Wunder & so - Falls ich dich küsse (eBook)

Band 1

(Autor)

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2019 | 1. Auflage
288 Seiten
Baumhaus (Verlag)
978-3-7325-7848-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Wunder & so - Falls ich dich küsse -  Mara Andeck
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Vor der 15-jährigen Lou liegt eine Reise mit einem wahren Traumschiff. Die Galatea ist nämlich ähnlich eingerichtet wie einst die Titanic. Hier gibt es noch glitzernde Kronleuchter, Seide und Samt. Bedient wird man von Butlern, und beim Dinner trägt man Abendkleid und Frack. Doch kaum an Bord, spürt Lou eine seltsame Verbindung zu einem geheimnisvollen Jungen. Er kommt ihr vertraut vor, obwohl sie ihn gar nicht kennt. Kann es sein, dass zwischen den beiden eine uralte Verbindung besteht?



Mara Andeck schreibt für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Sie ist die Autorin der beliebten Tagebuch-Reihe rund um Lilia ("Wen küss ich und wenn ja, wie viele?" und Folgebände). Mit "Wunder & so. Falls ich dich küsse" legt sie nun den ersten Band ihrer neuen Jugendbuchtrilogie vor.

Mara Andeck schreibt für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Sie ist die Autorin der beliebten Tagebuch-Reihe rund um Lilia ("Wen küss ich und wenn ja, wie viele?" und Folgebände). Mit "Wunder & so. Falls ich dich küsse" legt sie nun den ersten Band ihrer neuen Jugendbuchtrilogie vor.

Kapitel 1


Es heißt: Nur wer an Wunder glaubt, wird auch eins finden.
Das stimmt aber nicht. Wundern ist es total egal, wer an sie glaubt. Sie klopfen auch nicht an die Tür, um zu fragen, ob es gerade passt. Und sie sind nicht immer wundervoll.


Das erste Mal passierte es am Londoner Flughafen. Menschengedränge. Lautsprecherstimmen. Rollkoffergerumpel. Unser Flugzeug hatte Verspätung, und wir schlugen gerade die Zeit bis zum Abflug tot. Ich war fünfzehn und hatte noch nie eine so genial tolle Reise vor mir gehabt. Deswegen war ich ziemlich aufgeregt und nahm das merkwürdig schwebende Schwindelgefühl, das sich in mir ausbreitete, zunächst gar nicht so ernst.

Na ja, genauer gesagt passierte mir so was wie auf dem Flughafen auch nicht wirklich zum ersten Mal. Vielleicht blieb ich deswegen so cool. Mein ganzes Leben lang hatte ich immer mal wieder Déjà-vus gehabt. Jeder hatte die doch, oder? Zumindest behauptete das meine beste Freundin Amy. Immer wenn es passiert war, sagte sie: »Reg dich nicht auf, Lou, das ist eine ganz normale Gehirntäuschung, du musst nur mehr schlafen, dann gibt sich das schon.«

Aber es gab sich nie. Manchmal spürte ich einfach ganz plötzlich dieses merkwürdig schwebende Gefühl. Die Situation, in der ich mich gerade befand, kam mir dann total bekannt vor, auch wenn ich definitiv noch nie etwas Ähnliches erlebt hatte. Und gleichzeitig schien mir die ganze Welt so unwirklich, als würde ich träumen. Das tat ich aber nicht. Im Gegenteil, ich war hellwach und wusste schlagartig, was gleich geschehen würde. Ich konnte quasi die nächsten paar Sekunden vorhersagen. Mit Hellsehen hatte das allerdings nichts zu tun. Ich wusste einfach, wie der Moment weitergehen würde, weil ich ihn ja schon kannte, woher auch immer. Wie vor ein paar Wochen in Luigis Eisladen, als ich mich aus einer Laune heraus für Karamelleis mit salzigen Erdnüssen entschied, und in dem Augenblick, als ich krachend eine Erdnuss zerbiss, genau wusste, dass mein Handy im nächsten Moment summen würde, weil mein Kumpel Ben meine Englischhausaufgaben haben wollte. Oder wie einmal in der Gärtnerei meiner Eltern, als ich plötzlich das Gefühl hatte, dass Papa gleich in einem karierten Hemd und mit einer Pizzaschachtel in der Hand um die Ecke biegen würde – und exakt das passierte dann. Solche Sachen halt. Sie konnten Zufall sein oder – mir gefiel jedenfalls der Gedanke – so etwas wie eine Vorahnung.

Aber das hier war anders. Es begann schleichend und endete ausgesprochen seltsam.

