Um unsere Webseiten für Sie optimal zu gestalten und fortlaufend zu verbessern, verwenden wir Cookies. Durch Bestätigen des Buttons »Akzeptieren« stimmen Sie der Verwendung zu. Über den Button »Einstellungen« können Sie auswählen, welche Cookies Sie zulassen wollen.

AkzeptierenEinstellungen

Alle Wege führen nach Rom (eBook)

Spiegel-Bestseller
11 Rätsel und ein Minivan - eine turbulente Pilgerreise von Südtirol in die Ewige Stadt
eBook Download: EPUB
2025 | 1. Auflage
368 Seiten
C. Bertelsmann (Verlag)
978-3-641-32343-1 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
22,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Das Buch zum Heiligen Jahr von Bestsellerautor Andreas Englisch
Mit Highspeed über den Pilgerweg: 11 Rätsel führen auf verschlungenen Wegen nach Rom - und tief in die Geschichte Italiens

Ob Pilger oder Plünderer, Kaiser oder Bettelmönche, ob die Suche nach Macht, Reichtum, Erlösung oder Liebe - seit Jahrtausenden zieht es Reisende nach Rom. In seinem neuen Buch erzählt Italienexperte Andreas Englisch von diesen Menschen und von einer rasanten Reise, die ihn mit Sue, einer ungewöhnlichen Begleiterin, zusammenspannt: Auf dem Weg der beiden von Meran in Südtirol über den Gardasee, Verona und die Toskana bis nach Rom, dem Sehnsuchtsort aller Pilger, gilt es dabei etliche Rätsel zu lösen und Hinweise zu entschlüsseln.

»Alle Wege führen nach Rom« ist eine schwungvoll erzählte Schnitzeljagd durch die Kultur und Geschichte Italiens und zugleich eine Liebeserklärung an das Land, das Andreas Englisch nun schon seit fast vier Jahrzehnten begeistert.

Andreas Englisch lebt seit fast vierzig Jahren in Rom und gilt als einer der bestinformierten Journalisten im Vatikan. Seit der Amtszeit von Johannes Paul II. trifft er alle amtierenden Päpste regelmäßig und begleitet sie auf ihren Reisen. Als Vatikanexperte und Italienkenner ist er ein gefragter Talkshowgast und Interviewpartner, seine Bücher sind Bestseller und wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt, darunter »Franziskus - Zeichen der Hoffnung« (2013), »Der Kämpfer im Vatikan. Papst Franziskus und sein mutiger Weg« (2015), »Der Pakt gegen den Papst. Franziskus und seine Feinde im Vatikan« (2020) sowie zuletzt »Das Vermächtnis von Papst Franziskus» (2023). Zudem begeistert Andreas Englisch als kenntnisreicher Reiseführer durch Rom. Die Geschichte und Geschichten der Ewigen Stadt hat er in seinen Bestsellern »Mein Rom. Die Geheimnisse der Ewigen Stadt« (2018) sowie »Mein geheimes Rom. Die verborgenen Orte der Ewigen Stadt« (2021) aufgeschrieben. Er schreibt regelmäßig Artikel für »Die Zeit«.

TAG 2


Südtirol


Ich verstand nicht, warum Sue in meinem Zimmer stand. Ich verstand nicht, warum es so hell war. Ich verstand auch nicht, wieso mir ihr Fahrer meine Hose zuwarf. Ich schaute auf meine Uhr. Verschlafen. Es war schon neun. Warum hatte ich den Wecker nicht gehört?

»Los, machen Sie schon, ziehen Sie sich an!«, rief Sue. Sie hatte den Vorhang weggerissen, das grelle Sonnenlicht blendete mich. Doc hatte meine Zahnbürste und eine Tube Zahnpasta in der Hand und bugsierte mich sanft ins Bad.

