Al Capone (eBook)

Der amerikanische Traum und das organisierte Verbrechen. Biographie.
eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
320 Seiten
Theiss in der Verlag Herder GmbH
978-3-8062-4252-2 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
25,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Treusorgender Familienvater, knallharter Mafia-Boss und Liebling der Massen Schutzgelderpressung, Prostitution, illegales Glücksspiel, organisierte Kriminalität: Al Capone, genannt Scarface, war ein erfolgreicher Geschäftsmann der Chicagoer Unterwelt. Rigoros nutze der mehrfache Mörder die Aufstiegschancen des kapitalistischen Wirtschaftssystems. Seine kriminelle Karriere begann bereits in seiner Geburtsstadt New York, wo er als Kind europäischer Einwanderer mit Diskriminierung konfrontiert wurde. Doch er forderte für sich einen Anteil am amerikanischen Traum ein - ein Ziel, dass er radikal verfolgte. Prof. Dr. Alfred Hornung zeichnet in seiner konkurrenzlosen Biografie Al Capones Werdegang nach. Dabei beleuchtet er auch den Mythos, in dem spürbar die Faszination für brutale Gewalt mitschwingt, die Alphonse Gabriel »Al« Capone geschickt hinter Seriosität und Freundlichkeit verbarg. - Die Anfänge: Mitglied in Jugendbanden und 'Lehrling' des Mobsters Frankie Yale - Alles für die Familie: Ehemann, Vater und Kapitalverbrecher - Weggang aus New York und Aufbau des Chicago Outfit - Bandenkriege, Valentinstag-Massaker und erste Gefängnisstrafen - Abstieg des Chicago-Gangsters: Wegen Steuerhinterziehung nach Alcatraz Ein amerikanischer Mythos, der weiterlebt Al Capone übte schon zu Lebzeiten eine eigentümliche Faszination auf seine Mitmenschen aus. Während der Prohibition machte er sich durch illegalen Alkoholhandel bei den Einwohnern von Chicago trotz zwielichtiger Machenschaften auch Freunde. Das Bild des fürsorglichen Familienvaters, der im Alter von 48 Jahren an den Spätfolgen einer Syphilis-Erkrankung stirbt, zeigt ebenfalls deutlich seinen ambivalenten Charakter, der vielleicht gerade auf Grund dieser Unvereinbarkeiten bis heute fesselt. Alfred Hornung hat sich auf Spurensuche begeben und präsentiert eine Biografie, die spannende Einblicke in das Leben des Mannes bietet, der den Typus des amerikanischen Gangsters prägte wie kein anderer!

Alfred Hornung ist Universitätsprofessor der Amerikanistik und Sprecher des Obama Instituts an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Als Gastprofessor lehrte er an europäischen, amerikanischen, kanadischen und chinesischen Universitäten. Im Schwerpunkt befasst er sich mit amerikanischer Literatur des 19. bis 21. Jahrhunderts, Transnational American Studies und Life Writing. Für seine hervorragenden Leistungen wurde er 2013 mit dem Carl Bode-Norman Holmes Pearson Prize ausgezeichnet.

Alfred Hornung ist Universitätsprofessor der Amerikanistik und Sprecher des Obama Instituts an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Als Gastprofessor lehrte er an europäischen, amerikanischen, kanadischen und chinesischen Universitäten. Im Schwerpunkt befasst er sich mit amerikanischer Literatur des 19. bis 21. Jahrhunderts, Transnational American Studies und Life Writing. Für seine hervorragenden Leistungen wurde er 2013 mit dem Carl Bode-Norman Holmes Pearson Prize ausgezeichnet.

