Krankheit und Gesundheit

So wäre denn die Tugend, wie es scheint, eine Gesundheit und Schönheit und Wohlbefinden der Seele, die Schlechtigkeit aber Krankheit und Hässlichkeit und Schwäche.

Platon, griechischer Philosoph, Begründer der abendländischen Philosophie (427 – 348 v. Chr.)

Nachdem wir nun eine erste ehrliche Bestandsaufnahme gemacht haben, schauen wir uns etwas genauer an, was es für uns bedeutet, krank oder gesund zu sein.

Selten machen wir uns ernsthaft Gedanken darüber, was wir unter den Begriffen Krankheit und Gesundheit genau verstehen. Es handelt sich meist um ein subjektives Gefühl. Fühlen wir uns fit und wohl, empfinden wir uns als gesund, sind wir müde, schlapp und haben Schmerzen, empfinden wir uns schnell als krank. Medizinisch betrachtet treffen diese gefühlten Zustände oft überhaupt nicht zu. Viele chronische und vor allem auch psychische Krankheiten haben sich schon lange manifestiert, ohne dass wir uns subjektiv krank fühlten. Burn-out trifft uns nicht aus heiterem Himmel, sondern vielerlei körperliche, psychische und seelische Faktoren und Ereignisse im Vorfeld legen den Grundstein für das »Ausgebranntsein«. Dabei ist uns oft überhaupt nicht bewusst, dass wir bereits in einem Krankheitsgeschehen gefangen sind, bevor dann »plötzlich« der Zusammenbruch kommt und wir offiziell als krank gelten. Unsere Leistungsgesellschaft fördert diesen Prozess noch, nur wer sich bis zum Gehtnichtmehr fordert, ist ein guter Mitarbeiter, und solange der Mensch leistet, was von ihm erwartet wird, ist alles okay. Bewegt sich jemand zu wenig, treibt keinen Sport, ernährt sich ungünstig, raucht und trinkt täglich sein Feierabendbier, betrachten wir diesen Menschen selten als krank, solange er funktioniert. Wenn überhaupt, dann sprechen wir von Risikofaktoren, denen sich der Mensch aussetzt. Wird dann aber Lungenkrebs diagnostiziert, kommt auch dieser nicht aus heiterem Himmel.

Wann sind wir krank, wann gesund?

Wann sind wir also krank, wann definieren wir uns als gesund? Ist es bereits die ungesunde Lebensweise, sind es unsere »schlechten« ererbten Gene, ist es das falsche Verhalten?

Je nach zugrunde liegenden Definitionen und Weltanschauungen werden Krankheit und Gesundheit unterschiedlich definiert. In der Medizin hat man verschiedene Klassifizierungssysteme eingeführt, um Krankheiten objektiv erfassbar zu machen. Dass dabei sichtbare Symptome und messbare Faktoren im Vordergrund stehen, ist klar. Der individuelle Mensch mit seiner einzigartigen Lebensgeschichte, mit seinen ganz individuellen Erlebnissen und seinen entsprechenden Interpretationen und Reaktionen hat darin keinen Platz. Die Herkunftsfamilie, unsere Ahnen mit all ihren Erlebnissen, Traumata und den entsprechenden zeitgenössischen Dramen, Kriegen usw. können darin überhaupt nicht beachtet werden.

Wir gehen hier aber davon aus, dass gerade die Individualseele und die Ahnenseele diejenigen Instanzen in uns sind, die den größten Einfluss auf uns und unser Wohlbefinden haben. Liegen hier Blockaden vor, ist der freie Energiefluss gestört, oder besteht keine Verbindung zwischen den beiden Energiefeldern, dann wirkt sich das auf unser körperliches, geistiges, seelisches oder energetisches Sein aus, und es treten Störungen, Symptome und Krankheiten auf.

Damit können wir Kranksein ganz neu definieren.

Ein Mensch ist krank, wenn …

• … er keinen Zugang zu seiner Individualseele und/oder seiner Ahnenseele hat.
• … er keinen Zugang zu seiner Lebensaufgabe hat.
• … die energetischen Verbindungen auf Seelenebene gestört, blockiert oder geschwächt sind.

Formulieren wir es positiv:

Ein Mensch ist gesund, wenn

• er Zugang zu den Energien und Kräften seiner Individualseele und seiner Ahnenseele hat. Dadurch kennt er seine Lebensaufgabe und folgt diesem Weg in Liebe zu sich selbst und zur gesamten Schöpfung.
• alle energetischen Verbindungen auf der Seelenebene harmonisch, kraftvoll und frei fließend arbeiten können und entsprechend keinerlei Störungen und Blockaden vorliegen.

Vom Schicksal und vom Zufall

Bei all diesen Überlegungen stellt sich die Frage, ob wir selbst »schuld« sind an unseren Krankheiten oder ob es reiner Zufall ist, dass gerade uns diese Krankheit ereilt hat.

Woran glaubst du?

Glaubst du, dass alles vorherbestimmt ist und wir nur einem bereits feststehenden Plan folgen? Glaubst du also, dass wir determiniert sind und wir letztendlich nur wie Marionetten das Leben leben und gar keinen freien Willen haben? Sind Entscheidungen bereits festgelegt? Ist es also determiniertes Schicksal, wenn wir krank sind?

