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Gleichstellung -  Cleo Libro

Gleichstellung (eBook)

Sex zwischen Wunsch und Wirklichkeit. Ein feministischer Selbstversuch | Für mehr Gleichberechtigung in sexuellen Beziehungen

(Autor)

eBook Download: EPUB
2025 | 1. Auflage
256 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-28448-3 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
15,99 inkl. MwSt
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Der feministische Selbstversuch für mehr Gleichstellung im Bett Wie sexuell befreit kann ich in einer Gesellschaft leben, in der Respekt gegenüber Frauen immer noch an der möglichst geringen Anzahl ihrer Sexualpartner*innen bemessen wird? Stehe ich überhaupt auf gleichgestellten Sex? Und wie bringe ich meine feministischen Überzeugungen mit meinem verinnerlichten Bild von Geschlechterrollen zusammen? In Gleichstellungnimmt uns Cleo Libro mit in ihr eigenes Sexleben. Sie schreibt über geheime Fantasien, aufregende Flirts und missglückte One-Night-Stands. Sie erzählt, wie hin- und hergerissen sie ist: zwischen dem Slutshaming der Millennials und der Tiktok-Aufklärung von Gen Z Zwischen ihrem Anspruch, Lust nach feministischen Prinzipien zu leben, und dem Reflex, den Weg des geringsten patriarchalen Widerstands einzuschlagen. Cleo Libro fragt sich stellvertretend für viele Frauen, wie feministisch ihr Sex wirklich ist. Was muss noch passieren, damit in den Betten endlich mehr Lust als Frust entsteht? Der unterhaltsame und lehrreiche Selbstversuch erkundet, wie sexuelle Befreiung aussehen kann.

Cleo Libro (sie/ihr) wurde 1993 geboren und ist heute freie Autorin, Feministin und Podcaststimme. Seit 2018 spricht und schreibt sie unter Pseudonym über Alternativen zum monogamen Liebesleben, sexuelle Selbstbestimmung, Feminismen und alles, was zur Lust und zum Frust einer promisken Frau auf dem Weg in ihre Dreißiger beiträgt. Nachdem sie seit April 2018 regelmäßig im 'Liebestagebuch' des DLF Nova Formats 'Eine Stunde Liebe' zu hören war, begann Cleo 2021 ihre Gedanken auch auf ihrem persönlichen Blog 'Cleographie' zu veröffentlichen. In den Jahren danach folgten Engagements als Texterin für den sexualpädagogischen Podcast 'SexOlogisch', SPIEGEL und diverse Webzines. Cleo studierte Linguistik und Germanistik in Köln und lebt heute in Berlin. Website: cleographie.com Instagram: @cleo.libro

Cleo Libro (sie/ihr) wurde 1993 geboren und ist heute freie Autorin, Feministin und Podcaststimme. Seit 2018 spricht und schreibt sie unter Pseudonym über Alternativen zum monogamen Liebesleben, sexuelle Selbstbestimmung, Feminismen und alles, was zur Lust und zum Frust einer promisken Frau auf dem Weg in ihre Dreißiger beiträgt. Nachdem sie seit April 2018 regelmäßig im "Liebestagebuch" des DLF Nova Formats "Eine Stunde Liebe" zu hören war, begann Cleo 2021 ihre Gedanken auch auf ihrem persönlichen Blog "Cleographie" zu veröffentlichen. In den Jahren danach folgten Engagements als Texterin für den sexualpädagogischen Podcast "SexOlogisch", SPIEGEL und diverse Webzines. Cleo studierte Linguistik und Germanistik in Köln und lebt heute in Berlin. Website: cleographie.com Instagram: @cleo.libro

Tausend Mal berührt – jedes Mal gefragt?


Eines ganz normalen Sonntagmorgens wache ich auf und spüre seinen warmen Körper neben mir liegen. Diesen Körper, dessen Wärme und Nähe ich so gut kenne. Seine Atmung klingt vertraut, und um uns herum riecht es nach dem ruhigen Schlaf unserer jahrelang gemeinsam geübten Geborgenheit.

