Gut Greifenau - Silberstreif (eBook)

Roman
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2020 | 1. Auflage
560 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-45741-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Gut Greifenau - Silberstreif -  Hanna Caspian
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Der fünfte Band der erfolgreichen Familiensaga von Bestseller-Autorin Hanna Caspian, dem deutschen Downton Abbey. Herbst 1923. Deutschland befindet sich auf dem Höhepunkt der Hyperinflation. Das Geld verliert stündlich seinen Wert, Existenzen werden vernichtet, die Menschen sind verzweifelt. Auch an den Bewohnern von Gut Greifenau geht die Wirtschaftskrise nicht spurlos vorbei. Doch dann kommt ausgerechnet die Inflation Konstantin zu Hilfe, und er kann das bedrohte Familiengut retten. Als Konstantins geliebte Frau Rebecca ein Mädchen zur Welt bringt, scheint das Glück vollkommen. Doch immer noch schwelt in Rebecca die Angst vor Konstantins hinterhältigem Bruder Nikolaus, und auch das Gutspersonal taumelt von einer Krise in die andere. Währenddessen scheint Katharina endlich ihren Traum vom Medizinstudium verwirklichen zu können. Opulent, brillant recherchiert und fesselnd geschrieben - Hanna Caspian entführt im fünften Band ihrer Familiensaga ihre unzähligen Leser erneut auf das Gut Greifenau in Hinterpommern - diesmal in die 20er Jahre des 20. Jahrhunderts. Band 1: 'Gut Greifenau. Abendglanz' Band 2: 'Gut Greifenau. Nachtfeuer' Band 3: 'Gut Greifenau. Morgenröte' Band 4: 'Gut Greifenau. Goldsturm'

Die SPIEGEL-Bestseller-Autorin Hanna Caspian beleuchtet mit ihren gefühlvollen und spannungsgeladenen Sagas bevorzugt fast vergessene Themen deutscher Geschichte. Hanna Caspian studierte Literaturwissenschaften, Politikwissenschaft und Sprachen in Aachen und arbeitete danach lange Jahre im PR- und Marketingbereich. Mit ihrem Mann lebt sie heute als freie Autorin in Köln, wenn sie nicht gerade durch die Weltgeschichte reist.

Die SPIEGEL-Bestseller-Autorin Hanna Caspian beleuchtet mit ihren gefühlvollen und spannungsgeladenen Familiensagas bevorzugt fast vergessene Themen deutscher Geschichte. Hanna Caspian studierte Literaturwissenschaften, Politikwissenschaft und Sprachen in Aachen und arbeitete danach lange Jahre im PR- und Marketingbereich. Mit ihrem Mann lebt sie heute als freie Autorin in Köln, wenn sie nicht gerade durch die Weltgeschichte reist.

Mitte Oktober 1923


Drei Mal schon hatte Katharina sich umgezogen und sich nun für ein schlichtes Kostüm mit knöchellangem Rock entschieden. Sie war sehr aufgeregt. Heute würde sie ihre erste Vorlesung besuchen. Die Anmeldung zum Medizinstudium hatte dieses Mal ohne Probleme geklappt. Das Wintersemester 1923/1924 fing gerade erst an.

Ihr Schwiegervater hatte ihr keinerlei Probleme mehr bereitet, auch wenn man ihm anmerken konnte, dass er nicht gerade glücklich mit ihrer Entscheidung war. Allerdings war er ohnehin derzeit mit ganz anderen Dingen beschäftigt. Vor ein paar Tagen erst war eine Währungsreform verkündet worden. In Kürze sollte die Rentenbank gegründet und mit ihr ein neues Zahlungsmittel eingeführt werden – die Rentenmark. Das ganze Reich hoffte auf ein Ende dieser völlig irrwitzigen Inflation. Selbst Cornelius war es allmählich nicht mehr geheuer. Er war froh, dass die Regierung nun entschlossene Schritte unternahm. Ob sie fruchten würden, war noch die Frage. Und so nahm diese Entwicklung Cornelius’ und Julius’ volle Aufmerksamkeit gefangen.

Beide Männer und auch Eleonore hatten kein Wort mehr über ihre Flucht nach Greifenau verloren. Zweimal schon war Katharina seitdem bei ihren Schwiegereltern zum Sonntagsessen gewesen. Wenn sie über Katharinas vierwöchige Abwesenheit sprachen, konnte man den Eindruck haben, sie wäre lediglich auf einem idyllischen Landausflug gewesen. Dabei wusste Katharina, dass Cornelius Urban ihr im letzten Jahr den Zugang zum Studium verbaut hatte. Aber weder gab er es zu, noch entschuldigte er sich dafür. Und Eleonore, ihre Schwiegermutter, war einfach nur überaus froh, ihre Enkel wieder in ihrer Nähe zu haben.

Immerhin wurde die Atmosphäre zu Hause besser. Julius hatte sich noch tausendmal entschuldigt. Er habe diesen Schritt nicht gehen wollen. Aber sie habe ihm keine andere Möglichkeit gelassen. Und er würde sie lieben, überaus lieben, und alles dafür tun, damit sie endlich Medizin studieren könne. Julius wollte einfach nur, dass es wieder so wurde wie vorher.

