Biographieorientierte Aktivierung mit SimA-P (eBook)
VIII, 343 Seiten
Springer Wien (Verlag)
978-3-211-79902-4 (ISBN)
Wenn alte Menschen über ihre Erinnerungen sprechen, kann das dem Verlust von Identität und Selbstwissen entgegenwirken. Der praxiserprobte Leitfaden zur biographieorientierten Aktivierung stellt neben einem kurzen allgemeinen Teil insgesamt 28 Therapieeinheiten vor. Ablaufpläne und Arbeitsmaterialien für die Gruppenarbeit erleichtern die Umsetzung. Die mitgelieferte CD-ROM enthält Kopiervorlagen. Der Band richtet sich an alle Personen, die beruflich oder ehrenamtlich im Bereich der Alltagshilfe tätig sind.
Vorwort 5
Inhaltsverzeichnis 6
Abkürzungsverzeichnis 7
Einführung 8
I Theoretische Grundlagen 12
1.1 Ziele der biographieorientierten Aktivierung 13
1.2 Symptome einer Demenz 15
1.3 Psychosoziale Aspekte der Demenz 16
1.4 Konsequenzen für die Biographieorientierte Aktivierung 21
1.5 Zusammenfassung 23
1.6 Ergebnisse der SimA®-P-Studie 24
II Hinweise zur Durchführung 27
2.1 Allgemeine Erklärungen zum Aufbau 28
2.2 Aufbau und Ablauf der Therapieeinheiten 29
2.3 Organisatorische Hinweise 30
2.4 Besondere Aufgaben des Gruppenleiters 32
2.5 Tipps aus der Praxis für die Praxis 34
III Darstellung der Therapieeinheiten 36
Therapieeinheit 1 „Tiere“ 37
Therapieeinheit 2 „Obst“ 46
Therapieeinheit 3 „Schule“ 54
Therapieeinheit 4 „ Arbeit“ 64
Therapieeinheit 5 „Körper“ 76
Therapieeinheit 6 „Getränke“ 86
Therapieeinheit 7 „Früchte“ 95
Therapieeinheit 8 „Kleidung“ 105
Therapieeinheit 9 „Sport“ 114
Therapieeinheit 10 „Haushalt“ 123
Therapieeinheit 11 „Stadt, Land, Fluss“ 134
Therapieeinheit 12 „Farben“ 140
Therapieeinheit 13 „Wald“ 149
Therapieeinheit 14 „Namen“ 160
Therapieeinheit 15 „ Liebe und Freundschaft“ 171
Therapieeinheit 16 „ Körperpflege“ 180
Therapieeinheit 17 „ Kinder“ 188
Therapieeinheit 18 „ Blumen“ 199
Therapieeinheit 19 „ Lebensmittel“ 209
Therapieeinheit 20 „ Gemüse“ 217
Therapieeinheit 21 „ Gewürze“ 225
Therapieeinheit 22 „ Freizeit“ 237
Therapieeinheit 23 „ Fahrzeuge“ 244
Therapieeinheit 24 „ Wasser“ 253
Therapieeinheit 25 „ Frühling“ 262
Therapieeinheit 26 „ Sommer“ 271
Therapieeinheit 27 „ Herbst“ 282
Therapieeinheit 28 „ Winter“ 293
Literaturempfehlungen für weitere Übungen 304
Literatur 306
Übungsverzeichnis 313
I Theoretische Grundlagen (S. 5-7)
1.1 Ziele der biographieorientierten Aktivierung
Demenzielle Erkrankungen führen aufgrund der zunehmenden Unfähigkeit des Betroffenen aktuelle, neue Informationen aufzunehmen und zu verarbeiten unter anderem dazu, dass der Bezug zur gegenwärtigen äußeren Realität aufgrund der Gedächtnis- und Orientierungsstörungen verloren geht. Zeitlich kürzer zurückliegende Gedächtnisinhalte und Ereignisse werden zusehends schlechter erinnert und können immer weniger in einen sinnvollen Zusammenhang gebracht und auf die eigene Person bezogen werden. Die im Langzeitgedächtnis gespeicherten Lebenserfahrungen und Gewohnheiten bleiben dagegen noch relativ lange erhalten (Schröder et al. 2004, Förstl und Wallesch 2005, Gutzmann und Zank 2005).
