Joseph von Baader -  Michael Eckert

Joseph von Baader (eBook)

Technikpionier im vorindustriellen Bayern
eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
168 Seiten
Verlag Friedrich Pustet
978-3-7917-6226-5 (ISBN)
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Der Erfinder Joseph von Baader (1763-1835) war begeistert von den Errungenschaften der industriellen Revolution, die er bei ausgedehnten Aufenthalten in Großbritannien kennengelernt hatte. Um 1800 sorgte er für die Modernisierung der Eisenhütten in der Oberpfalz. Noch heute zeugen die hydraulischen Anlagen im Nymphenburger Schlosspark, mit denen mächtige Fontänen in die Höhe getrieben werden, von Baaders Ingenieurleistungen. Der Schlosspark diente ihm zudem als Versuchsfeld für die Demonstration anderer neuer Technologien wie Eisenbahn, Dampfmaschinen und Gaslicht. Im vorindustriellen Bayern waren seine Pläne jedoch meist zum Scheitern verurteilt. Das Leben dieses streitbaren Technikpioniers, das erfüllt war von hochfliegenden Erwartungen und bitteren Enttäuschungen, stellt dieser bebilderte Band vor - fundiert und unterhaltsam.

Michael Eckert, geb. 1949, ist promovierter Physiker und Wissenschaftshistoriker. Er arbeitete am Forschungsinstitut des Deutschen Museums, für das er auch im Ruhestand als Senior Researcher weiter tätig ist.

Michael Eckert, geb. 1949, ist promovierter Physiker und Wissenschaftshistoriker. Er arbeitete am Forschungsinstitut des Deutschen Museums, für das er auch im Ruhestand als Senior Researcher weiter tätig ist.

1Der Sohn des Hofmedikus


HERKUNFT


Joseph Baader kam am 30. September 1763 in München zur Welt. Im Jahr seiner Geburt ging der Siebenjährige Krieg zu Ende, in den fast alle europäischen Staaten verwickelt waren. Der bayerische Kurfürst Max III. Joseph (1727–1777) hatte sein Land aus diesem Krieg jedoch weitgehend herausgehalten. Er wollte vor allem als Förderer von Wissenschaft und Kunst in die Geschichte eingehen. In seine Regierungszeit fällt die Gründung der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München, die einen Gegenpol zu der von Jesuiten dominierten Landesuniversität in Ingolstadt darstellen sollte.8 Mit einer Behördenreform sorgte der Kurfürst auch für eine engere Bindung der Beamten an den kurfürstlichen Hof. Wie beim Preußenkönig Friedrich II., den Max III. Joseph bewunderte, stand über allem die Staatsräson. »Der König wie der Kurfürst öffnete sich den Forderungen der Aufklärung nur insoweit, als diese an ihrer Stellung keine Abstriche machten«, so bewertet eine historische Studie diesen »Reformabsolutismus«.9

Der Dienst in der kurfürstlichen Verwaltung des Staates war schon für die Vorfahren von Joseph Baader seit Generationen prägend. Väterlicherseits lassen sich die Wurzeln bis zu einem Urgroßvater aus Straubing zurückverfolgen. Der Großvater hieß wie der Urgroßvater ebenfalls Joseph und zählte wie andere Vorfahren aus der väterlichen Linie zur gehobenen Schicht von Beamten in der Verwaltung des kurfürstlichen Staatswesens. Der Vater, Joseph Franz von Paula Baader (1733–1794), gehörte zum engeren Kreis der kurfürstlichen Beamten. Er war Mitglied im Münchner »Medicinalcollegium«, einer höfischen Gesundheitsbehörde, und seit 1775 »dritter Leibmedicus« des Kurfürsten. Josephs Mutter, Maria Dorothea Rosalia von Schöpf (1742–1829), war die Tochter eines Hofmalers aus Straubing. Sie war die zweite Frau des Hofarztes – die erste starb 1761 bei der Geburt einer Tochter – und brachte drei weitere Töchter und zehn Söhne zur Welt. Von den vierzehn Kindern starben jedoch sechs, noch bevor sie das Erwachsenenalter erreichten. Über Josephs Schwestern ist wenig bekannt. Der Nachwelt überliefert sind nur sporadische Quellen über drei von Josephs Brüdern: den ein Jahr älteren Clemens Alois (1762–1838), den zwei Jahre jüngeren und berühmt gewordenen Franz Xaver (1765–1841) und den zehn Jahre jüngeren Matthias Johann (1773–1824).10

