Bittermandeln aus Byzanz (eBook)

Historischer Roman aus der Zeit der Kreuzzüge
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2023 | 1. Auflage
296 Seiten
Acabus Verlag
978-3-86282-849-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Bittermandeln aus Byzanz -  Dorothe Zürcher
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Lorbeerduft und Rosenwein - Ein Kreuzritter Barbarossas wird verzaubert von der Kochkunst einer Delikatess-Köchin. Eine Leidenschaft, die viele in Gefahr bringt. Byzanz im Jahre 1189: Das Kreuzritterheer Barbarossas plündert und brandschatzt auf seinem Weg nach Jerusalem. Bei der Besetzung von Adrianopol wird Alkmene, eine Köchin aus der Palastküche, Ritter Diethelm als Zeltmagd zugeteilt. Dieser hat schon längst den Glauben an den Kreuzzug verloren und will sich nicht um sie kümmern. Doch sie ringt ihm ein Versprechen ab: Sie wird ihm eine so köstliche Mahlzeit vorsetzen, dass Diethelm Alkmene dem Herzog empfehlen würde. Er schlägt ein, ohne zu wissen, dass Liebe durch den Magen geht. Diethelm interessiert sich jeglicher Sitten zum Trotz für Pares, Alkmenes heimliche Liebe. So werden alle drei zum Spielball mächtiger Intriganten.

Dorothe Zürcher * 1973, ist verheiratet, lebt in Zürich und unterrichtet Geschichte, Geografie und Ethik. Bisher hat sie mehrere Romane sowie einige Kurzgeschichten veröffentlicht. Alle sieben Jahre nimmt sie eine Auszeit und bereist mit ihrem Mann die Welt. Sie schreibt gerne in der Abgeschiedenheit der Berge. Die Rezepte aus dem Roman probierte sie alle aus, wobei sie nicht alle Originalzutaten beziehen konnte. www.dorothe-zürcher.ch

Dorothe Zürcher * 1973, ist verheiratet, lebt in Zürich und unterrichtet Geschichte, Geografie und Ethik. Bisher hat sie mehrere Romane sowie einige Kurzgeschichten veröffentlicht. Alle sieben Jahre nimmt sie eine Auszeit und bereist mit ihrem Mann die Welt. Sie schreibt gerne in der Abgeschiedenheit der Berge. Die Rezepte aus dem Roman probierte sie alle aus, wobei sie nicht alle Originalzutaten beziehen konnte. www.dorothe-zürcher.ch

2

Lokum – Früchte-Gelee

Wie man den Geist der Früchte fängt.

Presse Früchte. Füge dem Saft die gleiche Menge Zucker und eine Prise Salz hinzu. Koche alles, bis sich die Flüssigkeit verfärbt. Mische die Sülze von ausgekochten Kalbsfüßen hinein. Kühle den Gelee in einer weiten Form aus. Schneide ihn in Würfel und bestäube diese mit Mehl, um das Gleichgewicht zu wahren.

D er goldene Saft blubberte. Alkmene tauchte eine Löffelspitze hinein, um zu kosten. Ihre Zunge nahm die gesüßte Säure auf, im Gaumen blieb leichte Bitterkeit hängen. Das Verhältnis zwischen Pampelmuse und der Süße stimmte. Das würde die Magensäfte ihres Herrn anregen.

Alkmene löste den Kessel von der Kette und goss die Masse zum Eindicken in mehrere Auflaufformen. Sie winkte Dimos zu sich, der gerade das Steinsalz zerkleinerte.

»Weißt du, weswegen die Franken kein Essigwasser trinken?«, fragte er und fuhr fort, ohne eine Antwort abzuwarten: »Weil ihr Wein saurer ist als jede Essigmutter!« Lachend schlug er sich aufs Knie. Alkmene hatte genug Scherze über die Franken gehört.

»Und weißt du, warum die Franken die Weiber nur von hinten nehmen?«

»Dimos!« Alkmene deutete auf die Formen.

»Kleines! Spröder als alte Pastinaken.«

»Wir alle wissen, weswegen du blaue Sprenkel in den Augen hast. Vielleicht reitet dein Erzeuger mit den Franken-Barbaren und freut sich, beim Plündern auf dich zu stoßen. Oder dich zu stoßen?«

»Ich habe keine blauen Augen«, fauchte Dimos. Alkmene winkte ab. Sie hätte nichts erwidern sollen.

»Bring den Gelee zum Abkühlen aufs Dach und decke ihn diesmal zu, damit keine Tauben drauf scheißen.«

Dimos wollte etwas entgegnen, doch sie hatte sich schon abgewandt. Früher hatte sie mehr geschäkert und ausgeteilt. Aber die anrückenden Franken drückten aufs Gemüt.

