Die wahre Geschichte der Wikinger (eBook)

»Das beste historische Buch des Jahres« The Times

(Autor)

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2022 | 1. Auflage
768 Seiten
S. Fischer Verlag GmbH
978-3-10-490303-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die wahre Geschichte der Wikinger -  Neil Price
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Mit zahlreichen Karten, Illustrationen und farbigen Abbildungen gibt der weltweit renommierte Experte Neil Price einen verblüffenden Einblick in die Welt der Wikinger: Waren sie wirklich die brandschatzenden Seefahrer und gewaltsamen Eroberer aus den Legenden? »Die wahre Geschichte der Wikinger« stellt die gängigen Vorurteile auf den Prüfstand und zeigt uns die echten Menschen hinter dem Mythos. Basierend auf neuesten archäologischen Funden, zahllosen Textquellen und nicht zuletzt der nordischen Mythologie selbst zeigt Neil Price uns die Wikinger erstmals so, wie sie selbst sich sahen. Fundiert und überraschend lebendig schildert er ihr Alltagsleben und ihre reiche Kultur: Wie übten sie ihre Religion aus, wie gestalteten sie Politik? Welche Rolle hatte die Frau, und wie zentral war Gewalt? Von Eirík I., genannt Blutaxt, der sich den norwegischen Thron erkämpfte, bis zur isländischen Entdeckerin Gudríd, die bis nach Amerika reiste, ist dies die definitive Geschichte der Wikinger und ihrer Zeit, opulent ausgestattet und prächtig bebildert.  »Tausende von Büchern wurden über die Wikinger geschrieben - dies ist eines der allerbesten.« Sunday Times  »Auf brillante Weise gelingt es Neil Price, die Welt der Wikinger aus deren eigener Perspektive zu zeigen.« David Abulafia  »Price ist der führendeExperte für die Zeit der Wikinger und ein wunderbarer Schriftsteller - das Buch ist philosophisch, unterhaltsam, lyrisch und ergreifend.« Guardian  »Ein must-read für Wikinger-Fans!« Publishers Weekly  »Jeder meint, die Wikinger zu kennen, aber Neil Price' magisches Buch lässt sie in völlig neuem Licht erscheinen ... Fundiert, lebendig und bemerkenswert unterhaltsam: Dies ist Geschichtsschreibung vom Feinsten, die ein üppig geschmücktes Fenster in eine fremde Welt eröffnet.« The Times UK

Neil Price, 1965 geboren, studierte Archäologie in London und York. Bereits während des Studiums spezialisierte er sich auf die Wikinger und zog 1992 nach Schweden, um ihre Gebräuche und Lebenswirklichkeit als Feldarchäologe zu erforschen. Seit 2014 ist er Professor für Archäologie und Frühgeschichte an der Universität Uppsala in Schweden. Price hat zahlreiche Bücher und Aufsätze über die Wikinger und ihre Zeit veröffentlicht und gilt als einer der führenden Experten weltweit. Er lebt in Uppsala.

Neil Price, 1965 geboren, studierte Archäologie in London und York. Bereits während des Studiums spezialisierte er sich auf die Wikinger und zog 1992 nach Schweden, um ihre Gebräuche und Lebenswirklichkeit als Feldarchäologe zu erforschen. Seit 2014 ist er Professor für Archäologie und Frühgeschichte an der Universität Uppsala in Schweden. Price hat zahlreiche Bücher und Aufsätze über die Wikinger und ihre Zeit veröffentlicht und gilt als einer der führenden Experten weltweit. Er lebt in Uppsala. Ursula Blank-Sangmeister studierte Latein und Romanistik in Marburg, Konstanz, Berkeley und Regensburg (Promotion in Latein), war in Regensburg wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Lateinische Philologie und arbeitete in Hamburg und Kassel als Lehrerin. Seit 1991 übersetzt sie literarische Werke aus dem Lateinischen (u. a. Cicero, Livius, Sueton, Petrarca) und Sachbücher aus dem Französischen (u. a. Paul Veyne, Jean-Claude Schmitt) und Englischen (u. a. Michael Wood, Peter Connolly, Keith Hopkins, Seth Schwartz, Jane Ridley, Mary Beard).