Amy und ich saßen mit meinen Großeltern am Gate und warteten auf unseren verspäteten Anschlussflug nach Belfast. Es war furchtbar voll, die Stühle waren superunbequem, die Klimaanlage verbreitete Frosttemperaturen, und mir war die ganze Zeit leicht schwindelig zumute. Aber das beachtete ich gar nicht groß und schob es auf die schlechte Luft. Wir versuchten, Opa mit Wortspielen von seiner schrecklichen Flugangst abzulenken, deswegen sammelten wir Wörter und Sätze, die man sowohl vorwärts- als auch rückwärtslesen konnte. Palindrome heißen die. Meine Großmutter, die ich seit meiner Kindheit Momo nenne, hatte damit angefangen, und irgendwie machte die Sache Spaß. Kein Wunder, wir hatten echt kreative Palindrome gefunden. Leben zum Beispiel hieß rückwärtsgelesen Nebel. Nette Rehe retten hieß Nette Rehe retten. Und aus Optimismus wurde Sumsi mit Po. Das Ganze war irgendwie herzerwärmend, harmlos und heimelig, und Opa, der vom Flug von Frankfurt hierher noch leichenblass war, schien sich dabei tatsächlich zu erholen. So langsam gingen uns aber die Ideen aus.

»Aua«, fiel mir noch ein.

»Kajak«, sagte Amy.

»Rentner.« Das kam von Momo.

»Und nu?«, fragte Opa.

»Nu bist du wieder dran«, forderte Momo ihn auf.

Opa grinste. »Und nu ist doch ein Palindrom.«

Momo lachte ihr typisches, raues Momolachen, und zwar so laut, dass das Mädchen neben ihr sich zu uns umdrehte und pikiert eine Augenbraue hob. Sie war etwas älter als Amy und ich, schätzungsweise sechzehn, hatte lange, kupferrote, eindeutig gefärbte Haare, die in Wellen über ihre Schultern flossen, und trug zu ihrem schwarzen Minirock ein weißes T-Shirt, auf dem in Blockbuchstaben der Name eines Designers stand. Alles an ihr sah teuer aus, und sie war ziemlich hübsch. Jetzt rümpfte sie ihr feines Näschen und musterte Momo langsam von oben bis unten.

Momo zog oft Blicke auf sich. Mit ihrer zierlichen Figur, ihren blauen Kinderkulleraugen, ihrem lebhaften Gesicht und ihren temperamentvollen Bewegungen wirkte sie trotz ihrer grauen Haare und ihrer fein zerknitterten Haut kein bisschen alt. Sie sprühte förmlich vor Energie.

Die Rothaarige sah meine Großmutter gerade allerdings nicht bewundernd an, sondern eher so, als wäre sie ein seltenes und ziemlich sonderbares Insekt. Und derselbe Blick traf dann auch meinen Opa.

»Habe ich dich erschreckt, meine Liebe?«, fragte Momo das Mädchen auf Englisch.

»Erschreckt? Ähm, nein. Irritiert trifft es eher.« Das kam kühl und schneidend.

Und plötzlich war hier nichts mehr herzerwärmend heimelig. Jetzt war das nur noch ein lauter, turbulenter, kalter und neonbeleuchteter Flughafen, auf dem meine geliebten Großeltern irgendwie ein bisschen gefährdet wirkten. Aber ich wollte nicht, dass jemand sie kränkte, weil sie das nur zusätzlich stressen würde.

Wobei im Moment höchstens mein Großvater gestresst wirkte. Momo konnte normalerweise nichts so leicht erschüttern. Mit ihren fast siebzig Jahren flog sie jedes Frühjahr für sechs Wochen als Ärztin in verschiedene Krisenregionen dieser Welt. Sie hatte Nerven wie Drahtseile. Trotzdem – ich hatte das Gefühl, die beiden verteidigen zu müssen.

Sonst bin ich ja eher friedlich, aber wenn’s um meine Familie geht, fletsche ich schnell die Zähne. Und dann war da auch noch dieser leichte Déjà-vu-Schwindel, der immer stärker wurde und mich zusätzlich reizbar machte. Ich drehte mich also zu der Rothaarigen um und funkelte sie an. »Alles okay?«, fragte ich mit einer leisen Drohung in der Stimme.

Das Mädchen wandte sich ab. Trotzdem konnte ich sehen, wie sie mit dem Kinn in unsere Richtung wies. Bestimmt zeigte sie ihrem Begleiter gerade mit Blicken, wie uncool sie uns fand.

