War es das alles wert? (eBook)
168 Seiten
tredition (Verlag)
978-3-347-27989-6 (ISBN)
1938 im Schwäbischen geboren, führte Manfred Strässer ein bewegtes Leben, das ihn in Europa zum erfolgreichen Unternehmer in der Immobilien- und Touristenbranche machte. Doch der Erfolg war schwer erkämpft und mit Opfern verbunden, oft hatte die Firma Vorrang vor der Familie. Mit typisch schwäbischem Humor beim Blick auf sich selbst berichtet der Autor nun rückblickend, was ihn zu dem machte, der er heute ist und stellt sich dabei selbst die Frage, ob sich die ganzen Mühen gelohnt haben.
1938 im Schwäbischen geboren, führte Manfred Strässer ein bewegtes Leben, das ihn in Europa zum erfolgreichen Unternehmer in der Immobilien- und Touristenbranche machte. Doch der Erfolg war schwer erkämpft und mit Opfern verbunden, oft hatte die Firma Vorrang vor der Familie. Mit typisch schwäbischem Humor beim Blick auf sich selbst berichtet der Autor nun rückblickend, was ihn zu dem machte, der er heute ist und stellt sich dabei selbst die Frage, ob sich die ganzen Mühen gelohnt haben.
Das Jahr 1938 war das Schicksalsjahr für Deutschland. Hitler wurde Oberbefehlshaber und somit der Alleinherrscher Deutschlands. Deutsche Truppen marschierten in Österreich ein. Das Münchner Abkommen sollte den Krieg verhindern, war jedoch nur eine Augenwischerei und das Papier nicht wert, auf dem es geschrieben stand.
Sudetendeutsche kamen wieder ins Reich zurück, die Judenverfolgung war mit der Reichskristallnacht in vollem Gange. Im Boxkampf schlug Joe Louis nach zwei Minuten in der ersten Runde unseren Max Schmeling k. o.
Der einzige Lichtblick in diesem Jahr war die Geburt von mir – Manfred Strässer – in Göppingen.
Gott sei Dank wurde ich nicht Adolf getauft.
Mein Vater Ernst war zu dieser Zeit Polizeibeamter in Göppingen. Meine Mutter Erika kam aus Möckmühl im Kreis Heilbronn aus einem wohlbehüteten Elternhaus.
Durch die berufliche Tätigkeit meines Vaters mussten wir oft umziehen. Wir wohnten in Göppingen, Künzelsau, Markelsheim bei Bad Mergentheim, Besigheim und bei Kriegsende in Winnenden, dem Geburtsort meines Vaters und Wohnort meines Großvaters, auch ein ehemaliger Polizist.
In Besigheim erlebte ich 1944 einen Bombenangriff auf den Bahnhof. Als der Bombenhagel niederging, befand ich mich mit meiner Mutter und meinem Bruder Klaus in einem Luftschutzkeller. Mein Vater war Gott sei Dank nicht dabei, denn so konnte er mit anderen Männern den Eingang zum Luftschutzkeller freischaufeln und uns herausholen.
Von dem Haus, in dem wir und andere wohnten, war nur noch der Keller übrig. Das Bahnhofsgebäude und die ganze Straße brannten. Wie uns später geschildert wurde, fielen erst Phosphor und dann Brandbomben.
Unsere zwei Schäferhunde, die neben unserem Wohnhaus in einem Zwinger untergebracht waren, waren nicht mehr da. Anscheinend, wie mein Vater uns erzählte, wurden sie freigelassen. Ich habe sie nie mehr gesehen.
Da wir nun keine Unterkunft mehr hatten, zogen wir ins elterliche Haus meines Vaters nach Winnenden.
Meine früheste Kindeserinnerung spielt in Markelsheim. Mein 4 Jahre älterer Bruder Klaus und ich unternahmen eine Schlittenfahrt. Klaus saß hinten, ich vorne. Wir fuhren einen leicht abfallenden Weg hinunter, als uns ein Fuhrwerk mit zwei Pferden entgegenkam. Klaus hatte sofort die Gefahr erkannt und sprang vom Schlitten. Ich fuhr weiter und landete direkt zwischen dem Pferdegespann. Die Pferde blieben ganz ruhig stehen, wahrscheinlich erging es ihnen wie mir: Ich war vor Schreck erstarrt. Der Bauer zog mich zwischen den Pferden heraus, mir war nichts passiert. Ich glaube, damals wurde mein Schutzengel geboren.