Ich fühle mich neben diesem Menschen zu Hause. Diese Vertrautheit ist durch viele Lebenssituationen entstanden, in denen ich ihn über die Jahre unserer Beziehung beobachten konnte.

Zum Beispiel weiß ich, wie sich seine Augenbrauen zusammenziehen, wenn ihm ein Gedanke missfällt. Ich weiß auch, wie sich sein Mund bewegt, wenn ihm eine Mahlzeit besonders gut schmeckt. Ich kann außerdem an seiner Art und Weise, sich hinter dem Lenkrad seines Autos aufrecht hinzusetzen, erkennen, dass er jetzt zu einem Snack oder einem Schluck Wasser nicht Nein sagen würde, wenn ich ihm vom Beifahrersitz aus einen anböte. Was ich damit deutlich machen will, ist, dass es Menschen wie ihn gibt, bei denen ich mir eingebildet habe, einschätzen zu können, was sie wann wollen und was nicht.

Wie sich zeigte, liegt die Betonung dabei auf der Einbildung. Wenn es darum geht, wie gut jemandem das Essen schmeckt oder wie doof er*sie meinen letzten Musikvorschlag findet, mag ich im Laufe meines Lebens mit meinen Einschätzungen von Gesichtsausdrücken oft richtig gelegen haben. Aber es gibt eine Situation, in der ich meine Fähigkeiten zum Gedankenlesen wirklich immer wieder heftig überschätze. Und zwar, wenn es darum geht, einzuschätzen, ob mein Gegenüber jetzt gerade auch Bock auf Sex hat.

 

An diesem gemütlichen Sonntagmorgen drehe ich mich jedenfalls nicht noch mal in unserer Geborgenheit um, um für weitere fünf Minuten die Augen zuzumachen. Nein, ich fasse den Entschluss, mich näher an diesen vertrauten Menschen heranzukuscheln. Er wird durch meine Bewegungen kurz wach und nimmt mich in den Arm, was in mir in diesem Moment ein ganz anderes Gefühl als Gemütlichkeit weckt.

Ich will jetzt Sex mit ihm. Ganz plötzlich taucht die Lust an der Oberfläche meines Bewusstseins auf, und ich bin hellwach.

Obwohl wir schon einige Jahre ein Paar sind, haben wir immer noch ein aktives Sexleben. Mir ist das viel wert, weil ich weiß, dass das in Langzeitbeziehungen nicht selbstverständlich ist. In die Qualität unseres Sexlebens spielt hinein, dass wir uns gut kennen und voneinander wissen, welche Griffe und Positionen es füreinander bringen und welche weniger. Sexy Routinen zu haben, hat eben zwei Seiten: Effizienz auf der einen und Vorhersehbarkeit auf der anderen.

 

Aber ist Lust etwas, das wirklich vorhersehbar ist?

Kennen wir nicht alle den Moment, wenn uns etwas präsentiert wird, das uns oft angemacht hat, aber wir dieses Mal feststellen, dass es nicht die erwartete Wirkung zeigt? Und ahnt der Mensch, der da vielleicht gerade versucht, uns in Stimmung zu bringen, dass es heute nicht klappen wird, oder wird es ihn*sie überraschen? Ich schätze, die Überraschung ist die wahrscheinlichere Reaktion, weil wir mit der neuen Unlust vom vorhersehbaren, da bekannten Muster abweichen. Das Einzige, was in dieser Situation noch verhindern könnte, dass die Beteiligten sich in ein großes Missverständnis verstricken und gegenseitige Grenzen verletzen, ist gelingende Kommunikation. Dann wollen wir doch mal sehen …

 

Mit geweckter Lust lasse ich meine Finger langsam über seinen Körper wandern, während mein Mund leise Küsse auf seiner Haut verteilt. Sein Dösen scheint das nicht zu stören. Ich höre zwar kein abweisendes Grummeln, habe aber auch nicht den Eindruck, dass er gleich selbst aktiv wird. Ich entscheide mich, erst mal weiterzumachen.

