Fernbeziehung erfüllt leben - Linda Mitterweger

Fernbeziehung erfüllt leben (eBook)

Liebe und Karriere auf Distanz vereinbaren
eBook Download: EPUB
2019
160 Seiten
C.H.Beck (Verlag)
978-3-406-74164-7 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
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Zum Inhalt

Glückliche und erfüllte Fernbeziehungen sind möglich!
Nie zuvor haben so viele Menschen ihre Liebe über die Distanz gelebt wie heute. Paare in Fernbeziehungen stehen vor anderen, neuen Herausforderungen:

  • Karriere & Partnerschaft vereinbaren
  • Mit Sehnsucht & Vermissen umgehen
  • Den Kontakt über die Distanz halten
  • Kommunikation & Streit über Telefon oder Videochat
  • Einen guten Umgang mit Vertrauen & Eifersucht finden
  • Sexualität über die Entfernung leben
Für diese und viele weitere Herausforderungen erhalten Sie in diesem Buch Anregungen, Tipps und Lösungsvorschläge aus der psychologischen Praxis der Fernbeziehungsberatung.

11Kommunikation in der Fernbeziehung


Eine erfolgreiche Beziehung – ob fern oder nah – benötigt klare und ehrliche Kommunikation.

Möglicherweise neigen Sie dazu, das Ansprechen unangenehmer Themen zu vermeiden, bis Sie den Ärger nicht mehr hinunterschlucken können. Vielleicht werden Sie im Gespräch mit Ihrem Partner schnell anklagend und vorwurfsvoll. Passiert es manchmal, dass Sie zu Verallgemeinerungen neigen und nachtragend reagieren? Verändern Sie die Kommunikation in Ihrer Partnerschaft und erleben Sie eine neue Beziehungsqualität. Ich möchte Sie zu einer offenen und ehrlichen Kommunikation mit Ihrem Partner ermuntern – miteinander zu sprechen ist maßgeblich für das Gelingen Ihrer Beziehung auf die Distanz.

Beispiel aus der Praxis

Vor einiger Zeit arbeitete ich in der Fernbeziehungsberatung mit Anna und Roland, die in Diskussionen über die Planung ihrer gemeinsamen Wochenenden immer wieder aneinander gerieten. Anna beschrieb, dass Roland sie in dieser Woche in den Wahnsinn getrieben habe. Die beiden hatten schon vor längerer Zeit abgesprochen, sich am besagten Wochenende Zeit füreinander und ihre Beziehung zu nehmen. Sie hatten besprochen, dass Arbeit, wichtige Telefonanrufe und die eigene Familie – Themen die immer wieder eine Rolle in ihrer Beziehung spielten – in diesen gemeinsamen Tagen nebensächlich sein sollten. Darauf freute sich Anna seit Wochen. Kurzfristig teilte Roland ihr nun vor der Sitzung mit, 12am betreffenden Freitag lange arbeiten zu müssen und am Samstagmorgen eine Telefonkonferenz zu haben. Anna beschrieb, bereits jetzt keine Vorfreude mehr auf das Wochenende zu spüren und machte ihrer Enttäuschung Luft, indem sie zu ihrem Partner sagte: „So müssen wir wirklich gar nicht erst fahren, Roland! Das ist so typisch, immer das Gleiche!“. Dieser reagierte ablehnend: „Wie du mich immer darstellst, Anna! Denkst du ich habe mir das ausgesucht? Du weißt wie wichtig das Projekt ist – da kann ich mich jetzt nicht einfach in der heißen Phase ausklinken, weil ich mit meiner Freundin auf Wellness bin. Du kapierst einfach nicht, dass ich mir das auch nicht ausgesucht habe. Wenn ich die Wahl hätte würde ich liebend gerne jedes Wochenende das Handy ausschalten und die Zeit mit dir verbringen aber das Leben ist eben kein Wunschkonzert.“

Auffällig bei Anna und Roland war, dass sie offensichtlich denselben Wunsch teilten: Beide wollten mehr Zeit miteinander verbringen. Während es Anna gelang, den verabredeten Termin einzuhalten, war Roland plötzlich mit beruflichen Verpflichtungen konfrontiert. Sie legten eine harte und anklagende Art der Kommunikation an den Tag, die gespickt mit Verallgemeinerungen war – möglicherweise um von der eigenen Enttäuschung abzulenken. Gemeinsam erarbeiteten wir anhand der Prinzipien der Gewaltfreien Kommunikation nach Marshall Rosenberg eine konstruktivere Art der Kommunikation.

