Gesundheit - Lernen - Kreativität (eBook)

Alexander-Technik, Eutonie Gerda Alexander und Feldenkrais als Methoden zur Gestaltung somatopsychischer Lernprozesse
eBook Download: PDF
2009 | 2. Auflage
268 Seiten
Hogrefe AG (Verlag)
978-3-456-94727-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Gesundheit - Lernen - Kreativität -
Systemvoraussetzungen
17,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Vertreter der drei wichtigsten 'neuen Körpertherapien' loten erstmals ihre Gemeinsamkeiten und Unterschiede aus: von den methodenübergreifenden Grundlagen bis zur konkreten Anwendung. Jenseits der terminologischen und sachlichen Differenzen - jenseits auch der etablierten Abgrenzungen von 'Therapie', 'Pädagogik' und 'Kunst' - entsteht mit diesem Buch etwas Neues: eine Ahnung von einem neuen heilenden, lehrenden und kreativen Umgang mit lebenden, bewegten Körpern. Eine lebendige Körperlichkeit ermöglicht Menschen, sich als ein sich selbst beobachtendes Wesen wahrzunehmen. Mit dieser Selbstbeobachtung sind unweigerlich Lernprozesse verbunden. Deshalb verstehen sich die in diesem Buch beschriebenen Methoden weniger als Therapien denn als Hilfestellungen zu einem somatopsychischen Lernen. Im ersten Teil des Buches werden Theorie und Praxis der Methoden ausführlich beschrieben; im zweiten Teil zeigen die MitautorInnen Ruth Künzler, Gerlinde Lamprecht, Helmut Milz, Hilarion Petzold, Renate Riese und Irene Sieben die pädagogischen, therapeutischen und künstlerischen Dimensionen der Methoden auf.

Inhalt 6
Einleitung 8
Die F. M. Alexander-Technik 12
Die Eutonie Gerda Alexander 48
Die Feldenkrais-Methode 94
Therapeutische Dimensionen somatopsychischen Lernens 134
Pädagogische Dimensionen somatopsychischen Lernens 160
Künstlerische Dimensionen und Anwendungsmöglichkeiten 174
Mit dem Leib lernen – Gesundheit und Heilung ganzheitlich fördern 204
Überlegungen zu Praxeologien – körper- und bewegungsorientierte Arbeit mit Menschen aus integrativer Perspektive 226
Schlusswort 246
Literatur 248
Über die AutorInnen 266

Künstlerische Dimensionen und Anwendungsmöglichkeiten (S. 173-174)

Irene Sieben

Zum Kunstbegriff

Kunst, Kreativität und kinästhetisches Lernen scheinen einander so verwandt wie der Puls des arteriellen Blutes dem Pochen afrikanischer Trommeln. Der Künstler als Meister von Licht und Schatten, Raum und Zeit, als Schöpfer von Bewegung und Stille flieht permanent den Stillstand, die Statik, die Starre. Er sucht nach dem Geheimnis Leben: Bewegung, Veränderung, Wandel. Er transformiert Materie, materialisiert Gedanken. Die Transparenz, Durchlässigkeit und Wandlungsfähigkeit des Körpers im Tanz, seine Öffnung zum Resonanzraum für eine künstlerische Aussage beim Singen, sein Einssein mit einem Text und Charakter beim Schauspiel, sein Verschmelzen mit einem Musikinstrument oder mit bildnerischem Material wie Ton, Stein, Farbe legt den Vergleich nahe, der Körper selbst müsse wie ein Instrument gestimmt werden. Ein Instrument freilich mit Geist, Gefühl, Gespür, Gedankenkraft.

