Religionslehrplan in Deutschland (1870-2000) (eBook)

Gegenstand und Konstruktion des evangelischen Religionsunterrichts im religionspädagogischen Diskurs und in den amtlichen Vorgaben. E-BOOK
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2006 | 1. Auflage
735 Seiten
Vandenhoeck & Ruprecht Unipress (Verlag)
978-3-86234-030-9 (ISBN)

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Religionslehrplan in Deutschland (1870-2000) -  Veit-Jakobus Dieterich
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Die vorliegende Arbeit bietet einen umfassenden Überblick über die Geschichte des evangelischen Religionslehrplans, die teilweise recht kontroverse Auseinandersetzung um diesen Lehrplan und die Ablösung alter Lehrplanparadigmen. Neben der Darstellung der Entwicklung von amtlichen Religionslehrplänen in Deutschland seit der Gründung des Zweiten Deutschen Reiches 1870/71 bis zum Jahr 2000 werden erstmals die jeweiligen religionspädagogischen Konzeptionen auf ihre expliziten oder impliziten Lehrplanvorstellungen hin befragt und die Möglichkeiten einer fundierten Religionslehrplantheorie und -analyse ausgelotet. Zusätzlich bietet das Buch Einblicke in Formen kirchlicher und staatlicher Bildungspolitik und leistet einen zentralen Beitrag zu den jüngsten Debatten um Bildung und Unterricht.

Dr. Veit-Jakobus Dieterich ist Professor für Evangelische Religionspädagogik und Leiter des Instituts für Theologie und Philosophie an der PH Ludwigsburg.

Dr. Veit-Jakobus Dieterich ist Professor für Evangelische Religionspädagogik und Leiter des Instituts für Theologie und Philosophie an der PH Ludwigsburg.

