Zen Style (eBook)

Bewusst, minimalistisch und selbstbestimmt leben
eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
288 Seiten
Arkana (Verlag)
978-3-641-28581-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Zen Style -  Stephan Kunze
Systemvoraussetzungen
9,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Wie geht ein gutes Leben heute? Der Musikjournalist Stephan Kunze lebt nach dem Motto hart arbeiten, hart feiern, ist 24/7 online und immer am Limit - weil das im Berlin der Nuller-Jahre als einzig cooler Lifestyle gilt. Bis ihn mit Anfang 30 scheinbar grundlos Panikattacken und gesundheitliche Probleme in die Knie zwingen. Zum ersten Mal stellt er sich die Frage: Wo folge ich nur der Meute und was ist mir wirklich wichtig? Er beschäftigt sich mit Zen-Buddhismus, Meditation, Minimalismus und den Lehren der antiken Stoa und stellt fest: Je mehr Dinge ich loslasse, desto reicher werde ich. Wenige echte Freundschaften zählen weit mehr als zig Follower in den Sozialen Medien. Je weniger ich dem Glück nachlaufe, desto mehr wächst meine innere Zufriedenheit.
Mit klugem, ruhigen Blick beschreibt der Autor, wie es trotz eines fordernden Jobs gelingt, seine persönlichen Werte zu leben und in die eigene Mitte zu finden.

Stephan Kunze, geboren 1977, schreibt seit vielen Jahren als Journalist und Autor über Musik und Kultur. Von 2007 bis 2013 war er Chefredakteur des Musikmagazins »Juice«. Seit einigen Jahren arbeitet er in der Musikredaktion von Spotify, inzwischen als Global Editorial Lead. Er interessiert sich unter anderem für die Tiny-House-Bewegung, Achtsamkeitsmeditation, makrobiotische Ernährung und Permakultur-Gärten. Er lebt in Berlin und ist am liebsten zu Fuß unterwegs.

Zen Style

Mit 30 begann ich zu grübeln. Dabei war mein Leben bis dahin ein einziger Durchmarsch gewesen. Ich – ein weißer privilegierter Hetero-Cis-Mann – war in einem bürgerlichen Haushalt von mich liebenden, unterstützenden 68er-Eltern großgezogen worden. Ich hatte keine Diskriminierungserfahrungen, schlimme familiäre Tragödien, Armut oder sonstige Traumata zu verarbeiten. Mein Studium hatte ich halbwegs erfolgreich abgeschlossen und parallel dazu erste Berufserfahrungen gesammelt. Nun arbeitete ich in meinem vermeintlichen Traumjob: in Vollzeit und mit Festanstellung, unbefristet, branchenübliches Gehalt. Mit meiner Freundin lebte ich in einer geräumigen Altbauwohnung in einer gentrifizierten Gegend von Berlin.

Ich hätte glücklich sein müssen. Doch stattdessen fühlte ich mich oft ausgebrannt und müde, litt unter Panikattacken und depressiven Verstimmungen. Zur Verdrängung nutzte ich Arbeit und Alkohol, kaufte teure Markenkleidung und ging ständig essen oder feiern.

Mein junges Erwachsenenleben war wie im Rausch vorbeigezogen: Umzug von einer Großstadt in die nächste, Auslandssemester, Praktika und Jobs, Clubs und Partys. Doch irgendwie blieb da immer diese leise, hintergründige Ahnung: War das wirklich alles, was das Leben für mich bereithielt? Da musste doch mehr sein – etwas anderes, Unbestimmtes, Aufregendes, was ich noch nicht entdeckt hatte. Ging es den anderen auch so? Oder hatten sie alle längst verstanden, worum es eigentlich ging? Meine ganze Existenz wurde von der Angst beherrscht, etwas zu verpassen.

Vielleicht geht es dir so ähnlich wie mir damals: Dein Leben ist bislang ohne größere Katastrophen verlaufen. Man könnte mit Fug und Recht behaupten, dass du in dem, was du machst, einigermaßen erfolgreich bist. Du bist kein Überflieger, der schon im Sandkasten das erste Start-up gegründet hat, aber auch kein lethargischer Taugenichts. Du warst moderat ehrgeizig und hast alles berücksichtigt, was dir die Karrierewebseiten geraten haben, aber du willst dich auch selbst verwirklichen und vor allem glücklich werden. Doch obwohl es vordergründig irgendwie läuft, bleibt trotzdem dieser Zweifel bestehen. Der Zweifel daran, ob du deine Lebenszeit richtig nutzt.

