Menschen mit geistiger Behinderung palliativ pflegen und begleiten (eBook)

Palliative Care und geistige Behinderung
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2020 | 2. Auflage
480 Seiten
Hogrefe AG (Verlag)
978-3-456-95954-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Menschen mit geistiger Behinderung palliativ pflegen und begleiten -  Stephan Kostrzewa
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Wie können wir Menschen mit geistiger Behinderung am Lebensende begleiten? Menschen mit geistiger Behinderung werden in Deutschland immer älter, pflegebedürftiger und versterben zunehmend in Ïnstitutionen. Diese neue Situation wirft viele Fragen auf: Welche Vorstellungen haben Menschen mit geistiger Behinderung vom Sterben? Sollten Mitarbeiter dieses schwierige Thema mit ihren Bewohnern ansprechen? Wie verarbeiten Menschen mit geistiger Behinderung das Sterben von Mitbewohnern? Wie können Konzepte der Hospizarbeit und Palliativversorgung auf Menschen mit geistiger Behinderung übertragen werden? Wie lässt sich ein Palliativkonzept in einer Einrichtung der Behindertenarbeit erarbeiten, einführen und verstetigen? Antworten auf diese Fragen gibt der erfahrene Autor und Dozent Stephan Kostrzewa. In verständlicher Sprache führt er Heimleitende, Heilpädagogen, Heilerziehungspflegende, Pflegefachpersonen, Pflegeassistenten sowie Seelsorgende und Sozialarbeitende in der Welt der Palliative Care für Menschen mit einer geistigen Behinderung ein. In der zweiten Auflage zeigt der Autor, wie das neue Hospiz- und Palliativgesetz umgesetzt wird und man besser mit dem Hausarzt zusammenzuarbeitet. Er beschreibt, wie Wünsche und Bedürfnisse zum Sterben von alten Menschen mit geistiger Behinderung erfasst werden und wie der Expertenstandards zur 'Beziehungsgestaltung bei Menschen mit Demenz' wird für die Behindertenarbeit angepasst wird.

