Schöpfung und Evolution? -  Barbara Drossel,  Reinhard Junker,  Siegfried Scherer

Schöpfung und Evolution? (eBook)

Drei Wissenschaftler. Drei Postionen. Eine Debatte.
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
400 Seiten
SCM R.Brockhaus im SCM-Verlag
978-3-417-27108-9 (ISBN)
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»Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde.« - Aber danach beginnt schon die Diskussion: Schuf er allein durch das Wort oder doch durch Evolution? Dauerten die sechs Tage wirklich 24 Stunden, obwohl die Sonne erst am 4. Tag erschaffen wurde und die Erde laut Wissenschaft in Milliarden Jahren entstanden ist? Und: Lassen sich wissenschaftliche Erkenntnisse heute überhaupt noch mit der Bibel vereinen? Drei Wissenschaftler diskutieren über das Verhältnis von Schöpfung und Evolution - respektvoll und mit Interesse an der Meinung der anderen.

Barbara Drossel (Jg. 1963) ist Professorin für Theoretische Physik an der TU Darmstadt. Sie forscht an der mathematischen Modellierung biologischer Systeme und an Grundlagenfragen der Physik. Schon seit vielen Jahren befasst sie sich mit dem Thema Glaube und Wissenschaft.

Barbara Drossel (Jg. 1963) ist Professorin für Theoretische Physik an der TU Darmstadt. Sie forscht an der mathematischen Modellierung biologischer Systeme und an Grundlagenfragen der Physik. Schon seit vielen Jahren befasst sie sich mit dem Thema Glaube und Wissenschaft. Reinhard Junker (Jg. 1956) hat Mathematik, Biologie und Theologie in Freiburg und Leuven studiert. Er promovierte in Interdisziplinärer Theologie und ist Mitarbeiter der Studiengemeinschaft Wort und Wissen mit Themenschwerpunkt Evolutionskritik/Schöpfung in der Biologie. Siegfried Scherer (geb. 1955) ist Professor an der TU München und leitete dort bis 2021 einen mikrobiologischen Lehrstuhl. Zur Zeit arbeitet er an der kritischen Analyse von evolutionsbiologischen Modellen zur Entstehung von biomolekularen Maschinen.

Barbara Drossel


Gott erschafft durch Prozesse


Einleitung


»Gott hat mich geschaffen«, davon sind die meisten Christen überzeugt. Die Verfasser der Bibel bekannten dies auch: »Du hast meine Nieren bereitet und hast mich gebildet im Mutterleibe«, schreibt David in Psalm 139,13. An dieser Überzeugung halten wir auch dann fest, wenn man uns sagt, dass die Entstehung eines Babys im Mutterleib wissenschaftlich erforscht wurde und inzwischen gut verstanden wird. Wir sehen hierin keinen Widerspruch dazu, dass Gott uns geschaffen hat. Den Prozess, den die Embryologen erforschen, interpretieren wir als das lebensschaffende Handeln Gottes, und wir sind fasziniert davon, wie großartig er sich die Entwicklung des Babys im Mutterleib ausgedacht hat.

Die Verfasser der Bibel beschrieben den Entstehungsprozess des Babys ganz anders, als wir das tun würden. David schreibt in Psalm 139,15, dass er »unten in der Erde« gebildet wurde und in Hiob 10,9 heißt es: »Bedenke doch, dass du mich aus Lehm gemacht hast.« Wie sollen wir angesichts der Wissenschaft diese Formulierungen verstehen? Wir lesen sie wahrscheinlich als bildhafte Beschreibung dafür, dass wir alle aus irdischem Material gemacht sind.

Auch der Verweis auf die Rolle des Zufalls bei der Entstehung eines Babys bringt uns nicht von dem Glauben ab, dass Gott uns geschaffen hat. Wir erkennen zwar an, dass der Zufall darüber entscheidet, welche Gene der Eltern in jede Ei- bzw. Samenzelle kommen und welche Samenzelle das Ei befruchtet, aber wir glauben, dass Gott der Herr über den Zufall ist und in all dem seine Ziele verfolgt.

Am meisten fordert uns wahrscheinlich der Hinweis heraus, dass bei der Entstehung eines Babys vieles schiefgehen kann: Ungefähr ein Drittel der befruchteten Eier sterben, ohne sich in die Gebärmutter einzunisten, oder sie nisten sich zwar ein, aber die Frauen erleiden eine Fehlgeburt. Es gibt Chromosomenaberrationen wie Trisomie 21 (Down-Syndrom) und Fehlentwicklungen wie siamesische Zwillinge. Dies stößt uns auf die Frage nach der Herkunft des Leids und erinnert uns daran, dass die ganze Schöpfung der Vergänglichkeit unterworfen ist und sich nach Erlösung sehnt, wie Paulus in Römer 8,21-23 schreibt.

