Willi -  Hans Schulz

Willi (eBook)

(Autor)

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2020 | 1. Auflage
316 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7504-3866-8 (ISBN)
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Anhand genealogischer Daten, persönlicher Erinnerungen, alter Dokumente, Fotos und im Spiegel wichtiger historischer Ereignisse, unternimmt Hans Schulz den Versuch, Leben und Wesensart seines Vaters Willi zu ergründen.

Englisch-hannoversches Königshaus anschaulich

Im Mai 2003 verbrachten Annette und ich einen Kurzurlaub in Röbel an der Müritz, wo wir unseren 36. Hochzeitstag feierten. Von dort unternahmen wir mit dem Pkw kleinere Ausflüge in die nähere Umgebung. Auf dem Weg nach Neustrelitz passierten wir die Kleinstadt Mirow. Am Ortseingang fiel uns eine nicht zu übersehende, in Form einer Hausgiebelfront gestaltete Hinweistafel ins Auge mit der Aufschrift: „Mirow – Geburtsstadt der englischen Königin Sophie Charlotte. "

Wir mochten unseren Augen kaum trauen, was wir da gelesen hatten und stellten die Frage, welche Person könnte sich wohl hinter dem schönen Namen verbergen? So sehr ich auch versuchte, meinen Geschichtsunterricht zu rekapitulieren, mir kam keine Idee. Auch Annette musste passen. Jedenfalls aus der ihr beim Friseurbesuch „aufgezwungenen" Boulevardpresse und den Regenbogenblättern kannte sie keine Zusammenhänge von Mirow und einer angeblichen englischen Königin. Wir ließen Mirow hinter uns und nahmen uns vor, das Mirakel auf der Rückfahrt zu erkunden. Bei einer Touristik-Informationsstelle im Torhaus am Schlossplatz versuchten wir sodann, unsere schmählichen Wissenslücken zu füllen.

Hier sollten wir erfahren, dass es sich bei der englischen Königin um Sophie Charlotte von Mecklenburg-Strelitz handelt, die 1744 im unteren Schloss, dem heutigen Schlossgymnasium, zur Welt kam. Sie wurde 1761 mit Georg III., König von England und Kurfürst von Hannover, in London vermählt. Eigentlich standen folgende Daten ganz unten auf dem Hinweisschild am Ortseingang: „* 19.Mai 1744 † 17.November 1818", was wir aber wegen der raschen Vorbeifahrt nicht wahrnehmen konnten.

In einer mir vorlgelegten Vereinsbroschüre von Heide Thal hieß es:

Die englische Königin, deren Heimat zu Ehren ein Hofgärtner seine Neuzüchtung einer Lilienart „Strelitzie" nannte, diente englischen Auswanderern in der neuen Welt als Namenspatronin ihrer Stadt" und in der Meinke-Festschrift heißt es weiter: „Charlotte, Hauptstadt von Mecklenburg-County, North Carolina, USA. Aufgrund der historisch bedingten Nähe hat sich der Wunsch vieler gesellschaftlicher Kräfte in Charlotte, NC, gebildet, eine Begegnungsstätte in Mirow einzurichten."

Das alte Mirower Schlossgebäude war wegen Renovierungsarbeiten nicht zugänglich. Als ich nach weiterer Information verlangte, reichte mir die freundliche Dame im Touristik-Zentrum eine Festschrift zur 775-Jahrfeier, verfasst von Jürgen Meinke. Darin fand sich eine kleine, unscharfe, wie verwaschen wirkende Abbildung der Königin mit verblassten, kaum erkennbaren Farbnuancierungen, 1778 gemalt von Nathaliel Dance.

Sophie Charlotte (Öl auf Leinwand, 2003)

In einer Buchhandlung am Ort erkundigte ich mich nach Literatur über die Zeit und das Leben der Sophie Charlotte, doch man bedauerte und verwies auf das Staatsarchiv in Berlin. Der Aufwand wäre zu groß gewesen, und ich versuchte es noch ein weiteres Mal in einer größeren Buchhandlung in Neustrelitz. Es gab dort alles über Luise von Preußen, jedoch gar nichts, was die Mirower Prinzessin betraf.

Wieder zu Hause in Bergkamen, fiel es mir schwer, mit der Vorstellung leben zu müssen, dass ich am Ort des historischen Geschehens so relativ wenig über die Person der Königin erfahren konnte. Nun entschloss ich mich spontan, nach der kleinen und schlecht gedruckten Bildvorlage aus der Meinke-Broschüre ein immerhin 50 X 60 cm großes Ölgemälde anzufertigen und es mit üppigem Barockrahmen zu versehen. Kaum hatte ich den letzten Pinselstrich angesetzt, schickte Herr Meinke mir eine größere Kopie des Dance-Portraits, was allerdings bezüglich der Farbgebung und Bildschärfe kein wesentliches Mehr an Informationsgewinn bedeutete. Noch im September des Jahres überreichte ich Herrn Meinke das fertiggestellte Ölgemälde mit der Bitte, es dem Schlossverein als Geschenk zu überbringen. Ich versuchte mich noch an einer zweiten Kopie nach der neuen Vorlage, wobei ich den Brokatrock der Königin malerisch etwas exakter ausgestalten konnte. Dieses zweite Ölgemälde bewahre ich bis heute in meiner privaten Galerie auf.