Alkmene öffnete die Ofentür und zog eine Auflaufform voller Schalen heraus, alle gefüllt mit Mandel-Milch, die im Wasserbad eindickte. Die Nachspeise für den Abgesandten heute Abend.

Sie rüttelte an den Schälchen. Die Masse schwappte nicht über. Gut. Noch einige Augenblicke, dann würde sie die Gefäße herausnehmen. Alkmene schnupperte daran und schob alles wieder in den Ofen, als sie ihren Namen hörte. Meister Grigoris stand im Türeingang. Eilig wischte Alkmene ihre Hände an der Schürze ab und hinkte zu ihm.

»Was gibt’s?«

Der Küchenmeister wies sie an, ihm in die Gesinde-Küche zu folgen.

»Das Ziegenfleisch«, raunte er. »Es stinkt immer noch nach Ziegenbock. Mehr Zimt kann ich nicht verschwenden, und der Ingwer … Du weißt schon. Seit die Franken unsere Gegend verwüsten, stockt jeglicher Handel.«

Grigoris musste ziemlich verzweifelt sein, wenn er sie um Rat bat.

Remus, der Küchensklave, rührte mit einer Kelle in den Töpfen. Alkmene verzog das Gesicht über den beißenden Urin-Gestank, der ihr entgegenschlug. Sie nahm einen Löffel, tunkte ihn in die dunkle Masse, probierte und verzog den Mund. Die Sauce konnte den süßlichen Geschmack nach Verwesung nicht übertünchen.

»Vergammelt und abgestanden. Seit wann kochst du für die Garnison Ziegenfleisch?«

Meister Grigoris rang die Hände. »Die Walachen! Vor Wochen hieß es, eine Gesandtschaft der Walachen würde vorbeikommen. Die fressen doch nur Ziegenfleisch! Wir kauften die Märkte leer. Und nun haben sich die Verräter den Barbaren angeschlossen. Hier tauchte nie ein Walache auf und ich hocke auf dem Fleisch!« Grigoris holte tief Luft. »Von oben hieß es letzte Woche, wir sollten die Stadtwache täglich mit Fleisch versorgen. Aber dann sind unsere Vorräte schon vor Jahresende weggefressen und unterdessen vergammelt das Ziegenfleisch!«

Alkmene nickte. Oft hatte sie Grigoris die Krätze an den Hals gewünscht, weil er das Amt ihres Onkels an sich gerissen hatte. Aber in solchen Momenten beneidete sie ihn nicht.

Pfeffer und Ingwer übertünchten den Uringestank kaum, aber mehr durfte Grigoris für einfache Soldaten auch nicht hinzugeben. Minze? Alkmene stellte sich die Mischung vor und verzog den Mund. Selbst wenn die Minze die Verwesung überdeckte, würde der Eintopf seltsam schmecken.

»Hast du noch sauren Wein?«, fragte sie. Grigoris wiegte den Kopf. »Wenn wir die Sauce damit verdünnen, bringen wir den Gestank nicht weg.«

Alkmene ließ ihren Blick durch die Küche schweifen.

»Orangenblüten«, fiel ihr ein. »Sie binden den Verwesungsgeschmack und lassen eine leicht fruchtige Note zurück.«

Grigoris runzelte die Stirn. »Wir haben November, es ist Orangenernte und keine Blütezeit«, erklärte er trocken.

»Irgendwo in den Vorratsräumen wird ein Sack mit getrockneten Blüten herumliegen und sonst hat der Perser welche. Ein Dutzend Blüten pro Topf.« Alkmene nickte bestimmt, mehr bräuchten sie nicht.

Grigoris strich sich durch den Bart. »Remus!«, brüllte er, obwohl der Sklave direkt hinter ihm stand, und befahl ihm, die Blüten zu suchen.

Alkmene hinkte zurück in die Delikatessen-Küche und hob die Schälchen mit der geronnenen Mandel-Milch aus dem Wasser. Dimos war noch nicht zurück. Typisch. Sie warf einen Blick in den Schneckeneimer. Mit Milch gefüttert, gaben sie eine köstliche Delikatesse ab. Aber die Milch musste täglich vom Kot gereinigt werden, was Dimos dauernd vergaß. Er sollte mehr Nüsse und weniger Fleisch essen. Das würde seinen Übermut beruhigen.

Alkmene hob das Blech mit den Schälchen hoch, lehnte sich gegen die Eingangstür und balancierte sie in den Innenhof.

Ein kalter Wind fegte über den Hof. Nur ein schlotternder Wachmann lehnte an der Mauer, der ihr das schwere Tor in die Kellerverliese öffnete. Alkmene humpelte an den Weinfässern und Amphoren vorbei. Hinter sich hörte Alkmene die Wache, die unterdessen eine Öllampe angezündet hatte. Die Vorratskeller des Palastes waren im November bis unter die Decke gefüllt. Amphoren mit Wein und Öl, Säcke voller Getreide, Samen und Nüsse stapelten sich. In den Nebenkellern hing das gepökelte oder geräucherte Fleisch neben Gestellen voller eingegipster Gefäße mit Essiggemüse. Vorsichtig legte Alkmene das Blech auf die Töpfe mit eingelegten Nektarinen, zog ein Tuch über die Schälchen, nickte der Wache zu und verließ den Keller.