Mit diesem Beispiel der Embryonalentwicklung sind im Kleinen die wichtigen Themen und Fragen angesprochen, um die es auch im Großen bei der Entwicklung des Universums, der Erde und des Lebens auf der Erde geht: In welchem Verhältnis stehen Gottes schaffendes Handeln und die naturgesetzlichen Abläufe zueinander? Wie passen wissenschaftliche Erkenntnisse über die Entstehung des Universums sowie des Lebens und Bibeltexte über die Schöpfung zusammen? Wie lässt sich Gottes Allmacht und Güte mit der Allgegenwart von Leid und Tod vereinbaren?

In meinem Buchbeitrag werde ich auf diese Fragen eingehen und zeigen, dass die etablierten wissenschaftlichen Erkenntnisse über die lange Geschichte des Universums und der Erde mit der Botschaft der Bibel nicht in Konflikt stehen. Letztlich kommen ja beide, die von der Wissenschaft erforschte Welt und die Bibel, von Gott. Diese Überzeugung steht auch am Beginn der modernen Wissenschaft.

1 Die Bibel und die Naturwissenschaften


Es gibt eine lange Tradition, die Natur mit einem Buch zu vergleichen. Frühe Naturwissenschaftler der Neuzeit wie Francis Bacon (1561–1626), Galileo Galilei (1564–1642) und Michael Faraday (1791–1867), die gläubige Christen waren, sprachen daher davon, dass Gott uns zwei Bücher gegeben hat: das Buch der Natur und das Buch der Bibel. Die Natur zeigt uns die Werke Gottes, die Bibel bringt uns das Wort Gottes. Weil beide Bücher denselben Autor haben, können sie einander nicht widersprechen, wenn wir sie richtig lesen und auslegen. Die Natur »lesen« wir, indem wir sie erforschen.

Die beiden Bücher


Es ist für mich als Naturwissenschaftlerin ein großes Privileg, dass ich Gottes Schöpfung erforschen und etwas über die Gesetze und Prinzipien lernen darf, nach denen er die Natur eingerichtet hat. Ich zitiere hierzu gerne Psalm 111,2: »Groß sind die Werke des HERRN; wer sie erforscht, der hat Freude daran.« Johannes Kepler (1571–1630) begründete unsere Fähigkeit, die Natur zu erforschen, damit, dass wir Gottes Ebenbild sind. Im Jahr 1599 schrieb er in einem Brief: »Jene Gesetze liegen innerhalb des Fassungsvermögens des menschlichen Geistes; Gott wollte sie uns erkennen lassen, als er uns nach seinem Ebenbild erschuf, damit wir Anteil bekämen an seinem eigenen Gedanken.«2 Warum unser begrenztes Gehirn die Naturgesetze entdecken und verstehen kann, ist für jemanden, der nicht an Gott glaubt, schwer zu begründen. Einstein sagte einmal: »Das Unverständlichste am Universum ist im Grunde, dass wir es verstehen.«

Weil unser Verstand und unsere Fähigkeit, zu forschen, von Gott kommen, dürfen wir den Ergebnissen unserer Forschung vertrauen, wenn sie sich gründlich genug bewährt haben. Gott führt uns nicht in die Irre und täuscht uns nicht, wenn wir beim Blick in die Tiefen des Universums und in die geologischen Schichten unserer Erde die Spuren einer viele Millionen, ja Milliarden Jahre langen Geschichte sehen. Von der Entdeckung dieser Geschichte, bei der christliche Geologen und Kosmologen eine führende Rolle spielten, werde ich weiter unten berichten.

Anders als das Buch der Natur teilt uns die Heilige Schrift diejenigen Dinge mit, die unser Verstand nicht aus eigener Kraft erkennen kann, ja die ihm sogar töricht erscheinen (1. Korinther 1,18). Sie erzählt von unserer Verlorenheit und Gottes Erlösungsplan, der mit der Geschichte vom Sündenfall am Anfang der Bibel beginnt und mit Gottes neuer Schöpfung im letzten Buch der Bibel endet. Im Zentrum steht die Offenbarung Gottes in Jesus mit seiner Lehre und seinem Wirken, seinem Leiden, Sterben und Auferstehen.