Inhalt, Widmunf, Vorwort 7
Einleitung 21
1. Sichtweisen und Konzepte der Behindertenarbeit im Wandel 27
1.1 Historische Betrachtungsweisen von und Umgang mit Behinderung 30
1.2 Behindertenarbeit und das Älterwerden ihrer Klientel 33
1.3 Heilerziehungspflege als Antwortauf erhöhten Pflegebedarf? 36
1.4 Schnittmenge und Parallelität mit/zur Altenpflege 37
2. Behinderten-Wohnstättenals Orte zum Sterben? 39
2.1 Sind Orte des Lebens auch Orte zum Sterben? 43
2.2 Das Krankenhaus als Ort ohne Wiederkehr 44
2.3 Anforderungen an einen Ort zum Sterben 49
3. Sterbeprozess undTodeskonzept bei Menschen mit geistiger Behinderung 53
3.1 Ist das Ku?bler-Ross-Modell fu?r die Behindertenarbeit geeignet? 56
3.1.1 Die eigentliche Kritik an diesem Modell 56
3.1.2 Kritik am Übertrag des Modells auf Menschen mit geistiger Behinderung 57
3.2 Das reife Todeskonzept 58
3.3 Was wissen Menschen mit geistiger Behinderung u?ber das Sterben? 59
3.3.1 Erhebung des Todeskonzepts im Rahmen eines Palliativprojekts 60
3.3.2 Fremdbild u?ber das Todeskonzept von Menschen mit geistiger Behinderung 63
3.3.3 Erheben von Lebenssinn bei Menschen mit geistiger Behinderung 65
3.3.4 SMILE und Menschen mit geistiger Behinderung 66
4. Exkurs: Menschen mitgeistiger Behinderung und Demenz 69
4.1 Demenzen: Formen – Verlauf – Symptome 71
4.1.1 Formen der Demenz 72
4.1.2 Ist die Alzheimer-Krankheit u?berhaupt eine Krankheit? 74
4.1.3 Die Medizin produziert Krankheiten 75
4.1.4 Demenz als Gespenst? 76
4.2 Der Verlauf einer Alzheimer-Demenz 76
4.2.1 Das Vorstadium 77
4.2.2 Die begleitungsbedu?rftige Phase 78
4.2.3 Die versorgungsbedu?rftige Phase 79
4.2.4 Die Phase der Pflegebedu?rftigkeit 81
4.2.5 Palliativbedarf bei Demenz 83
4.3 Das Problem der Diagnostik 87
4.4 Sind Förderkonzepte fu?r Menschen mit geistiger Behinderung und Demenz geeignet? 90
4.4.1 Von der Inklusion zur Segregation? 91
4.4.2 Wohlbefinden – der gemeinsame Nenner 95
4.5 Der person-zentrierte Ansatz nach Tom Kitwood 95
4.5.1 Bedu?rfnisorientierung 98
4.5.2 Eine person-zentrierte Pflege 100
4.5.3 Schlu?sselindikationen fu?r den sozialen Umgang 101
4.5.4 Die maligne, bösartige Sozialpsychologie 102
4.5.5 Unterstu?tzen des Person-Seins bei Menschen mit Demenz 103
4.5.6 Kommunikation mit Menschen mit geistiger Behinderung und Demenz 104
4.5.6.1 Zu Beginn: geduldiges Wiederholen 104
4.5.6.2 In der mittleren Phase: Validation 107
4.5.6.3 Im weit fortgeschrittenen Stadium: körpernaher Dialogaufbau 109
4.5.6.4 Körpernaher Dialogaufbau 110
4.6 Der Nationale Expertenstandard «Beziehungsgestaltung in der Pflege von Menschen mit Demenz» 112
5. Palliativversorgung und Hospizarbeit – eine Idee setzt sich durch 127
5.1 Palliative Care und Hospizarbeit im Wandel der Zeit 130
5.2 Erweiterte Adressatengruppen 130
5.3 Projekte und Modelle der Palliativversorgung von Menschen mit Behinderung 131
5.4 Weiterbildung «Palliative Care» und Menschen mit geistiger Behinderung 132
5.5 Angehörige und Betroffene als gemeinsame Adressaten der Palliative Care 133
5.6 Seelsorge und Spiritualität 134
6. Palliativversorgung von Menschen mit geistiger Behinderung 137
6.1 Palliativbedarf von Menschen mit geistiger Behinderung 139
6.2 Ausgewählte Symptome und entsprechende Maßnahmen 143
6.2.1 Linderung bei Schmerzen 144
6.2.2 Das Total-Pain-Konzept 145
6.2.3 Schmerzmanagement bei Menschen mit geistiger Behinderung 146
6.2.3.1 Grundlagen einer kunstgerechten Schmerztherapie 147