Die vier Schritte der Gewaltfreien Kommunikation

1. Beobachtung: Teilen Sie Ihrem Partner mit wie Sie die Situation wahrnehmen ohne diese zu bewerten oder zu interpretieren.

132. Gefühl: Sagen Sie Ihrem Partner was Ihre Beobachtung in Ihnen auslöst ohne Vorwürfe zu machen oder Anschuldigungen anzubringen.

3. Bedürfnis: Lassen Sie Ihren Partner wissen, was Sie von ihm benötigen.

4. Bitte: Sprechen Sie eine konkrete Bitte oder einen konkreten Wunsch aus – Ihr Partner kann Ihre Gedanken nicht lesen.

Im Fall von Anna und Roland fanden wir in der Beratung folgende Sätze für Anna:

„Wenn ich sehe, dass du berufliche Termine in unsere verabredete gemeinsame Zeit legst, fühle ich mich traurig und zurück gewiesen. Die gemeinsame Zeit mit dir ist mir sehr wichtig und ich brauche Zuverlässigkeit und das sichere Wissen, dass du alles daran setzt, unsere Verabredungen einzuhalten. Könntest du mir bitte zusichern, dass wir unser ungestörtes Wochenende zu einem anderen Zeitpunkt nachholen und mit mir gemeinsam einen Termin dafür finden?“

Auf diese Weise gelang es Anna, Roland ihre Gefühle und Bedürfnisse mitzuteilen, ohne ihn anzuklagen. Er war sofort bereit, ihrer Bitte nachzukommen und konnte seine Partnerin nun besser verstehen und ihr Trost spenden. Dem Paar gelang eine offene und ehrliche Kommunikation auf Augenhöhe, anstatt eines aufgebrachten und emotionalen Streitgesprächs.

Wenn das Problem in Ihnen selbst liegt

In der Kommunikation mit Ihrem Partner kann es passieren, dass seine Sätze unangenehme Gefühle in Ihnen auslösen. Der einfache Weg zu reagieren wäre, den Partner verantwortlich zu machen, in etwa so: „Du bist schuld, dass es mir 14schlecht geht, weil du dies und jenes gesagt hast.“ Tatsächlich ist es aber meist so, dass die Ursache für Ihre schlechten Gefühle nichts mit den Worten Ihres Partners zu tun hat, sondern in Ihnen selbst liegt. Das Thema, das Ihr Partner angeschnitten hat, der Tonfall oder die Wortwahl haben möglicherweise etwas in Ihnen ausgelöst. In der Psychologie sprechen wir dabei von sogenannten „Triggern“. Dem Partner nun die alleinige Schuld für Ihre schlechten Gefühle zu geben ist also nicht ganz richtig. Er mag durch sein Verhalten zwar Ihre emotionale Reaktion geweckt haben, die Ursache liegt jedoch in Ihrer persönlichen Erfahrung begründet.

Überlegen Sie also:

  • Woran erinnert mich diese Situation?
  • Wo habe ich das schon einmal erlebt?
  • Worum geht es hier wirklich?
  • Was hat mein Partner tatsächlich gesagt und was habe ich interpretiert?

Und teilen Sie Ihrem Partner diese Beobachtungen mit. Mit ein bisschen Übung können Sie es schaffen, solchen Situationen konstruktiv zu begegnen, beispielsweise so:

„Deine Worte treffen mich gerade sehr. Ich fühle mich unverstanden und nicht gehört. Was du gesagt hast weckt bei mir ungute Gefühle, die wahrscheinlich nichts mit der Situation zu tun haben. Es fällt mir gerade schwer, das zu trennen. Ich brauche jetzt Verständnis von dir.“

Verbessern Sie die Kommunikation in Ihrer Fernbeziehung

Hier einige weitere Tipps, die die Kommunikation in Ihrer Fernbeziehung verbessern werden:

151. Seien Sie ehrlich

Ihr Partner fragt, ob es in Ordnung ist, dass Sie sich zwei Wochen nicht sehen, weil er Überstunden machen muss? Sagen Sie nur „Ja“, wenn Sie es wirklich so meinen! Wem wollen Sie einen Gefallen tun? Sie denken, Ihr Partner erwartet, dass Sie mit „Ja“ antworten? Teilen Sie ihm das mit – und Ihre ehrliche Meinung. Sagen Sie ihm: „Ich habe das Gefühl, jetzt „Ja“ sagen zu müssen, um dich nicht zu verärgern. Aber ehrlich gesagt, enttäuscht es mich, dass wir uns zwei Wochen lang nicht sehen werden.“

2. Reden Sie Klartext

Seien Sie sich über Ihre eigenen Erwartungen im Klaren und kommunizieren Sie diese. Ihr Partner kann Ihre Gedanken nicht lesen. Sie wollen ihn am nächsten Wochenende treffen? Sagen Sie ihm das, statt ihn nach seinen Plänen zu fragen und zu erwarten, dass er Sie von sich aus um ein Treffen bittet. Etwas in der Beziehung läuft nicht nach Ihren Vorstellungen? Sprechen Sie es an, anstatt versteckte Signale zu senden – Ihr Partner wird sie höchstwahrscheinlich übersehen.

3. Hören Sie aktiv zu

Haben Sie wirklich verstanden, was Ihnen Ihr Partner sagen will? Fragen Sie doch einfach mal nach. „Ich habe gehört, dass du zwar kommendes Wochenende keine Zeit hast, mich zu besuchen, dich aber freuen würdest, wenn wir uns am darauffolgenden Wochenende sehen können – ist das richtig?“ Und schon ist viel Potenzial für Missverständnisse aus der Situation genommen. Sind Sie sich einmal wirklich nicht sicher, was Ihr Partner Ihnen sagen will? Fragen Sie nach! Fangen Sie nicht an, zu interpretieren. Sagen Sie ihm ganz 16klar: „Ich habe verstanden, dass wir uns dieses Wochenende nicht sehen können. Was mir noch nicht klar ist, ist wann wir uns stattdessen sehen werden.“ Fragen Sie doch auch einmal Ihren Partner „Was hast du gerade verstanden als ich mit dir gesprochen habe? Welche Message ist bei dir angekommen?“

4. Sprechen Sie von sich

Neigen Sie dazu, Ihren Partner auf seine Fehler aufmerksam zu machen und anklagend zu reagieren? Lassen Sie das – es wird Sie nicht weiter bringen. Sprechen Sie stattdessen über Ihre eigenen Wünsche und Bedürfnisse. Statt zu sagen „Du rufst immer zu spät an!“, sagen Sie besser „Ich wünsche mir, dass du nächstes Mal 30 Minuten früher anrufst.“ Erklären Sie Ihrem Partner „Es ist gut für mich, wenn wir unsere gemeinsame Zeit frühzeitig planen.“, anstatt ihm vorzuwerfen „Du bist unfähig, dich weiter als eine Woche im Voraus festzulegen.“ Ihr Partner wird Ihren Wunsch sicher gerne erfüllen, sofern es ihm möglich ist. Auf eine Anklage hingegen reagiert wohl fast jeder mit Ablehnung.

5. Verallgemeinern Sie nicht

Gerade im Streit passiert es leicht, dass wir unseren Worten Ausdruck verleihen, indem wir sie verallgemeinern. Werfen auch Sie Ihrem Partner manchmal vor „immer die Arbeit vor die gemeinsame Zeit zu schieben“, „nie einen verabredeten Telefontermin einzuhalten“ oder „jedes Mal eifersüchtig zu reagieren“? Abgesehen davon, dass Ihr Partner wohl kaum immer, nie oder jedes einzelne Mal auf eine bestimmte Art und Weise agiert, kommen Sie mit dieser Art der Argumentation nicht...

Erscheint lt. Verlag 4.9.2019
Reihe/Serie Beck kompakt
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Beruf / Finanzen / Recht / Wirtschaft
Schlagworte Dual Career • Paarberatung • Partnerschaft
ISBN-10 3-406-74164-9 / 3406741649
ISBN-13 978-3-406-74164-7 / 9783406741647
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