Inhalt 7
Vorwort 13
Einleitung 15
1. Die neuere (Religions-)Lehrplandiskussion 15
2. Das Forschungsanliegen 22
3. Der Aufbau der Darstellung 23
A. Voraussetzungen: Religionslehrplananalyse 27
A.1. Lehrplan und Lehrplananalyse – Möglichkeiten einer Forschungsrichtung 29
A.1.1. Lehrplan: Definitionen – Differenzierungen – Dimensionen 29
A.1.2. Lehrplananalyse: Inhalts-, Prozess- und Wirkungsanalyse 37
A.1.3. Inhaltsanalyse: Merkmale – Methoden 50
A.2. Religionslehrplananalyse – Geschichte einer Forschungstradition 59
A.2.1. Religionslehrplananalyse als religionspädagogisches Forschungsgebiet 59
A.2.2. Ergebnisse der historisch orientierten Arbeiten 60
A.2.3. Ergebnisse der Querschnittanalysen 71
A.2.4. Stärken und Grenzen der Forschungsansätze 86
A.2.5. Folgerungen: Ein wünschenswerter Forschungsansatz 97
A.3. Das Forschungsvorhaben 99
A.3.1. Ausgangspunkte 99
A.3.2. Aufgabenstellungen 104
A.3.3. Abgrenzungen 113
A.3.4. Arbeitsweisen 117
A.3.5. Aufbau 129
A.3.6. Zusammenfassung 134
B. Religionslehrplanentwicklung im historischen Kontext 137
B.1. Der Religionslehrplan des Herbartianismus 139
B.1.1. Geschlossenheit und Offenheit des Herbartianismus 139
B.1.2. Tuiskon Ziller – Der kulturgeschichtlich-konzentrierende Lehrplan 141
B.1.3. Der historisch-genetische Lehrplan28 der Herbartianer (Ziller- Schule) 148
B.1.4. Religionslehrplantheorie (Dörpfeld, Rein) 157
B.1.5. Zusammenfassung und Diskussion 167
B.2. Der Religionslehrplan der religionspädagogischen Reformbewegung 177
B.2.1. Einheit und Vielfalt der religionspädagogischen Reformbewegung 177
B.2.2. Otto Baumgarten – » Moderne « Wissenschaft und Lebenswelt im Religionslehrplan (1903) 182
B.2.3. Richard Kabisch – Erfahrungs- und Phantasiereligion im Religionslehrplan (1910) 187
B.2.4. Emil Pfennigsdorf – Christentum und moderne Weltanschauung im Religionslehrplan ( 1921) 192
B.2.5. Friedrich Niebergall – Objektive Religion und subjektive Frömmigkeit im Religionslehrplan ( 1922) 195
B.2.6. Otto Eberhard – Lebenskunde im Religionslehrplan (1923/1928) 200
B.2.7. Hermann Tögel – Gesinnungsbildung und Kenntnisvermittlung im Religionslehrplan ( 1928/ 1931) 205
B.2.8. Lehrplantheorie (Kerschensteiner / Weniger) – Der Lehrplan als geschichtlich- gesellschaftliches Konstrukt 207
B.2.9. Zusammenfassung und Diskussion 215
B.3. Religionslehrplanentwicklung im Kaiserreich ( 1870/ 71– 1918) – Zwischen » Allgemeinen Bestimmungen « und gymnasialen Engführungen 219
B.3.1. (Religions-)Lehrplanentwicklung in Preußen und im Reich 219
B.3.2. Volksschulrichtlinien in Preußen – Die Allgemeinen Bestimmungen ( 1872) 222
B.3.3. Lehrpläne für die höheren Schulen in Preußen im Kontext der Gymnasialreform 231
B.3.4. Württemberg 242
B.3.5. Weitere Regionen des Deutschen Reiches Bremen – Hamburg – Sachsen – Elsaß- Lothringen 249
B.3.6. Zusammenfassung und Diskussion 260
B.4. Religionslehrplanentwicklung in der Weimarer Republik ( 1919– 1933) – Zwischen lebenskundlicher / apologetischer Öffnung und Verengung auf » Deutschheit « 267
B.4.1. Bildungs- und Schulpolitik der Weimarer Republik 267
B.4.2. Die Richtlinien für die Grund-, Volks- und Realschule in Preußen 272
B.4.3. Die Richtlinien für die höhere Schule in Preußen ( Richertsche Richtlinien, 1925/ 26) 279
B.4.4. Württemberg 296
B.4.5. Weitere Regionen der Republik 303
B.4.6. Zusammenfassung und Diskussion 304
B.5. Der Religionslehrplan der Evangelischen Unterweisung 309
B.5.1. Programme und Protagonisten der Evangelischen Unterweisung 309
B.5.2. Gerhard Bohne – Der Religionslehrplan der Verkündigung (1929/1934) 312
B.5.3. Martin Rang – Der Religionslehrplan der indirekten Verkündigung (1936/1939) 316
B.5.4. Oskar Hammelsbeck – Der Religionslehrplan des kirchlichen Unterrichts (1939/1950) 323
B.5.5. Helmuth Kittel – Der Religionslehrplan der Evangelischen Unterweisung (1935/1947) 328
B.5.6. Ilse Peters – Der Religionslehrplan und das auserwählte Volk (1938/1947–54) 335
B.5.7. Weiterentwicklungen Martin Stallmann – Religionslehrplan und Hermeneutik (1958 ff) 341
B.5.8. Religionslehrplanvorschläge der späten sechziger Jahre 344
B.5.9. Zusammenfassung und Diskussion 346
