Der Limonadenmann oder Die wundersame Geschichte eines Goldschmieds, der der Frau, die er liebte, das Leben retten wollte und dabei die Limonade erfand (eBook)

Historischer Roman
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2018 | 3. Auflage
256 Seiten
Gmeiner-Verlag
978-3-8392-5766-1 (ISBN)

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Der Limonadenmann oder Die wundersame Geschichte eines Goldschmieds, der der Frau, die er liebte, das Leben retten wollte und dabei die Limonade erfand -  Günther Thömmes
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Der hugenottisch geprägte Jacob entwickelt sich vom einfachen Bauernsohn zum gefragten Goldschmied, Juwelier und Gentleman. Sein Weg führt ihn von Hessen über Genf nach London. Als Erstem gelingt ihm, nach jahrelanger Tüftelei, die Erzeugung künstlichen Mineralwassers. Gegen alle Widerstände hat er Erfolg. Doch kann seine Erfindung auch der Frau, die er liebt, das Leben retten? Und nebenbei auch noch einen Mann aus dem Weg räumen, der kein Mitleid verdient? Heute ist Jacobs Nachname weltbekannt, er selbst wurde jedoch - zu Unrecht - fast vergessen.

Der gelernte Brauer, studierte Braumeister und Buchautor Günther Thömmes stammt aus der Bierstadt Bitburg in der Eifel. Bierbesessen und weitgereist in Sachen Brauereien, hat er mittlerweile vier »Bierzauberer«-Romane über die Biergeschichte, sowie diverse Kurzkrimis und den Reiseführer »So braut Deutschland«, veröffentlicht. »Der Limonadenmann« ist nach »Der Papstkäufer« sein zweiter Ausflug außerhalb des Gerstensafts. Der Autor schreibt weiterhin für diverse Bierblogs und Fachmagazine. Von 2010 bis 2016 betrieb er mit der »Bierzauberei« ein Pionierprojekt der jungen wilden Craftbier-Szene, zuletzt als Wanderbrauer in Österreich, Deutschland, Ungarn und Brasilien. Günther Thömmes ist verheiratet und lebt mit Frau und Sohn in der Nähe von Wien.

Der gelernte Brauer, studierte Braumeister und Buchautor Günther Thömmes stammt aus der Bierstadt Bitburg in der Eifel. Bierbesessen und weitgereist in Sachen Brauereien, hat er mittlerweile vier »Bierzauberer«-Romane über die Biergeschichte, sowie diverse Kurzkrimis und den Reiseführer »So braut Deutschland«, veröffentlicht. »Der Limonadenmann« ist nach »Der Papstkäufer« sein zweiter Ausflug außerhalb des Gerstensafts. Der Autor schreibt weiterhin für diverse Bierblogs und Fachmagazine. Von 2010 bis 2016 betrieb er mit der »Bierzauberei« ein Pionierprojekt der jungen wilden Craftbier-Szene, zuletzt als Wanderbrauer in Österreich, Deutschland, Ungarn und Brasilien. Günther Thömmes ist verheiratet und lebt mit Frau und Sohn in der Nähe von Wien.

6. Kapitel: Johann Ludwig Wiskemann


Es bedurfte nur wenig Überredungskraft, und noch weniger Münzen von Conrad Schweppeus, um Jacob erneut eine Lehrstelle als Goldschmied zu beschaffen. Noch immer war die Nachfrage in Hessen-Kassel größer als das Angebot, und Meister Wiskemann war sogar ein klein wenig beeindruckt von Jacobs tolldreister Kesselflicker-Geschichte. Mit einem Jahr Verspätung ging es also los mit der Goldschmiedelehre. Gleich von Anfang an merkte Wiskemann, dass er mit Jacob einen besonderen Jungen in der Werkstatt hatte.

»Wo steht denn der Amboss?« war Jacobs erste Frage, als er zum ersten Mal in Wiskemanns Werkstatt eintrat.

Wiskemann lachte. »Das kommt noch, du vorwitziges Bürschlein. Jetzt zeige ich dir erst einmal deinen Schlafplatz.«

Jacob durfte im ersten Lehrjahr auf einer Bank in der Küche schlafen. Dadurch wurde er zwar immer als Erster geweckt, war aber in der Nähe des wärmenden Feuers.

»Du bist mein erster Lehrling, deswegen fehlt mir noch die Erfahrung damit. Am besten frag nicht viel rum, sondern mach einfach, was du für richtig hältst. Außer natürlich, es geht um Gold oder Silber. Da fragst du schon.«

Johann Ludwig Wiskemann war eine unauffällige Erscheinung von mittlerer Größe und Statur, mit dunkelbraunen Haaren und einem dünnen Schnauzbart. Er redete gerne und viel, aber nur mit mittlerer Lautstärke, brüllte nie und war warmherzig und humorvoll. Er war in allem gutes, bescheidenes Mittelmaß, außer in seinem Handwerk. Da war er ein Meister, zwar ein junger noch. Aber einer, der von sich reden machen sollte in naher Zukunft.

