Der 85-Jährige, der morgens aufstand und immer noch jung war (eBook)

Autobiographie

(Autor)

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2020 | 1. Auflage
224 Seiten
Ullstein (Verlag)
978-3-8437-2364-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der 85-Jährige, der morgens aufstand und immer noch jung war -  Horst Janson
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Das Alter hat mit Horst Janson irgendwie nie Schritt halten können, der Sympathieträger und Sunnyboy war schon immer jünger, als sein Geburtsdatum vermuten ließ. Als er 1973 mit seiner Paraderolle, dem 'Bastian', berühmt wird, da ist er bereits Ende 30 und eigentlich viel zu alt für die Rolle des ewigen Studenten. Dennoch erobert die Herzen seines Publikums für die Ewigkeit. Im Oktober 2020 wird Horst Janson nun 85 und die Jahre haben Spuren hinterlassen in einem Leben, das reich ist an Höhen und Tiefen, an Erfolgen und Rückschlägen. Sein Optimismus hat Janson dabei niemals verlassen. Er spielt an der Seite von Weltstars wie Franco Nero, Peter O´Toole oder Roger Moore und wird zum Liebling einer ganzen Generation in der 'Sesamstraße'. Privat findet er sein Glück an der Seite seiner zweiten Ehefrau, Hella, mit der er seit 38 Jahren verheiratet ist und zwei erwachsene Töchter hat. Und in Krisenzeiten, als sie vor dem finanziellen Ruin stehen oder Tochter Laura gegen eine lebensgefährliche Essstörung kämpft, halten die Jansons stets zusammen. In seiner Autobiografie gewährt Horst Janson, der ewige Bastian, Einblicke in seine Gefühls- und Gedankenwelt und verrät, wie er es geschafft hat, auch im hohen Alter sein jugendliches Wesen zu bewahren.

Horst Janson, geb. 1935, wuchs in Mainz-Kastel, Bad Soden und Wiesbaden auf. Seinen Durchbruch als Schauspieler feierte er 1969 mit der ARD-Fernsehserie 'Salto Mortale' und 1970 neben Charles Bronson und Tony Curtis in der britischen Kino-Produktion 'Zwei Kerle aus Granit'. Einem breiten Publikum wurde er durch die Fernsehserie 'Der Bastian' (1973) bekannt, die zu den erfolgreichsten der deutschen Fernsehgeschichte zählt. In der Folgezeit wirkte Janson in zahlreichen internationalen Produktionen mit. Anfang der 1980er Jahre trat er als 'Horst' in der 'Sesamstraße' auf. Etliche Theater- und Fernsehrollen folgten. Darunter die erfolgreiche Bühnenadaption von Hemingways 'Der alte Mann und das Meer'. Janson lebt mit seiner Ehefrau Hella in Grünwald bei München.

Horst Janson, geb. 1935, wuchs in Mainz-Kastel, Bad Soden und Wiesbaden auf. Seinen Durchbruch als Schauspieler feierte er 1969 mit der ARD-Fernsehserie "Salto Mortale" und 1970 neben Charles Bronson und Tony Curtis in der britischen Kino-Produktion "Zwei Kerle aus Granit". Einem breiten Publikum wurde er durch die Fernsehserie "Der Bastian" (1973) bekannt, die zu den erfolgreichsten der deutschen Fernsehgeschichte zählt. In der Folgezeit wirkte Janson in zahlreichen internationalen Produktionen mit. Anfang der 1980er Jahre trat er als "Horst" in der "Sesamstraße" auf. Etliche Theater- und Fernsehrollen folgten. Darunter die erfolgreiche Bühnenadaption von Hemingways "Der alte Mann und das Meer". Janson lebt mit seiner Ehefrau Hella in Grünwald bei München.