B.6. Religionslehrplanentwicklung in der Diktatur ( 1933– 1945) – Zwischen Gleichschaltung und subkultureller Emigration 351
B.6.1. Schul- und Kirchenpolitik des Nationalsozialismus 351
B.6.2. Das Reich und Preußen 358
B.6.3. Württemberg 373
B.6.4. Weitere Regionen des Reiches 378
B.6.5. Zusammenfassung und Diskussion 381
B.7. Religionslehrplanentwicklung in der frühen Bundesrepublik und DDR ( 1945– 1968) – Kirchliche Verkündigung in und außerhalb der Schule 385
B.7.1. (Religions-)Lehrplanentwicklung in der Bundesrepublik 385
B.7.2. Nordrhein-Westfalen 389
B.7.3. Baden-Württemberg 402
B.7.4. Weitere Regionen der Bundesrepublik Deutschland 415
B.7.5. Christenlehre in der Deutschen Demokratischen Republik 419
B.7.6. Zusammenfassung und Diskussion 423
B.8. Der Religionslehrplan der problemorientiert-themenzentrierten Didaktik 431
B.8.1. Pädagogische und religionspädagogische Strömungen 431
B.8.2. Saul B. Robinsohn – Curriculumrevision 432
B.8.3. H.-B. Kaufmann (u.a.) – Die problemorientiert- themenzentrierte Religionsdidaktik 436
B.8.4. Karl Ernst Nipkow – Das Konvergenzmodell 442
B.8.5. Heinz Schmidt – Die » sachliche Priorität des christlichen Glaubens« 449
B.8.6. Peter Biehl (u.a.) – Symboldidaktik 452
B.8.7. Weiterentwicklungen in den achtziger und neunziger Jahren 456
B.8.8. Zusammenfassung und Diskussion 460
B.9. Religionslehrplanentwicklung in der späteren Bundesrepublik und DDR ( 1968– 1989) – Zwischen Tradition und Situation 469
B.9.1. (Religions-)Lehrplanentwicklung in der Bundesrepublik 469
B.9.2. Baden-Württemberg 477
B.9.3. Nordrhein-Westfalen 493
B.9.4. Weitere Regionen der Bundesrepublik Deutschland 497
B.9.5. Deutsche Demokratische Republik 502
B.9.6. Zusammenfassung und Diskussion 506
B.10. Religionslehrplanentwicklung in der Berliner Republik ( 1990– 2000) – Zwischen Identität und Pluralität 513
B.10.1 Tendenzen der allgemeinen Lehrplanentwicklung 513
B.10.2. Tendenzen der Religionslehrplanentwicklung 517
B.10.3. Der institutionelle Bezug in den Religionslehrplänen (Schule – Kirche) 527
B.10.4. Die religionspädagogische Konzeption der Pläne ( Unterrichtsziel – Vermittlung) 528
B.10.5. Pädagogische Aspekte Das Schüler- und Lehrerbild der Pläne 539
B.10.6. Theologische Aspekte Die Beschäftigung mit dem Eigenen und dem Fremden 545
B.10.7. Lehrplantheoretische Aspekte Konstruktionsprinzipien der Pläne 549
B.10.8. Zusammenfassung und Diskussion 553
C. Folgerungen: Religionslehrplan – Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft 559
C.1. Rückblick – Geschichte der Religionslehrplanentwicklung 561
C.1.1. Geschichte und Struktur der konzeptionellen Religionslehrplanentwicklung 561
C.1.2. Geschichte der amtlichen Religionslehrplanentwicklung 567
C.1.3. Der Prozess der amtlichen Religionslehrplanentwicklung4 572
C.1.4. Die Struktur der amtlichen Religionslehrplanentwicklung 577
C.1.5. Aspekte der Religionslehrplanentwicklung 587
C.1.6. Geschichte und Struktur der Religionslehrplananalyse 600
C.1.7. Geschichte und Struktur der Religionslehrplantheorie 603
C.1.8. Zusammenfassung und Diskussion 606
C.2. Ausblick – Möglichkeiten der Religionslehrplanentwicklung 609
C.2.1. Konzeptionelle Religionslehrplanentwicklung 609
C.2.2. Amtliche Religionslehrplanentwicklung 611
C.2.3. Pädagogische Aspekte 617
C.2.4. Religionspädagogische Aspekte 623
C.2.5. Theologische Aspekte 631
C.2.6. Religionslehrplananalyse 633
C.2.7. Religionslehrplantheorie 635
C.2.8. Konturen einer neuen Religionslehrplanstruktur? 638
Anhang 645
Bibliographie I Amtliche Richtlinien und Lehrpläne (und veröffentlichte Lehrplanentwürfe) 647
Abkürzungen: 648
Bibliographische Erläuterung 649
1. Kaiserreich (1870/71–1918) – Amtliche Richtlinien und Lehrpläne 650
2. Weimarer Republik (1919–1933) – Amtliche Richtlinien und Lehrpläne 652
3. Drittes Reich (1933–1945) – Veröffentlichte und nachträglich veröffentlichte Religionslehrplanentwürfe 655
4.1. Bundesrepublik und DDR - Vorcurriculare Religionslehrpläne (1945–1968) 656
4.2. Bundesrepublik und DDR – Curriculare und nachcurriculare Religionslehrpläne (1968–1989) 660
4.3. Bundesrepublik III: Gegenwart (Zum Schuljahrsbeginn 2000/01 gültige Pläne) 663
Bibliographie II Weitere Literatur 673

