Blackout (eBook)

Liebe leuchtet auch im Dunkeln
eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
304 Seiten
cbj Kinder- & Jugendbücher (Verlag)
978-3-641-27756-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Blackout -  Dhonielle Clayton,  Tiffany Jackson,  Nic Stone,  Angie Thomas,  Ashley Woodfolk,  Nicola Yoon
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Eine Stadt. Ein Abend. Sechsmal die Chance auf die große Liebe.
New York. Eine Hitzewelle legt die Stadt lahm und während Manhattan in Dunkelheit versinkt, kommen überraschende Wahrheiten ans Licht, aus Freundschaft entsteht Liebe und alles scheint plötzlich möglich: 1. Ein Ex-Pärchen tut sich zusammen, um von Manhattan nach Brooklyn zu gelangen. 2. Zwei Mädchen auf der Suche nach einem Foto finden etwas ganz Anderes. 3. Zwei Highschool-Jungs stecken in der U-Bahn fest und stellen sich ihren Gefühlen. 4. Zwei beste Freunde reden sich in der New York Public Library die Köpfe heiß über die Liebe. 5. Drei Teens unterwegs auf Klassenfahrt in New York - das Liebesdreieck ist vorprogrammiert. 6. Zwei Fremde kommen sich näher bei einer hitzigen Diskussion über Identität und Liebe.

Sechs Geschichten über die Liebe in all ihren Formen. Elektrisierend, charmant, herzzerreißend und humorvoll erzählt von sechs Schwarzen Young-Adult-Bestsellerautorinnen!

Dhonielle Clayton ist die New York Times-Bestsellerautorin der Belles-Serie und Co-Autorin der Dilogie Tiny Pretty Things, die auf Netflix verfilmt wurde. Sie stammt aus einem Vorort von Washington, D.C. und ist die COO der Nonprofit-Organisation We Need Diverse Books und Co-Gründerin der CAKE Literary-Agentur.

Ohne Maske


OHNE MASKE

Nic Stone

In einem U-Bahn-Wagen, 17:26 Uhr

Tremaine Wright findet geschlossene Räume nicht so super. Das weiß ich, Jacorey »JJ« Harding Jr., nur deswegen, weil ein paar bescheuerte Freunde von mir Tremaine vor sechs Jahren, als wir in der Sechsten waren, durch die Umkleide gejagt und dann in einen Besenschrank gesperrt haben.

Der Typ hockte da drin, hämmerte gegen die Tür und brüllte: »Hey, lasst mich wieder raus! Das ist nicht lustig!« Und obwohl ich nicht zu den Idioten gehörte, die sich mit ihrem ganzen Gewicht gegen die Tür lehnten, damit er nicht rauskam, war mir klar, dass mein halbherziges »Mensch, Leute, lasst ihn doch raus« nicht genug Wumms hatte, um von ihnen ernst genommen zu werden … Ja, ich bin da nicht stolz drauf.

Dann gongte es und wir rannten davon.

Ich hätte nicht weiter darüber nachgedacht, wenn Tremaine – wie ich es erwartet hätte – einfach nur ein paar Minuten zu spät zur nächsten Stunde gekommen wäre. »Kein Blut, kein Foul«, so sah es mein junges (dummes) Ich damals.

Aber er kam nicht.

Die Uhr tickte. Tremaines Platz blieb leer. Ich weiß noch, wie ich mich verwirrt im Klassenzimmer umgeschaut und mich gefragt habe, ob ich der Einzige war, dem auffiel, dass der Typ bald nicht bloß irgendwie zu spät kam, sondern absolut überhaupt nicht mehr. Und da bin ich dann langsam unruhig geworden. Was, wenn ihm was passiert war? Oder – noch schlimmer (jedenfalls in meinem zwölfjährigen Kopf) – wenn er uns gerade bei der Schulleitung meldete und behauptete, ich hätte mitgemacht? Wahrscheinlich war es vor allem das schlechte Gewissen, weil ich ihm nicht richtig geholfen hatte, aber ich war echt gestresst. Ich hab gespürt, wie sich Schweiß auf meiner Stirn bildete, und ahnte, dass meine Achseln bald gigantische Schweißflecken zieren würden. Falls ich wegen irgendwas Stress mit der Schulleitung bekam, würde mein Pops mich nicht Basketball spielen lassen. Das hatte er Anfang des Schuljahrs ganz klar gesagt. Die Stunde war schon fast halb durch, als ich es nicht mehr aushielt und gefragt habe, ob ich mal aufs Klo könnte. Ich musste mich schwer zusammenreißen, um nicht panisch zur Umkleide zu rennen. Ich schwöre, die fünfzehn Sekunden, die ich gebraucht habe, um an den Toiletten und den Duschen vorbei zum Besenschrank zu gehen, waren die längsten und gruseligsten meines jungen Lebens.