Katharina liebte ihn doch auch. Auch sie wollte, dass es wieder so wurde wie vorher. Doch seinen Vertrauensbruch würde sie nicht so einfach vergessen können. Und noch etwas war ihr durch diesen unseligen Vorfall klar geworden: Julius war weitaus schwächer, als sie es sich vorgestellt hatte. Er folgte seinem Vater in fast allen Dingen.

Doch sei’s drum, heute würde sie mit ihrem Studium beginnen. Ihre Anmeldung war in kürzester Zeit bestätigt worden. Was natürlich auch daran lag, dass sich eigentlich niemand mehr das Hörergeld für ein Studium leisten konnte. Zudem herrschte gerade Ärztemangel, weil sich viele Mediziner in der Inflation anderen Betätigungen zugewandt hatten. Niemand, allen voran die gesamte Mittelschicht, konnte sich noch einen Arzt leisten. Und auch die Söhne der russischen Exilanten, die studiert hatten, waren fort. Viele waren aus Deutschland weggegangen, so wie Onkel Stanislaus.

Der war gut in New York angekommen und hatte sich mittlerweile in der Gemeinschaft der Exilrussen eingelebt. Der Bruder ihrer Mutter hatte schnell eine Arbeit in einem Büro gefunden. Die Amerikaner hatten große Angst davor, dass der Bolschewismus auch auf ihr Land übergreifen könnte. Jemand, der den Bolschewismus so sehr hasste wie Onkel Stanislaus, kam ihnen da gerade recht.

Katharina hatte einen vollen Stundenplan. Amalie und Ferdinand mussten sich daran gewöhnen, dass ihre Mutter nun länger weg war. Wilma, ihr blondes Kindermädchen, kümmerte sich hingebungsvoll um die beiden Kleinen. Deshalb würde es sicher keine Probleme geben.

Tatsächlich hatte Katharina am meisten Angst davor, dass sie die Leistung nicht erbringen konnte. Dass sie dümmer war als alle anderen. Lange Jahre hatte sie einen Hauslehrer gehabt, Karl Matthis, den besonders ihr Bruder Alexander gehasst hatte. Nachdem sie sich dann im Eigenstudium auf das Abitur vorbereitet und noch vor ihrer Hochzeit die Prüfung abgelegt hatte, war es nun das erste Mal, dass sie mit anderen zusammen lernen würde. Dass sie mit anderen in einem Klassenraum beziehungsweise in einem Vorlesungssaal sitzen würde.

Nachdem sie sich von ihren Kindern verabschiedet hatte, lief sie zum Bahnhof Grunewald. Mit der Bahn fuhr sie hinein nach Berlin-Mitte und stieg am Lehrter Bahnhof aus. Von hier aus hatte sie nicht weit zur Medizinischen Fakultät der Friedrich-Wilhelms-Universität zu laufen. Sie betrat das Gelände der Charité und suchte nach dem großen roten Backsteingebäude, in dem ihre Vorlesung stattfinden sollte. Es hätte sie eigentlich nicht überraschen sollen, dass sie kaum eine Frau sah. Trotzdem war ihr etwas unwohl zumute. Sie fand den Lesungssaal und ging hinein. Links, rechts und in der Mitte verliefen die Reihen von hölzernen Klappsitzen. Jede Reihe war ein Stück tiefer als die vorhergehende. Unten in der Mitte gab es ausreichend Platz für den vortragenden Professor. Hinter einem Stehpult hingen an der Wand mehrere Tafeln.

Katharina war früh dran. Es saßen erst zwei andere Studenten im Raum. Sie ging die Stufen hinunter und setzte sich in die zweite Reihe. Ihre neue Aktentasche legte sie neben sich auf den Klappsitz und holte ihr Schreibzeug hervor. In einer Viertelstunde würde eine Vorlesung in Physiologie beginnen, eine Pflichtveranstaltung im Rahmen des vorklinischen Studiums. Es gab verschiedene Fachbereiche im vorklinischen Teil, der nach vier Semestern mit dem Physikum abschließen würde. Das war ihre erste Hürde. Erst nach dieser Zwischenprüfung wurden die rein medizinischen Fächer unterrichtet und danach kam dann das praktische Jahr.

Einer der zwei Studenten bemerkte ihr Kommen und starrte sie an. Natürlich, die meisten Studentinnen waren an der geisteswissenschaftlichen Fakultät. Sie lächelte kurz zurück und klappte ihren Landois-Rosemann auf. Es war das Standardwerk der Physiologie.

Dr. Malchow hatte ihr eine Liste von Büchern erstellt, die sie sich hatte besorgen sollen. Bei ihm war Katharina untergekommen in ihrer schlimmen Zeit, als Julius nach der Revolution von 1919 vermisst worden war. Sie hatte die Kinder des verwitweten Arztes gehütet. Und er hatte ihr Mut gemacht, Medizin zu studieren. Noch immer hielten sie Kontakt, auch wenn es von Jahr zu Jahr weniger wurde. Aber dank Dr. Malchow wusste sie bereits, mit welchem Stoff sie sich als Medizinstudentin befassen musste.

