Alle für Ella - Buch zum Film (eBook)

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2022 | 1. Auflage
224 Seiten
cbt Jugendbücher (Verlag)
978-3-641-27554-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Alle für Ella - Buch zum Film -  Carola Wimmer
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Das Buch zum Film mit Teenie-Superstar Lina Larissa Strahl
Ella hat einen großen Traum: mit ihrer Band VIRGINIA WOOLFPACK nach dem Abi richtig durchstarten. Das Woolfpack - das sind Ella und ihre besten Freundinnen Anaïs, Romy und Cahide. Gemeinsam Songs schreiben und irgendwann auf Tour gehen - kann es etwas Schöneres geben?
Der Song Contest eines Radiosenders wäre DIE Chance, groß rauszukommen. Doch schnell wird Ella klar, dass ihre Freundinnen ganz andere Pläne haben. Der Einzige, der wirklich an Ella glaubt, ist ausgerechnet der Rapper ALFAMK - Obermacho und Rich Kid mit eigenem Tonstudio. Aber mit ihm gemeinsame Sache zu machen, bedeutet Verrat an der Band ...
Mit exklusiven Filmfotos

Carola Wimmer, 1970 in Berlin geboren, begann ihre Schriftstellerkarriere als Verfasserin von Kinderhörspielen für den ORB. Nebenbei schrieb sie Texte und Konzepte für etliche Multimedia-Agenturen und war in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit tätig. Bis zu ihrem Entschluss, sich ganz auf ihre Arbeit als Kinderbuchautorin zu konzentrieren, war sie Redakteurin eines Internetportals für Kinder und Jugendliche. Carola Wimmer lebt und arbeitet heute in Berlin.

6. Kapitel


Ella betrat ausnahmsweise als Erste den Physiksaal. Trotzdem hatte Anaïs längst Heft und Stift bereit, während Ella neben ihr noch in ihrer Tasche kramte. Eine lange Doppelstunde lag vor ihnen und sie hatte so gar keine Lust darauf.

Anaïs und Cahide hatten in Physik kaum Probleme. Sie waren zwar keine Einserschülerinnen, standen aber auch nie auf der Kippe. Und Romy – die war sowieso die Überfliegerin schlechthin. Würde man nicht denken, wenn man sie so sah. Sie gehörte tatsächlich zu den wenigen Menschen, die eine Buchseite nur lesen mussten, um alle Fakten für immer im Kopf zu behalten. Das hatte jedoch zur Folge, dass sie sich schnell langweilte und sich dann vor Unruhe nur schwer auf dem Stuhl halten konnte. Wenn sie keine Lust hatte, schrieb sie auch mal schlechte Noten, aber wenn sie wollte, brachte Romy Topleistung.

Ella hätte alles dafür gegeben, auch nur ein Zehntel von Romys Fähigkeiten zu haben. Physik war für sie einfach nur Qual. Irgendwann in der Elften hatte sie im Unterricht mal einen Moment lang nicht richtig aufgepasst und – zack – konsequent den Faden verloren. Fotoelektrische Effekte, Unschärfedingsrelationen, Wahrscheinlichkeitsamplituden, Realitätsanomalien – was war das alles noch mal?

Ihre Gedanken waren längst wieder beim Song Contest. Was wäre, wenn sie wirklich in die engere Wahl kämen? Und was, wenn nicht? Am Freitag würden sie Bescheid wissen. Die Stimme der Lehrerin wurde irgendwie jede Sekunde undeutlicher und leiser.

Doch bevor Ella sie ganz ausblenden konnte, traf sie unvermittelt etwas am Hinterkopf. Es war eine Papierkugel. Sie sah sich um. Cahide, die hinter ihr saß, fuhr sich mit dem Zeigefinger über die Brust, als würde dort ein Schriftzug stehen. Jetzt erst checkte Ella, dass die Nachricht für sie bestimmt war. Vorsichtig faltete sie das Papier auseinander. Cahide hatte ein Virginia-Woolfpack-Logo gezeichnet.

Ella lächelte breit. Das Logo war perfekt, es hätte direkt gedruckt werden können. Ein Schmetterling hinter einer riesigen bunten Blume schwebte über dem Virginia-Woolfpack-Schriftzug auf gelbem Grund. Irgendwie hatte Cahide es geschafft, das Ganze mithilfe von ein paar Augen gleichzeitig als einen graugrünen Wolfskopf mit Blüte auf der Stirn erscheinen zu lassen. Genial!