Eigentlich befinden wir uns in unserem Element. Lazy Sunday morning sex gehört seit Jahren zu unseren Spezialitäten, weil wir als Paar noch nie gerne früh aufgestanden sind, um zum Sonntagsbrunch mit Freund*innen zu joggen. Stattdessen kosten wir lieber die Gemütlichkeit in vollen Zügen aus, die so ein gemeinsamer Schlafplatz bieten kann. Inklusive aller Vorzüge der leichten Nachtbekleidung.

Während sich das Bedürfnis, mit meinem Partner zu schlafen, in mir immer breiter macht, lasse ich eine meiner Hände auf das Ziel los, das ihre Wanderung über seinen Körper angesteuert hat. Ungefragt und ohne länger zu zögern, greife ich in seine Unterhose. Jetzt reagiert er plötzlich, schlägt die Augen auf und schiebt mich ein Stück von sich weg. Alles in einer fließenden Bewegung, die gleichzeitig Ärger und Zurückweisung ausstrahlt. Mir wird erst in diesem Moment, also reichlich spät und ziemlich unvermittelt, bewusst, dass er das, was ich da anzustoßen versuche, offenbar überhaupt nicht will. Wie unangenehm! Also für mich vor allen Dingen. Ich fühle mich von der Ruppigkeit, mit der er sich seinen personal space von mir zurückerobert, vor den Kopf gestoßen und, ja, auch irgendwie bloßgestellt. Das alles ist mir plötzlich extrem peinlich.

Die Scham, die ich empfinde, verhindert erfolgreich, dass ich das Gespräch nun doch noch eröffne. Obwohl ich eigentlich gerne wissen will, was ich falsch gemacht habe. Bin ich mir vielleicht meines morgendlichen Mundgeruchs nicht bewusst? Oder bin ich aus Versehen zu grob vorgegangen, als ich nach seinem Schwanz griff?

»Ich will gerade einfach nicht«, ist seine Erklärung, nach der ich mich nicht zu fragen getraut habe. Wahrscheinlich hervorgelockt durch meinen irritierten Gesichtsausdruck.

»Oh, okay«, schaffe ich gerade noch zu sagen und »Sorry«.

Ich kehre an meinen ursprünglichen Platz in seinem Arm zurück. Enttäuscht versuche ich, es mir wieder gemütlich zu machen, aber es gelingt mir nicht mehr.

Klar, ich bin enttäuscht, dass meine Avancen so abrupt von ihm abgewürgt wurden, aber vor allem bin ich enttäuscht von mir selbst. Wieso habe ich einfach zugegriffen, anstatt meinen Freund zu fragen, ob er überhaupt Lust auf Sex hat? Nach wie vielen Malen Sex ist es für mich so selbstverständlich geworden, dass dieser Körper mir zur sexuellen Verfügung steht? Wie hätte es sich für mich angefühlt, wenn ich an seiner Stelle gewesen wäre?

Tatsächlich war es mir bis zu diesem Tag nicht selten passiert, dass ein Mann, mit dem ich mich im Bett oder grob in der Richtung dorthin befand, ohne zu fragen, Dinge mit mir tat, die mir manchmal gefielen und die ich ein anderes Mal eher nur so mittel fand. Aber das waren alles Menschen gewesen, die mich nicht gut kannten. Könnte jemand, der mich und meine Präferenzen so gut einschätzen kann wie ein*e Partner*in, bei mir überhaupt so verkehrt liegen? Offenbar war das nicht unmöglich, denn ich hatte trotz meiner guten Kenntnis dieses Menschen neben mir gerade sehr daneben gelegen mit der Einschätzung seiner Bereitschaft für Sex.