Ich putzte mir automatisch die Zähne. Als ich mir den Mund ausgespült hatte, schaffte ich es, endlich die naheliegendste Frage zu stellen: »Was soll das?«

Sue antwortet nur: »Für Ihre Dusche reicht die Zeit nicht mehr.«

Doc hielt mir zum zweiten Mal meine Hose hin, und erst in diesem Augenblick wurde mir klar, dass ich außer einem Slip nichts anhatte. Ich streifte meine Hose über, allein schon aus einem Gefühl von Anstand, und zog mir ein Poloshirt über den Kopf. Dann drückte mir Doc einen Pappbecher mit Kaffee in die Hand.

»Das wird Sie wecken. Kommen Sie!«

Doc hatte meinen Trolley gepackt, Sue winkte mit meiner Zimmerkarte in der Hand, das Licht ging aus.

»Es ist wirklich ein Notfall. Kommen Sie!«

»Was für ein Notfall?«, fragte ich.

Wir liefen über den Flur.

Deinen Zug bekommst du sowieso nicht mehr, dachte ich, du musst heute Nachmittag fahren.

Als wir den Fahrstuhl erreicht hatten, war ich endlich wach genug, um mich zu wehren. Ich blieb einfach stehen, als der Fahrstuhl kam.

»Jetzt ist Schluss«, sagte ich. »Geben Sie mir sofort die Zimmerkarte zurück.«

Sue sah mich entsetzt an. »Das geht nicht. Nur dieses eine Mal. Sie müssen uns helfen. Bitte!«, sagte sie.

Doc schaute auf die Uhr. »Es ist Viertel nach neun«, sagte er mit einem Unterton, der bedrohlich klang.

»Was gibt es hier in der Nähe, das mit dem Volk der Frau zu tun hat, die aus dem Schädel trinkt und Gottes Boten auf die Schaukel setzt?«

»Wie bitte?«, fragte ich.

»Das Volk der Frau, die aus dem Schädel trinkt und Gottes Boten auf eine Schaukel setzt.«

»Was ist das? Wissen Sie es?«, fragte Sue. Und der ihr ergebene Doc fügte hinzu: »Wenn Sie uns helfen, fahre ich Sie nach Trient, da bekommen Sie noch den Anschlusszug nach Rom.«

Das klang gut, mehr verstand ich in dem Moment allerdings nicht.

Sue rief erneut den Fahrstuhl. »Das Hotel liegt ja Gott sei Dank mitten in der Stadt, alles ist von hier aus leicht zu erreichen. Wahrscheinlich müssen wir zum Dom. Da wird es ja wohl sein, wenn es um Gott geht.«

»Nein«, sagte ich, »wir brauchen das Auto, und Sie sagen mir endlich, was hier eigentlich gespielt wird. Ich dachte, Sie wollten eine Schuld loswerden, geht das nur im Expresstempo?«

Als wir unten angekommen waren, schob Sue mich sanft in den Van, und Doc raste aus der Tiefgarage.

»Wohin?«, brüllte er.

»Nach Naturns«, sagte ich.

Doc gab das Ziel ins Navi ein und sagte erleichtert: »Das sind nur 25 Minuten, das schaffen wir.«

Er donnerte mit einem Tempo, das ihn definitiv den Führerschein kosten konnte, durch Meran und bog in die Straße ein, die ins Vinschgau führte. Der Ort Rabland flog vorbei.

»Wir müssen zur Kirche des heiligen Proculus.«

Nach weniger als 25 Minuten standen wir vor dem kleinen Bau. Sue stieg aus und war kreidebleich. Dann brüllte sie: »Fuck, fuck, fuck! Das kann es nicht sein. Was für ein Mist! Wo haben Sie uns hingebracht? In eine miese kleine Kapelle. Es soll etwas absolut Einzigartiges sein. Jetzt ist es eh zu spät, die Zeit ist fast um«, schimpfte sie.

»Gehen wir hinein«, sagte ich.

