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Lehrbuch Stationsleitung (eBook)

Pflegemanagement für die mittlere Führungsebene im Krankenhaus
eBook Download: EPUB
2023 | 2. Auflage
592 Seiten
Hogrefe AG (Verlag)
978-3-456-76167-1 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
69,99 inkl. MwSt
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Die Herausgeber_innen und die Autor_innen des praxisorientierten Lehrbuchs für professionelle Leitungs- und Führungskräfte im mittleren Management der Pflege verdeutlichen, wie Pflegende pflegetheoretisch fundiert handeln, mithilfe von Pflegeprozess, ethischer Entscheidungsfindung, Patientenedukation und Entlassungsmanagement zeigen auf, wie Leitende ihre Mitarbeiter fordern, fördern und wertschätzen können, durch systemische Führung, Organisations- und Personalentwicklung sowie einen klugen Qualifikationsmix skizzieren aktuelle Entwicklungen und gesundheitsökonomische Hintergründe zeigen, wie Leitungskräfte wirtschaftlich rentabel arbeiten können, mithilfe von Arbeitszeitmanagement, Controlling, Digitalisierung, gesundheitsökonomischem Denken und IT-gestützter Pflegedokumentation beschreiben, wie Führungspersonen gesundheitsfördernde Strukturen schaffen, indem sie Werte einer Organisation leben, Vielfalt integrieren und betriebliche Gesundheitsförderung unterstützen helfen leitenden Pflegekräften, Qualität zu entwickeln und zu sichern durch Prozessmanagement, Behandlungspfade, Qualitätszirkel, Risikomanagement sowie der Umsetzung von Expertenstandards bieten ein anschaulich illustriertes, gut strukturiertes und übersichtlich gegliedertes Lehrbuch für Stationsleitungen bündeln die Expertise eines 'Who is Who?' ausgewiesener Pflegemanagement-Expert_innen aus Deutschland und der Schweiz geben leitenden Pflegenden das zurzeit umfassendste Management-Lehrbuch für die mittlere Führungsebene im Krankenhaus an die Hand.

|19|1  „Der Körper rächt sich!“ Subjektive Theorien versus Pflegetheorien


Andrea Zielke-Nadkarni

1.1  Einführung in die Thematik


Pflegefehler sind teuer. Der Pflegealltag ist hektisch. Entscheidungen müssen häufig aufgrund des hohen Arbeitstempos und unvorhergesehener Herausforderungen schnell und damit nicht selten intuitiv getroffen werden. Während Berufsanfänger und -anfängerinnen bei intuitiven Entscheidungen auf wenig professionelle Pflegeerfahrung zurückgreifen können und folglich oft falsch liegen, wenn sie situationsbedingt kein Regelwissen zur Verfügung haben, zeichnen sich Pflegeexperten und -expertinnen mit langjähriger Berufserfahrung gerade dadurch aus, dass ihr Regelwissen von untergeordneter Bedeutung ist, wenn es gilt, eine komplexe Situation mit (unmittelbarem) Handlungsbedarf intuitiv zu erfassen (Benner, 2017). Zwischen den beiden Polen „Berufsanfänger“ und „Pflegeexperte“ liegt die Großgruppe der professionell Pflegenden mit langjähriger Routine bei bedingter Expertise (nach Benner die kompetent Pflegenden), die aber dennoch auf ungewohnte Herausforderungen im Berufsalltag und Krisen von Patienten und Patientinnen reagieren müssen.

Pflegefehler sind – wie alle Fehler – menschlich. Eine Antwort auf die Frage, warum sie passieren, liefert die Betrachtung subjektiver Theorien. Welche subjektiven Vorstellungen haben Menschen von Gesundheit und Krankheit? Worin unterscheiden sich diese Vorstellungen von wissenschaftlichen Definitionen? Welchen Einfluss haben subjektive Vorstellungen auf den Einsatz und den Erfolg pflegerischer Interventionen? Diese Art Fragen ist in den Fokus des pflegewissenschaftlichen Erkenntnisinteresses gerückt, denn das Verstehen des subjektiven Erlebens von Krankheit und Gesundheit ist mittlerweile zu einer zentralen Perspektive der Pflegeforschung und über den Begriff der Patienten- bzw. Personenorientierung zu einem weitverbreiteten Konzept in der Praxis geworden. In diesem Zusammenhang werden Krankheit und Gesundheit als sozial geformte Prozesse verstanden, die vom Erfahrungswissen des Einzelnen individuell geprägt sind.