Die Bibel sagt uns, dass die Welt, die wir wissenschaftlich erforschen, Gottes Schöpfung ist. Sie beschreibt Gottes Schaffen im ersten und zweiten Kapitel, aber auch an anderen Stellen. Eine Reihe von Christen sehen einen Konflikt zwischen dem, was die Bibel über die Erschaffung der Welt sagt, und dem, was die etablierte Wissenschaft herausgefunden hat. Dieser Eindruck eines Konflikts wird verstärkt, wenn in populärwissenschaftlichen Sendungen oder Büchern behauptet wird, die Wissenschaft habe gezeigt, dass wir Menschen ein Produkt des Zufalls sind und dass es hinter der Geschichte des Universums und des Lebens keinen Plan, kein Ziel und keinen Sinn gibt.

Wir werden diese Behauptungen weiter unten hinterfragen. Sind sie wirklich das Ergebnis wissenschaftlicher Forschung oder sind sie Grenzüberschreitungen? Ebenso müssen wir aber auch manche Bibelinterpretationen hinterfragen. Wie sind die Bibeltexte über die Schöpfung, über Adam und Eva, den Sündenfall und den Tod zu verstehen? Wie haben die damaligen Leser sie verstanden? Was ist die Botschaft dieser Texte? Ein historisches Beispiel, aus dem wir viel lernen können, ist die Auseinandersetzung um die Lehre des Kopernikus, dass die Erde um die Sonne kreist.

Die Bibel und die Planetenbahnen3


Galileo Galilei wurde im Jahr 1633 von der katholischen Kirche gezwungen, die Lehre, dass die Erde um die Sonne kreise, zu widerrufen, und danach bis an sein Lebensende unter Hausarrest gestellt. Das alte, geozentrische Weltbild war seit 2000 Jahren eine unumstößlich scheinende, unmittelbar durch die Anschauung belegte Tatsache. Es war nicht nur in der Kirche, sondern auch an den Universitäten, im philosophischen Denken und im Naturverständnis fest verankert. Dass die Erde sich bewegt, schien gegen jede Vernunft. In der Natur konnte man Folgendes beobachten: Ein Gegenstand, der von einem Turm fällt, kommt direkt unterhalb des Anfangspunkts seines Falls auf. Nun argumentierte man: Wenn die Erde sich bewegen würde, müsste er seitlich davon entfernt aufkommen, weil die Erde sich ja während des Falls unter ihm weiterbewegt hätte. Inzwischen wissen wir natürlich, dass diese Argumentation nicht stimmt, doch damals kannte man das Trägheitsgesetz (das erste Newtonsche Gesetz) noch nicht. Außerdem glaubte man, jeder Fixstern müsse am Himmel eine kleine scheinbare Kreisbahn beschreiben, während die Erde einmal um die Sonne wandert. Man sah aber keine solchen Kreisbahnen. Der Gedanke war an sich korrekt, aber dass die Fixsterne so weit von der Erde entfernt sind, dass das Auge die Kreisbahnen nicht erkennen kann, konnte man sich damals nicht vorstellen.

Neben diesen naturwissenschaftlichen Argumenten gab es philosophische Argumente: Seit Aristoteles war man davon überzeugt, dass der Kosmos zwei verschiedene Bereiche hat: den ewigen, unveränderlichen und vollkommenen Bereich jenseits der Sphäre des Mondes, und den vergänglichen, veränderlichen, verdorbenen Bereich innerhalb dieser Sphäre und insbesondere auf der Erde. Die Hölle wurde im Inneren der Erde angesiedelt, der Himmel jenseits der Fixsternsphäre. Es schien offensichtlich, dass fallende Gegenstände sich deshalb zur Erde hinbewegen, weil sie aus irdischem Material gemacht sind und die Erde daher ihr natürlicher Aufenthaltsort ist.

Die Bibel scheint dieses Weltbild in einigen Versen zu unterstützen:

• Psalm 19,7: Die Sonne »geht auf an einem Ende des Himmels und läuft um bis wieder an sein Ende«. (Also: Die Sonne kreist um die Erde.)

• Psalm 93,1: »Fest steht der Erdkreis, dass er nicht wankt.« (Also: Die Erde bewegt sich nicht.)

• Josua 10,12-13: Josua sprach: »Sonne, steh still zu Gibeon … Da stand die Sonne still«. (Also: Die Sonne bewegt sich entlang des Firmaments.)

• Epheser 4,9-10: Jesus ist »hinabgefahren in die Tiefen der Erde …...

Erscheint lt. Verlag 31.1.2024
Verlagsort Witten
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Religion / Theologie
Schlagworte Affe • Atheismus • Atheist • Diskussion • Entstehung der Welt • Evolution • Evolutionsbiologie • Evolutionstheorie • Fragen • Genesis • Gott • Intelligent Design • Kritik • Leben • Schöpfer • Urknall • Wissenschaft • Wissenschaft und Glaube
ISBN-10 3-417-27108-8 / 3417271088
ISBN-13 978-3-417-27108-9 / 9783417271089
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