KINDHEIT


Als Sohn eines hohen kurfürstlichen Beamten dürfte es Joseph in seiner Kindheit an nichts gefehlt haben. Über seine Schulausbildung ist allerdings nichts bekannt. Sein Name fehlt in den Listen der Absolventen des einzigen Münchner Gymnasiums jener Jahre, das heutige Wilhelmsgymnasium, das von seinem jüngeren Bruder Matthias sowie einer Vielzahl Münchner Berühmtheiten besucht wurde.11 Wahrscheinlich wurde Joseph wie sein Bruder Franz von Hauslehrern unterrichtet, die sich am zeitgenössischen Lehrplan der Gymnasien orientiert haben dürften. Das öffentliche Schulwesen im kurfürstlichen Bayern stand unter Max III. Joseph wie andere Bereiche unter Reformdruck, was aber wenig am Monopol der katholischen Kirche für den ganzen Bildungsbereich änderte. Heinrich Braun (1732–1792), der namhafte Reformer des Schulsystems in Bayern, stand als Benediktinermönch fest auf dem Boden der katholischen Kirche. Braun trat zwar für einen stärker an der Lebenswirklichkeit orientierten Unterricht ein, aber auch in seinem Reformplan aus dem Jahr 1777 war in allen Klassen der bayerischen Gymnasien »Christentum und Sittenlehre« eine von vier tragenden Säulen; die drei anderen waren »Sprachen« (Deutsch, Latein, Griechisch), »Historie und Geographie« sowie »Philosophische und mathematische Anfangsgründe«. Nach dem Tod Max III. Joseph im selben Jahr erlahmte der Reformeifer. Sein Nachfolger, der von Jesuiten erzogene Kurfürst Karl Theodor (1724–1799), erließ 1782 eine neue Schulordnung, nach der die Schulen vor allem »rechtschaffene Christen, brauchbare Bürger, und Diener des Staates« heranziehen sollten.12

STUDIUM


Um diese Zeit waren Joseph und seine beiden Brüder Clemens und Franz bereits Studenten an der Landesuniversität in Ingolstadt, die nicht weniger als das Münchner Gymnasium von Jesuiten geprägt war. Das Verbot des Jesuitenordens im Jahr 1773 führte in der theologischen und philosophischen Fakultät zu Reformen, aber kaum zu personellen Veränderungen, da man für die vielen Jesuiten im Lehrkörper der Universität nicht auf einen Schlag geeigneten Ersatz finden konnte. Clemens dürfte als Student der Philosophie und Theologie die Nachwehen des Jesuitenverbots direkter verspürt haben als Joseph und Franz, die sich beide 1781 zum Studium der Medizin nach Ingolstadt begaben. Clemens absolvierte 1785 das Doktorexamen in Philosophie und Theologie; danach ließ er sich in Freising zum katholischen Priester weihen. Neben seiner theologischen Tätigkeit machte er sich vor allem als Autor von Reisebeschreibungen und Rezensionen einen Namen. Sein biografisches Werk Das gelehrte Baiern ist bis heute eine wichtige Quelle bayerischer Geschichte.13 Joseph und Franz folgten dem Wunsch des Vaters und studierten Medizin. Nach der Beschreibung, die Clemens von seinem Vater als Hofmedikus gab, war er »ein ungemein tätiger Mann« und »seiner vortrefflichen medicinischen Praxis wegen sehr berühmt«.14 Da ist es kaum verwunderlich, dass er seine Söhne zum Medizinstudium nach Ingolstadt schickte, wo er selbst 1758 den Doktorgrad in Medizin erworben hatte.