Aus dem Schrank drang kein einziges Geräusch. Was für mich als Hardcore-Horrorfilm-Fan bedeutete, dass Tremaine entweder (1) nicht mehr da war und uns gerade verpfiff oder (2) nicht mehr da war und nie wiederkommen würde – im Sinne von: weg vom Fenster … tot.

Ich war derjenige, der schrie, als ich die Schranktür aufriss und ihn zwischen einem Turm Monsterklopapierrollen und einem Wischeimer voll mit trollrotzbraunem Putzwasser am Boden kauern sah.

Aber das Verrückteste war, dass er nicht mal hochgeguckt hat. Er hat mit weit geöffneten Augen ins Leere gestarrt, als würde er schon ins Große Jenseits oder so was schauen.

»Äh … Tremaine?« Ich hockte mich vor ihn und legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Tremaine!« Ich rüttelte ihn.

Er schreckte zusammen und sah mich an. Dann schrie er. Und riss den Klopapierturm um. Danach saß er nur keuchend da.

Ich schaute schnell über die Schulter, ob wir allein waren. »Yo, alles okay, Mann?«

Ich meine, hurra, der Typ war noch am Leben, aber ich hatte keine Lust, mitten in der Unterrichtszeit hier erwischt zu werden. »Du … äh … Es wäre wahrscheinlich besser, wenn du aus dem Schrank kommst …«

Er hat mich komisch angeschaut. Verwundert, aber irgendwie auch ein bisschen traurig und vielleicht überrascht? Schwer zu beschreiben.

Dann hat er genickt. »Geschlossene Räume finde ich nicht so super«, hat er gesagt. Mit einer ganz ausdruckslosen Stimme.

»Ist gut. Dann lass uns abhauen.« Ich bin aufgestanden und hab ihm die Hand hingestreckt. Er griff danach. Rappelte sich hoch und schaute auf die am Boden liegenden Klopapierrollen. »Meinst du, wir sollten, äh …«

»Egal«, sagte ich. »Weiß ja keiner, dass wir das waren. Lass uns einfach schnell weg hier.«

Er nickte und wir sind schweigend an der Umkleide vorbei und dann durch die Sporthalle. Erst als wir über die Mittelfeldlinie gingen, hat er gesagt: »Ähm … könntest du das vielleicht für dich behalten?«

»Was denn?«

»Das mit meiner … Klaustrophobie. Ich bin ja eh schon euer Opfer, aber es wäre mir lieber, wenn die anderen nicht wüssten, womit sie mich so richtig fertigmachen könnten.«

»Ach so.« Das leuchtete mir ein. »Geht klar.« In mir krochen gleich wieder Schuldgefühle hoch, weil ich ihm nicht so wirklich geholfen hatte. Ich hab mich scheiße gefühlt. »Sorry … tut mir echt leid, dass ich nicht eingegriffen habe.« (Und gleichzeitig dachte ich: Hoffentlich erzählt er das niemandem, dass ich mich entschuldigt habe. Voll erbärmlich. Ich weiß.)

»Ich hab mitgekriegt, wie du gesagt hast, dass sie mich rauslassen sollen.« Damit hatte ich nicht gerechnet.

»Ja?«

»So wirklich überzeugend warst du aber nicht.« Er hat mir das Gesicht zugedreht und mich angeschaut. »Na ja, wenigstens bist du mich jetzt holen gekommen.« Und dann hat er mich so breit angegrinst, dass ich seine komplette Zahnspange sehen konnte. Mit sämtlichen abwechselnd blauen und grünen Brackets.

Ich hab schnell weggeschaut, weil mich sein Lächeln verlegen gemacht hat. Obwohl ich nicht wusste, wieso.

Irgendwie war mir komisch dabei.

»Danke dafür«, sagte er.

»Ist okay, Mann. Kein Problem. Ich, äh … nächstes Mal mache ich eine klarere Ansage, wenn sie dich wieder nerven.«

»Ja, das wär nett«, sagte er.

Und das war’s. Wir trennten uns vor dem Sekretariat, wo er sich seinen Zettel fürs Zuspätkommen abholen musste, und ich bin in die Klasse zurück.

Wir haben uns nicht angeschaut, als er nach ein paar Minuten in den Unterricht kam – er mich nicht und ich ihn nicht. Null Austausch.