Sollte man nicht jetzt noch einmal ein Jahr Auszeit vom Beruf nehmen und um die Welt reisen? Sich selbstständig machen mit der eigenen Firmenidee? Mehr Zeit für jene Dinge finden, die einem wirklich wichtig sind – Partner*in, Familie, Freund*innen? Oder ist jetzt nicht eher die Zeit, um richtig Gas zu geben und wirklich erfolgreich zu werden? Sollte man nicht ein wenig Zeit investieren, um finanzielle Unabhängigkeit zu erreichen und früh anzufangen, den Vorruhestand vorzubereiten? Dann hätte man später immer noch genug Zeit für die Weltreise und all die anderen wichtigen Dinge … andererseits: Weißt du, wie lange du leben wirst? Wie dein Leben in zehn, 20 oder 30 Jahren aussehen wird? Willst du Kinder bekommen, und wenn ja, wann und wie viele? Und wie soll das alles in ein Leben passen, wenn doch der Alltag schon kaum zu bewältigen erscheint, vor lauter unerledigten To-dos? Vielleicht also doch erst mal feiern gehen. Oder ein paar Sneaker im Internet kaufen. Oder ein paar Minuten durch Instagram-Accounts scrollen, um sich zu versichern, dass es bei den anderen auch um nichts Weltbewegendes geht.

Wenn dir solche Gedanken bekannt vorkommen: Willkommen im Club. Dann weißt du vermutlich auch aus eigener Erfahrung, dass man sich derart in diese Gedanken hineinsteigern kann, dass sie alles dominieren. Sie können dich blockieren, frustrieren und vom Glück fernhalten. Trotzdem kannst du sie nicht einfach verschwinden lassen. Du kannst dich nur ablenken, und für ein paar Jahre kann das durchaus gut gehen: Du stürzt dich Hals über Kopf in deine Arbeit oder ins Nachtleben, in häufig wechselnde Beziehungen oder in impulsives Shopping, also in irgendeine Form von Beschäftigung, die dir kurzfristige, oberflächliche Befriedigung verschafft.

Dieses angenehme Gefühl wird dich für eine Zeit von den Stimmen in deinem Kopf befreien. Sie werden kurz verstummen, doch irgendwann kehren sie zurück und fragen ungläubig: »Denkst du wirklich, wir würden so einfach verschwinden? Und glaubst du immer noch, die nächste Gehaltserhöhung, das nächste Tinder-Match, der nächste Städtetrip oder der nächste limitierte Sneaker-Drop werden dich endlich glücklich machen?« Und dann werden sie dich auslachen.

Es mag Menschen geben, die sich damit zufriedengeben, ihr Leben lang auf der Jagd nach Geld, Status und Anerkennung zu sein, und dabei niemals ganz glücklich werden. Psychologen nennen dieses Phänomen die hedonistische Anpassung. Das ist evolutionär bedingt – und es ist ganz normal, dass wir unserer Psyche und ihren Mechanismen immer wieder auf den Leim gehen. Wir werden darauf später zurückkommen. Aber wir sind der Evolution nicht schutzlos ausgeliefert. Wir können wahres Glück finden – nur eben nicht dort, wo wir es suchen.

An dieser Stelle lohnt sich ein Disclaimer: Ich bin kein Guru, kein Lifecoach und kein pathologischer Selbstoptimierer, sondern ein Journalist, der über Jahre eine intensive Recherche betrieben hat. Dabei habe ich mich mit allen möglichen Disziplinen beschäftigt – mit Kunst und Wissenschaft, Religion und Spiritualität, Philosophie und Psychologie, Soziologie und Literatur. Und ich glaube, einen gemeinsamen Nenner in bestimmten Denkschulen dieser Disziplinen gefunden zu haben, der seit 2000 Jahren immer wieder auftaucht. Man kann ihn schwer greifen, doch im Kern geht es um die Erkenntnis, dass der Schlüssel zum Glück in uns selbst liegt. Dass wir nichts brauchen, sondern alles Wesentliche schon da ist. Der Weg zur Erkenntnis führt über einen Prozess der Reduktion auf allen Ebenen. Wir häuten uns, um an einen Punkt zu gelangen, an dem wir klar sehen können, was uns wirklich wichtig ist.