1945 kam mein Vater in Gefangenschaft und meine Mutter zog mit mir und meinen drei Geschwistern Klaus, Heide und Christel zu ihren Eltern nach Möckmühl. Meine Großeltern hatten dort ein Textilgeschäft. Hier verbrachte ich dann meine Kindheit und Schulzeit. 1946 kam mein Vater aus der Gefangenschaft zurück – die Familie war wieder beisammen. Bei meinen Großeltern ging es uns sehr gut. Wir hatten sogar ein Hausmädchen, das uns sehr verwöhnte.
Da mein Vater sehr streng erzogen worden war, verlangte er auch von uns Kindern viel – wir hatten es nicht leicht. Für mich gab es oft Hiebe und Wochenendarrest, da ich in der Schule nicht die Leistungen erbrachte, die er von mir erwartete. Zudem meinten die Lehrer, mit denen mein Vater ein sehr gutes Verhältnis hatte, dass ich nicht dumm, sondern nur faul sei.
Zu jener Zeit durften die Lehrer die Kinder noch schlagen. Bei uns gab es dann immer „Tatzen“: Es wurde mit einem Stock oder Lineal auf die Hände geschlagen. Wenn die Hände schon dick waren, schlugen sie auf den Hintern. Wir hatten herausgefunden, dass die Hände schneller dick wurden, rieb man die Hände mit Zitronensaft ein, und die Lehrer ließen von den Händen ab. Die Schläge auf den Hintern taten nicht ganz so weh. Meine Hände und mein Hintern scheinen besonders beliebt gewesen zu sein.
Beschwerte ich mich zuhause über die Schläge, gab es von meinem Vater, der sehr große Hände hatte, gleich noch eine Ohrfeige. Daher sagte ich lieber nichts.
Bei jedem Blödsinn, der in der Klasse gemacht wurde, waren mein Schulfreund Fritz und ich immer dabei. Noch heute erzählen die Klassenkameraden von unseren „Taten“.
Klavierunterricht hatte ich auf Wunsch meiner Eltern auch. Nach vielen Unterrichtsstunden, die ja nicht kostenlos waren, meinte mein Klavierlehrer, ich solle damit aufhören, bevor ich ihn zum Selbstmord treibe. Somit überließ ich das Klavierspielen meiner Mutter, die sehr gut spielen konnte.
Klavier spielen konnte ich also nicht, doch mit 11 Jahren lernte ich, zum Schrecken meiner Mutter, das Autofahren. Mein Vater, der nach seiner Gefangenschaft eine Fahrschule gegründet hatte, war von meinen wilden Fahrkünsten auch nicht begeistert, obwohl er mir das Fahren beigebracht hatte. Oft fanden sich Beulen am Auto und an mir.
Als ich 14 Jahre alt war, starb mein Vater während der Ausübung seines Berufes als Fahrlehrer. Seine Fahrschüler, die auf ihn warteten, mein Schwiegervater war zufällig auch darunter, mussten mit ansehen, wie er auf dem Weg zum Übungsgelände verunglückte. Infolge eines Schwächeanfalls verlor er die Kontrolle über sein Motorrad und fuhr direkt auf einen Baum. Das Motorrad prallte zurück und fiel auf ihn drauf.
Er hat den Unfall nicht überlebt.
Der Schwächeanfall war eigentlich vorauszusehen, denn mein Vater arbeitete 14 - 16 Stunden am Tag, Samstag und Sonntag gab es für ihn nicht. Sein Slogan war: Willst du zu etwas kommen, musst du auch etwas leisten. Immer wieder musste ich mir anhören: „Habe nie Angst vor dem Schmutz, mit Wasser und Seife wird alles wieder sauber. Wichtig ist der Erfolg. Das mit den gebratenen Tauben ist ein Märchen.“
Leider konnte er seine vorausschauenden Ideen nicht verwirklichen: Seine Idee war, und er war im Begriff gewesen, sie umzusetzen, einen Reisebus zu kaufen – der Omnibus war schon bei der Firma Drögmöller bestellt – und ein Tourismus-Unternehmen zu gründen, denn ihm war klar, dass die Menschen nach dem Krieg reisen wollten, und wenn nur in die nächstgrößere Stadt.
