Die Ungeheuerlichen - Das Böse ist auf deiner Seite (eBook)

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2019 | 1. Auflage
320 Seiten
Dragonfly (Verlag)
978-3-7488-5009-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Ungeheuerlichen - Das Böse ist auf deiner Seite - Paul Durham
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Manchmal kann dich nur das Böse retten
Düstere Legenden ranken sich um Rileys Heimatstadt. Eines Nachts erwacht eine von ihnen in Gestalt der totgeglaubten Nobolde wieder zum Leben. Die Einzigen, die die Stadt vor den Monstern aus den Sümpfen beschützen können, sind die Ungeheuerlichen. Doch die hat der Graf vor langer Zeit zu Aussätzigen erklärt. Wem kann Riley jetzt noch trauen? Soll sie sich an die Regeln halten, die ihr von klein auf eingebläut wurden, oder auf ihr Gewissen hören? Und ist es möglich, dass es manchmal die Bösen braucht, um die wahren Monster zu besiegen?



Paul Durham lebt mit seiner Frau, zwei Töchtern und einer riesigen, wuscheligen Katze in New Hampshire. Seine Bücher schreibt er in einem verlassenen Hühnerstall am Rande eines Sumpfes. Pauls Glückbringer ist ein winziger Porzellanfrosch, den er immer bei sich trägt. »Die Ungeheuerlichen«, zuerst in Großbritannien veröffentlicht, wurde vielfach geliebt und von der Presse gelobt.

DER WASSERSPEIER

Riley und ihre beiden Freunde hatten nicht vorgehabt, das verbotene Buch aus dem Zornigen Dichter zu stehlen. Sie wollten es bloß lesen. Eigentlich hatten sie den wunderlichen kleinen Buchladen zwischen dem Grogverkäufer und dem Sargmacher nur aus Neugierde aufgesucht. Doch der Ladenbesitzer hatte sich so dermaßen aufgeregt, dass sie weggelaufen waren, ohne nachzudenken, und jetzt klemmte der gesetzeswidrige Band noch immer unter Rileys Arm.

Die Diebe wider Willen rannten auf die Marktstraße und rempelten ein paar Dorfbewohner an, die sich den gewundenen Kopfsteinpflasterweg mit Pferdekutschen und nach Essensresten wühlenden Schweinen teilten. Die enge Straße war während der Mittagszeit immer voll, und auch die von ihr abgehenden Gassen waren verstopft, was ihnen die Flucht erschwerte. Der Dichter selbst, korpulent und wild entschlossen, mähte alles nieder, was ihm in den Weg kam. Die Kinder nickten sich kurz zu – ihr stummes Signal – und änderten die Richtung. Sie stoben auseinander und suchten nach Vorsprüngen an den kaputten Ziegelsteinen und im abgebröckelten Putz der Geschäftsfassaden, um an ihnen hochzuklettern.

Riley hatte sich auf den Dächern noch nie besonders wohlgefühlt. Sie und ihre Freunde waren schon ein- oder zweimal hinaufgeklettert, aber nur, wenn es keinen anderen Ausweg gab. Sie kraxelte die steilen Giebeldächer hoch und schoss zwischen den schiefen Schornsteinen, den grimmig dreinblickenden Wasserspeiern und tropfenden Regenrinnen von Moderfurt hindurch. Von den Geschäften und Märkten stieg schwarzer Rauch auf, der sie mit dem starken Geruch von Räucherfleisch und Birkenrinde umhüllte. Riley hielt sich nicht damit auf, über die Schulter zu sehen und nach ihrem Verfolger Ausschau zu halten. Sie war schon oft genug gejagt worden, um zu wissen, dass das keine gute Idee war. Sie kletterte über den First eines Giebels. Als sie die andere Seite des Daches hinunterlief, bekam sie so viel Schwung, dass sie sich kaum auf den Beinen halten konnte. Am Rand des Daches aus Stroh und Schindeln kam sie ruckartig zum Stehen und sah – an den Spitzen ihrer übergroßen Stiefel vorbei – auf das erbarmungslose Kopfsteinpflaster unter sich.

Vor ihr lag die Freiheit. Quinn Quartermast hatte sich bereits über einen Spalt auf das gegenüberliegende Dach gerettet. Es wirkte, als bestünde er nur aus Armen und Beinen. Der perfekte Körperbau für einen Springer.

Irgendwo, nicht weit hinter Riley, befand sich ein Dichter mit bösen Absichten, der sich – trotz seines massigen Körperbaus – als geschickter Kletterer erwies.