Sie nannten ihn Bastian

1973

Das war schon immer mein Problem. Wenn man überhaupt von der Tatsache, dass man zeitlebens jünger aussah, als man tatsächlich war, als Problem sprechen konnte. In jeder Lebensphase hörte ich wieder und wieder, welch ein Glück ich doch hätte, so jugendlich auszusehen. Mir kam es vor, als würden mich insbesondere die Frauen, aber auch einige Männer um meine guten Gene beneiden; dabei kam mir mein Aussehen nicht selten in die Quere. Immer wieder gingen mir Rollen durch die Lappen, weil mein Äußeres nicht der Vorstellung entsprach, wie man in diesem Alter auszusehen hatte. Und auch heute ist es nicht unbedingt von Vorteil, dass ich gut und gern für fünfzehn Jahre jünger durchgehe. Wird heute für einen Film ein Schauspieler gesucht, der einen 70-Jährigen verkörpern soll, denkt man gar nicht erst an mich, da ich inzwischen schon Mitte achtzig bin. Sucht man hingegen einen 80-Jährigen, will man viel eher einen Opa mit dickem Bauch als mich dünnen Schlaks. Aber ich will mich nicht beklagen, denn in einem Fall war es tatsächlich mein großes Glück, dass ich um einiges jünger aussah, als meine damals 37 Jahre vermuten ließen. Im Jahr 1972 planten die Verantwortlichen des ZDF eine neue Vorabendserie, für die der männliche Hauptdarsteller noch nicht gefunden war. Gefühlt jeder Schauspieler, der überhaupt hierfür in Erwägung gezogen wurde, hatte bereits Probeaufnahmen gemacht und war abgelehnt worden. »Der Janson ist zu alt«, hieß es direkt am Anfang der Suche aus dem Entscheiderkreis, weshalb ich erst gar nicht angesprochen wurde. Als nun aber die Zeit knapp wurde, weil der Beginn der Dreharbeiten schon kurz bevorstand und noch immer kein Hauptdarsteller gefunden war, erbarmte sich ein verzweifelter Redakteur und meinte: »Nun lasst den Janson doch mal kommen – vielleicht sieht der noch gar nicht so alt aus!« Sie wandten sich also an meine damalige Agentin Carla Rehm, die mich daraufhin über »eine Anfrage für irgendeine Vorabendserie in 13 Folgen« informierte. Sie wollte das eigentlich direkt absagen, aber ich persönlich muss bis heute immer alles erst einmal lesen, um mir mein eigenes Bild machen zu können. Deshalb holte ich das Drehbuch bei ihr ab und gab ihm eine Chance. Was soll ich sagen? Es war eine schöne Geschichte über einen jungen Mann, der sein Maschinenbaustudium zugunsten einer Lehramtslaufbahn geschmissen hatte, wofür seine Familie nur wenig Verständnis aufbrachte. Allein seine Oma sorgte sich um ihn und bemühte sich, ihn auf seinem Weg ins Erwachsenenleben zu unterstützen. Selbstverständlich kam auch noch eine Liebesgeschichte in Person einer jungen Krankenhausärztin hinzu, in die sich der junge Mann prompt verliebte. Das alles waren wunderbare Zutaten für eine Erfolg versprechende Serie im deutschen Fernsehen. Keine Frage, das Drehbuch hatte es mir angetan. Mir gefielen vor allem die Dialoge, die die Autorin Barbara Noack geschrieben hatte, keine Gags mit dem Holzhammer, sondern einfach lustige Wortgefechte, die auf dem Punkt waren. Dieser leise Humor kam mir und meinem Naturell sehr entgegen. Die Entscheidung stand also fest: Ich wollte mich dort vorstellen!