Vorwort 7
Italiener in New York 19
Süditaliener im amerikanischen Schmelztiegel 21
Schulzeit und Streetgangs 32
Kriminelle Karriere und der amerikanische Traum 41
Narbengesicht 60
Konventionelle Lohnarbeit und kriminelle Nebenjobs 62
Liebesleben und Vaterschaft 70
Familienvater und Kapitalverbrecher 88
Boss in Chicago 97
Prohibition und Verbrechen 100
Aufbau eines Imperiums 108
Firmensitz in Cicero 120
Gnadenloser Wettbewerber 134
Bandenkriege 137
Auszeit154
Valentinstag-Massaker 169

Im Netz der Justiz 189
Abrechnung mit Gegnern 191
Selbstgewählte Schutzhaft 201
Veränderte Weltsicht nach dem Börsenkrach 212
Prozess wegen Steuerhinterziehung 223
In Haft 237
Leben nach dem Tod 251
Krankheit und Pflege 257
Ruhm und Nachleben 269
Der Mythos lebt 285
Bibliografie 309
Personenregister 313
Werkregister 317
Abbildungsverzeichnis 319

Italiener in New York


Italiener im urbanen Großraum von New York, die um die Jahrhundertwende 1900 nach Amerika eingewandert waren, hatten es nicht leicht. Abgesehen von den Unwägbarkeiten der langen Schiffspassage über den Atlantik in den Hafen von New York war der Aufbruch in eine neue Zeit in einem unbekannten Land mit vielen ungeahnten Schwierigkeiten verbunden, die man lediglich aus Berichten von befreundeten Auswanderern oder offiziellen Auskünften der Behörden in beiden Ländern kannte. Kulturelle Unterschiede aufgrund verschiedener Sprachen, Essensvorlieben und gewohnter Abläufe im Familienleben bedingten die Auseinandersetzung mit der aus vielen ethnischen Gruppen bestehenden amerikanischen Gesellschaft. Der erste Kontakt fand für alle Einwanderer in die USA auf der im Hafen New Yorks liegenden Insel Ellis Island statt. Noch vor der offiziellen Einreise in die USA mussten eine Überprüfung der Dokumente und ein Gesundheitscheck auf der Insel durchlaufen werden, was mehrere Tage oder auch Wochen dauern konnte. Wenn man heute als Tourist diese nun in ein Museum umgestaltete Durchlaufstation auf der Insel besucht, kann man in der umfangreichen (digitalen) Kartei nach möglichen Verwandten suchen und anhand der zahlreichen Exponate den bangen Prozess der Einreiseformalitäten zwischen Hoffnung und Angst nachempfinden, der nicht immer erfolgreich war und dann die unmittelbare zwangsweise Rückreise zur Folge haben konnte. Die glücklich akzeptierten Einwanderer konnten auf der Überfahrt von Ellis Island nach Manhattan, einem der fünf Stadtteile von New York City, die Freiheitsstatue auf der Insel Liberty Island bewundern. Auf dem Sockel war 1903 das Gedicht „The New Colossus“ (1883) der jüdisch-amerikanischen Dichterin Emma Lazarus eingraviert worden, das den Armen und Heimatlosen der Welt eine rosige Zukunft versprach. Als Nachkomme jüdischer Einwanderer aus Deutschland und Portugal konnte sie das Schicksal der in Europa wirtschaftlich und politisch leidenden Menschen nachvollziehen und in einem Sonett in Worte fassen.

Nicht wie der metallene Gigant von griechischem Ruhm, Mit sieghaften Gliedern gespreizt von Land zu Land. Hier an unserem meerumspülten hesperischen Tore soll stehen Eine mächtige Frau mit Fackel, deren Flamme Der eingefangene Blitzstrahl ist, und ihr Name Mutter der Verbannten lautet. Von ihrer Leuchtfeuerhand Glüht weltweites Willkommen, ihre milden Augen beherrschen Den luftüberspannten Hafen, den Zwillingsstädte umrahmen. „Behaltet, o alte Lande, euren sagenumwobenen Prunk“, ruft sie Mit stummen Lippen. „Gebt mir eure Müden, eure Armen, Eure geknechteten Massen, die frei zu atmen begehren, Den elenden Unrat eurer gedrängten Küsten; Schickt sie mir, die Heimatlosen, vom Sturme Getriebenen, Hoch haltʹ ich mein Licht am gold’nen Tore!“ (Auf die Freiheitsstatue, 1953)

Auch wenn die meisten Einwanderer vermutlich diese der amerikanischen Freiheitsrhetorik entsprechende Willkommensbotschaft nicht lesen und auch keine Beziehung zur abgebildeten römischen Göttin der Freiheit herstellen konnten, verhieß der Anblick dieser von Frankreich der amerikanischen Nation zur Hundertjahrfeier ihres Bestehens 1876 geschenkten Statue damals noch die Hoffnung auf einen Neuanfang.

