Mein Name ist Max (eBook)
184 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7543-8983-6 (ISBN)
Sascha Michael Campi, geb. 1986. Als Unternehmer, Krimiautor und Kolumnist, spezialisiert auf die Themen «Crime & Art», im In- und Ausland tätig. Mitglied des Berner Schriftstellerinnen und Schriftsteller Vereins und bei Krimi Schweiz, dem Verein für Schweizer Kriminalliteratur, sowie im Syndikat, dem Verein für deutschsprachige Kriminalliteratur.
Max und seine Eltern
Sven, der Vater von Max, stammt ursprünglich aus Hamburg, wo er bereits in jungen Jahren Sympathien für das dortige Milieu entwickelte, sprich, die Reeperbahn und insbesondere die Rockergruppierungen hatten es ihm enorm angetan. Auch wenn Sven nie selbst grosse Motorräder gefahren ist und nie einem Motorradclub angehörte, begann er in dieser Szene Kontakte und Freundschaften zu knüpfen. Anfänglich schaffte es Sven, zur Kriminalität Distanz zu wahren, doch irgendwann wurde die Versuchung zu gross und er geriet auf die kriminelle Seite. Im Januar 1994 standen schlussendlich Polizisten vor seiner Haustür, die ihn festnahmen. Kurz darauf folgte eine Verurteilung wegen eines Verstosses gegen das Betäubungsmittelgesetz. Kurz: Sven wurde mit rund hundert Gramm Kokain erwischt. Was folgte, war eine fünfjährige Haftstrafe, die sehr an Sven nagte. Ihm wurde schnell bewusst, einmal Gefängnis ist genug für dieses Leben, ein zweites Mal würde er nicht an einem solchen Ort landen. Die Haftzeit hinterliess bei ihm deutliche Spuren. Spuren, die auch heute noch sichtbar sind, wie es Sven gerne selbst immer wieder selbstkritisch erkennt. Eine weitere Schwäche von ihm ist seine Hamburger-Schnauze, die auch im Gefängnis nie gedrosselt werden konnte. Diese brachte Sven immer wieder in schwierige Situationen, da er bis heute aus seiner brutalen Direktheit keinen Hehl macht und stets sagt, was er denkt. Man könnte es wohlgesinnt als gute Eigenschaft qualifizieren, doch lehrt uns die moderne Psychologie, dass es immens wichtig ist, sich im Leben eine Uniform zu bewahren, also nicht immer alles auszusprechen, was man denkt. Im Alltag, auf einer Baustelle, in einem Wirtshaus oder gar im Gefängnis bleiben die Konsequenzen von falscher Wortwahl meist klein. Auch wenn jemand mal forsch angesprochen oder gar beleidigt wird, kann unter Freunden oder Gleichgesinnten schnell verziehen werden. Doch es gibt Situationen, bei denen eine Hamburger-Schnauze sehr kontraproduktiv und schädlich sein kann, insbesondere dann, wenn man sich im Disput mit Behörden und anderweitigen staatlichen Organisationen befindet, bei denen eine unpässliche Wortwahl anders gewichtet wird als im Alltag. Da können einzelne Aussagen, erst noch niedergeschriebene oder aufgenommene, einen ganzen Tornado auslösen, wie sich in der hiesigen Geschichte noch exemplarisch zeigen wird. Nach seiner Entlassung 1999 nahm Sven sich vor, ein neues Leben zu starten. Das Glück, das Schicksal oder Amor, irgendwer schien es kurz darauf mit Sven besonders gut gemeint zu haben, denn seine zukünftige Frau Petra trat in sein Leben. Kennengelernt haben sich die beiden im September des Jahres 2000. Petra war bereits Mutter eines achtjährigen Sohnes, zu dieser Zeit noch verheiratet, jedoch gerade inmitten der Scheidung. Ein Bekannter von Petras Ehemann stellte Petra und Sven einander vor, indem er Petra prägnant als attraktive Frau in Scheidung beschrieb. Sven, der gerade Single war, kam so an Petras Handynummer und schrieb sie direkt an, ohne genauere Kenntnisse über ihren Charakter oder ihre Persönlichkeit. Die beiden hatten fortan intensiven Schreibkontakt, ohne sich gegenseitig gesehen zu haben. Mit jeder Textnachricht wurden die Themen intimer, mit jeder Zeile lernten sich die beiden näher kennen und irgendwann entstand daraus sogar ein ernsthaftes Vertrauensverhältnis. Nach vier Wochen rutsche Sven der Satz heraus, den man nie zu früh sagen sollte: «Ich liebe dich». Petra war alles andere als begeistert, denn steckte sie ja noch in der Scheidung und eine neue Beziehung war gerade alles andere als das, was sie gebrauchen konnte. Trotz allem folgte kurze Zeit später das erste Treffen in Wunstorf beim dortigen Stadtfest. Sven war von der Schönheit Petras überwältigt, wohingegen Petra wohl etwas schockierter gewesen sein durfte, als sich ihr Verehrer als glatzköpfiger, damals 127 Kilogramm schwerer Mann herausstellte, dessen Zähne alles andere als ein angenehmer Anblick waren. Aber wie es Petra auch heute noch so schön beschreibt, war da etwas. Etwas, was sie nur schwer beschreiben konnte. Vom Äusseren her hätte sie sich nicht in Sven verlieben können, doch durch den glücklichen Umstand, dass der Kontakt über SMS viele Wochen zuvor stattgefunden hatte, erkannte sie vor dem ersten visuellen Eindruck das herzliche Wesen von Sven. Kurz: Sie verliebte sich in den Kern ihres Mannes und nicht in die Hülle. Auch die Tatsache, dass Sven zu der Zeit arbeitslos war, kümmerte sie keineswegs. Petra