Ich hab das Versprechen gehalten und meinen Homies gesagt, dass sie ihn in Ruhe lassen sollten. Was sie auch gemacht haben. Und was Tremaine und mich angeht? Wir haben in den fast sechs Jahren seit der Sache nie mehr ein Wort miteinander gesprochen (jedenfalls keins, von dem er weiß).

Wir haben uns nie wieder angesehen.

Aber jetzt in diesem stockdunklen U-Bahn-Wagen ist Tremaine Wright das Einzige, was ich sehe.

Es ist ungefähr vier Minuten her, dass plötzlich die Lichter ausgingen und der Zug langsamer wurde und dann ganz stehen geblieben ist. Wir sitzen im A-Train Richtung Brooklyn. Ich bin wie üblich in der 145. Straße eingestiegen, drei Blocks von zu Hause entfernt. Als in der 125. die Türen aufgingen, kam auf einmal Tremaine rein.

Mein erster Gedanke war, Shit, was macht denn bitte Tremaine Wright mitten in den Sommerferien in der Gegend hier? Dann hab ich die Kamera gesehen und gecheckt, dass er wahrscheinlich unterwegs ist, um Fotos zu schießen. Er ist seit der achten Klasse Mitglied im Jahrbuch-Orgateam und verbringt quasi sein Leben damit, alles um ihn rum zu fotografieren.

Unser Wagen ist zwar nicht brechend voll, aber gut gefüllt – alle Plätze sind besetzt, ein paar Leute stehen sogar. Eine Frau mit Kinderwagen; ein Hipsterbartträger mit Fahrrad; drei Mädchen um die dreizehn in Ballettröckchen; zwei Typen, die so eng nebeneinanderstehen, dass ich mir ziemlich sicher bin, dass sie mehr sind als nur gute Freunde.

In der Sekunde, in der das Licht ausging, schnappten diese ganzen Leute gleichzeitig so laut nach Luft, dass sich das anhörte, als hätten sie den kompletten Sauerstoff aus dem Universum gesaugt. Kurz darauf kam aus dem Lautsprecher die gelangweilte Stimme des Fahrers, der eine »Technische Störung« meldete.

Der kollektiv angehaltene Atem entlud sich in Stöhnen, Murmeln und genervtem Seufzen.

Dann leuchteten nach und nach Handytaschenlampen auf.

Im ersten Moment war es ziemlich unheimlich, aber als sich meine Augen an das Dämmerlicht gewöhnt hatten, hab ich mich wieder entspannt.

Ich riskiere jetzt sogar einen Blick auf ihn. Auf Tremaine, meine ich. Weil um ihn rum alle ihre Handylampen anhaben, kann ich ihn ziemlich deutlich erkennen, obwohl er im Schatten sitzt. Als er vorhin eingestiegen ist, hab ich so krampfhaft versucht, nicht darüber nachzudenken, ob er mich auch gesehen hat, dass ich natürlich erst recht an nichts anderes denken konnte. Deswegen hab ich ihn bewusst ignoriert. Jetzt hat er den Kopf an das »Hinsehen statt Wegschauen!«-Poster an der Rückwand gelehnt und sitzt mit geschlossenen Augen da.

Man könnte fast denken, er würde entspannt vor sich hindösen, wenn er nicht alle paar Sekunden – ja, ich schaue immer noch hin – kurz die Lippen wie zum Pfeifen spitzen würde.

Mein Blick wandert zu seinem Brustkorb, der sich hebt und senkt, und als ich das sehe, katapultiert mich das zu einem Moment im letzten Schuljahr zurück, den ich anscheinend extratief in mir vergraben hatte, damit ihn niemand – nicht mal ich selbst – wiederfindet:

Ich war der Einzige aus der Zehnten, der im Auswahlteam spielen durfte, eine Ehre, die ich wie ein unsichtbares »S« auf der Brust mit mir herumtrug. Mir...

Erscheint lt. Verlag 19.7.2021
Reihe/Serie Die Blackout-Reihe
Übersetzer Anja Gali?, Katarina Ganslandt
Sprache deutsch
Original-Titel Blackout
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Jugendbücher ab 12 Jahre
Schlagworte ab 14 • Black History Month • Black lives matter • Dear Martin • Diversity • Du neben mir und zwischen uns die ganze Welt • eBooks • Episodengeschichten • Everything, everything • Jugendbuch • let it snow • LGBTQ • Liebesgeschichte • Liebesromane • Modern Love • New York • Nick & Norah • own voices • poc • pride • pridemonth • Pubertät • Queer • Romance • romancebooks • Summer Romance • The Hate U Give • The sun is also a star • Whiteout • Young Adult
ISBN-10 3-641-27756-6 / 3641277566
ISBN-13 978-3-641-27756-7 / 9783641277567
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