„Der Körper rächt sich!“ ist die Aussage einer professionellen Pflegeperson mit langjähriger Berufserfahrung und Hochschulqualifikation, bezogen auf ihr eigenes Krankheitserleben. Sie wird zum Ausgangspunkt dieses Kapitels, in dem es um die Betrachtung von subjektiven Theorien und Pflegetheorien geht. Ziel ist, die Bedeutung und den Einfluss der subjektiven Theorien auf das Denken und Handeln von Pflegepersonen sowie Patienten und Patientinnen im Kontext von Krankheit und Gesundheit zu beleuchten und diesen Zusammenhang mit Blick auf den Einsatz von Pflegetheorien zu diskutieren. Damit soll die mittlere Führungsebene für die Notwendigkeit von Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen für ihre Pflegeteams sensibilisiert werden, welche die Reflexionsfähigkeit und das |20|selbstkritische Hinterfragen von Pflegeinterventionen schulen.

Im Folgenden wird zunächst der Zusammenhang zwischen subjektiven Theorien und den Begriffen „Wissen“ und „Handeln“ dargestellt. Zur Erläuterung der Laienperspektive im Verhältnis zur biomedizinischen werden die Konzepte „illness“ und „disease“ eingeführt. Es folgt eine Aufarbeitung des Diskussionsstandes zu den Pflegetheorien (Kap. 1.2). Daran schließt die Darstellung des Verhältnisses von subjektiven Theorien und Pflegetheorien in der beruflichen Praxis an. Die Ausführungen münden in Maßnahmen zur Integration beider Theorieformen im Rahmen der beruflichen Fort- und Weiterbildung und der Pflegepraxis, gefolgt von der Arbeit mit einem Fallbeispiel, wobei abschließend auch die Rahmenbedingungen kritisch in den Blick genommen werden (Kap. 1.3).

1.2  Subjektive Theorien und Pflegetheorien


1.2.1  Subjektive Theorien im Kontext von Wissen und Handeln

Ausgangspunkt für die folgende Argumentation ist das Erfahrungswissen des Einzelnen, wissenschaftlich gefasst im Konzept der subjektiven Theorien. Dieses Konzept entwickelte sich ab den 1960er-Jahren mit einem neuen Interesse der Soziologie am Alltag. Ausgehend von der Prämisse, dass Individuen in Form von Konzepten über Alltagswissen verfügen, das sie im Alltagshandeln nutzen, beschrieb Alfred Schütz in wichtigen Vorarbeiten für die weitere Theorieentwicklung als „erste Aufgabe der Methodologie der Sozialwissenschaften, die allgemeinen Prinzipien zu erforschen, nach denen der Mensch im Alltag seine Erfahrungen und insbesondere die der Sozialwelt ordnet“ (Schütz, 1972, S. 68). Inzwischen weiß man, dass Menschen Wissensbestände und Erklärungsmuster über sich und die Welt entwickeln, die im Alltag Orientierungs- und Handlungshilfen darstellen.

Eine weitere sozialwissenschaftliche Perspektive betrachtet die verschiedenen Formen des Wissens (vom Alltagswissen bis hin zur Wissenschaft) aus sozialphänomenologischer Sicht als unterschiedliche Wege der Welterzeugung, die im Handeln deutlich werden. Dieser Zusammenhang soll im Folgenden in knapper Form dargestellt werden, bevor in Kapitel 1.2.2 das Konzept der subjektiven Theorien näher erläutert wird.