 

Als ich an diesem plötzlich nicht mehr so gemütlichen Sonntagmorgen immer noch im Bett lag, nachdem mein Partner schon längst aufgestanden war, zerbrach ich mir den Kopf darüber, ob ich das Thema mit dem Konsens-Erfragen beim Sex überhaupt wirklich verstanden hatte.

Ich denke, in diesem Moment wurde mir die Existenz zwischen zwei unterschiedlichen, aber gleich wichtigen Aspekten von Einvernehmlichkeit erst wirklich bewusst:

Erstens, man sollte den Konsens des Gegenübers deutlich abfragen, wenn man sich gegenseitig noch nicht gut einschätzen kann. Aber genauso wichtig ist, zweitens, die Tatsache, dass das Einverständnis eines Menschen zu einer Sache nicht lediglich einmal erteilt wird und dann für immer gültig ist. Sondern dass man sich dieses Einverständnis immer wieder einholen muss, egal, wie gut man sich kennt.

Konsens kommt nicht im Abo. Es kann tatsächlich sein, dass ich 263-mal den Penis meines Partners ungefragt anfassen kann und er damit einverstanden ist, aber beim 264. Mal eben nicht.

Unterschwellig war mir dieser Aspekt vorher schon irgendwie bekannt gewesen. So als Konzept. Aber ich hatte offenbar nicht verinnerlicht, was das für mich persönlich, für meine eigene Bedürfnisbefriedigung und für meine Beziehung zu konkreten Partner*innen bedeutet.

Als ich mit einem Freund darüber sprach, dass Konsens zwar im Vorhinein theoretisch abgesprochen, aber danach zu jeglichem Zeitpunkt auch widerrufen werden könne, fragte er mich, wie er sich dann überhaupt davor schützen könne, die Grenzen bei seinen Sexpartner*innen zu übertreten.

Die Antwort ist, dass man das nicht kann. Eine routinierte Konsenspraxis bedeutet kein risikofreies Miteinander, weil eine zwischenmenschliche Annäherung an sich immer ein Risiko für Verletzungen birgt. Sich vorher den Konsens für bestimmte Praktiken einzuholen, ist kein präventiver Ablasshandel, durch den man für jegliches Fehlverhalten immunisiert wird. Und ein Ja legitimiert nicht uneingeschränkt jegliche Ausführung der angefragten Handlung.

Mich beschlich das seltsame Gefühl, dass das Achten der Grenzen anderer theoretisch total Sinn ergab, aber dass ich die längste Zeit nicht wirklich verstanden hatte, dass das auch mich selbst betraf. In Bezug auf die anderen. Ich konnte sogar die Grenzen eines Menschen ansatzlos überrennen, mit dem...

Erscheint lt. Verlag 3.3.2025
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Biografien / Erfahrungsberichte
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Schlagworte bücher offene beziehung • Cleographie • cleo libro • die man gelesen haben muss • feminismus buch • Feminismus Sachbuch • feminismus sexualität • feministische bücher • feministische bücher für junge frauen • feministischer Sex • feministische sexualität • gleichberechtigung frauen im bett • gute bücher über polyamorie • Memoiren • nicht monogame beziehung • nicht monogame beziehung erfahrungen • offene beziehung erfahrung • offene beziehung erfahrung frau • offene beziehung sexualität • polyamorie buch • Ratgeber für Frauen • Ratgeber Selbstliebe • Ratgeber Sexualität • ratgeber sexualität frauen • Selbstliebe Buch • Selbstliebe und Selbstbewusstsein • sexOlogisch • Sexpositivity • Sex Ratgeber • Sexratgeber für Frauen • sexuell befreit • sexuelle Gleichberechtigung • weibliche sexualität buch • weibliche sexualität ratgeber
ISBN-10 3-426-28448-0 / 3426284480
ISBN-13 978-3-426-28448-3 / 9783426284483
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