Das Fachbuch war auf seiner Liste gestanden und Katharina hatte bereits die Hälfte durchgearbeitet. Sie wollte vorbereitet sein, damit sie nicht direkt durch Unwissenheit auffiel. Nun legte sie ihre Notizen, die sie sich zu dem Buch gemacht hatte, daneben. Und einen Schreibblock sowie ihren brandneuen Füllfederhalter. Julius hatte ihr als Friedensangebot einen teuren Montblanc-Füller geschenkt, mit dem sie in den Vorlesungen mitschreiben konnte. Er hatte ihn selbst mit Tinte befüllt.

Sie war nun bestens vorbereitet und schaute sich um. Im Saal waren noch weitere Studenten aufgetaucht, nur Männer. Alle schauten sie an, ja, einige gafften geradezu. Schnell sah Katharina nach vorne. Sie fühlte sich schlagartig unwohl. Hätte sie sich doch besser auf einen Klappsitz in den oberen Reihen gesetzt. Die Blicke ihrer Kommilitonen brannten auf ihrem Rücken. In den nächsten zehn Minuten füllte sich der Vorlesungssaal, bis knapp die Hälfte der Plätze besetzt war. Niemand saß wie sie in in der ersten Reihe. Und auch direkt hinter ihr blieben die Plätze frei. Als hätte sie eine ansteckende Krankheit.

Es war unruhig im Saal, alle schwatzten miteinander. Keine Ahnung, ob das vor Beginn der Vorlesung immer so war. Sie hatte den Eindruck, dass vor allem über sie geredet wurde. Als endlich die Tür auf der gegenüberliegenden Seite aufging, war sie heilfroh. Stille trat ein.

Ein weißhaariger Mann im weißen Kittel erschien. Erst kümmerte er sich gar nicht um die Studenten. Er trat an das Pult und legte einige Sachen darauf. Dann nahm er seine Brille ab, putzte sie ausgiebig und holte schließlich eine Uhr aus seiner Westentasche hervor. Nachdem er die Uhrzeit geprüft hatte, hob er seinen Blick. Der natürlich sofort an Katharina hängen blieb.

»Na ja, so was müssen wir jetzt wohl in Kauf nehmen, in diesen Zeiten. Wir brauchen leider jeden zahlenden Studenten«, sagte er. Alle lachten.

So was. So was war sie. Eine Frau. Die Röte schoss ihr ins Gesicht, wofür sie sich gleich noch mehr schämte. Sie war sicherlich nicht die erste Studentin für den Professor. Und doch musste er ihre Anwesenheit kommentieren. Und ihre Mitstudenten fanden es ebenfalls lächerlich. Ihr wurde klar, dass ihr die größten Schwierigkeiten vermutlich nicht das Lernen des wissenschaftlichen Stoffes bereiten würden, sondern schlichtweg die Tatsache, dass sie eine Frau war.

Ihre Finger schlossen sich um den Füller. Sie hatte keine Wahl. Sie musste einfach besser sein als die Männer. Nur das konnte ihr Weg sein. Und es würde bedeuten, dass sie länger lernen, sich besser vorbereiten und härter arbeiten musste als die männlichen Studenten. Sie würde es ihnen schon zeigen. Jetzt setzte sie ein verbissenes Lächeln auf und starrte auf den Professor, der sich kurz vorstellte und gerade damit anfing, einen Überblick über den Inhalt des Semesters zu geben.

Er lief dabei an der vordersten Reihe entlang. Als er bei ihr vorbeikam, fiel sein Blick auf das Buch. Selbst aufgeschlagen erkannte er, was es war. Überrascht trat er näher, sah sie an, dann das Buch und dann wieder sie. Er sagte nichts, aber in seiner Miene spielte sich etwas ab. Katharina wusste noch nicht genau, was sie davon zu halten hatte.

Als wäre das Buch sein Stichwort gewesen, ging er an die Tafel und nahm sich ein Stück Kreide....

Erscheint lt. Verlag 1.11.2020
Reihe/Serie Die Gut-Greifenau-Reihe
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Schlagworte 1. Hälfte 20. Jahrhundert • 20er Jahre Romane/Erzählungen • Adel • Berlin • Bestseller • Bestseller-Autorin • Corina Bomann • Deutsche Geschichte • Deutschland • Dorfarzt • Dowton Abbey • Emanzipation • Familiengeschichten Romane • Familiensaga • familiensaga historisch • Frauenrechte • Generationenroman • Große Liebe • GUT • Gut Greifenau Band 5 • Hinterpommern • historische romane 20. jahrhundert • Historische Romane Deutschland • historische romane reihe • Historische Romane Serie • Historischer Roman • Hyperinflation • Inflation • Intrigen • Liebesroman • Preußen Roman • Rennfahrer • Romane für Frauen • Romane Liebe • Weimarer Republik
ISBN-10 3-426-45741-5 / 3426457415
ISBN-13 978-3-426-45741-2 / 9783426457412
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