6.2.3.2 Zielgruppenspezifische Schmerzerfassung 148
6.2.3.3 Schmerzerfassung bei bewusstseinseingeschränkten Menschen 150
6.2.3.4 Beurteilung von Schmerzen bei Demenz 151
6.2.3.5 ZOPA© fu?r die Fremdbeobachtung 153
6.2.3.6 Schmerzerfassung u?ber Fremdbeobachtung bei Menschen mit Mehrfachbehinderung 155
6.2.3.7 Das WHO-Stufenschema 155
6.2.3.8 Grundsätze einer kunstgerechten Schmerztherapie 160
6.2.3.9 Verfahrensregelung des Schmerzmanagements 165
6.2.3.10 Nichtmedikamentöse Maßnahmen zur Schmerzreduktion 165
6.2.4 Symptomlinderung bei Atemnot 165
6.2.4.1 Atemstimulierende Einreibung bei Atemnot 170
6.2.4.2 Vorsicht mit Sauerstoff und Infusionen 174
6.2.5 Symptomlinderung bei Übelkeit und Erbrechen 174
6.2.5.1 Nichtmedikamentöse Interventionen 176
6.2.5.2 Übelkeit durch Opioide 177
6.2.6 Ablehnen von Flu?ssigkeit und Nahrung 178
6.2.7 Schluckstörungen und Aspiration 183
6.2.8 Symptomlinderung bei Durst und Mundtrockenheit 184
6.2.8.1 Nichtmedikamentöse Interventionen 185
6.2.8.2 Mullkompresse bei Aspirationsgefahr 186
6.2.9 Symptomlinderung bei Angst und Unruhe 187
6.2.9.1 Nähe und Erreichbarkeit 188
6.2.9.2 Medikamentöse Interventionen 189
6.2.9.3 Angst und Unruhe bei Bewohnern mit geistiger Behinderung und Demenz 189
6.2.9.4 Beruhigung u?ber Basale Stimulation® 191
6.2.10 Symptomlinderung bei Hautjucken (Pruritus) 192
6.2.10.1 Nichtmedikamentöse Interventionen 194
6.2.10.2 Medikamentöse Interventionen 195
6.2.11 Symptomlinderung bei Todesrasseln 195
6.2.11.1 Kein Einsatz von Absauggeräten 196
6.2.11.2 Nichtmedikamentöses Vorgehen 197
6.2.11.3 Medikamentöse Intervention 197
6.2.12 Epileptische Anfälle 198
6.2.13 Symptomlinderung bei Verwirrtheit und Delir 200
6.2.13.1 Begleitung der Angehörigen 202
6.2.13.2 Das präfinale Delir 202
6.2.14 Symptomlinderung bei Verstopfung (Obstipation) 204
6.3 Palliative Fallarbeit mittels Kollegialer Beratung 208
6.4 Basale Stimulation® in Palliativversorgung und Sterbebegleitung 211
6.4.1 Zielgruppen der Basalen Stimulation® 211
6.4.2 Mangel benennen und Ziele festlegen 214
6.4.3 Wahrnehmungsveränderungen bei Sterbenden 216
6.4.4 Ursachen von Wahrnehmungsstörungen 216
6.4.5 Konkrete Maßnahmen der Basalen Stimulation® 218
6.4.5.1 Optische Stimulation 218
6.4.5.2 Akustische Stimulation 219
6.4.5.3 Somatische Stimulation 219
6.4.5.4 Olfaktorische Stimulation 220
6.4.5.5 Taktil-haptische Stimulation 220
6.4.5.6 Orale Stimulation 220
6.4.5.7 Vibratorische Stimulation 221
6.4.5.8 Vestibuläre Stimulation 221
6.4.6 Bedu?rfniserfassung als Voraussetzung fu?r Basale Stimulation® 221
6.4.7 Initialberu?hrung 222
6.4.8 Der kommunikative Charakter von Beru?hrung 224
6.4.9 Basale Stimulation® als integraler Bestandteil der Sterbebegleitung 226
6.4.10 Die beruhigende Ganzkörperwaschung 226
6.4.11 Spezielle Mundpflege mithilfe der Basalen Stimulation® 228
6.4.12 Sicherheit u?ber Nestbau 228
7. Ethik in der palliativen Versorgung von Menschen mit geistiger Behinderung 231
7.1 Philosophische Ethik beeinflusst unsere Werte und Normen 236
7.2 Modelle der ethischen Fallarbeit 237
7.3 Zukunftsplanung als Möglichkeit einer Patientenverfu?gung? 241
7.4 Patienten-Anweisung fu?r lebenserhaltende Maßnahmen (PALMA) 243
7.5 Eine palliative Haltung 245
8. Projekt «Alsbachtal» Palliativversorgung in einer Wohnstätte fu?r Menschen mit geistiger Behinderung 247
8.1 Die Ausgangssituation 249
8.2 Vorabsprachen 250