Der britische Archäologe (...) zählt zu den führenden Experten für die Wikingerzeit und hat mit seinem neuen Band ein wunderbares Handbuch über sein Fachgebiet vorgelegt.

ein grossartiges Buch

Ein fundiertes und lebendiges Sachbuch, das Spaß macht! Das ideale Weihnachtsgeschenk für alle Geschichtsinteressierten.

Prolog: Treibholz


Die Götter hinterlassen am Ufer des Weltmeeres mäandernde Fußspuren, deutliche Abdrücke im Sand. Sie sehen die schäumend brechenden Wellen des Ozeans, sie hören sein Tosen. Ansonsten ist der Strand völlig unberührt, denn in dieser Welt gibt es noch keine Menschen.

Es sind drei Brüder, die wir hier spazieren gehen sehen: Odin – der mächtigste und furchtbarste von allen – und seine Brüder Vili und Vé. Sie haben viele Namen, was in ihrer göttlichen Familie der Asen ganz üblich sein wird.

Die Szene wirkt friedlich und ruhig, und doch ist alles, was die Brüder umgibt, aus Blut entstanden; die Erde und der Himmel wurden – im wahrsten Sinne des Wortes – aus dem zerstückelten Körper eines Mordopfers erschaffen. Das Universum als Schauplatz eines Verbrechens: Es ist eine verstörende Geschichte voller Widersprüche, Fremdheit und Gewalt, eine, deren Wahrheiten mehr noch nachempfunden als nur erklärt und verstanden werden müssen. Wir werden sie zu gegebener Zeit ergründen – jetzt, da sie gerade geschehen ist, herrscht überall Ruhe. Sie sind neugierig, diese Götter, unermüdlich erforschen sie das Wesen der Dinge, die sie in ihrer strahlenden neuen Schöpfung vorfinden. Was ist jenes? Und was ist dieses? Sie sind allein an diesem Ort, dem es noch an Geist, Gefühl und Farbe mangelt.

Aber jetzt sind die Götter am Strand, und sie haben etwas am Rand des Wassers gesehen.

Zwei große Treibholzstümpfe sind mit der Flut an den Strand gespült worden, der ansonsten unter der riesigen Weite des Himmels gänzlich leer daliegt. Odin und seine Brüder nähern sich den Stämmen und drehen sie im Sand mühsam um. Und jetzt erkennen sie, was sich in ihrem Inneren befindet, so wie ein Bildhauer in einem rohen Steinblock die Figur wahrnimmt, die auf ihre Befreiung wartet. Die drei Götter bearbeiten mit ihren Händen das Holz, formen, glätten und gestalten es, seiner Maserung folgend. Eine Wolke aus Spänen und Staub. Sie grinsen sich an, mitgerissen von der Freude an ihrer schöpferischen Arbeit. Langsam werden die Dinge im Inneren sichtbar und nehmen unter dem Druck der göttlichen Finger Gestalt an. Hier ist ein Arm, dort ein Bein; und schließlich treten die Gesichter zum Vorschein.

Zuerst ein Mann – der erste Mensch – und dann eine Frau. Die Götter starren auf sie hinab. Jetzt rührt sich Odin, haucht ihren Mündern seinen Atem ein und erweckt sie zum Leben. Sie husten, beginnen zu atmen, noch immer im Holz gefangen. Vé öffnet ihre Augen und Ohren, lockert ihre Zungen, glättet ihre Züge. Wilde Blicke, Stimmengewirr. Vili schenkt ihnen Verstand und Bewegungsfähigkeit; sie schütteln sich und befreien sich von den Stämmen. Zu Boden fallende Rindenflocken.

Zuletzt geben die Götter ihnen Namen, ihre Substanz verwandelt sich in Klang. Der Mann ist Askr, die Esche. Die Frau ist Embla, die Ulme.