Der kleine Raum war leer. Wir waren die einzigen Besucher.

»Das hier soll etwas Einzigartiges sein?«

Ich zeigte ihr die Proculus-Fresken. »Sehen Sie, dass der Heilige auf einer Schaukel sitzt? Das ist beispiellos, zufällig bei Restaurierungen entdeckt. Es stammt aus der Zeit vor den Karolingern, wahrscheinlich sind es Langobarden gewesen, die diese Fresken vor 1400 Jahren in Auftrag gegeben haben. Sehr wahrscheinlich sind es die ältesten Fresken im kompletten deutschsprachigen Raum. Das ist der Bote Gottes, ein Bischof, der auf der Schaukel sitzt.«

»Und was hat das mit einer Frau zu tun, die aus dem Schädel trinkt?«

»Der langobardische König Alboin zwingt seine Frau Rosamunde zu etwas Furchtbarem: Er lädt sie zu einem Gelage ein und gibt ihr eine Trinkschale, die aus dem Schädel ihres ermordeten Vaters geschaffen wurde. Rosamunde rächt sich, nimmt sich einen Geliebten, den Diener ihres Mannes, und flieht nach Ravenna. Es ist im Mittelalter das berühmteste Beispiel dafür, dass sich eine Frau keineswegs schämen muss, wenn sie sich einen Liebhaber nimmt. Rosamunde ist ein so gemeiner Akt zugemutet worden, dass ihre Wahl, mit einem Liebhaber durchzubrennen, vollkommen gerechtfertigt scheint.«

»Noch 20 Minuten«, drängte Doc.

»Das rätselhafte Volk der Langobarden verließ vor 1500 Jahren seine Heimat an der Elbe und tauchte im heutigen Ungarn auf, um dann in einem gewaltigen Tempo weite Teile Italiens zu erobern.«

»Schneller!«, befahl Sue. »Reden Sie schneller!«

»Ihre Sprache ist untergegangen. Nur ein paar Namen sind erhalten, die Liste ihrer Könige zum Beispiel, aber keine Texte. Nichts. Karl der Große zerstörte das Reich der Langobarden, und nach dem Untergang schrieb ein gewisser Pater Paulus Diaconus, der selbst langobardische Wurzeln hatte, die Geschichte dieses Volkes auf, aber auf Latein. Er erzählte von einer Höhle im Norden Deutschlands, in der römische Soldaten einen ewigen Schlaf schlafen und den Langobarden ihre Kraft geben würden. Es sind sehr seltsame Geschichten. Auf dem Weg nach Süden werden die Langobarden christlicher. Aber sie sind noch tief verstrickt in den Streit, wer oder was Gott ist.«

»Schneller, was hat das mit Gott zu tun?«

»Das ist im Grunde ganz einfach. Die Christen glauben an einen Gott Vater, Jesus und den Heiligen Geist. Das ist aber nicht ein Gott, sondern es sind drei. Deswegen ging es die ganze Zeit darum, was jetzt stimmt. Die einen sagten, dass Gott eine Dreieinigkeit sei, also zwar drei, aber doch eins.«

»Verstehe ich nicht.«

»Das verstanden die Langobarden auch nicht. Deswegen erklärten sie, dass es nur einen Gott gibt, Gott Vater, dass aber Jesus menschlich sei, was ja auch klar sei, weil man einen Gott nicht kreuzigen könne. Es muss also eine Zeit gegeben haben, als Gott noch allein war, also ohne Sohn. Die Menschen dieser Zeit haben überall in der christlichen Welt darum gestritten.«