8.3 Ist-Standerhebung 252
8.4 Schulungen und Begleitungen 253
8.5 Befragungen zum Todeskonzept 254
8.6 Fallbezogene praktische Anwendung 255
8.7 Verstetigung von Palliative Care 256
8.8 Palliativkonzept im Rahmen eines Gesamtkonzepts 257
9. Trauerarbeit und Abschiedskultur 259
9.1 Trauerarbeit mit Menschen mit geistiger Behinderung 261
9.2 Gemeinsame Trauer hilft Mitarbeitern und Mitbewohnern 264
9.3 Versorgung und Aufbahrung des Verstorbenen 268
9.3.1 Das Ritual der Aufbahrung 269
9.3.2 Das «Leben» der Leiche 271
10. Netzwerkarbeit und Angehörigenintegration 273
10.1 Palliative Überleitung 275
10.2 Zusammenarbeit mit der Hospizinitiative 278
10.3 Unterstu?tzung durch SAPV 281
10.4 Standard fu?r die Zusammenarbeit mit den Bestattern 283
10.5 Angehörigenintegration 286
10.5.1 Informationsschriften fu?r Angehörige 289
10.5.2 Sterbebegleitung durch Angehörige 293
10.5.3 Gedenktreffen fu?r Angehörige 295
10.6 Einsatz von ehrenamtlichen Helfern 295
10.6.1 Einsatzplanung von Ehrenamtlichen 301
10.6.2 Nichteignung eines Ehrenamtlichen 301
10.7 Gesetzliche Betreuer in der Palliativversorgung 302
10.8 Das Hospiz- und Palliativgesetz (HPG) 304
11. Hilfen fu?r Helfer 307
11.1 Auch Profis haben Ängste und Befu?rchtungen 309
11.2 Einarbeitung neuer Mitarbeiter in das Palliativkonzept 311
11.3 Emotionen du?rfen sein 314
11.4 Rituale fu?r Mitarbeiter 314
12. Palliative Care Mapping in Wohnstätten fu?r Menschen mit Behinderung 317
12.1 Wie funktioniert die Methode des PCM? 320
12.2 Checkliste zur Ist-Standerhebung© (CIS) 320
12.3 Instrument zur Einschätzung einer wu?rdevollen Sterbebegleitung© (IEES) 322
12.4 Reflexionsbogen zur ru?ckschauenden Überpru?fung eines Sterbebegleitungsprozesses in der Wohngruppe© (RÜS) 322
12.5 Ergänzende Instrumente fu?r die Ist-Standerhebung 323
12.5.1 Bewohner-FrageBogen© (BFB) 323
12.5.2 Angehörigen-FrageBogen© (AFB) 324
12.6 Das PCM im Rahmen des Projektmanagements 324
13. Projektplanung und -durchfu?hrung 327
13.1 Leitung und Mitarbeiter u?berzeugen 329
13.2 Die Projektgruppe 334
13.3 Inhouse-Schulungen und externe Fortbildungen 336
13.3.1 Weitere hilfreiche Tipps 337
13.3.2 Bewertung der Inhouse-Schulung 338
13.3.3 Fallbesprechungen und Reflexionsgespräche 340
13.4 Leitbildarbeit 340
14. Aussichten und Visionen – Behindertenhilfe und Altenpflege gemeinsam 341
Anhänge 347
Anhang 1 – Gesprächsleitfaden zum Lebensende 349
Anhang 2 – Konzeption der Palliativversorgung in der Wohnstätte Alsbachtal 350
Anhang 3 – Checkliste zur Ist-Standerhebung© (CIS) 358
Anhang 4 – Instrument zur Erhebung der Einschätzung einer wu?rdevollen Sterbebegleitung© (IEES) 364
Anhang 5 – Reflexionsbogen zur ru?ckschauenden Überpru?fung eines Sterbebegleitungsprozesses in der Wohngruppe© (RÜS) 366
Anhang 6 – Bewohner-FrageBogen© (BFB) 368
Anhang 7 – Angehörigen-FrageBogen© (AFB) 370
Literaturverzeichnis zum Text 373
Literaturliste «Basale Stimulation» im Hogrefe Verlag: 379
Literaturliste «Pflege von Menschenmit Behinderungen» im Hogrefe Verlag: 381
Deutschsprachiges Literaturverzeichnis zur Palliative Care 383
Deutschsprachiges Adressen- und Linkverzeichnis 395
Kontaktadressen und Hilfsorganisationen 395
Deutschland 395
Österreich 396
Schweiz 396
Internetadressen 397
Seminarangebote 397
Beratung und Patientenverfu?gung 397
Weiterfu?hrende Informationen 397
Autorenprofil 399
Sachwortverzeichnis 401
Medikamente und Substanzen 409

