When we were lost (eBook)

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2020 | 1. Auflage
352 Seiten
cbt Jugendbücher (Verlag)
978-3-641-24553-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

When we were lost -  Kevin Wignall
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19 Teenager und ein Flugzeugabsturz über dem Dschungel: Wer wird überleben?
Überleben. Kein Thema mit dem sich normale High-School-Schüler schon mal befasst haben. Es sei denn, ihr Flugzeug stürzt über dem südamerikanischen Dschungel ab und kein Erwachsener hat überlebt. Völlig auf sich gestellt wird den 19 Jugendlichen erst nach und nach klar, dass die wahren Gefahren noch vor ihnen liegen: wilde Tiere, giftige Reptilien und Insekten, ganz zu schweigen von der unerbittlichen Hitze. Jede ihrer Entscheidungen wird von nun an über Leben oder Tod entscheiden.

Kevin Wignall wurde in Herentals, Belgien geboren. Bis zum Alter von neun Jahren lebte er dort als Armeekind, bevor er mit seinen Eltern in eine Kleinstadt im Westen Englands zog. Er studierte Politik und Internationale Beziehungen. Seit einigen Jahren ist er Romanautor. Für Die letzte Wahrheit wurde er 2008 sowohl für den Edgar Award als auch für den Barry Award nominiert.


KAPITEL 5


TOM TASTETE SICH zum hinteren Teil des Flugzeugs. Die Notrutsche war leicht verdreht, aber immer noch brauchbar. Er glitt hinunter und kletterte dann über ein paar verstreute Äste zur Vorderseite. Dabei umging er die Gruppe, bis er auf der anderen Seite des Wracks stand.

Alle schienen zu den Überresten der Kabine hinaufzublicken, die sie gerade verlassen hatten. Sie plapperten wieder miteinander, versuchten zu begreifen, was geschehen war, jetzt, wo sie das Resultat unmittelbar vor Augen hatten. Barney und Shen studierten sogar die Bruchkante des Flugzeugrumpfs, als wären sie professionelle Sachverständige für Flugunfälle.

Tom blickte den Hügel hinauf. Weiter oben lagen einige große Metallcontainer, die der Aufprall aus dem Gepäckraum geschleudert hatte. Einige waren aufgebrochen, und der Hügel war übersät mit Koffern und etwas, das nach ihren großen Wanderrucksäcken aussah.

Der Hügel endete oben in einem ziemlich scharfen Grat. Zu beiden Seiten standen immer noch Bäume, aber das Flugzeug hatte beim Aufprall eine breite Bresche geschlagen. Vermutlich war es an dem Hügelrücken zerschellt und der vordere Teil auf der anderen Seite hinabgestürzt.

Tom spähte in den Himmel, der bereits leuchtend blau strahlte, konnte aber keine Anzeichen von Rauch entdecken. Dann blickte er auf die Uhr, die immer noch auf die Zeit zu Hause eingestellt war, und zum ersten Mal erfasste ihn Verwirrung. Er überprüfte, ob die Uhr noch intakt war, dann begann er, den Hang hinaufzusteigen.

Joels Stimme hielt ihn auf. »Hey, hallo, Tom.« Er klang, als wäre er sich unsicher bei dem Namen, und tatsächlich hatten die beiden noch nie direkt miteinander gesprochen. Tom drehte sich um, während alle anderen verstummten und zu ihm blickten. »Wohin gehst du?«

»Da rauf.«

»Ich glaube, wir sollten besser alle zusammenbleiben, bis die Rettungsmannschaften eintreffen.«

»Du weißt schon, wie in Herr der Fliegen«, fügte Chris hinzu. »Wir sollten alle zusammenbleiben.«

»Genau«, sagte Joel. »Wir müssen uns organisieren.«

Tom nickte und lächelte über Chris’ nicht sonderlich passenden Vergleich. »Organisiert euch nur. Sobald ich jemanden bei euch eintreffen sehe, bin ich wieder zurück.«

Joel nickte. Vermutlich spürte er, dass Tom ohnehin tun würde, was er wollte. »In Ordnung. Vermutlich ist es nicht schlecht, wenn du überprüfst, ob es weitere Wrackteile gibt.«

Kaum war Tom losgelaufen, da erhoben sich hinter ihm erneut die Stimmen, Joels über alle anderen hinweg laut vernehmlich.