Der blonde Junge neben ihr wirkte ein bisschen älter als sie. Und viel netter. Er lächelte mich entschuldigend an und zuckte fast unmerklich mit den Schultern. Seine Augen waren leuchtend blau und wirkten trotzdem kein bisschen kühl. Eher sonnig und hell wie ein Sommerhimmel.

Mein Opa lenkte mich ab. »Oh, seht mal, wie schön!«, rief er und zeigte auf die Anzeigetafel über dem Gate. Dort wurden gerade weitere zwanzig Minuten Verspätung angezeigt.

Um uns herum stöhnten alle kollektiv auf, nur Opa strahlte. Er wirkte, als wäre er dem sicheren Tod gerade noch einmal von der Schippe gesprungen.

»Das gibt uns Zeit für eine Tasse Tee, Julius«, sagte Momo und zwinkerte ihm zu. »Jasmintee. Wie wäre das?«

Opa hob eine Augenbraue, und seine Augen blitzten. Momo schenkte ihm ein kleines, feines Lächeln, und jetzt hatte ich den Eindruck, dass Opa sogar ein bisschen rot wurde. Oha, da ging es eindeutig um mehr als nur um Tee.

Er räusperte sich. »Ob sie den hier haben?«, fragte er.

Momo lächelte wieder. Sie öffnete ihre Handtasche und zog ein Teepäckchen heraus. »Wir brauchen nur heißes Wasser. Genau wie damals …«

Amy und ich sahen uns an. Die beiden benötigten bei ihrem Teeritual eindeutig keine Begleitung. »Und was machen wir?«, fragte meine beste Freundin mich ratlos.

Es war das erste Mal, dass Amy und ich zusammen verreisten, und wir freuten uns wie verrückt auf die kommenden Tage. Aber nicht nur, weil wir die Pfingstferien zusammen verbringen würden, sondern weil uns die Abenteuerreise unseres Lebens erwartete! Nur auf diese schnarchige Warterei am Flughafen hätten wir verzichten können.

»Wir könnten Bertie Bott’s Bohnen für Freddy kaufen«, schlug ich vor. Auf dem Weg zum Gate waren wir an einem Harry-Potter-Shop vorbeigekommen, wo es niedliche Pappschachteln mit bunten Jelly Beans gab. Laut Aufdruck hatten sie krasse Geschmacksnoten, und Amys kleiner Bruder würde bestimmt entzückt sein. Außerdem würde ein bisschen Bewegung dieses seltsame, schummrige Gefühl vielleicht vertreiben.

»Freddy wollte doch was ganz anderes«, meinte Amy.

Das stimmte allerdings. Ich dachte daran, wie Amy ihren vierjährigen Bruder vor drei Stunden am Frankfurter Flughafen zum letzten Mal auf den Arm genommen hatte.

Freddy hatte ganz runde Augen vor Kummer gehabt, aber er hatte sich wacker gehalten und fast gar nicht geweint. »Bringst du mir Geschmeude mit?«, hatte er leise gepiepst.

»Was ist das?«, hatte Amy gefragt.

Freddy rieb sich mit seinen Fäustchen die Augen. »Wie bei Prinzen«, sagte er und gähnte. Der Abschied war ein bisschen zu viel für ihn. »Wenn Prinzen verreisen, bringen sie immer Gold und Geschmeude mit. Und ihr werdet doch Prinzessinnen sein, oder?«

Ja, das konnte man so sagen. Zumindest würden wir uns so fühlen, da waren wir uns ganz sicher.

Freddy dachte kurz nach. »Gold ist zu teuer. Also nur Geschmeude. So bunte, glitzernde Steine. Uki?« Müde lehnte er den Kopf an Amys Schulter.

Amy drückte ihn ganz fest. »Ich bring dir alles Geschmeide mit, das ich finden kann«, sagte sie und gab ihm ein letztes Küsschen, bevor sie ihn an ihre Mutter zurückreichte.

»Er bekommt schon noch...

Erscheint lt. Verlag 31.7.2019
Reihe/Serie Wunder & so
Wunder & so
Wunder & so
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Jugendbücher ab 12 Jahre
Schlagworte Bücher ab 11 • Bücher ab 12 Jahre • Bücher für Mädchen • Butler • Deja vu • Déjà-vu • Erste Liebe • Freundschaft • Jahrhundertwende • Jugendbuch • Jugendbücher • Kerstin Gier • Reise • Romance • Schicksal • Schiff • Titanic • Traumschiff • Wenn das Leben dich nervt • Wunder • Zeitreise • Zimt und weg
ISBN-10 3-7325-7848-8 / 3732578488
ISBN-13 978-3-7325-7848-1 / 9783732578481
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