Ist es nicht verrückt, wie schnell Lebenswege auch eine andere Richtung einschlagen können? Hätte meine Agentin damals eigenmächtig gehandelt und das Angebot abgesagt, hätte ich nicht wenig später diesen jungen Mann gespielt, der in den Augen vieler Menschen zur Rolle meines Lebens wurde. Oftmals hängen die Dinge eben an einem sprichwörtlich seidenen Faden …

Ich marschierte also zur Produktionsfirma, um zu beweisen, dass man mir mit fast Ende dreißig noch den ewigen Studenten abnehmen würde. Probeaufnahmen brauchte es in dem Sinne nicht mehr, weil ich zu der Zeit schon einige ernsthafte Arbeiten vorzuweisen hatte. Zum Beispiel den Film Das Glas Wasser von Helmut Käutner, einem der großen Regisseure des deutschen Nachkriegskinos, der schon ein gewisses Aushängeschild für mich darstellte. Insofern bestand nur wenig Zweifel, dass ich die Rolle bekommen würde. Und so war es denn auch. Der »Bastian« wurde mein Alter Ego und ist es bis heute.

Unglaublich, welchen durchschlagenden Erfolg die gleichnamige Serie im Jahr 1973 erlebte; sie wurde zum absoluten Straßenfeger. Obwohl sie »nur« im Vorabendprogramm gezeigt wurde, sahen pro Folge mehr als fünfzehn Millionen Zuschauer zu, mehrere Generationen vereinten sich hierfür vor dem Fernseher. Für mich als Schauspieler war diese Serie ein absoluter Glücksgriff; sie brachte mir innerhalb kürzester Zeit einen unschätzbaren Bekanntheitsschub. Quasi über Nacht kannten mich über neunzig Prozent aller Deutschen, was ja fast dem Niveau eines Bundeskanzlers oder einer Bundeskanzlerin entspricht. Meine eigene Identifikation mit dieser Rolle war unheimlich hoch, weil ich gut vertreten konnte, was ich aus ihr gemacht hatte. Ich sah mir die 13 Folgen damals alle an und befand sie für gut. Die ersten waren richtig super, und selbst die Episoden gegen Ende, in denen es doch etwas klischeehafter wurde, fanden noch mein Gefallen. Dennoch finde ich es außergewöhnlich, dass die Menschen noch heute an diese Geschichte, an diese Serie denken, wenn sie mich sehen. Es gibt so vieles im Fernsehen, das man den einen Tag gesehen und den nächsten schon wieder vergessen hat. Nicht so Der Bastian. Bis heute werde ich regelmäßig auf diese Rolle angesprochen. Es vergeht kaum ein Tag, an dem mich nicht irgendjemand mit dem Namen »Bastian« anredet. Für mich ist es faszinierend, wie sehr sich diese Figur in das kollektive Gedächtnis eingebrannt hat, wie positiv diese Serie auch nach Jahrzehnten vielen noch in Erinnerung geblieben ist. Wer weiß, ob man mich heute überhaupt noch auf der Straße erkennen würde, wenn ich nicht diesen sympathischen Hallodri, sondern vielleicht einen ganz steifen Typen gespielt hätte?

Für die meisten Menschen steht seit der Ausstrahlung unumstößlich fest: Ich bin der Bastian und der Bastian bin ich. Selbst meine Frau ist bis heute der Meinung, dass Horst und Bastian eins waren, als sie mich Mitte der 1970er-Jahre kennenlernte. Natürlich ist bei allen Rollen, die man als Schauspieler mimt, selbst bei denen, die komplett konträr zum eigenen Charakter sind, immer ein Quäntchen von einem selbst darin. Eine Figur lässt sich ja immer nur aus der eigenen Sichtweise heraus umsetzen, weshalb sich dieser persönliche Stempel gar nicht vermeiden lässt. Im Fall des Bastian war es aber schon ein größeres Stück von mir, das dort einfloss, das ist völlig klar. Einerseits formte ich die Rolle durch meine Persönlichkeit, andererseits durch mein Äußeres. Zu der Zeit trug ich nämlich schon lange Haare, was den Machern der Serie zunächst nicht besonders gefiel. Die einzigen Langhaarigen im deutschen Fernsehen waren bis dahin die Fußballer. Jeder erinnert sich vermutlich noch an die wehende Mähne von Günter Netzer. Die Fernsehredakteure, die schon damals meinten zu wissen, was der Zuschauer sehen will und was nicht, forderten, dass ich meine Haare vor Drehbeginn abschneiden lassen müsste. Doch dazu war ich absolut nicht bereit. Ich würde sogar sagen, dass ich eher auf die Rolle verzichtet hätte, als mich dieser Forderung zu beugen. Noch heute bilden sich bestimmte Leute ein, sie wüssten genau, was die Zuschauer wollen, was ich gelinde gesagt für problematisch halte. Weitergedacht würde das doch bedeuten, dass diese Leute nur erfolgreiche Produktionen verantworten würden. Das ist aber bei Weitem nicht der Fall; es gibt genügend Flops und Unsägliches im deutschen Fernsehen zu entdecken.