Die psycho-physische Einheit, von der F. M. Alexander spricht. Bewusstheit und Achtsamkeit sind Schlüssel für die Verfeinerung menschlicher Fähigkeiten, wie sie in den Künsten notwendig sind. Sie zu erlangen, dazu ist intelligentes Lernen unerlässlich. So wie es die Forscherinnen und Forscher auf dem unendlich weiten Terrain der Selbstentfaltung des Menschen unabhängig voneinander, aber aneinander interessiert vorschlugen, ohne selbst je mit dem neugierigen Lernen aufzuhören. Sie lebten und bewiesen die Untrennbarkeit von Körper, Geist, Denken, Fühlen und Handeln. Es scheint, als hätten die Reisenden in die Tiefe des menschlichen Potentials Künstler damit magnetisch angezogen.

Vielleicht, weil einige selbst Künstler waren oder durch ihr achtsames Tun unter den erweiterten Kunstbegriff fielen, im Sinne des Philosophen und Reformpädagogen John Dewey, der der Erfahrung selbst einen ästhetischen Wert verlieh und sie damit zur Kunst erhob. Zuviel stört Die Kunst des Bildhauens bestehe vor allem darin, Überflüssiges wegzunehmen. Michelangelo sagte damit nicht nur Wesentliches über sein eigenes Werk aus, sondern zugleich über das Kunstwerk schlechthin, über zweckmäßiges Handeln, die Ökonomie von Bewegung.

Jedes Zuviel an Stein, Klang, Gestik, Spannung, Farbe übertönt die Grundidee, verhindert die Transformation. Peter Brook, einer der Väter des modernen europäischen Theaters, vermutet: «Ein großer Teil unserer übermäßigen, unnötigen Entäußerungen rührt von der Horrorvorstellung her, wir würden, wenn wir nicht ständig irgendwie signalisieren, dass wir existieren, auf einmal nicht mehr da sein.» Im Theater sei die Erkenntnis wichtig, «dass man völlig ‹da› sein kann, auch wenn man anscheinend nichts ‹tut›» (Brook 1994, S. 35).

Der Komponist György Kurtág möchte «mit möglichst wenig Tönen so viel wie möglich sagen, und es so dicht als möglich sagen.» Aber wie ist das möglich? Durch Reduktion. Es gilt zu erkennen, was überflüssig ist – im Denken und im Tun, denn «jeder Muskel, der nicht nützt, hindert», so die Bewegungsforscherin Bonnie Bainbridge Cohen. «Parasitäre Bewegungen» nennt Moshé Feldenkrais die Störfaktoren eines fließenden Ablaufs. Für einen Musiker oder Tänzer haben sie schwerwiegende Folgen. Sie hemmen die Vervollkommnung einer Technik und verengen den Erlebnisraum, den Empfindungsreichtum in ästhetische Dimensionen hinein.

Erscheint lt. Verlag 5.3.2009
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften
Medizin / Pharmazie Gesundheitsfachberufe
Medizin / Pharmazie Medizinische Fachgebiete Psychiatrie / Psychotherapie
Medizin / Pharmazie Naturheilkunde
Schlagworte Alexander-Technik • Eutonie • Feldenkrais • Gesundheitsberufe • Körperlichkeit • Körpertherapie • Kunst • Pädagogik • Selbstbeobachtung
ISBN-10 3-456-94727-5 / 3456947275
ISBN-13 978-3-456-94727-3 / 9783456947273
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
PDFPDF (Wasserzeichen)
Größe: 969 KB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: PDF (Portable Document Format)
Mit einem festen Seiten­layout eignet sich die PDF besonders für Fach­bücher mit Spalten, Tabellen und Abbild­ungen. Eine PDF kann auf fast allen Geräten ange­zeigt werden, ist aber für kleine Displays (Smart­phone, eReader) nur einge­schränkt geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür einen PDF-Viewer - z.B. den Adobe Reader oder Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür einen PDF-Viewer - z.B. die kostenlose Adobe Digital Editions-App.

Zusätzliches Feature: Online Lesen
Dieses eBook können Sie zusätzlich zum Download auch online im Webbrowser lesen.

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Ein integratives Lehrbuch

von Wolfgang Senf; Michael Broda; Dunja Voos; Martin Neher

eBook Download (2020)
Georg Thieme Verlag KG
99,99