Süditaliener im amerikanischen Schmelztiegel


Dies müssen jedenfalls die visuellen Eindrücke und ersten Gefühle der Capone-Familie aus Neapel gewesen sein, als sie 1895 im Hafen von New York ankam und sich schließlich in dem New Yorker Stadtteil Brooklyn niederließ. Es ist fraglich, ob beide Eltern zusammen mit den in Italien geborenen Söhnen Vincenzo und Raffaele ankamen oder ob die Mutter alleine mit den Söhnen reiste, wie die Datenbank in Ellis Island nahelegt. Kurz nach der Ankunft kam der dritte Sohn Salvatore im Juli 1895 nun als Amerikaner zur Welt, dem im Rhythmus der Anpassung an eine neue Großstadt sechs weitere Kinder folgten. Der schließlich später weltweit berühmt-berüchtigte Alphonse Capone wurde am 17. Januar 1899 als viertes Kind der Familie geboren und am 7. Februar in der St. Michael-St. Edward Kirche in Brooklyn katholisch getauft. Die ersten Jahre in der neuen Welt waren mit verschiedenen Wohnungswechseln verbunden und der nicht immer einfachen Anpassung an eine neue Nachbarschaft. Der Umzug der Familie von der Navy Street in eine Vierzimmer-Wohnung in der Park Avenue nahe des Marinehafens in Brooklyn war für die ständig wachsende Familie dringend nötig. Unterstützt wurden diese Anfangsjahre durch die italienische Gemeinde, in die die Capone-Familie emotional eingebunden war. Das als „Little Italy“ bezeichnete Wohngebiet der Italiener bot ähnlich wie etwa das Viertel „Chinatown“ der Chinesen Schutz vor anderen Einwanderern und war Ausgangs- und Rückzugspunkt für die Kontakte mit dem von den angloamerikanischen Einwanderern gebildeten Mainstream der amerikanischen Gesellschaft.

Die Zeit um 1900 brachte die radikalste demografische Veränderung für die Bevölkerung in den USA. Die ungewöhnlich großen Einwanderungswellen aus Europa führten zu einer Verdoppelung der Bevölkerung innerhalb von wenigen Jahren. Zum einen suchten die aus Osteuropa durch die Pogrome in Russland vertriebenen orthodoxen Juden Zuflucht in der Neuen Welt. Zum anderen folgten Arbeitslose und Arme den Verlockungen des Landes, den sprichwörtlich ungeahnten Möglichkeiten, die in dem Konzept des amerikanischen Traums zu einem starken Motiv für die Einwanderung wurden. Die aus verschiedenen Regionen Europas stammenden, kulturell und politisch unterschiedlichen Gruppierungen dieser Masseneinwanderung stellten verständlicherweise eine große Herausforderung für die Behörden der USA sowie für die Integration in die politischen und gesellschaftlichen Strukturen der amerikanischen Nation dar. Die in diesem Zusammenhang entwickelte Idee des Schmelztiegels, in dem die Einwanderer die charakteristischen Merkmale ihrer Herkunft und Heimat aufgeben und zu einer neuen Identität als Amerikanerinnen und Amerikaner verschmolzen werden sollten, verkündete der amerikanische Präsident Theodore Roosevelt 1906 als Programm für die als „Naturalisierung“ bezeichnete Einbürgerung in das neue Land. Dabei wurde der republikanische Präsident von dem erfolgreich am Broadway aufgeführten Melodrama The Melting Pot des jüdischen Dramatikers Israel Zangwill (1864–1926) aus England geleitet. In dem programmatisch Schmelztiegel genannten Stück heiratet ein vor dem Pogrom in Russland geflohener Jude eine nach New York eingewanderte russische Christin, deren Vater für die Vernichtung seiner jüdischen Familie in der Alten Welt verantwortlich war. Eine solche Angleichung ethnischer Eigenschaften europäischer Einwanderer als Voraussetzung für die Formierung einer amerikanischen Identität hatte schon der aus Frankreich eingewanderte Schriftsteller Michel Guillaume Jean de Crèvecoeur in der Frühen Republik der Gründung der Vereinigten Staaten von Amerika in Briefe eines amerikanischen Landmanns propagiert:

Was ist also der Amerikaner, dieser neue Mann? Er ist entweder Europäer oder stammt von einem Europäer ab, besitzt also diese besondere Blutsmischung, die man in keinem anderen Land findet. Ich könnte Dir eine Familie nennen, deren Großvater Engländer war, dessen Frau Holländerin, deren Sohn eine Französin geheiratet hat und deren vier Söhne jetzt vier Frauen aus verschiedenen Nationen haben. Derjenige ist ein Amerikaner, der seine alten Vorurteile und Verhaltensweisen hinter sich lässt und neue von der neuen Lebensweise erhält, die er angenommen hat, der neuen Regierung, der er gehorcht, und dem neuen Status, den er einnimmt. Er wird Amerikaner durch die Aufnahme in den breiten Schoß unserer großen Alma Mater. Hier werden die Individuen von allen Nationen in neue Menschen verschmolzen, deren Anstrengungen und Nachfahren eines Tages große Veränderungen in der Welt bewirken werden.

(Crèvecoeur, 1782/1788–89, 3. Brief)

Deutlich wird schon aus dieser Quelle vom Ende des 18. Jahrhunderts, dass der Schmelztiegel einer amerikanischen Nation immer nur die Assimilierung europäischer Einwanderer an die weiße, ursprünglich angloamerikanische Gesellschaft bedeutet, und, wie Crèvecoeurs Nennung von Franzosen und Holländern zeigt, sich primär auf nordeuropäische Herkunftsländer bezieht. Nicht einbezogen in die Verschmelzung zu einer neuen amerikanischen Nation sind die Ureinwohner sowie die seit 1619 aus Afrika zur Arbeit auf den Plantagen eingesetzten Sklaven. Zu diesen Diskriminierten wurden Anfang des 20. Jahrhunderts auch Einwanderer aus Ost- und Südeuropa wegen ihrer dunkleren Hautfarbe gezählt. Zusammen mit Afroamerikanern, Ureinwohnern, orthodoxen Juden und Asiaten galten sie als „unassimilierbare Fremde“. Deshalb hatten vor allem die dunkelhäutigen Einwanderer aus Süditalien und Sizilien einen schweren Stand und mussten von Anfang an um ihre Anerkennung ringen. Diese mangelnde Wertschätzung hatten die gegenüber dem Norden als rückständig geltenden Süditaliener schon in dem nach 1861 vereinigten Italien erfahren. Neben der schlechten...

Erscheint lt. Verlag 23.9.2021
Verlagsort Darmstadt
Sprache deutsch
Themenwelt Geschichte Allgemeine Geschichte Neuzeit (bis 1918)
Schlagworte Alcatraz • Alphonse Gabriel Capone • Amerika • Biografie • Biographie • Gangster • Gangsterboss • Mafia • Organisierte Kriminalität • Verbrecher
ISBN-10 3-8062-4252-6 / 3806242526
ISBN-13 978-3-8062-4252-2 / 9783806242522
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
Wie bewerten Sie den Artikel?
Bitte geben Sie Ihre Bewertung ein:
Bitte geben Sie Daten ein:
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 8,7 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Bewältigungspraktiken und Handlungsoptionen im Dreißigjährigen Krieg

von Astrid Ackermann; Markus Meumann; Julia A. Schmidt-Funke …

eBook Download (2024)
De Gruyter Oldenbourg (Verlag)
89,95
Geschlechterökonomien und Vermögen um 1800

von Charlotte Zweynert

eBook Download (2023)
Campus Verlag
32,99