Doch zurück zu meinen Haaren. Nach einigem Hin und Her sprach Regisseur Rudolf Jugert, der damals schon über sechzig war und für mich damit ein alter Mann, ein Machtwort und meinte: »Die Haare bleiben dran!« In meinen Augen eine durchaus fortschrittliche Entscheidung. So kam es also, dass ich der erste langhaarige Schauspieler im deutschen Fernsehen war, was absolut meinem damaligen Lebensgefühl entsprach und mich sehr freute. Zumal das unangepasste Äußere ja im Grunde auch sehr gut zu dem unkonventionellen Bastian passte. Für die charakteristische Ausgestaltung der Rolle ließ ich mich in Teilen von meinem jüngeren Bruder Axel inspirieren. Für mich war mein Bruder eine Art Lebenskünstler. Nachdem er ein relativ gutes Abitur hingelegt hatte, lief bei ihm leider nicht mehr viel. Er hatte einen kompletten Durchhänger, war sporadisch im Messebau tätig und begann auch das ein oder andere Studium, von denen er aber keines zu Ende brachte. Er trank zu viel und rauchte wie ein Schlot. Wenn man seine langjährige Freundin nach ihm fragte, hieß es oftmals, er sei in seinem »Büro« – das war die Kneipe um die Ecke. Leider starb Axel ziemlich jung, mit Anfang fünfzig. Im Krankenhaus hatte man ihm ein Bein abnehmen müssen; den Grund hierfür habe ich nie wirklich erfahren, ich vermute, wegen einer Vergiftung. Letztendlich überlebte er diesen chirurgischen Eingriff nicht. Ein Jammer, denn Axel war wirklich ein durch und durch lieber und hilfsbereiter Kerl. Nach diesem Muster war auch mein Bastian gestrickt. Er studierte im Prinzip um des Studierens willen, Pädagogik passte eigentlich gar nicht zu ihm, aber irgendjemand hatte ihm das Lehramtsstudium aufgeschwatzt, im Zuge dessen er auch eine gewisse Larifari-Haltung entwickelte, vor allem, was seinen Abschluss betraf. Nach dem schönen hessischen Motto »Kimmd der Daach, bringd der aach«, also irgendetwas wird der Tag schon bringen, lebte er gut gelaunt in denselben hinein. Und so ein ganz kleines bisschen lag auch mir das Savoirvivre im Blut. Ich drehte Filme, stand auf der Theaterbühne, aber nebenbei lebte ich auch immer mein Leben. Als ich beispielsweise etwas später mein eigenes Segelboot...

Erscheint lt. Verlag 28.9.2020
Co-Autor Melanie Köhne
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Biografien / Erfahrungsberichte
Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Esoterik / Spiritualität
Schlagworte Autobiografie • Autobiographie • Bastian • Der Bastian • jugendliches Aussehen • Salto Mortale • Schauspieler • Sesamstraße
ISBN-10 3-8437-2364-8 / 3843723648
ISBN-13 978-3-8437-2364-0 / 9783843723640
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