und Sven begannen sich fortan über längere Zeit heimlich zu treffen, bis das Verheimlichen aufgrund der vollzogenen Scheidung nicht mehr nötig war und sie sich offiziell ein Paar nennen konnten. Sven war überglücklich, als er Petra nicht mehr im Versteckten treffen musste, denn sie entsprach genau dem, was er sich damals im Gefängnis erträumt hatte. Genau dem Menschen, für den er bereit war, sein Leben komplett umzukrempeln. Petra trat zum richtigen Zeitpunkt in Svens Leben, denn dieser hatte seit seiner Haftstrafe schwer zu kämpfen. Er drohte gerade, erneut im Sumpf zu versinken. Mit einem Fuss befand er sich wieder in dem Schlamm, in dem er bereits Jahre zuvor versunken war. «Ich muss mich entscheiden, für die böse oder die gute Seite…», äusserte sich Sven eines Tages in ganz sanftem und nachdenklichem Ton Petra gegenüber. Ihm war bewusst, zöge er seinen Fuss nicht aus dem Sumpf, verlöre er nicht nur Petra, sondern würde erneut in Haft landen. Die Zukunft mit Petra und die Liebe zu ihr waren stark, so stark, dass er sich glücklicherweise für die gute Seite entschied. Für den Weg eines rechtschaffenden Mannes mit dem Ziel, ein guter Ehemann und später auch Vater zu werden. Im Juni 2001 folgte die frohe Botschaft von Petra: «Ich bin schwanger.» Das Glück schien den beiden gut gesonnen, der Wunsch nach einer Familie bald gestillt. Doch nach neun Wochen beklagte sich Petra über ein Unbehagen in ihrem Körper. Etwas stimmte spürbar nicht, ihr Körper sendete seltsame Signale aus. Es galt, schnell einen Arzt zu konsultieren. «Es tut mir leid. Ihr Kind hat leider einen Herzstillstand erlitten.» Die Nachricht vom Arzt sass. Und wie sie sass. Bis heute erinnert sich Petra nicht wirklich daran, wie sie damals von der Arztpraxis nach Hause gelangt war, denn sie brach bei der Nachricht völlig zusammen. Auch Svens Welt brannte lichterloh. Beide weinten tagelang durch, kamen nur schwer damit zurecht, geschweige denn konnten sie überhaupt realisieren, was geschehen war. Dieses tragische Erlebnis, so schwer es zu verarbeiten war, wenn es überhaupt je verarbeitet wurde, hatte Petra und Sven zusätzlich zusammengeschweisst. Sie waren sich in dieser schwierigen Zeit gegenseitig eine Stütze und nur dank des jeweilig anderen – so sind sich beide auch heute noch einig – haben sie diese Zeit überhaupt überstanden. Nach knapp einem Jahr wurde Petra erneut schwanger. Diesmal mit Max, der am 20. März 2003 gesund auf die Welt kam. Die Schwangerschaft verlief gut. Selbstverständlich war es für Petra wie auch für Sven keine einfache Zeit, denn trotz riesiger Vorfreude auf das gemeinsame Kind verfolgte die beiden der traurige Ausgang der letzten Schwangerschaft. Beide hatten panische Angst davor, auch in dieser Schwangerschaft mit einem abrupten Ende konfrontiert zu werden. Doch die einzige Nachricht, die eine Überraschung mit sich brachte, war, als die beiden erfuhren, dass sie einen Jungen bekämen. Denn hatte man ihnen zu einem früheren Zeitpunkt mitgeteilt, es würde ein Mädchen werden. Mit dieser Nachricht konnten Petra und Sven problemlos umgehen. Wichtig war beiden Elternteilen ein gesundes Kind, das Geschlecht war keinem der beiden wichtig. Die Geburt verlief rasch, innert zwei Stunden ging alles vonstatten. Max erblickte das Licht der Welt sehr deutlich, denn wurde er ungewöhnlicherweise mit dem Blick nach oben gerichtet geboren. Max wurde vom ersten Tag an mit viel Liebe umsorgt und von Petra und Sven enorm verwöhnt. Am Anfang schlief Max stets bei seinen Eltern im Ehebett. Als man ihn dann mit der Zeit an sein Bettchen zu gewöhnen versuchte, scheiterte dies für eine längere Zeit. Nie werden die Eltern die Szene vergessen, als Max als Einjähriger mit Schnuller im Mund am Bettrand des grossen Bettes stand und wie sehr er sich freute, als die Eltern ihm erlaubten zurückzukehren. Max war ein enorm anhängliches Kind. Eine Leidenschaft des kleinen Max war das Spielen mit seinen Spielzeugautos, die er auch überall mitnahm. Eine Sonderheit war sein Sauberkeitsbedürfnis, denn Max mochte es nicht schmutzig zu werden. Auch auf das Spielen im Sandkasten verzichtete er ganz und gar. Während andere Sandburgen bauten, fuhr er nebenan im Rasen mit seinen Spielzeugautos umher. Im Jahr 2007 entschieden sich Petra und Sven schlussendlich dafür, in die Schweiz auszuwandern. Die Idee resultierte daraus, dass Sven eine Stelle in der Schweiz erhalten hatte, für die er sich von Deutschland aus beworben hatte. Sven reiste umgehend ins Alpenland, um seine neue Arbeitsstelle anzutreten. Die ersten sechs Monate verbrachte er allein in der neuen Heimat, bis seine Frau und sein Sohn schlussendlich nachzogen. Petra liess Christian, ihren Sohn aus...
Erscheint lt. Verlag | 10.6.2022 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Biografien / Erfahrungsberichte |
ISBN-10 | 3-7543-8983-1 / 3754389831 |
ISBN-13 | 978-3-7543-8983-6 / 9783754389836 |
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