Kalte oder warme Hand?

Verfügungen von Todes wegen in mittelalterlichen Referenzrechtsquellen
Buch | Hardcover
XLIX, 733 Seiten
2011
Böhlau Köln (Verlag)
978-3-412-20735-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Kalte oder warme Hand? - Adrian Schmidt-Recla
110,00 inkl. MwSt
Bislang geht die rechtsgermanistische Forschung davon aus, dass man in den so genannten »germanischen« Rechten überwiegend keine Verfügungsfreiheit des Erblassers gekannt habe und dass der Nachlass nur innerhalb der Familie vererbt worden sei. Erst durch die Rezeption des römischen Rechts, verstärkt seit dem 15. Jh., habe die Testierfreiheit an Bedeutung gewonnen. Dieses Buch überprüft diese Thesen anhand wichtiger Normativtexte. Es geht Rechtstatsachen (Formularen, Urkunden, Gerichtsbüchern und Urteilen) nach und fragt, ob die mittelalterliche Rechtspraxis ausgewählter Territorien postmortal wirkende Verfügungen anerkannte. Dabei zeigen sich flexible Lösungsmöglichkeiten für nachvollziehbare Konflikte bei der Güterzuordnung.

Adrian Schmidt-Recla hat die Lektur für Deutsche Rechtsgeschichte und Bürgerliches Recht an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Jena.

Aus dem Inhalt:
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS
LITERATURVERZEICHNIS
QUELLENVERZEICHNIS
ERSTER TEIL: GRUNDLAGEN
Kapitel 1: Untersuchungsgegenstand, Forschungsstand und Kritik
I Der Gegenstand der Untersuchung
II Einige allgemeine Probleme mittelalterlicher Rechtsgeschichte
1 Altdeutsches, deutsches und/oder germanisches Recht?
2 Fränkisches und sächsisches Recht?
3 Frühmittelalterliches Recht
III Der bisherige Forschungsstand und seine Kritik
1 Tacitus und das Erbrecht der Germanen
2 Die These: Sippenerbrecht schließt gewillkürte Erbfolge aus
(1) Das Gut fließt mit dem Blut
(2) Die Konstruktion des Erbenlaubes
(3) Zwischenergebnis
3 Logische Konsequenzen
(1) Entbehrlichkeit der Begriffe Erblasser , Erbe und Erbrecht
(2) Definitorische Einengung des Begriffs gewillkürte Erbfolge
4 Vom Sippenerbrecht zur Sachenrechtsthese im Mittelalter
5 Neuere Literatur
Kapitel 2: Forschungsansatz
I Erfassung und Auslegung normativer Rechtsquellen
1 Übersetzungsprobleme
2 Was sind normative Rechtsquellen?
3 Sekundärinformationen
II Rechtstatsachenerfassung
III Untersuchungsgebiet und Untersuchungszeitraum
1 Editionen
2 Geographische Grobgliederung
(1) Begrenzung des normativen Materials
(2) Begrenzung des empirischen Materials
(3) Weitere Überlegungen
3 terminus ad quem
Kapitel 3: Terminologische und systematische Grundlagen
I Testament und Erbvertrag
II Vergabung
1 Gabe vor Gericht und Vergabung
2 Georg Beselers Definition der Vergabung (von Todes wegen)
3 Deutsche donatio post obitum und römische donatio mortis causa
III Verfügung
1 Der Verfügungsbegriff des geltenden Rechts
2 Historisch-etymologische Ableitung des Verfügungsbegriffs
3 Fug und fuoga, sale und sala
(1) Fug und fuoga
(2) Sale, fadum und ram
4 Der Verfügungsgegenstand
IV Verfügung von Todes wegen
1 Befristung und Bedingung
(1) Definitionen
(2) Probleme der Erlebensbedingung
(3) Rechtsmacht des Erwerbers
(4) Verwandte Situationen
2 Weitere Charakteristika der Erlebensbedingung
(1) Verfügungen in Risikosituationen
(2) Verfügungen nach dem Tod oder nach dem Leben
(3) Verfügungen mit Verfügungsvorbehalt
(4) Verfügungen über jetziges und künftiges Vermögen
3 Unergiebigkeit des Kriteriums Letztwilligkeit
4 Vertragsstruktur als Verfügungsbeschränkung?
V Zur Gliederung mittelalterlicher Verfügungen von Todes wegen
1 Das Vorgehen
(1) Erfassung der Singularquellen (Urkunden und Urteile)
(2) Erfassung sächsischer Massenquellen
(3) Erfassung rheinfränkischer Massenquellen
(4) Gesamtbefund
(5) Übereinstimmung von Singular- und Massenquellen
2 Die Gliederung
(1) Grundlagen
(2) Untergliederungen
(3) Sondergruppen
(4) Gesamtübersicht
ZWEITER TEIL: VERFÜGUNGEN VON TODES WEGEN
IM MEROWINGISCHEN UND KAROLINGISCHEN
RECHT
Kapitel 4: Verfügungen von Todes wegen im merowingisch karolingischen Recht
I Normative Rechtsquellen
1 Die Affatomie der Lex Salica
(1) Quellenbefund
(2) Der tatsächliche Vorgang, Tit 46, 1-3 LSal
(3) Auslegungsprobleme und rechtliche Würdigung
(4) Zur Etymologie des Begriffes Affatomie
2 Die Affatomie in der Lex Ribuaria
(1) Allgemeines zur Quelle
(2) Quellenbefund und tatsächlicher Vorgang
(3) Auslegungsprobleme und rechtliche Würdigung
3 Freie Verfügung nach der Lex Thuringorum
(1) Allgemeines zur Quelle
(2) Quellenbefund
(3) Auslegungsprobleme und rechtliche Würdigung
4 Kapitularien
(1) Allgemeines zu den Quellen
(2) Thematisch relevante Kapitularien
(3) Zwischenergebnis LSal, LRib, Kapitularien
5 Rückschlüsse aus dem Mühlhäuser Reichsrechtsbuch
(1) Allgemeines zur Quelle
(2) Quellenbefund
(3) Auslegungsprobleme und rechtliche Würdigung196
(4) Mühlhäuser Statuten des 14 Jh und ein Mühlhäuser
Schöffenurteil ...

Erscheint lt. Verlag 3.5.2011
Reihe/Serie Forschungen zur deutschen Rechtsgeschichte ; Band 029
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Maße 185 x 235 mm
Gewicht 1390 g
Themenwelt Geschichte Teilgebiete der Geschichte Kulturgeschichte
Geschichte Teilgebiete der Geschichte Militärgeschichte
Recht / Steuern Allgemeines / Lexika
Recht / Steuern Rechtsgeschichte
Schlagworte Deutschland • Erbrecht • Erbrecht (ErbR) • Franken, Geschichte; Recht • Fränkisches Erbrecht • Mittelalter (Einzelne Länder); Deutschland • Mittelalter (Einz. Länder); Deutschland • Mittelalter; Recht • Sachsen, Geschichte; Recht • Sächsisches Erbrecht • Verfügung
ISBN-10 3-412-20735-7 / 3412207357
ISBN-13 978-3-412-20735-9 / 9783412207359
Zustand Neuware
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