"C. Folgerungen: Religionslehrplan – Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft (S. 557-558)

C.1. Rückblick – Geschichte der Religionslehrplanentwicklung


Zu Beginn unseres Untersuchungszeitraums findet eine – sich bereits vorher anbahnende, seit dieser Zeit aber erst deutlich greifbare und wirksame – Ausdifferenzierung von vier Ebenen der Religionslehrplanentwicklung statt: (1) der im religionspädagogischen Diskurs entwickelten (expliziten oder impliziten) Lehrplanvorstellungen und -vorschläge, (2) der amtlich in Kraft gesetzten Lehrpläne, (3) der systematischen Überlegungen zur Lehrplantheorie und (4) der kritischen Analyse der amtlichen Lehrplanentwicklung.

Der »Lehrplan« stellt damit nicht nur – wie üblicherweise vorausgesetzt – im engen Sinne den kodifizierten Kanon der Unterrichtsvorgaben dar, umfasst vielmehr einen ganzen Komplex von Bemühungen auf unterschiedlichen Ebenen im Wechselspiel von Theorie und Praxis. Im Zentrum der folgenden Ausführungen sollen stehen: zuerst (1) Geschichte und Struktur der diskursiven sowie (2) Geschichte, (3) Prozess und (4) Struktur der amtlichen Religionslehrplanentwicklung, ferner (5) pädagogische, religionspädagogische sowie theologische Aspekte der – diskursiven und amtlichen – Religionslehrplanentwicklung; dann (6) die Geschichte und Struktur der Religionslehrplananalyse sowie (7) der Religionslehrplantheorie; und (8) eine abschließende Zusammenfassung der Gesamtentwicklung als Abschluss dieses Kapitels.

C.1.1. Geschichte und Struktur der konzeptionellen Religionslehrplanentwicklung


(0) Ein bisher in der religionspädagogischen Forschung nicht eigens analysierter und nur am Rande zur Kenntnis genommener Umstand ist die Tatsache, dass alle epochalen religionspädagogischen Konzeptionen auch auf die Religionslehrplanfrage eingegangen sind; bei einer Vielzahl von Protagonisten geschieht dies in der Regel in ihren religionspädagogischen Haupt- oder Standardwerken, vereinzelt auch in eigenständigen Arbeiten, entweder in der Form ausgearbeiteter Lehrplanvorschläge oder in impliziten Lehrplanvorstellungen.

Die Religionslehrplanfrage hat damit in der religionspädagogischen Theoriebildung eine wichtige, phasenweise sogar eine dominierende Rolle gespielt (insbesondere im Herbartianismus und bei der curricularen bzw. themenzentrierten Didaktik, etwa bei T. Ziller und H. Schmidt, darüber hinaus aber auch bei I. Peters). Als Doppelthese lässt sich somit formulieren: Die Beschäftigung mit der Religionslehrplanfrage rückt einerseits phasenweise bzw. personengebunden ins Zentrum des religionspädagogischen Interesses und zieht sich andererseits wie ein roter (einmal deutlich sichtbarer, ein andermal versteckt wirkender) Faden durch die einhundertdreißigjährige Geschichte der Religionspädagogik in Deutschland von der Reichsgründung (1870/71) bis ins Jahr 2000.

Die Geschichte der Religionslehrplankonzeptionen lässt sich dabei – wie in der religionspädagogischen Historiographie im Blick auf die Entwicklung der religionspädagogischen Theoriediskussion üblich – in vier Etappen oder Epochen einteilen: (1) der Herbartianismus im letzten Drittel des 19., (2) die Reformreligionspädagogik im ersten, (3) die Verkündigungskonzeption im zweiten sowie (4) die themenzentrierte Religionsdidaktik im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts."

Erscheint lt. Verlag 5.12.2006
Reihe/Serie Arbeiten zur Religionspädagogik (ARP).
Arbeiten zur Religionspädagogik (ARP).
Mitarbeit Herausgeber (Serie): Gottfried Adam, Rainer Lachmann
Verlagsort Göttingen
Sprache deutsch
Themenwelt Religion / Theologie Christentum Religionspädagogik / Katechetik
Schlagworte Deutschland • Evangelischer Religionsunterricht • Lehrplan • Religionspädagogik/Unterricht
ISBN-10 3-86234-030-9 / 3862340309
ISBN-13 978-3-86234-030-9 / 9783862340309
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