Nach einer Weile bemerkte Tom einen Karton mit Wasserflaschen. Die tropische Hitze machte sich bereits bemerkbar, also bückte er sich, riss eine der Flaschen heraus und schob sie in seine Tasche, bevor er seinen Weg fortsetzte.

Ein Stück weiter oben erreichte er den ersten offenen Container. Rucksäcke lagen auf dem Boden verstreut, ein paar befanden sich auch noch im Inneren, und ohne hinüberzugehen, erkannte er darunter auch seinen eigenen.

Er setzte den Aufstieg fort, und obwohl der Hang nicht steiler wurde, ging sein Atem bald rascher, und die hohe Luftfeuchtigkeit ließ sein T-Shirt am Körper kleben. Aufdringliche Insekten umschwirrten ihn. In wenigen Stunden wäre es hier vermutlich nicht mehr auszuhalten.

Er bemerkte ein Stück Papier auf dem Boden und bückte sich, um es aufzuheben – die Bordkarte eines gewissen Miguel Fernandez, der jetzt vermutlich tot war. Tom faltete sie und steckte sie, ohne nachzudenken, in seine Tasche, dann blickte er sich um und überlegte, warum wohl nirgendwo Leichen zu sehen waren.

Er hatte ja selbst eine Person aus ihrem Sitz fliegen und gegen das Kabinendach krachen sehen, andererseits hatte die Bruchstelle des Flugzeugrumpfs ziemlich sauber ausgesehen, und die Passagiere waren fast alle angeschnallt gewesen. Möglicherweise hatten einige von ihnen überlebt, doch Tom wagte nicht, an ein weiteres Wunder zu glauben.

Er spähte über die Schulter, überrascht, wie weit er schon gekommen war. Von diesem Punkt aus mit Blick auf das Wrack und die Menschen davor wurde ihm klar, dass so ein Unglück im Grunde keiner von ihnen hätte überleben dürfen. Dieser Absturz würde als außergewöhnlicher Glücksfall in die Bücher eingehen, ähnlich wie der Fall dieses einen Stewards, der eine Explosion in fast 10 000 Meter Höhe überlebt hatte und dann sanft in tiefem Schnee gelandet war.

Tom stapfte weiter, wobei ihm zunehmend die Geräusche seiner Umgebung bewusst wurden, die Vögel und anderen Tiere, aber in erster Linie die Insekten. Der Dschungel war voll von ihnen. Für alle diese Lebewesen hatte sich durch den Absturz nichts geändert, und früher oder später würden die Spuren des Unfalls – zuerst die Leichen, später dann die Wrackteile – wieder von dieser Wildnis verschluckt werden.

Kurz darauf erreichte er den Hügelkamm, doch der Ausblick stellte ihn wenig zufrieden. Auf dieser Seite ging es steil hinab in eine tiefe, bewaldete Schlucht, auf deren anderer Seite sich ein noch steilerer Hügel erhob. Tom warf einen raschen Blick über die Schulter auf die Landschaft hinter dem Flugzeugheck. Sie war sanft geschwungen, dicht von Dschungel überwuchert, in der Ferne lagen weitere niedrige Hügel. Ein einziges grünes Meer, so weit das Auge reichte.

Dann drehte er sich wieder zur Schlucht, und es dauerte nicht lange, bis er den vorderen Teil des Flugzeugs entdeckt hatte. Er lag so tief unten und so weit entfernt vom Hügelrücken, dass er nicht einfach den Hang hinuntergerutscht, sondern regelrecht wegkatapultiert worden sein musste, bis er, den Bauch nach oben, in der Schlucht aufgeschlagen war. Das Wrackteil wirkte flach gedrückt und zerknautscht, die Lackierung war geschwärzt, als hätte es kurz gebrannt, bevor es wieder erloschen war.

Es war schwer zu beurteilen, wie langwierig der Abstieg dorthin würde, doch er konnte bereits von hier aus beurteilen, dass dort keiner mehr am Leben war. Sie waren alle tot – Miss Graham mit ihrer Angst vor Turbulenzen, Jack Shaw mit seinen langen Beinen, Maisie McMahon mit ihren ungeklärten Gesundheitsproblemen. Ebenso Olivia, die sich über den nervigen Chris beschwert und ihm auf die Art das Leben gerettet hatte, auf Miss Grahams Kosten.