Aber Ella hatte auch nichts anderes von Cahide erwartet. Ihre Freundin konnte schon immer extrem gut zeichnen. Irgendwie hatte sie den perfekten Blick für Farben und Formen. Wie schade, dass Cahide sich nicht an der Kunsthochschule bewerben wollte! Stattdessen hatte sie sich auf ein Psychologiestudium festgelegt. Sie wollte die Welt damit ein bisschen besser machen.

Am wichtigsten war aber, dass Cahide von der Contest-Idee offensichtlich richtig angefixt war. Wenn sich jetzt auch noch Anaïs einen Ruck geben und aus vollem Herzen mitziehen würde, dann konnte sie nichts in der Welt mehr aufhalten. Davon war Ella fest überzeugt.

Den Rest des Schultages konnte sie natürlich an nichts anderes mehr denken, auch auf dem Nachhauseweg, den sie mit Cahide und Anaïs teilte. Zur Siedlung ging es an einer viel befahrenen Straße entlang und dann durch einen kleinen, lieblosen Park, der überwiegend asphaltiert war. Von den Jugendlichen aus dem Viertel wurde er deshalb als Skate-Plaza genutzt. Jeden Augenblick konnte es hier zu gefährlichen Zusammenstößen kommen, wenn man nicht aufpasste.

Eigentlich wollte Ella vor den Freundinnen nicht schon wieder mit dem Contest anfangen. Aber sie konnte einfach nicht anders. »Wie wär’s, wenn ich gleich heute Nachmittag zum Copyshop gehe und Aufkleber mit dem Logo machen lasse?«, schlug sie vor, als sie den Park verlassen hatten und vor Cahides Haustür angekommen waren. »Von wegen Werbung und so.«

Aber Anaïs mahnte überraschend streng: »Du wolltest doch Physik machen.«

Was war das denn? Ella blieb stirnrunzelnd stehen. Warum hörte sich Anaïs gerade wie ihre Mutter an?

Doch auch Cahide stieß ins selbe Horn. »Hast du überhaupt mitgeschrieben heute?«, wollte sie wissen.

Ella lachte unsicher. »Seid ihr jetzt etwa schon die Mitschreibpolizei?«

Anaïs ließ nicht locker. »Hast du? Oder hast du nicht?«

»Schon die letzten Wochen nicht«, gestand Ella schließlich, begehrte aber in der nächsten Sekunde wieder auf: »Kommt schon, ist doch eh komplett sinnlos! Ich pack das einfach nicht!«

»Wenn du willst, dann bring ich dir meine Aufzeichnungen runter«, schlug Cahide versöhnlich vor.

Ella sah unglücklich in die Runde. Was wurde jetzt mit den Aufklebern? Anaïs schien ihre Gedanken zu erraten.

»Um den Copyshop kümmere ich mich.«

»Okay«, willigte Ella ein und setzte sich kleinlaut auf einen Pflanzenkübel aus Waschbeton. Ums Physiklernen kam sie also nicht mehr herum.

Während Anaïs nach einem preiswerten Copyshop googelte, ging Cahide die versprochenen Unterlagen holen. Ellas Blick folgte ihr bis zur Tür und wanderte an der Fassade die acht Stockwerke hinauf zu dem Mobilfunkmasten, der die gesamte Siedlung überragte. Hier hatte sie schon unzählige Male gesessen, zum Dach geguckt und auf Cahide gewartet. Manchmal war sie auch hoch zur Wohnung gefahren. Der Aufzug war vollgekritzelt, wie der in ihrem eigenen Haus und er wippte bei jedem Halt genauso ungut auf und ab. Sogar der Hausflur sah aus und roch sogar wie bei Ella. Alles war gleich. Doch bis heute wusste sie nicht, wie es hinter der Wohnungstür aussah. Denn diese blieb für Besucher stets verschlossen. Weder Ella, Anaïs oder irgendjemand sonst, den sie kannte, war je hereingebeten worden.

Ella hatte dafür lange keine Erklärung gehabt, denn die ganze Familie war einfach unglaublich nett. Sie lernte sie über die Jahre sprichwörtlich zwischen Tür und Angel immer besser kennen: Da war der Vater, ein kleiner freundlicher Mann, der als Vollzeit arbeitender Ingenieur erst am späten Nachmittag zu Hause war, Cahides jüngere Zwillingsschwestern und der ältere Bruder Karim mit dem geheimnisvollen Blick eines jungen Timothée Chalamet. Er war eine Weile Ellas Crush gewesen.