Die ersten Menschen der Welt schauen sich erstaunt um, lauschen auf die Stille und füllen sie mit Reden, Rufen und Lachen. Sie zeigen auf den Ozean, den Himmel, den Wald und auf immer mehr Dinge, geben ihnen allen Namen, und wieder lachen sie. Sie beginnen vor den sie beobachtenden Göttern davonzulaufen, immer weiter den Strand entlang in ihr neues Zuhause, bis sie den Blicken entschwunden sind. Vielleicht winken sie Odin und den anderen zu, vielleicht auch nicht, doch sie werden sie wiedersehen.

Von diesem Paar stammt die gesamte Menschheit ab, durch die Jahrtausende bis in unsere Zeit.

Die Wikinger sind sehr populär und stoßen auf ein Interesse, das nur wenigen anderen alten Kulturen zuteilwird. Fast jeder hat zumindest von ihnen gehört. Im Laufe von nur drei Jahrhunderten, von etwa 750 bis 1050, haben die Völker Skandinaviens die nördliche Welt auf eine noch heute spürbare Weise verwandelt. Sie veränderten die politische und kulturelle Landkarte Europas und prägten neue Formen des Handels, der Wirtschaft, der Besiedelung und des Konflikts, von der amerikanischen Ostküste bis hin zur asiatischen Steppe. Die Wikinger sind heute mit dem Stereotyp maritimer Aggression belegt – man denkt an jene berühmten Langschiffe, an Plünderungen und Beutezüge, an das feurige Schauspiel eines »Wikingerbegräbnisses«. Hinter diesen Klischees steckt ein Fünkchen Wahrheit, aber die Skandinavier brachten auch neue Ideen, Technologien, Glaubensüberzeugungen und Praktiken in die Länder, die sie entdeckten, und zu den Völkern, denen sie begegneten. Dabei veränderten sie sich selbst und entwickelten in einer riesigen Diaspora neue Lebensweisen. Die zahllosen kleinen Königreiche ihrer Heimatländer sollten schließlich zu den Staaten Norwegen, Schweden und Dänemark werden, die es noch heute gibt, während die traditionellen Glaubensüberzeugungen des Nordens allmählich vom Christentum verdrängt wurden. Jene ursprünglich fremde Religion sollte ihr Weltbild fundamental verändern und die Zukunft Skandinaviens prägen.

Abb. 1. Die Wikinger und die Viktorianer, wie sie leibten und lebten. Die außergewöhnliche Zeichnung von Lorenz Frølich (1895) zeigt das Festmahl der Götter, wie es in der altnordischen Dichtung Lokasenna, »Lokis Zankreden«, beschrieben ist. Die göttlichen Asen erscheinen als eine Kreuzung zwischen Barbaren nach klassischem Vorbild und eher steifen zeitgenössischen Dinner-Gästen, während Loki den Betrunkenen spielt. Ort des Geschehens ist ein Rokoko-Saal, das Gebilde an der Decke vielleicht ein Kronleuchter. Lizenzfreie Abbildung.