»Alkmene!« Sie hatte Merapi im Hof nicht herankommen sehen. »Die Herrin will dich sehen!« Das Haarband glitzerte in Merapis Haar.

»Was will Galatia?«, fragte Alkmene, als sie am Wachmann vorbeihuschten, der vor den Frauengemächern stand. Merapi zuckte mit den Schultern. »Einen Liebestrank?« Sie verdrehte die Augen. Alkmene stieß sie in die Rippen.

Die Harfe hörte Alkmene schon von Weitem, dann roch sie den Lavendelduft, genoss die Wärme der Bodenheizung. Merapi zog einen Vorhang zur Seite.

Galatia lag bäuchlings auf ihrem breiten Bett. Ihre schwarzen Haare glänzten aufgefächert über dem nackten Rücken. Galatias Fuß knetend stand Pares am Bettrand. Deswegen der Lavendelduft! Alkmene schluckte. Nur ein Lendenschurz bedeckte Pares’ kräftigen Körper, dessen braune Haut im flackernden Licht der Öllampe glänzte. Die bartlosen Wangen ließen ihn knabenhaft wirken. Aber die schwarzen Kohlestriche um seine Augen und sein krauses Haar gaben ihm ein geheimnisvolles Aussehen.

Die Harfenspielerin schmachtete Pares ungeniert an. Erfreuen sich Eunuchen daran oder ist ihnen so etwas peinlich?, fragte sich Alkmene, während sie sich verbeugte. Pares’ Salben und Tinkturen wurden im ganzen Palast gelobt. Alkmene hatte schon überlegt, ob sie ihm Rosen-Gelee oder Ingwerplätzchen zum Tausch gegen eine Lavendel-Salbe für ihre Hüfte anbieten könnte. Doch Pares sah nicht so aus, als würde ihm Süßes zusagen.

»Die Küchenmagd!« Galatia drehte sich zur Seite, zog graziös ein Seidentuch über ihre prallen Brüste und winkte sie zu sich.

Alkmene war stolz darauf, eine Delikatessenköchin zu sein, und Galatia kannte ihren Namen.

Sie presste die Lippen zusammen, trat ans Bett und verbeugte sich. Immer, wenn sie der Herrin so nahekam, suchte sie heimlich ein Merkmal in deren Gesicht, an den Händen oder der bronzenen Haut, das darauf hinwies, dass sie denselben Vater hatten. Woran könnte es sich zeigen?

»Ich benötige mehr von dem«, sagte Galatia und zeigte zu der Glasphiole auf dem Tischchen hinüber.

Hatte Galatia schon das ganze Rizinusöl getrunken?

Alkmene warf einen Blick zu Pares, der ungerührt Galatias Fußsohlen streichelte, als hätte er nichts gehört.

»Herrin, das ist …« Alkmene blickte nochmals zu Pares.

»Ihr benützt doch die Schwämme! Das Öl ist nicht nötig.«

»Alkmene!«, rief Galatia warnend. »Geh und besorg mir mehr von dem Öl!«

»Bei zu viel Konsum wird …« Ein Blick zu Pares sagte Alkmene, dass er immer noch so tat, als hörte er nichts. Zum Teufel mit den Männern! Ob Eunuch oder nicht. »Das Zedernöl oder die Akazienblätter in Eurer Vagina verhindern eine Befruchtung. Rizinusöl benötigt Ihr nur, wenn eine Frucht heranwächst. Wenn Ihr zu viel schluckt, fließt … das Verdaute aus Euch heraus.«

Galatia winkte ab. »Bring das Öl und lass mir heute Abend Muskatkuchen zustellen. Mein Markus ist ein wilder Hengst, ein bisschen Kuchen tut uns gut. Ai!« Galatia stupste Pares mit dem Zeh in den Bauch. »Nicht so impulsiv, mein Lieber!«

Alkmene spürte Merapis Hand auf der Schulter. Aufgebracht wandte sie sich um, bemerkte noch, wie Pares ihr einen Blick zuwarf, und hinkte aus dem Raum.

»Bring ihr bei, dass sie...

Erscheint lt. Verlag 4.9.2023
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Schlagworte Austausch • Bisexuell • Byzantinisches Reich • Istanbul • Konstantinopel • Kreuzzüge • Kulturen • orientalische spezialitäten • Ritter • Spezereien
ISBN-10 3-86282-849-2 / 3862828492
ISBN-13 978-3-86282-849-4 / 9783862828494
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