In der Psychologie besteht eine Art „Grundkonsens“ (Gerstenmaier & Mandl, 2000, S. 293) darüber, was unter dem Begriff „Wissen“ zu verstehen ist. In Abgrenzung zum Wissen beinhaltet „Information“ Daten, die bezüglich eines Sachverhaltes aufklären. Damit aus Information Wissen entsteht, muss der Mensch sie in seine Erfahrungswelt, in sein Denken, Fühlen, Handeln und Wollen aufnehmen (Wiater, 2007). Neues Wissen entsteht, wenn ein Individuum situationsabhängig relevante Informationen aussucht, sie mit bereits gespeicherten vergleicht, sie mit seinen bisherigen Erfahrungen vernetzt und abschließend bewertet. Wissen wird also erst dann kreiert, wenn neue Informationen mit bestehenden Strukturen verknüpft werden und damit auch für künftiges Handeln zur Verfügung stehen (Keller, 2008).

In unserem Zusammenhang von besonderer Bedeutung ist das sogenannte implizite Wissen, da subjektive Theorien Bestandteil dieses Wissenstypus sind. Implizites Wissen ist kontextspezifisches, personenbezogenes Erfahrungswissen, das in Handlungen sichtbar wird. Es wird jedoch kaum als solches reflektiert und kann daher nur schwer bewusst verbalisiert werden (Ernst & Paul, 2013; Wiater, 2007). Es kann aber prinzipiell ins Bewusstsein rücken, ist somit „bewusstseinsfähig“ (Wahl, 2013, S. 41). Nach Büssing et al. (2004) enthält implizites Wissen sowohl deklarative (im Pflegekontext in erster Linie als Fachwissen zum Tragen kommende) wie auch prozedurale (im Pflegekon|21|text z. B. in Leitfäden oder Pflegestandards als Handlungsanweisung vorkommende) Anteile, es wird jedoch nicht durch bewusstes Lernen erworben.

„Handeln“ wird als Form menschlichen Verhaltens verstanden, deren spezifisches Merkmal die Zielgerichtetheit ist (Aebli, 2019; Huber & Mandl, 1994; von Cranach & Bangerter, 2000). „Handlung ist motiviertes, gezieltes, geplantes, gewolltes, kontrolliertes und bewertetes Verhalten“ (von Cranach & Bangerter, 2000, S. 228). Die Gründe für Handlungen sind in den Motiven des Einzelnen verankert (Keller, 2008). „Die Handlung wird dabei als Produkt eines kognitiven Informationsverarbeitungsprozesses verstanden“ (Keller, 2008, S. 61). Dieser Prozess läuft jedoch nicht vollständig bewusst ab; die unbewussten Entscheidungen, die Handlungen zugrunde liegen, fußen auf subjektiven Theorien, die allgemein wie auch im Pflegebereich (Büssing et al., 2004; Schwarz-Govaers, 2005) Interventionen entscheidend mitbestimmen.

Handeln und implizites Wissen stehen demnach miteinander in Wechselwirkung, wobei auch situative Einflüsse und soziokulturelle Faktoren wirksam werden. Wissen ist darüber hinaus jedoch auch das Ergebnis von Kommunikation zwischen Individuen (Flick, 1987; König, 1995; Schründer-Lenzen, 2013).

1.2.2  Konzept der subjektiven Theorien

Subjektive Theorien werden als Schlüssel zum Verständnis von (gesundheitsbezogenem) ...

Erscheint lt. Verlag 10.7.2023
Zusatzinfo 92 Abbildungen
Verlagsort Bern
Sprache deutsch
Themenwelt Medizin / Pharmazie Pflege Pflegemanagement / Qualität / Recht
Schlagworte Case Management • Controlling • Entlastungsmanagement • Führungskräfte • Krankenhausmanagement • Patientenedukation • Pflegevisite • Prozessmanagement • Risikomanagement
ISBN-10 3-456-76167-8 / 3456761678
ISBN-13 978-3-456-76167-1 / 9783456761671
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