Das klingt im ersten Moment abstrakt und weltfremd. Es riecht nach esoterischem Aussteigertum, nach Typen mit verfilzten Dreadlocks, die auf La Gomera in Höhlen hausen. Oder nach dem ungewaschenen Wagenburgpapa aus der alten LBS-Werbung, an den du dich vielleicht noch erinnern kannst. Dessen Tochter verkündet zum Ende des Spots, sie würde lieber eine Spießerin werden, um eines Tages in einer lichtdurchfluteten Doppelhaushälfte leben zu können. Doch diese Assoziationen sind unsinnig. Die Erkenntnis, dass uns materieller Wohlstand und Konsum nicht glücklich machen, muss nicht dazu führen, dass wir künftig unter einer Brücke schlafen. Im Gegenteil: Das Ende der ewigen Suche ist nah, wenn wir uns von einengenden Dogmen und Glaubenssätzen befreien. Wobei das leichter gesagt als getan ist. Immerhin werden wir seit Jahrzehnten von Gesellschaft, Familie, Medien und Werbung indoktriniert. Und ja, es mag sein, dass uns Menschen aus unserem Umfeld für Spinner halten, wenn wir unseren (und damit mittelbar auch ihren) Lebensstil infrage stellen. Aber wenn wir aufhören, unser Lebensglück und unsere Selbstliebe von der Anerkennung anderer abhängig zu machen, verbessern wir unser Wohlbefinden wesentlich.

In den letzten zehn Jahren habe ich mich intensiv mit indischer und chinesischer Philosophie befasst und an mehreren Meditationskursen und Retreats teilgenommen, vor allem in den Traditionen des Vipassana und des Zenbuddhismus. Ich habe mich für die zeitgenössische Minimalismusbewegung begeistert und nach ihren Wurzeln geforscht. Auf dem Weg stolperte ich über die Transzendentalisten des späten 19. oder die Beatniks des mittleren 20. Jahrhunderts. Und ich habe in allen möglichen anderen Epochen ebenfalls Künstler*innen und Denker*innen gefunden, die sich dem Rattenrennen um Geld, Ruhm und Status versagt haben. Sie alle eint die Suche nach dem guten Leben, jenseits der Anhaftung an rein materiellen Zielen.

Dies ist kein Buch über den Zenbuddhismus. Das stünde mir gar nicht zu. Ich bin selbst nur ein Zenschüler und stehe noch am Anfang meiner spirituellen Entwicklung. Ich gehöre überhaupt keiner Glaubensgemeinschaft an. Ich bezeichne mich nicht als Buddhist, wenn ich nach meiner Religion gefragt werde. Denn was ich praktiziere, hat mit dem, was in weiten Teilen der Welt darunter verstanden und gelebt wird, wenig zu tun – auch wenn meine persönliche Alltagspraxis Außenstehenden durchaus buddhistisch anmuten würde.

Als ich mich für diese Themen zu interessieren begann, befand ich mich gesundheitlich wie geistig in einer desolaten Phase: Ich war unsicher und ratlos bezüglich meiner Zukunft, empfand kaum noch genuine Lebensfreude und fragte mich ununterbrochen, was mich eigentlich glücklich stimmt. Man könnte es eine verfrühte Midlife-Crisis nennen, vielleicht auch einen leichten Burn-out oder die milde Vorstufe einer Depression. Auf der Suche nach Heilung stieß ich auf alte fernöstliche Weisheit und lernte zunächst die Praxis der Vipassana-Meditation und schließlich den Zenbuddhismus kennen. Im Zen geht es, kurz gesagt, um praktische Ideen und einfache Weisheiten für ein glückliches Leben.

Was erwartet dich also in diesem Buch? Nun, ich trage aus verschiedenen philosophischen, literarischen und psychologischen Lehren ein grobes Lebenskonzept zusammen und stelle es dir vor. Dieses nenne ich in Anlehnung an den Zenmeister Shunmyō Masuno »Zen Style« und übertrage damit die Weisheit der alten Zenmönche in unsere Zeit, nutze sie im Hier und Jetzt und wende buddhistische (und verwandte) Prinzipien in allen möglichen Alltagsbereichen an. Dabei ist die Auswahl der zitierten Texte, durch die wir in diesem Buch flanieren, streng subjektiv. Mir geht es darum, das Wissen alter Philosoph*innen, Dichter*innen, Psycholog*innen und...

Erscheint lt. Verlag 20.12.2021
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Esoterik / Spiritualität
Schlagworte Achtsamkeit • achtsamkeit buch • Bewusstheit • Buddhismus • digital detox • Downshifting • eBooks • Marie Kondo • Meditation • Minimalismus • Persönlichkeitsentwicklung • Ratgeber • Stoizismus • Vegan • Verbundenheit
ISBN-10 3-641-28581-X / 364128581X
ISBN-13 978-3-641-28581-4 / 9783641285814
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
Wie bewerten Sie den Artikel?
Bitte geben Sie Ihre Bewertung ein:
Bitte geben Sie Daten ein:
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 2,0 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Psychosomatische Beschwerden: Was mir die Signale meines Körpers …

von Hans Lieb; Andreas von Pein

eBook Download (2024)
Trias (Verlag)
22,99
Zwölf Wege in die Natur: Kraft schöpfen - Heilung finden

von Susanne Fischer-Rizzi

eBook Download (2023)
Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG
27,99