Erst vor drei Jahren hatte Ella dann erfahren, warum sie nie hereingebeten wurde. Damals hatten die Wölfe einen Auftritt beim Sommerfest der Schule, es war ihr bis dahin größter Gig. Eltern und Freunde erschienen geschlossen, um die Mädchen zu supporten. Zur Überraschung aller tauchte, begleitet von Karim, den Zwillingen und Cahides Vater, auch eine Frau auf, die keine des restlichen Packs je gesehen hatte. Es war Cahides Mutter, eine schöne Frau mit schmalem Gesicht und einer charaktervollen Nase. Ella hatte nicht von ihr gewusst und war völlig aus dem Häuschen, sie kennenzulernen. Doch als sie ihr die Hand gab, spürte sie sofort, dass etwas nicht in Ordnung war. Cahides Mutter wirkte ungewöhnlich zerbrechlich, ihre Bewegungen waren müde und schlaff, als würden sie ihr viel Kraft abverlangen. Zur Begrüßung nickte sie mit unsicherem Lächeln. Dann senkte sie rasch den Blick und ließ sich von Karim zu einer Sitzbank führen, von der sie die Bühne sehen konnte. Die Hände hielt sie verkrampft im Schoß. Es war offensichtlich, dass sie sich nicht wirklich wohl dabei fühlte. Trotzdem blieb sie die Dauer des Konzerts. Sie war gekommen, um ihre Tochter auf der Bühne zu sehen.

An diesem Nachmittag sprach Cahide zum ersten Mal über die Krankheit ihrer Mutter. »Es geht ihr oft nicht gut«, sagte sie. »Sie verträgt keinen Lärm und braucht viel Ruhe. Häufig weint sie. Es ist mal so, mal so. Aber häufig so.«

Während Ella ihren Blick über die Siedlung schweifen ließ, fragte sie sich, hinter wie vielen Fenstern wohl Menschen ähnlich unsicher und traurig waren. Anaïs hatte mittlerweile einen günstigen Copyshop gefunden und las nun in ihrem Buch, das sie immer dabeihatte. Ella stand auf und ging hin und her.

Endlich kam Cahide mit den Unterlagen. Die Mitschriften waren, wie zu erwarten, geradezu absurd übersichtlich. Wichtige Stellen leuchteten bunt, akkurat mit Textmarker gekennzeichnet. Kein Vergleich mit Ellas chaotischen Notizen, bestehend aus unleserlichen Stichworten, wilden Unterstreichungen und ins Nichts führenden Pfeilen. Gemeinsam setzten sie ihren Weg fort. Doch bevor sich zwei Blocks weiter auch ihr Heimweg trennte, bekam Anaïs eine Nachricht. Sie war von Tim. Er hatte bereits das Footage von der Anmeldung auf TikTok gepostet, mit einem Link zum Energy Song Contest: »The Wolfs are coming.«

Das Video war grell, witzig und kurz – und zeigte überraschend häufig Anaïs’ Gesicht. Anaïs stutzte, lachte dann aber auf. »Hm, glaubst du, dein Bruder benutzt mich als Wichsvorlage?«

Ella riss abwehrend die Arme nach vorn. »Stopp, stopp, stopp!!!! Das ist mein Bruder, okay? Sag so was nie wieder! Er kann ja stehen, auf wen er will, aber so genau will ich es mir nicht vorstellen!«

Ihre Freundin lachte. »Alles gut, ich mein ja nur!«

Ella rollte die Augen zum Himmel. »Schnell! Erzähl von was anderem, was von Einhörnern und Gänseblümchen. Alpakas gehen auch. Irgendwas!«

»Kegelrobben kneten und Pandas betutteln«, schlug Anaïs vor.

»Okay! Uff!« Ella lächelte schon wieder und zeigte mit ihrem kleinen Finger auf Anaïs: das Angebot für ihre Friedensgeste. Anaïs ging erleichtert darauf ein und zeigte nun wiederum auf Ella. Dann verhakten sie ihre Finger und beteuerten lachend: »Ich liebe nur dich, Brudi!«

»Und die Band!«, fügte Ella noch schnell hinzu.

Lächelnd strich Anaïs Ella eine Haarsträhne aus dem Gesicht.

»Sollen wir dann vielleicht am Freitag ein bisschen Physik machen?«

...

Erscheint lt. Verlag 10.8.2022
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Jugendbücher ab 12 Jahre
Schlagworte 2022 • ab 12 • ab 13 • Bibi & Tina • Buch zum Film • Coming of Age • eBooks • Erste Liebe • Filmbuch • Freundschaft • Girl-band • Jugendbuch • Kunst • Lina Larissa Strahl • Musik • Neuerscheinung • Pitch Perfect • R3bellin • Strahler • Young Adult
ISBN-10 3-641-27554-7 / 3641275547
ISBN-13 978-3-641-27554-9 / 9783641275549
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