Genau genommen sind die Wikinger natürlich Menschen der Vergangenheit, gestorben und begraben – aber gleichzeitig bewohnen sie eine seltsam haptische Form der Prähistorie, die jedes Mal zu diffundieren scheint, wenn auf die Membran, die uns von der Vergangenheit trennt, Druck ausgeübt wird. Viele haben versucht, ihre Finger auf diese Scheidewand zur Geschichte zu legen. Sie haben stets geglaubt, der Impuls dazu sei nicht von ihnen ausgegangen, sondern sie seien durch die Entdeckung von im Laufe der Zeit verschütteten, lange verborgenen Wahrheiten dazu inspiriert worden. Mittelalterliche Mönche und Gelehrte erfanden ihre heidnischen Ahnen neu, entweder als auf noble Weise irregeleitete Vorfahren oder als Handlanger des Teufels. In den illuminierten Manuskripten der romanischen Literatur wurden sie, einem orientalistischen Klischee entsprechend, mit Turban und Krummschwert als Sarazenen dargestellt, Feinde Christi. Im England Shakespeares galten die Wikinger als Katalysatoren, die mit brutaler Gewalt die frühe Geschichte des Königreichs und seiner späteren Größe vorantrieben. Während der Aufklärung als eine Art »edler Wilder« wiederentdeckt, wurde die Gestalt des Wikingers von der Nationalromantik des 18. und 19. Jahrhunderts begeistert übernommen. Auf der Suche nach einer eigenen neuen Identität durchforsteten viktorianische Imperialisten die skandinavische Literatur. Sie hielten Ausschau nach geeigneten, überzeugenden Vorbildern aus dem Norden, um die sich vollendende historische Bestimmung der Angelsachsen anhand ihrer nordischen Vettern zu erklären. Das logische Ende jener Reise kam ein Jahrhundert später, als die Nazis sich die Wikinger im Rahmen ihrer rassistischen Fiktionen einverleibten. Sie erhoben sie zu einem dubiosen arischen Archetyp, dessen moderne Nachfolger uns heute noch heimsuchen. Einige Strömungen innerhalb der breiten neopaganistischen Community suchen nach einer spirituellen Alternative, die ihre Inspiration aus der Wikingerreligion schöpft, wobei ein wolkiges altnordisches Gebräu mit Tolkien’schen Aromen angereichert wird. All diese Leute und noch viele andere mehr, darunter heutige Wissenschaftler und ein das historische Drama schätzendes Publikum, haben die fragmentarischen materiellen und schriftlichen Hinterlassenschaften der Wikinger in neue Formen ihrer Wahl gegossen. Manchmal scheint es, als seien die tatsächlichen Menschen hinter den Zuschreibungen, mit denen sie von allen Seiten belegt wurden, fast verschwunden. Das erinnert an Wiedersehen mit Brideshead von Evelyn Waugh und Anthony Blanches Seufzer: »Oh, la fatigue du Nord.«

Abb. 2. Als alles schiefging. Ein Rekrutierungsplakat der SS, das für eine Kundgebung im von Nazis besetzten Norwegen wirbt (1943). Die politische Vereinnahmung der Wikinger könnte nicht offensichtlicher sein. Lizenzfreie Abbildung.

Den meisten dieser Perspektiven ist gemeinsam, dass sie vom Beobachter ausgehen; sie betrachten die Wikinger von außen, ohne zu berücksichtigen, wie diese selbst die Welt sahen. Diese Haltung hat eine lange Tradition und geht de facto auf die Schriften der Opfer der Wikinger zurück, von denen man kaum erwarten kann, dass sie unparteiisch sind. Ironischerweise waren selbst die Menschen, mit denen die Skandinavier in Kontakt kamen (oft über die Spitzen ihrer Schwerter), nicht immer ganz sicher, mit wem sie es wirklich zu tun hatten. Um nur ein Beispiel aus dem späten 9. Jahrhundert anzuführen: Nach einem schrecklichen Krieg mit einer ganzen Wikingerarmee bewirtete König Alfred von Wessex in Südengland trotz allem einen norwegischen, nicht an den Kämpfen beteiligten Kaufmann an seinem Hof und stellte ihm Fragen über Fragen: Woher kamen sie? Was taten sie? Wie lebten sie? Der König stand mit seiner Unwissenheit ebenso wie mit seiner Neugier nicht allein.

Dieselben Rätsel wurden in den nächsten tausend Jahren weiterhin debattiert und nehmen mit vermehrter akademischer Forschung und Gelehrsamkeit seit circa zwei Jahrhunderten sogar noch...

Erscheint lt. Verlag 12.10.2022
Übersetzer Ursula Blank-Sangmeister
Zusatzinfo mit 26 Schwarzweiß- und 21 Farbabbildungen
Verlagsort Frankfurt am Main
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik
Schlagworte Archäologie • Edda • Eroberung • Nordische Mythologie • Nordische Sagen • Odin • Runen • Skandinavien • Thor • Vikings • Walhalla • Wickie und die starken Männer • Wikingerschiff • Wikingerzeit
ISBN-10 3-10-490303-4 / 3104903034
ISBN-13 978-3-10-490303-3 / 9783104903033
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