Einleitung


In der Behindertenarbeit sind viele Mitarbeiter beschäftigt, die eine pädagogische Ausbildung haben (z.B. Erzieher, Pädagogen, Sozialpädagogen). Zunehmend werden aber neben Heilerziehungspflegern auch Alten- und Krankenpflegemitarbeiter beschäftigt. Diese Tendenz folgt zwingend dem demographischen Wandel auf Seiten der Menschen mit geistiger Behinderung, die in Wohnstätten für Menschen mit geistiger Behinderung leben. Diese werden nämlich zunehmend älter und gerontologische, geriatrische und palliative Fragestellungen stehen mittlerweile überdeutlich im Raum.

Auffällig ist, dass nur wenige der Mitarbeiter im Rahmen ihrer Ausbildungen entsprechend auf das Themenfeld «Sterben, Sterbebegleitung und Palliativversorgung» vorbereitet wurden. Fehlt bei vielen pädagogischen Mitarbeitern schon ein Grundstock an pflegerischem Wissen – obwohl sie pflegerische Aufgaben übernehmen müssen – kann erst recht auf kein Grundlagenwissen in Palliative Care verwiesen werden. Dementsprechend wird Sterbebegleitung dann zu einer Herausforderung in den Wohngruppen, bei der improvisiert wird, oder sie wird dem Krankenhaus überantwortet.

Gleiches ergibt sich, wenn wir uns mit den behandelnden Hausärzten beschäftigen, denn sie sind mit der palliativmedizinischen Versorgung überfordert. Grundlagenwissen zur Palliativmedizin wird nämlich erst seit 2010 in Deutschland im Rahmen des Medizinstudiums vermittelt.

Auch in der Qualifikation zum Palliativmediziner (in Deutschland 40 Unterrichtsstunden) werden Menschen mit geistiger Behinderung mit ihren spezifischen Anforderungen insbesondere am Lebensende gar nicht erst thematisiert. Das bedeutet: Viele Hausärzte und auch Palliativmediziner haben keine Erfahrungen in der Palliativversorgung von Menschen mit geistiger Behinderung und stützen dadurch deren palliativmedizinische Unterversorgung.

Das vorliegende Buch hat das zentrale Anliegen, ...

  • … Mitarbeitern der Wohnstätten für Menschen mit geistiger Behinderung das Konzept der Palliativversorgung näher zu bringen.
  • … den Mitarbeitern Möglichkeiten aufzuzeigen, wie sie als Team und in Zusammenarbeit mit weiteren Professionen eine individuelle Palliativversorgung für ihre Bewohner organisieren können.
  • … den Palliativbedarf ihrer Bewohner zu erheben, die Wünsche und Bedürfnisse der Bewohner zu erfassen.
  • … insbesondere pädagogischen Mitarbeitern die pflegerische Seite der Palliativversorgung näherzubringen, so dass auch sie einzelne Palliativmaßnahmen durchführen können.
  • … grundsätzlich deutlich zu machen, dass das Palliativkonzept pädagogische und medizinisch-pflegerische Professionen wunderbar zusammenführen kann.
  • … externe Anbieter von Palliativversorgung und Begleitung im Sterben einzubeziehen.
  • … Angehörige der Bewohner aktiv in das Palliativkonzept zu integrieren.
  • … als Mitarbeiter die eigenen Belastungen besser zu erkennen und konstruktiv damit umzugehen.