Durch seinen plötzlichen Tod kam alles anders. Meine Mutter stellte einen Fahrlehrer ein und führte die Fahrschule weiter. Für uns Kinder hatte sie daher nicht viel Zeit und so nahm ich alle Möglichkeiten wahr, mich negativ zu entwickeln.
Nach der Volksschule lernte ich in einer Autowerkstatt in Heilbronn Kfz-Mechaniker. Jeden Morgen musste ich um 7.00 Uhr mit dem Zug nach Heilbronn fahren und kam abends um 18.30 Uhr erst wieder nach Hause. Die Lehrjahre waren zu jener Zeit wirklich keine Herrenjahre! Nach der Lehre arbeitete ich noch zwei Jahre als Geselle in diesem Betrieb.
Im Jahre 1956 hatte ich die Wahl: Es war Pflicht, Dienst zu tun – entweder beim Grenzschutz, der Polizei oder bei der Bundeswehr oder zu verweigern. Verweigern kam für mich absolut nicht in Frage, denn ich hielt es für meine Pflicht, meiner staatsbürgerlichen Verantwortung nachzukommen. Dies hat jeder selbst für sich zu entscheiden, viele Bekannte versuchten mit allen Tricks, sich vor der Einberufung zu drücken.
Da meine Vorfahren alle bei der Polizei Dienst getan hatten, war für mich klar, dass auch ich diesen Weg einschlagen würde. Diese Entscheidung habe ich auch noch nie bereut. Die Aufnahmeprüfung war hart: ein 1000-Meter-Lauf in einer Zeit, die normal nur von Sportlern erfüllt werden konnte. Mein Glück war, dass bei meinem nicht sportlichen Start die Stoppuhr ihren Geist aufgab. Bewerber zum Polizeidienst gab es genügend, von 10 wurden nur drei eingestellt. Ich hatte Glück.
Die Zeit bei der Polizeischule in Göppingen war jedoch kein Honigschlecken. Ich, als verwöhntes Muttersöhnchen, musste auf einmal gehorchen und das machen, was von mir verlangt wurde. Oft musste ich, wenn die anderen Pause hatten, extra den Berg hinaufrobben. Wenn zuvor die Schafe auf dieser Weide gegrast hatten, war dies besonders schön. Nach einer gewissen Eingewöhnungszeit war ich ganz zufrieden, dass ich den Weg der Polizeilaufbahn eingeschlagen habe.
Die Bezahlung der Polizeischüler war minimal. Da ich jedoch in Stuttgart einen großen Bekanntenkreis hatte – hauptsächlich in der Autobranche –, war es mir möglich, günstige Gebrauchtwagen zu vermitteln, auch an Vorgesetzte (natürlich völlig selbstlos). So konnte ich damals einen Mercedes 220 S fahren, mein Hauptkommissar fuhr einen Opel-Kadett.
Das Auto war auf meine Mutter zugelassen, die inzwischen die Fahrschule verkauft hatte und in Stuttgart wohnte. Dass ich als Polizeischüler so ein großes Auto fuhr, gefiel meinen Vorgesetzten natürlich nicht. Ich musste es daher immer so parken, dass es keinem der Vorgesetzten auffiel.
Mein „Nebenverdienst“ und das Auto verschafften mir viele Freunde. Meine wahren Freunde jedoch lernte ich erst kennen, als ich durch einen tragischen Sportunfall für längere Zeit ins Krankenhaus musste.
Ich war in der Boxmannschaft der...
Erscheint lt. Verlag | 13.4.2021 |
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Verlagsort | Ahrensburg |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Biografien / Erfahrungsberichte |
Literatur ► Romane / Erzählungen | |
Schlagworte | Euronat • FKK • Tourismus |
ISBN-10 | 3-347-27989-1 / 3347279891 |
ISBN-13 | 978-3-347-27989-6 / 9783347279896 |
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