Da bei einer fortgeschrittenen Demenz keine Lerngewinne durch Training mehr zu erreichen sind (Baier und Romero 2001, Davis et al. 2001, McGilton et al. 2003, Gutzmann und Zank 2005), ist es sinnvoller, den erkrankten Menschen innerhalb seiner noch bestehenden Wissensinhalte und Fähigkeiten anzusprechen (Gutzmann und Zank 2005). Insbesondere Wissen und Erfahrungen, die in der Lebensgeschichte persönlich oder insgesamt in der jeweiligen Generation bedeutsam oder prägend gewesen sind, sind dabei besonders gut zu aktivieren. Dies betrifft etwa Themen wie Familie, Partnerschaft, Schule, Beruf oder Alltagsleben. Vor diesem Hintergrund wurde mit der Biographieorientierten Aktivierung ein Interventionsansatz gewählt, in dem die Aktivierung mittels biographisch relevanter Erinnerungen, Kenntnisse und Fertigkeiten erfolgt und durch körperliche Aktivierung (psychomotorische Übungen) ergänzt wird.
Als theoretische Grundlage für die Entwicklung des Programms dienten Konzepte der Dementenbetreuung, die sich im Feld der nicht-medikamentösen Interventionsansätze durchgesetzt haben und die in unterschiedlicher Form auch eine kognitive Aktivierung durch die Beschäftigung mit biographischen Themen beinhalten. Aus der Literatur geht hervor, dass sich eine multisensorische Aktivierung von Demenzpatienten im Pflegeheim als wirksam erweist (Heyn 2003). Durch ein Übungsprogramm mit der Anregung aller Sinne bei demenziell erkrankten Pflegeheimbewohnern konnte dort die psychische Befindlichkeit verbessert und die allgemeine Aktivität erhöht werden. Auch andere Autoren zitieren in einem Literaturreview eine Reihe von Studien, in denen positive Effekte (beispielsweise auf aggressives Verhalten, Unruhe) durch stimulierende und aktivierende Therapiemethoden erzielt werden konnten (vgl. Snowden et al. 2003). Im Folgenden soll auf einige dem Konzept zugrundeliegenden Therapieansätze eingegangen werden:
Bei der Erinnerungs- oder Reminiszenztherapie (Gräßel et al. 2002) wird durch Materialien wie Fotos, Musik, persönliche Gegenstände oder Geschichten die Erinnerung an Ereignisse im Leben des demenziell erkrankten Menschen aktiviert. Ziel ist die Stützung des Selbstwertgefühls, da Stärken betont werden und die Konfrontation mit Schwächen vermieden wird. Gleichzeitig soll eine Stabilisierung der Identität erreicht werden, indem durch die Beschäftigung mit individuell bedeutsamen Ereignissen und Erlebnissen aus der Vergangenheit des Menschen seine Einzigartigkeit hervorgehoben und gewürdigt wird.
Die Selbst-Erhaltungs-Therapie (SET, vgl. Romero und Wenz 2002) versucht noch stärker durch das systematische Üben von selbstbezogenem Wissen (z.B. durch die Einbeziehung von persönlich bedeutsamen Fotos, Gegenständen, Erinnerungen) die personale Identität des erkrankten Menschen möglichst lange zu erhalten. Dem demenzkranken Menschen wird in einer empathischen, validierenden Grundhaltung begegnet. Zusätzlich wird milieutherapeutisch seine Lebenswelt durch persönlich bedeutsame Gegenstände angereichert und der Alltag durch aktivierende und kunsttherapeutische Ansätze anregend gestaltet. Die SET findet in der Regel als Einzeltherapie statt.
Als therapeutischer Zugangsweg kann der personenzentrierte Ansatz nach Kitwood (2000) angesehen werden. Dieser auf einem humanistischen Menschenbild beruhende Umgang mit erkrankten Menschen fordert ebenfalls neben einer validierenden und annehmenden Grundhaltung die eingehende Beschäftigung mit der Biographie des Patienten.
Erscheint lt. Verlag | 30.9.2009 |
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Mitarbeit |
Sonstige Mitarbeit: C. Fricke, A. Gaffron, T. Gunzelmann, P. Jaensch, S. Kasparek, U. Knöpfler, B. Süß, M. Wachter |
Zusatzinfo | VIII, 343 S. Mit zahlr. Abb.. |
Verlagsort | Vienna |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Geisteswissenschaften ► Psychologie ► Klinische Psychologie |
Medizin / Pharmazie ► Medizinische Fachgebiete ► Neurologie | |
Medizin / Pharmazie ► Pflege | |
Medizin / Pharmazie ► Physiotherapie / Ergotherapie | |
Schlagworte | Aktivierung • Alte Menschen • Altenheime • Alter • Biographie • Biographiearbeit • Demenz • Förderung • Freizeit • Gedächtnis • Gedächtnistraining • Gruppenarbeit • Identität • Pflege • Pflegeheim • Psychomotorik • SimA • Sport • Übungen • Verlust |
ISBN-10 | 3-211-79902-8 / 3211799028 |
ISBN-13 | 978-3-211-79902-4 / 9783211799024 |
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