»Ich glaub, ich schaff das nicht«, sagte Riley.

»Klar schaffst du das«, rief Quinn und winkte sie heran.

»Nein, echt. Ich kann so was nicht.«

Riley schaute hinab aufs Dorf. Eigentlich war Moderfurt eher eine rasch wachsende Stadt als ein Dorf. Eine Stadt, die auf Geheimnissen, Regeln und Lügen gebaut war, aber hauptsächlich auf Morast. Sie erstreckte sich am Ufer des Flusses Moder, der hauptsächlich Brackwasser führte, und lag nahe genug am Meer, dass die Bewohner morgens die Flut riechen und die frechen Möwen dabei beobachten konnten, wie sie in den Laden des Metzgers watschelten und mit einem Schwanz oder einem Huf davonflogen. Nördlich des Flusses und der Stadtmauer lag das Moor, verborgen unter einer Decke aus Salz und Nebel. Dahinter erstreckte sich der unendliche Kiefernwald, in dem sich angeblich Wölfe, Banditen und unglückselige Gestalten tummelten. Die Dorfbewohner bezeichneten diese Gegend lediglich als Hinter dem Schiefer. Wem Aberglauben fremd war, der war längst nicht mehr überzeugt, dass in dem Wald verzauberte Wesen herumspukten. Doch alte Legenden sind schwer totzukriegen, und so hielt sich hartnäckig die Vorstellung, dass der große Wald von bösen Geistern und Reichtümern wimmelte, die man nur mutig oder verwegen genug sein musste zu erhaschen.

Hinter Riley erklangen Schritte auf dem Dach. Doch es war nicht der zornige Dichter, sondern eine kleine Gestalt mit Umhang und Kapuze, die mit schwingenden Armen an ihr vorbeistürmte. Sie sprang in die Luft und landete mit einem dumpfen Aufprall und einer anschließenden Rolle auf dem gegenüberliegenden Dach direkt neben Quinn. Die Gestalt stand auf und zog sich die Kapuze vom Kopf. Darunter wurde ein wirrer Strubbelkopf mit blondem Haar – so hell, dass es fast weiß war – sichtbar. Ihre großen blauen Augen glänzten wie Murmeln.

»Er war direkt hinter mir«, rief Folly Flood zwischen zwei Atemzügen.

»Nimm Anlauf und spring«, sagte Quinn zu Riley. »Der Spalt ist gar nicht so breit.«

»Unten bist du schon hundertmal so weit gesprungen«, fügte Folly hinzu.

»Ja, aber das ist was anderes«, erklärte Riley und schaute wieder in die Tiefe. »Irgendwas wird passieren. Das ist immer so.«

»Du schaffst das. Jetzt mach schon!«, rief Quinn.

»Ich bin eben ein bisschen tollpatschig.«

»Quatsch«, sagte Quinn ohne große Überzeugung.

»Albern«, brummte Folly, ebenfalls wenig überzeugend.

»Jetzt spring endlich!«

»Er ist Dichter«, sagte Riley. »So schlimm wird das schon nicht werden.«

»Aber er ist sauer«, sagte Quinn.

»Und riesig wie ein Elefant«, fügte Folly hinzu.

Als hätte er auf seinen Einsatz gewartet, zog der Dichter seinen voluminösen Bauch genau in diesem Moment auf die andere Seite des Daches. Er wirkte tatsächlich ziemlich sauer. Und zwar, wie Riley vermutete, aus mehreren Gründen. Erstens wurde Dichtern zurzeit nicht mehr viel Beachtung geschenkt. Die Dorfbewohner zogen es vor, Geschichten in Form von Liedern mit Harfenbegleitung zu hören oder als Theaterstücke anzuschauen, von lauten Schauspielern in Strümpfen und mit Federhüten auf die Bühne gebracht. Soweit Riley wusste, wurden die Bücher den Händlern von Moderfurt nicht gerade aus den Händen gerissen. Die Bewohner verbrachten ihre Zeit lieber mit Angeln, Prügeleien oder der Jagd nach dem Glück. Der Graf, der Moderfurt regierte, hatte nicht nur ein Leseverbot für Frauen und Mädchen ausgesprochen. Gewisse Bücher waren sogar ganz verboten. Und das verbotenste von allen war das Buch, das Riley sich gerade an den Körper presste: Tams Buch der Lügen rund um die Moder-Mündung, Teil II, ein Geschichtsbuch, das weitgehend unbeachtet geblieben war. Bis der Graf es als niederträchtige Sammlung unerhörter Beschuldigungen, gefährlicher Unwahrheiten und frecher Lügen bezeichnete. Selbst eine Elfjährige war in der Lage, daraus zu schließen, dass das Buch zumindest ein Fünkchen Wahrheit enthalten musste.

