8
Vorbemerkung. Philosophie und Geschichtswissenschaft 8
1. Aspekte geschichtswissenschaftlichen Erklärens 13
2. Was sind Erklärungen? – Der Kern des Erklärungsbegriffs 34
3. Geschichtswissenschaftliche Kausaldiagnosen und Formen wissenschaftlichen Erklärens 67
4. Probleme des Erklärens und die Notwendigkeit der Geschichtsphilosophie 118
Schlussbemerkung. Wahrheit in der Geschichtswissenschaft – Erklären und Selbstverständigung 171
Literatur 183
Back Cover 194

"4. Probleme des Erklärens und die Notwendigkeit der Geschichtsphilosophie (S. 117-118)

Erklärungen sind offensichtlich eine komplexe Sache: Sie benennen Bedingungen für das zu Erklärende, wobei Bedingungen unterschiedlichen Typs möglich sind und die Tragfähigkeit wie auch der Wert der Erklärung von diesem Typ abhängen; sie behaupten etwas über mögliche Alternativen und unmögliche Weltverläufe, indem sie die Notwendigkeit des zu Erklärenden einsichtig machen; sie sind zu ihrer Stützung auf gut bestätigte Gesetzeshypothesen angewiesen; zugleich erklärt man niemals direkt das zu Erklärende, sondern immer nur unter einer bestimmten Beschreibung, so dass nur die Züge des zu Erklärenden erklärt werden, unter denen es beschrieben wird; deshalb hängt die Qualität einer Erklärung auch von der Qualität der vorausgesetzten Beschreibung ab; diese Beschreibungen gestatten die Aufspaltung des zu Erklärenden in Teilereignisse oder Strukturen, aber auch seine Integration in umfassendere Ereignisse oder Strukturen, weshalb Erklärungen auf Mikro- wie auf Makroebenen auftreten und Mikro- wie Makrogesetze (bzw. entsprechende Hypothesen) erfordern; schließlich gehen in die Beschreibung wie auch in die Analyse des zu Erklärenden Begriffe und Voraussetzungen ein, die scheinbar selbst gar nicht mehr empirisch überprüft werden können, sondern gleichsam als „Paradigmen“ fungieren.

Diese Komplexität zeichnet selbst Erklärungen im Alltag aus, auch wenn uns das nur selten auffällt, weil es uns so selbstverständlich ist. Genauso wenig fällt auf, dass wir über völlig verschiedene Ansatzpunkte verfügen, Erklärungen argumentativ anzugreifen oder zu verteidigen. Sie ergeben sich daraus, dass Erklären schon aufgrund seiner kontextinvarianten Charakteristika eine überaus komplexe Tätigkeit ist.

Die Überzeugungskraft einer Erklärung hängt davon ab, wie gut bestätigt die impliziten Gesetzeshypothesen sind; sie hängt weiterhin davon ab, wie scharf und akzentuiert die zugrunde gelegten Beschreibungen sind; wie überzeugend die Aufspaltung in Teilereignisse oder wie gelungen umgekehrt die Integration von Teilereignissen in übergreifende Ereignisse ist; und schließlich davon, ob das in der Beschreibung, der Analyse und/oder der Integration vorausgesetzte „Paradigma“ oder die „absolute Präsupposition“ geteilt oder abgelehnt wird.

Auch wenn das Erklären eine im Alltag fest verankerte und gut eingeübte Praxis ist, machen die Versuche, dieses implizite Wissen zu explizieren, überdeutlich, dass es ohne ein gerüttelt Maß an Theorie nicht geht. Die Überlegungen sind damit an einen Punkt gekommen, der bei vielen eher Schrecken auslöst: Es geht um die Theoriebedürftigkeit der Geschichtswissenschaft. In dieser mit viel Aufwand betriebenen Debatte möchte ich die Position plausibel machen, dass geschichtswissenschaftliche Erklärungen selbstverständlich theoriebedürftig sind, und zwar aus denselben Gründen und in demselben Ausmaß, in dem auch die trivialsten Erklärungen im Alltag so theoriebedürftig sind, dass wir es gar nicht erst bemerken.

Dass die Geschichtswissenschaft der Theorie bedarf, meint aber nicht, dass sie sich reflexartig an bestimmten vorgefertigten Theorien zu orientieren habe, weder an Theorien andererWissenschaften (wie der einen oder anderen soziologischen Theorie), noch an einer besonders ausgefeilten Theorie wissenschaftlichen Erklärens (etwa derjenigen Hempels). Das hieße, die Tragfähigkeit solcher Theorieangebote gewaltig zu überschätzen. Vielmehr geht es darum, dass geschichtswissenschaftliches wie alltägliches Erklärungshandeln natürlich Gesetzeshypothesen, Beschreibungen und Begriffssysteme erfordert, deren Qualität von ausschlaggebender Bedeutung für die Qualität der Erklärung ist."

Erscheint lt. Verlag 16.6.2011
Verlagsort Göttingen
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Geschichte Allgemeines / Lexika
Schlagworte Geschichte • Geschichtsbetrachtung • Geschichtsbild • Geschichtsdeutung • Geschichtsschreibung
ISBN-10 3-647-31016-6 / 3647310166
ISBN-13 978-3-647-31016-9 / 9783647310169
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
PDFPDF (Ohne DRM)

Digital Rights Management: ohne DRM
Dieses eBook enthält kein DRM oder Kopier­schutz. Eine Weiter­gabe an Dritte ist jedoch rechtlich nicht zulässig, weil Sie beim Kauf nur die Rechte an der persön­lichen Nutzung erwerben.

Dateiformat: PDF (Portable Document Format)
Mit einem festen Seiten­layout eignet sich die PDF besonders für Fach­bücher mit Spalten, Tabellen und Abbild­ungen. Eine PDF kann auf fast allen Geräten ange­zeigt werden, ist aber für kleine Displays (Smart­phone, eReader) nur einge­schränkt geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür einen PDF-Viewer - z.B. den Adobe Reader oder Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür einen PDF-Viewer - z.B. die kostenlose Adobe Digital Editions-App.

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Globalgeschichte der europäischen Expansion 1415-2015

von Wolfgang Reinhard

eBook Download (2016)
C.H.Beck (Verlag)
49,99
Biografisches Lexikon der deutschen Bundesregierungen

von Udo Kempf; Markus Gloe

eBook Download (2023)
Springer Fachmedien Wiesbaden (Verlag)
24,99