Am 19. September 2003 erschien in der Mirower Zeitung ein Artikel unter der Überschrift „Hobbymaler schenkt Mirower Schlossverein Sophie-Porträt. Übergabe morgen während der Eröffnung des Festivals der Künste". Im Folgenden zitiere ich den Text des Redaktionsmitgliedes Hartmut Nieswandt:

Wenn am morgigen Sonnabend das Internationale Festival der Künste im Kavaliershaus auf der Mirower Schlossinsel eröffnet wird, gibt es einen besonderen Moment: Jürgen Meinke übergibt dann dem Residenzschloss Mirow ein neues Gemälde mit dem Abbild der Namensgeberin des Internationalen Wettbewerbs, der im Rahmen des Festivals stattfindet - Sophie Charlotte. Das Entstehen des Gemäldes hat eine interessante Vorgeschichte, die der Mirower Jürgen Meinke erzählt. Im vergangenen Jahr machte Hans Schulz, Mediziner aus Bergkamen (Nordrhein-Westfalen) mit seiner Familie Urlaub in Röbel. Bei einem Ausflug nach Mirow entdeckte er am Ortseingang das große Schild, das auf Sophie Charlotte, Königin von England, hinweist. Da sich der Bergkamener sehr für Geschichte interessiert, fragte er bei der Tourist-Information im Torhaus nach, um Näheres über die Königin zu erfahren. Dort empfahl man ihm die Festschrift, die Jürgen Meinke zum 775.

Jubiläum Mirows im vergangenen Jahr erarbeitet und herausgegeben hatte. Idee aus der Festschrift: In dieser Broschüre ist eine Abbildung des 1778 von Nathaliel Dance gemalten Porträts von Sophie Charlotte enthalten. „Herr Dr. Schulz, der in seiner Freizeit gern malt, hat sich dann später bei mir gemeldet und mir erzählt, dass ihn diese Abbildung dazu animierte, danach ein neues Porträt der Königin zu malen. Und wenn der Schlossverein es haben möchte, würde er es ihm schenken. Ich habe mit der Vereinsvorsitzenden Sigrun Stahlschmidt gesprochen - sie war gleich Feuer und Flamme ", schildert Jürgen Meinke den Werdegang. Er schickte dem Bergkamener eine größere Kopie des Dance-Porträts und ließ ihm Informationen über Sophie Charlotte und ihren Lebenskreis zukommen.

„Ja, und in der vorigen Woche kam Dr. Schulz zu mir und überreichte das Gemälde. Und es gäbe wohl keinen passenderen und würdigeren Rahmen als das Festival der Künste, das Bild zu übergeben ", betont Jürgen Meinke. Zum Internationalen Königin Sophie Charlotte-Wettbewerb sind 21 hochbegabte junge Leute im Alter zwischen zehn und 21 Jahren aus elf Ländern gemeldet. Es gelang wieder, für die Jury namhafte Juroren wie Prof. Niel Immelmann, Prof. Werner Scholz, Hochschule für Musik, Hanns Eisler, Berlin, und Luzius Wernly, Präsident der Maggini-Stiftung, zu gewinnen.

Im Jahre 2003 schien es mir, als spüre man in Mirow noch einen Hauch der früheren DDR-Mangelwirtschaft vergangener Tage herüberwehen, begleitet von allgemeiner Geringschätzung historischer Traditionen und Missachtung von Kunstschätzen feudaler Epochen. Mit meinem Bildgeschenk beabsichtigte ich, ein Zeichen zu setzen, um den Schlossverein anzuregen, die Öffentlichkeitsarbeit im Hinblick auf eine bessere Informationspolitik zu den historische Highlights dieser schönen, traditionsverhafteten Stadt zu intensivieren.

Das von mir gemalte Bild der Sophie Charlotte sollte ursprünglich in der Dependance des Schlosses, sprich ehemaliges Kavaliershaus, einen Platz finden, wie uns damals die Vereinsvorsitzende versicherte.

2005 verbrachten Annette und ich einen Kurzurlaub in Rheinsberg. Bei dieser Gelegenheit bot es sich an, die Schlossinsel in Mirow zu besuchen. Als ich mich im Informationsbüro nach dem Verbleib des Gemäldes erkundigte, stieß ich zunächst auf Unverständnis. Schließlich traf ich einen Insider, der mir den Tipp gab: „Schauen sie doch mal in den Ritterkeller der alten Schlossbrauerei, der sich neben dem kleinen Hotel hinter der Johanniskirche befindet!" Und tatsächlich, dort hing das Bild an der steinernen Wand eines halbdunklen, feucht-muffigen Kellergewölbes. Natürlich ist mir bewusst, dass dieses Gemälde nach einer eigentlich zum Kopieren ungeeigneten minderwertigen Druckvorlage von mir gemalt wurde und deshalb auch Unstimmigkeiten im Detail aufweisen musste. Doch hatte ich aus voller innerer Überzeugung den Versuch unternommen, etwas Sinnvolles zu gestalten, wobei es mir an „Herzblut" nicht mangelte. Zum Zwecke des Verstaubens und Verschimmelns in einer Kellernische wollte ich das Portrait eigentlich nicht verschenkt haben. Irritiert und etwas betrübt zog ich von dannen.

Eine in diesem Ausmaß bisher nicht gekannte PR-Aktion auf kultureller Basis hat inzwischen Mirow erfasst, wie sie sich in dem aufwendig gestalteten Internetportal der Stadt widerspiegelt, nebst sehenswerter Homepage mit Link zum reich illustrierten Wikipedia-Beitrag über Sophie Charlottes Leben. Hier scheinen nur noch informative und illustrative Superlative zu gelten, damit hatte...

Erscheint lt. Verlag 26.2.2020
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Biografien / Erfahrungsberichte
ISBN-10 3-7504-3866-8 / 3750438668
ISBN-13 978-3-7504-3866-8 / 9783750438668
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