Oder glaubst du, dass wir einen freien Willen haben und uns in jedem Moment unseres Daseins für oder gegen etwas entscheiden können? Das würde bedeuten, dass wir echte Wahlmöglichkeiten haben und dementsprechend unser Leben selbst bestimmen. Dass wir es selbst in der Hand haben, was wir aus unserem Leben machen. Dass es an uns liegt, ob wir krank oder gesund sind.

Wie ist es mit dem Zufall? Passieren die Dinge und Situationen, in die wir geraten, rein zufällig, und haben wir dann die Möglichkeit, entsprechend unserem freien Willen zu entscheiden, was wir daraus machen?

Sowohl Vorherbestimmung als auch freier Wille

Im Schamanismus gehen wir davon aus, dass es sowohl eine Vorherbestimmung als auch einen freien Willen gibt und dass nichts zufällig geschieht.

Die Vorherbestimmung ergibt sich dabei

• aus den übergeordneten, universellen Lebensthemen, die wir alle meistern müssen.
• aus unserer persönlichen Lebensaufgabe und den Lernthemen, die sich unsere Seele vorgenommen hat.

Daraus resultieren die Antworten auf die Fragen, warum die Seele hierhergekommen ist und was sie in diesem Leben lernen will, was also die »Absicht« unserer Seele ist. Diesen »Lebensplan« können wir nicht einfach ändern. Wir können uns in diesem Rahmen nur entscheiden, ob wir unser gesamtes Handeln und Tun dementsprechend abstimmen, dass wir im Einklang damit stehen und somit das Lernen leichter fällt, oder ob wir uns mit unserem Ego dagegen sträuben, unseren Ängsten, Vorbehalten und Egoismen die Herrschaft überlassen und dann das Leben beschwerlicher und schmerzhafter wird, als es nötig wäre. Innerhalb dieses Lebensplans haben wir also einen freien Willen und können – ja müssen – uns permanent entscheiden, wohin unsere Reise geht. Je weiter wir uns durch unsere Entscheidungen von unserem Lebensplan entfernen, desto größere Spannung entsteht und desto schmerzvoller werden unsere Lernerfahrungen. Da unser ganzes Leben auf energetischer Ebene dem Resonanzgesetz unterliegt (siehe hier), ziehen wir auch nur Menschen, Ereignisse und Situationen in unser Leben, die exakt unseren eigenen inneren Themen entsprechen. Dementsprechend kann uns überhaupt nichts widerfahren, was dem reinen Zufall unterliegt.

Verantwortung und Schuld

»Du bist selber schuld an deiner Krankheit«, bekommt man dann oft zu hören. Dabei sollten wir aber bedenken, dass Schuld ein menschengemachtes Konzept ist. Schuld ist die Voraussetzung für Bestrafung, Reglementierung und entsprechend Sühne. Gerichte oder göttliche Instanzen der verschiedenen Religionen beurteilen dementsprechend unser Verhalten und Handeln anhand festgelegter Regeln, aus denen abgeleitet werden kann, ob jemand Schuld auf sich geladen hat. Entsprechend der Schwere der Schuld erfolgt die Bestrafung oder Vergebung. Wir sehen also, dass wir für das Schuldkonzept Regeln, Normen und Werte brauchen. Erst durch den Verstoß dagegen kann es überhaupt zu »Schuld« kommen. Äußere Regeln in Form von unumstößlichen Gesetzen legen fest, was rechtens ist, aber auch unausgesprochene kollektive Verhaltensmuster können eine Orientierung bieten. Teilweise unabhängig davon haben wir gleichzeitig auch innere individuelle Normen und Werte verinnerlicht, aus denen sich unser Gewissen bildet.

Für das funktionierende Zusammenleben von Menschen ist das sicherlich wichtig, hilft uns aber bei der Betrachtung von Krankheiten nicht weiter. Die Krankheit oder die vorhandenen Symptome mit dem Schuldbegriff zu verknüpfen, führt zu keiner Lösung.

Was ist Verantwortung?

Besser eignet sich der Begriff der Verantwortung. In diesem Wort steckt bereits die »Antwort«. Wir definieren hier also Verantwortung folgendermaßen:

Das Leben stellt uns mit jeder Begegnung und mit jedem Ereignis, mit dem wir bewusst oder unterbewusst in Resonanz gehen, eine Frage: »Wie antwortest du mir?«

Niemand ist perfekt, keiner kann zu hundert Prozent die Auswirkungen seiner Handlungen oder seines Nicht-Handelns abschätzen. Oft kennen wir die zugrunde liegenden Gesetzmäßigkeiten überhaupt nicht, und so führt unser Verhalten immer wieder auch zu unerwünschten Ergebnissen. Und wer handelt nicht auch einmal unvernünftig und geht unwägbare Risiken ein? Wer von uns ist so in der Selbst- und Nächstenliebe, dass er sich selbst und dem Leben dient, sodass nur noch lebensförderndes Wachstum stattfindet zum Wohle aller Wesen? Wenn dem so wäre, würden wir uns unserem Wesen und unserer Konstitution entsprechend vollkommen gesund ernähren, den perfekten Schlaf-Wach-Rhythmus einhalten, einen gesunden Rhythmus von Anspannung und Entspannung leben, jegliches umweltschädigendes Verhalten wie Autofahren oder Fliegen unterlassen, niemanden mehr belehren, alle negativen Verhaltensweisen wie Neid, Missgunst, Überheblichkeit, Herrschsucht usw. überwunden haben …

Unvollkommenheit und...