Die Soldaten des Grafen hatten jedes Exemplar, das sie finden konnten, beschlagnahmt und zerstört. Riley hatte Gerüchte gehört, dass der Dichter eine Ausgabe von Tams Buch in einem Hinterzimmer versteckte. An manchen Abenden veranstaltete er Privatlesungen für rebellische Edelleute mit neugieriger Veranlagung. Riley und ihre Freunde hatten keine Silbermünzen, um sich den Zugang zu diesen Veranstaltungen zu erkaufen. Also hielten sie ihre eigenen geheimen Lesungen in der Besenkammer des Buchladens ab. Leider hatte der Dichter einen ungünstigen Zeitpunkt gewählt, um die Buchhandlung zu fegen. Und er schien nicht sehr erfreut zu sein, dass sie mit Tams Buch abgehauen waren, böse Absicht hin oder her.

»Jetzt komm schon, Riley«, riefen Quinn und Folly im Chor. »Los!«

Riley holte tief Luft. »Dann wollen wir mal.«

Sie trat fünf Schritte zurück, um genug Anlauf nehmen zu können, zog ihre Leggings hoch, holte tief Luft, klatschte in die Hände und machte dann einen entscheidenden Fehler.

Sie sah über ihre Schulter.

Der Dichter war über den First hinter ihr gestiegen. Das Dach vibrierte unter seinen schweren Schritten, während er auf sie zustapfte. Als er ausholte, um sie zu packen, entging Riley seinem Griff nur knapp. Er taumelte und segelte mit Schwung an ihr vorbei. Riley riss entsetzt die Augen auf, während der kräftige Mann auf die Dachkante zustolperte und mit den Armen wedelte, um das Gleichgewicht zu halten. Er kam auf seinen Zehenspitzen zum Halten und konnte den Sturz in die Tiefe gerade noch verhindern. Vorwurfsvoll starrte er sie an.

Riley drehte sich um und kletterte über den nächsten Giebel zum höchsten Glockenturm des Dorfes. Die verrostete Wetterfahne in Gestalt eines Wals ragte über ihr auf, als sie sich zwischen den Wasserspeiern und grotesken Figuren aus Stein hinhockte, um sich im Schatten des Turms zu verstecken.

Quinns und Follys Rufe wurden übertönt vom lauten Pochen in ihren Ohren. Die Wasserspeier starrten sie mit aufgerissenen Mäulern an und warteten, was sie als Nächstes tun würde. Eine Krähe saß auf der Schulter eines Wasserspeiers und putzte ihr pechschwarzes Gefieder mit ihrem spitzen grauen Schnabel. In diesem Versteck konnte Riley nicht lange bleiben.

Sie hörte den näher kommenden Dichter japsen und wusste, dass sie weiterlaufen musste. Sie wischte sich die Hände an ihren Leggings ab, doch ihre Muskeln versagten ihr den Dienst.

Die einsame Krähe drehte ruckartig den Kopf zu ihr und machte ein klickendes Geräusch mit dem Schnabel. Riley verzog wütend das Gesicht und zeigte der Krähe ihre Faust, um sie zum Schweigen zu bringen. Ganz Moderfurt war bevölkert von den hässlichen schwarzen Vögeln. Die Bewohner nannten sie die Ratten der Lüfte.

In diesem Moment fiel Riley auf, dass der Wasserspeier, auf dem die Krähe hockte, sich von den anderen unterschied. Es sah aus, als hätte er anstelle von Flügeln...

Erscheint lt. Verlag 17.12.2019
Übersetzer Bettina Arlt
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Original-Titel The Luck Uglies
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Jugendbücher ab 12 Jahre
Schlagworte Abenteuer Kinder • action • Bücher • Fantasy Kinderbuch • Gut und Böse • Kinderbuch • Kinderbuch Abenteuer • Kinderbücher • kinderbücher fantasy • Kinderbücher Jungs • kinderbücher neu • Kinderbuch Fantasy • Kinderbuch Jungs • Legenden • Magie • starke Heldin • starke Protagonistin • Ungeheuer
ISBN-10 3-7488-5009-3 / 3748850093
ISBN-13 978-3-7488-5009-0 / 9783748850090
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