Der Leibarzt in München betrachtete die medizinische Ausbildung seiner Söhne in Ingolstadt nicht als ausreichend, obwohl ihnen nach einem zweijährigen Studium in Botanik, Physiologie, Anatomie, Chemie, Chirurgie und »materia medica« ein überdurchschnittlicher Studienerfolg attestiert wurde.15 Wie Franz Baaders Biograf berichtet, schickte der Vater 1783 Joseph und Franz nach Wien, wo sie »unter der Anleitung des berühmten Stoll« ihre medizinischen Kenntnisse erweitern sollten.16 Maximilian Stoll (1742–1787) lehrte als Professor an der Universität Wien. In einem Reisebericht aus dem Jahr 1781 wird Stoll vor allem als ein begnadeter Lehrer gelobt. »Bei der medicinischen praktischen Lehrschule, der er vorstehet, hat er schon ungemeinen Nutzen gestiftet. Jedes jungen Arztes, der Kenntnis mit Lehrbegierde verbindet, nimmt er sich mit unermüdetem Eifer an.«21 In einem biografischen Lexikon wird Stolls Bedeutung in der Medizingeschichte noch mehr als hundert Jahre später anerkannt.22

Universität Ingolstadt

Aus der Geschichte der Universität Ingolstadt lassen sich Beispiele dafür anführen, dass der Geist der Aufklärung auch vor den Türen dieser Jesuitenhochburg nicht Halt machte.17 Ihre Blütezeit hatte sie jedoch lange vor dem Zeitalter der Aufklärung als geistiges Zentrum der Gegenreformation erlebt. Früher habe Ingolstadt als »Musensitz« gegolten, fand ein kritischer Zeitgenosse 1784 auf einer Reise durch den Baierischen Kreis, die Universität sei »weit und breit berühmt« gewesen, »allein, seit dem die Wissenschaften ausgebreitet werden, und eine gefälligere Gestalt gewinnen, ist sie sehr in Vergessenheit und Verfall gekommen«. Ingolstadt war nicht nur Universitäts-, sondern auch Garnisonsstadt, und Prügeleien zwischen Soldaten und Studenten scheinen an der Tagesordnung gewesen zu sein. Sie endeten nicht selten »mit Blutvergüßen, mit Wunden und Tod«. Der Ort selbst wird als »klein, arm, nicht sehr gesund« beschrieben, »ohne Hof, ohne Noblesse, ohne Theater, sogar ohne Buchhandlung«. Die Professoren an der Universität seien zwar »geschickte und fleißige Männer«, aber keiner von ihnen habe ein so großes Ansehen wie ihre Kollegen in Wien und Göttingen. Nicht von ungefähr sei die Zahl der Studenten zurückgegangen, was die Regierung in München zu dem »Edikt« veranlasst habe, »dass kein junger Baier zu irgend einer öffentlichen Würde oder Amt sowohl beim Zivile als beim geistlichen Stand gelangen könne, wenn er nicht seine Studien in Ingolstadt absolviert, und dort den Gradum als Lizentiat, oder Doktor genommen habe«. Deshalb kämen die angehenden bayerischen Staatsdiener nur nach Ingolstadt, »um da zu absolvieren«, den Großteil ihres Studiums würden sie an attraktiveren Orten wie Salzburg oder Wien zubringen.18 Was der Zeitgenosse bei seiner Reise durch den Baierischen Kreis zu Papier brachte, muss nicht in allen Einzelheiten die Ingolstädter Verhältnisse während der Studienzeit der Baader-Brüder widerspiegeln. Ein ortsansässiger...

Erscheint lt. Verlag 27.9.2022
Reihe/Serie kleine bayerische biografien
Zusatzinfo ca. 25 Abb.
Verlagsort Regensburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Biografien / Erfahrungsberichte
Schlagworte Bayern • Biografie • Geschichte • Ingenieur • Joseph von Baader • Technikgeschichte
ISBN-10 3-7917-6226-5 / 3791762265
ISBN-13 978-3-7917-6226-5 / 9783791762265
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