Zum Grundverständnis einer Palliativversorgung zählt, dass sie sich an den Bedürfnissen der zu versorgenden Menschen orientiert. Die Betroffenen haben hierüber die Möglichkeit, die Regie für ihr eigenes Sterben zu erhalten.

Damit der Leser ungefähr einschätzen kann, auf welche Reise er sich beim Lesen des Buches begibt, sollen hier kurz die einzelnen Kapitel mit ihren Themenschwerpunkten aufgeführt werden.

Zu Beginn geht es in einem kurzen Abriss darum aufzuzeigen, wie sich die Behindertenarbeit in Deutschland entwickelt hat. Dies wird dann anhand der demographischen Entwicklung und der daraus erwachsenden gesellschaftlichen und möglicherweise auch palliativen Anforderungen problematisiert.

Dann wird die Wohnstätte für Menschen mit Behinderung als Ort des Sterbens problematisiert. Hier gilt es klassische Förder- und Versorgungskonzepte in der Behindertenarbeit auf eine mögliche Palliativversorgung hin zu untersuchen.

Was Menschen mit geistiger Behinderung bezogen auf ihr Sterben und ihren Tod wissen, behandelt das nächste Kapitel. Hier haben in den vergangenen Jahren erweiternde Erkenntnisse eine neue Sichtweise ermöglicht.

Im folgenden Exkurs wird der Zusammenhang zwischen geistiger Behinderung und einer sich zusätzlich entwickelnden Demenz thematisiert. Denn hierin liegt eine aktuelle Herausforderung in vielen Wohnstätten für Menschen mit geistiger Behinderung. Auch (oder insbesondere) diese Menschen müssen bei einer guten Palliativversorgung berücksichtigt werden. Da dieses Thema zurzeit viele Einrichtungen für Menschen mit geistiger Behinderung beschäftigt, wird es einen entsprechend breiten Raum einnehmen, so dass auch in den weiteren Kapiteln immer wieder Verweise auf den Menschen mit geistiger Behinderung und Demenz auftauchen.

Was Palliative Care überhaupt ist und woher dieser Ansatz stammt soll im Weiteren dargestellt werden. Es soll deutlich gemacht werden, dass Palliativversorgung und Hospizarbeit Konzepte sind, die überall dort gelebt werden können, wo Menschen ihrer bedürfen.

Einzelne Palliativmaßnahmen bei verschiedenen Symptomen sind das nächste Thema. Vor allem das Schmerzmanagement gilt es intensiv zu beleuchten. Damit individuelle Lösungen für einzelne palliative Bedarfe gefunden werden, wird dem Leser in diesem Kapitel zudem die Methode der Fallarbeit präsentiert. Sie zeigt auf, wie mit der gebündelten Kompetenz eines Teams ein passendes Palliativangebot erarbeitet werden kann.

Dass auch Ethik in der palliativen Versorgung von Menschen mit geistiger Behinderung eine wichtige Rolle spielt, wird in dem darauf folgenden Kapitel bearbeitet. Hier soll dem Leser aufgezeigt werden, dass Ethik im Alltag einer Wohnstätte ganz praktisch gelebt werden kann.

Da die hier aufgeführten Ansätze schon ganz basisnah und praktisch gelebt werden, soll Kapitel 8 über das Projekt Alsbachtal dem Leser die «Erdung» eines gelebten Palliativkonzepts verdeutlichen. In diesem Kapitel wird das 2-jährige Projekt vorgestellt, das in Oberhausen (Rheinland) durchgeführt wurde.

Palliativarbeit lebt von der Vernetzung mit weiteren externen Anbietern. Diese Möglichkeiten werden aufgeführt und in ihrem Potenzial bearbeitet.

Damit ein erarbeitetes Palliativkonzept dauerhaft gelebt werden kann, wird die Methode des Palliative Care Mapping für Wohnstätten für Menschen mit Behinderung vorgestellt. Es dient der Konzepterarbeitung, -implementierung und -verstetigung.