Es war etwas Wundersames an diesen zufälligen Ereignissen, die letztendlich darüber entschieden hatten, wer leben und wer sterben würde. Das galt auch für die Bewegungen des Flugzeugs – wenn es nur einen Meter weiter geflogen und dann erst auf den Kamm gekracht wäre, läge Tom jetzt dort unten in dem verkohlten Wrack bei den anderen.

Er musste an diese Familie denken, die er beim Boarding beobachtet hatte, vermutlich Costa Ricaner, mit zwei Töchtern. Eine war etwa in seinem Alter gewesen und ihm gleich aufgefallen, weil sie so hübsch war. Ihre acht- oder neunjährige Schwester hatte ein Kuscheltier umklammert gehalten.

Ohne genau zu wissen, warum, fiel es Tom schwer zu akzeptieren, dass diese beiden Mädchen jetzt tot dort unten liegen sollten. Er hatte sie nicht gekannt, hätte sie höchstwahrscheinlich auch nie wiedergesehen, trotzdem war ihr Tod für ihn viel schwerer zu fassen als der Miss Grahams oder seiner anderen Mitschüler.

Irgendwie keimte der Gedanke in ihm, die beiden könnten vielleicht gar nicht tot sein, sondern dort unten eingesperrt auf Rettung hoffen. Vielleicht musste er deshalb so stark an sie denken, hatte deswegen überhaupt den Hügel erstiegen. Vielleicht war das seine Aufgabe, und er war dazu bestimmt, sie zu finden.

Dieses Gefühl war so stark und drängend, dass er unwillkürlich einen Schritt machte, dann einen weiteren, den steilen Hang hinab, in dem Gefühl, keine Zeit verlieren zu dürfen. Er warf noch einen letzten Blick auf das entfernte Wrack, einfach um sich die Richtung einzuprägen, doch der Anblick ließ ihn schlagartig innehalten und brachte ihn wieder zur Vernunft.

Das Wrack. Keiner war mehr am Leben darin, weder die beiden Schwestern noch Miss Graham, niemand. Diese Einsicht traf ihn beim zweiten Mal noch härter, sie erschien irgendwie noch grausamer – wie konnten all diese Menschen einfach tot sein?

Er dachte an Miss Graham, die Art, wie sie jedes Mal ermutigend gelächelt hatte, wenn jemand in der Klasse etwas vorgetragen hatte. Er dachte an die anderen Schüler, die einfach nur Gesichter für ihn gewesen waren. Sie alle waren jetzt tot.

Er wollte nicht mehr an sie denken, wollte sich nicht die letzten entsetzlichen Momente vorstellen, bevor das Rumpfteil auf den Boden der Schlucht gekracht und zermalmt worden war. Stattdessen wandte er sich ab, starrte auf die Bäume zu seiner Linken, so lange, bis ihm klar wurde, dass dort eine Leiche hing.

Sie hatte sich etwas unterhalb von Tom in den Ästen eines Baumes verfangen, trug ein kariertes blaues Hemd und hatte blonde Haare. Sofort begann Tom, die Bäume nach weiteren Toten abzusuchen, aber er konnte niemanden entdecken.

Er machte sich an den Abstieg zu dem Jungen, doch der Hang war auf dieser Seite viel steiler und dicht bewachsen. Als Tom den Baum schließlich erreichte, war er vom schummrigen Halblicht des Dschungels umgeben und konnte die Leiche über sich kaum mehr sehen. Er erkannte den Jungen dennoch – es war Charlie Stafford.

Es war unmöglich, an ihn heranzukommen, aber selbst aus dieser Entfernung verriet die merkwürdig verdrehte Haltung Charlies, dass er tot war. Und selbst wenn Tom ihn herunterschaffen könnte, würde er ihn ohne Handwerkszeug nicht begraben können.

Charlie hatte sich einmal einen Stift von Tom geliehen, danach hatte er ihn jedes Mal gegrüßt,...

Erscheint lt. Verlag 10.8.2020
Übersetzer Alexander Wagner
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel When we were lost
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Jugendbücher ab 12 Jahre
Schlagworte ab 14 • Abenteuer • Der Herr der Fliegen • Dschungel • eBooks • Flugzeugabsturz • Highschool • Jugendbuch • Jugend-Thriller • Jungen • Kinderkrimi • Lost • Nominierung Bookstar 2021 • Pubertät • Survival-Thriller • The Society • Überleben • Young Adult
ISBN-10 3-641-24553-2 / 3641245532
ISBN-13 978-3-641-24553-5 / 9783641245535
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