»Wer ist der Typ auf der Schaukel?«

»Der heilige Proculus. Der war Bischof von Verona und überlebte die Christenverfolgung des römischen Kaisers Diokletian. Er starb um das Jahr 320 in Verona. Das ist alles bekannt. Aber warum wollten die langobardischen Künstler, dass er auf einer Schaukel sitzt? War das ein Code? Ein Zeichen? Es sollte den Pilgern auf jeden Fall etwas sagen, aber was? Wir werden es nie erfahren, auch die seltsame Darstellung der Schaukel wird ein Geheimnis der Langobarden bleiben. Zu dem Zeitpunkt, als dieses Bild entstand, ahnten die Langobarden noch nicht, dass ihre Sprache verschwinden und ihre Herrschaft untergehen würde.«

»Wie kam das?«

»Sie griffen das Territorium des Papstes rund um Rom immer wieder an. Deswegen rief der Papst Karl den Großen zu Hilfe. Das Ergebnis war die Entstehung des Römischen Reiches des Mittelalters. Karl der Große wurde am Weihnachtstag des Jahres 800 in der Peterskirche zum römischen Kaiser gekrönt. Dieses Reich existierte bis zum letzten römisch-deutschen Kaiser, Franz II., im Jahr 1806. Der war Österreicher, deswegen liegt der Reichsschatz der deutschen Kaiser in der Hofburg in Wien.«

»Es ist kurz vor zehn«, schaltete sich Doc ein.

Sue verschwand durch die Kirchentür, wie von einer Tarantel gestochen. Plötzlich war es sehr still, und ich hatte das Gefühl, zum ersten Mal an diesem Morgen zur Besinnung zu kommen. Ich setzte mich in den Kirchenraum und wartete.

Nach etwa zehn Minuten tauchte Sue wieder auf, starrte aber auf das Display ihres Handys. Plötzlich tauchte eine WhatsApp auf, die aus einer einzigen hellen Seite in hellgrüner Farbe bestand.

Sue machte einen Luftsprung und rief: »YEEEEEES

Doc nahm sie in den Arm, und sie küsste ihn auf die Wange, dann bekam ich eine der heftigsten Umarmungen meines Lebens durch diese zierliche Frau und ebenfalls einen Kuss.

»Sie haben es geschafft! Den Ort hätten wir nie und nimmer gefunden.«

Ich machte mich los, aber Sue war nicht zu bremsen. Sie verkündete: »Doc fährt uns jetzt nach Meran ins Imperial. Da spendiere ich Ihnen das beste Frühstück Ihres Lebens. Sie haben es sich verdient.«

Ich wollte mich auf keinen Fall so abspeisen lassen. »Sie schmeißen mich aus dem Bett und benutzen mich zum Rätselraten, ohne mir zu sagen, was das Ganze soll?«, meckerte ich.

»Ich bezahle Sie dafür«, entgegnete Sue.

»Hören Sie endlich auf, mich so zu behandeln, als könnten Sie mich kaufen. Was bedeutet dieses grüne Display auf dem Handy?«

»Dass ich am richtigen Ort bin. Mein Pilgerstempel. Das ist Ihr Verdienst. Es heißt, dass ich den richtigen Startort für die Pilgerreise nach Rom gefunden...

Erscheint lt. Verlag 12.3.2025
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik
Geisteswissenschaften Geschichte
Schlagworte Bozen • eBooks • Florenz • Geheimnis • Heiliges Jahr • Kirchengeschichte • Norditalien • Papst • Pilger • Pilgern • Reisen • Südtirol • Vatikan • Venedig • Verona • Wunder
ISBN-10 3-641-32343-6 / 3641323436
ISBN-13 978-3-641-32343-1 / 9783641323431
Informationen gemäß Produktsicherheitsverordnung (GPSR)
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 32,0 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Eine kurze Geschichte der Menschheit

von Yuval Noah Harari

eBook Download (2024)
Penguin Verlag
11,99
Eine Geschichte von Morgen

von Yuval Noah Harari

eBook Download (2023)
C.H.Beck (Verlag)
12,99
Eine Geschichte von Morgen

von Yuval Noah Harari

eBook Download (2023)
Verlag C.H.Beck
12,99