Möchten Sie sich auf den Weg machen und in Ihrer Einrichtung eine eigene Palliativversorgung «auf die Beine stellen», werden Sie in den abschließenden Kapiteln Tipps und Werkzeuge hierfür finden. Diese sind durch den Autor schon in verschiedenen Einrichtungen der Altenarbeit getestet und erweitert worden. Das Projekt Alsbachtal zeigt aber, dass sie auch in Wohnstätten für Menschen mit geistiger Behinderung angewendet werden können.

Im Text werden konkrete, reale «Fälle» präsentiert, damit der Leser erkennt, wie einzelne Ansätze der Palliativversorgung umgesetzt werden können. Außerdem werden dem anwendungsorientierten Leser Checklisten, Musterschreiben, Assessments, Schritt-für-Schritt-Anleitung und Übungen geboten, die in der Palliativversorgung bereits Anwendung finden. Literaturverweise an entsprechender Stelle ermöglichen es dem besonders interessierten Leser, sich noch weiter in das weite Feld der Palliativversorgung einzulesen.

Es wird auffallen, dass der Verfasser immer wieder von «Menschen mit geistiger Behinderung» spricht. Diese Formulierung bedarf der Erläuterung:

  1. Den Menschen mit geistiger Behinderung gibt es nicht! Vielfältigkeit und Individualität machen selbstverständlich auch vor Menschen mit geistiger Behinderung nicht Halt.
  2. Die Formulierung soll verdeutlichen, dass «geistige Behinderung» nur ein einzelnes Merkmal ist, das aber nicht den gesamten Menschen als Person ausmacht. Daher wird konsequent der Begriff «Behinderte» vermieden,
  3. «Geistige Behinderung» ist ein unscharfer Begriff, der viele verschiedene Störungsbilder umfasst und somit eher heterogen als homogen zu verstehen ist.
  4. Mir als Autor ist es wichtig, das Verbindende und nicht das Trennende darzustellen, daher wird konsequent darauf verwiesen, dass «geistige Behinderung» nicht zwangsläufig das «Andere» ist, sondern viel Ähnliches und Gleiches beinhalten kann.

Den hier abgefassten Inhalten wünsche ich, dass sie in entsprechenden Einrichtungen für Menschen mit geistiger Behinderung Anwendung finden, dass sich engagierte Mitarbeiter, mutige Träger und aufgeschlossene externe Mitstreiter zusammenfinden, um für Menschen mit geistiger Behinderung ein palliatives Klima zu schaffen, in dem diese dann ihren letzten Lebensweg umsorgt und ummantelt erleben dürfen.

Federleicht

Die Abbildungen zum Kapitelbeginn wurden inspiriert von folgender Geschichte:

Was mein Leben reicher macht

«Nachmittags an einer Münchner S-Bahn-Station. Meine Kollegin und ich stehen am Bahnsteig, haben einen erfolgreichen Termin hinter uns, lachen miteinander. Ein junger Mann freut sich an unserer Fröhlichkeit, lächelt mit, streicht um uns herum, beobachtet uns unverhohlen. Kurz darauf in de S-Bahn bemerke ich: Der junge Mann ist vermutlich geistig behindert. Mit unschuldiger Neugier schaut er uns durch dicke Brillengläser an, als wären wir seltene Schmetterlinge. Wir tun als beobachteten wir ihn nicht. Da löst sich eine Daunenfeder aus meiner Jacke und schwebt träge auf ihn zu. Ganz vorsichtig streckt er die Hand aus, fängt das...

Erscheint lt. Verlag 13.7.2020
Sprache deutsch
Themenwelt Medizin / Pharmazie Pflege Palliativpflege / Sterbebegleitung
Schlagworte Behinderung • Hospiz • Palliative Care • Sterben • Tod • Trauer
ISBN-10 3-456-95954-0 / 3456959540
ISBN-13 978-3-456-95954-2 / 9783456959542
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