Später am ersten Arbeitstag kam der Meister lächelnd auf die Eingangsfrage seines Lehrlings zurück.

»Wieso benötigst du einen Amboss?«

»Ihr seid doch ein Schmied, und ich soll auch einer werden. Und Schmiede schmieden mit Hammer, Amboss und Zange.»

Wiskemann amüsierte sich köstlich bei der Vorstellung Jacobs, dass ein Goldschmiedemeister tatsächlich einen riesigen Klumpen Gold auf einem monströsen Amboss bearbeiten würde. Wurde aber gleich wieder ernst.

»Da hast du recht, aber wir sind Schmiede der besonderen Art«, kam die verständnisvolle Antwort. Sie gingen in einen zweiten Raum. Dort nahm Wiskemann ein schwarzes, kantiges Etwas vom Tisch, was die Größe einer Männerfaust hatte und legte es Jacob in die Hand. Schwer, eckig und plump fühlte es sich an.

»Das ist mein Amboss. Wir arbeiten mit weniger Metall und bearbeiten dies viel filigraner als ein Hufschmied. Da dürfen auch unsere Werkzeuge kleiner und filigraner sein.«

Jacob sah die kleinen Werkzeuge auf dem Tisch, von denen einige aussahen wie Hämmer und Zangen, nur eben in Miniaturausgaben, und verstand.

»Dein Vater hat dich mir anvertraut, nicht weil du so viel Kraft besitzt, sondern weil du geschickt und eben nicht grob bist. Dies, und noch ein wenig künstlerische Fähigkeit dazu, das sind die Eigenschaften, die du benötigst, um ein guter Goldschmied zu werden.«

Das sollte jedoch längst nicht alles sein. Auch wenn er von nun an viel am Tisch saß und mit Geduld und gutem Auge seiner Arbeit nachging, so gab es gelegentlich dennoch körperliche Herausforderungen wie Walzen oder Ziehen, die ihn an den Rand seiner Kräfte brachten.

Die Werkstatt lag zu einem lichtüberfluteten Platz hinaus. Sie bestand aus einem tonnenartigen Gewölbe mit meterdicken, alten Mauern, jedoch mit einigen überdurchschnittlich großen Fenstern im Erdgeschoß. Wiskemann erklärte Jacob mehr als einmal, wie wichtig Licht für ihre Arbeit war.

»Ich habe lange gesucht, bis ich genau dieses Haus gefunden habe. Du benötigst viel Licht, gutes Licht und oft auch ein starkes Brennglas, um die feinen Details deiner Arbeit richtig hinzubekommen. Jedoch selbst das beste Brennglas funktioniert nicht ohne Licht. Deswegen arbeiten wir im Sommer länger, und im Winter kürzer an den feinen Arbeiten.«

Jacob lernte schnell, vor allem und von Anfang an lernte er, dass man in einer Goldschmiedewerkstatt kein Material vergeuden, verschwenden oder wegwerfen durfte.

»Einem Hufschmied oder Waffenschmied ist es gleich, wenn ein wenig flüssiges Metall danebentröpfelt. Solange er sich nicht verbrennt. Bei uns kostet das gleich Unsummen, die uns unsere Kunden dazu noch oft in Rechnung stellen, wenn sie nicht genau so viel Gold zurück bekommen, wie sie uns überlassen haben für die Arbeit.«

Im Laufe der Monate zeigte Wiskemann seinem Lehrling alle Tätigkeiten, leitete ihn an, korrigierte ihn, tadelte ihn und lobte ihn. Überwog anfangs der Tadel, war Jacob zum Ende des ersten Jahres, das wie im Fluge verging, mehr und mehr das Lob gewohnt. Einiges hatte er beim Kesselflicker Balthasar Apitzsch gelernt. Aber, wie sein Meister ihm oft bekräftigte, der Unterschied lag stets im Detail. Den kleinen, filigranen Details ihres Kunsthandwerks. Das zweite Lehrjahr begann, und er konnte löten, nieten, feilen, sägen, ziselieren, Metall treiben, biegen, hämmern, ziehen, schleifen, tauschieren, gravieren, polieren und mattieren.

Außerdem bekam er eine eigene kleine Kammer unter dem Dach und musste nicht mehr in der Küche schlafen. Es war zwar nicht mehr so warm, aber er fühlte sich wie ein König in seinem Reich.

Das zweite Jahr verrann nicht ganz so schnell wie das erste. Denn er lernte weniger dazu, so glaubte er zumindest. Immer noch lötete er, nietete, feilte, sägte, ziselierte, trieb Metall, bog es, hämmerte, zog es lang, schliff, tauschierte, gravierte, polierte und mattierte. Nur noch besser, noch feiner, noch gediegener.

Nach zwei Jahren durfte Jacob zum ersten Mal nach Witzenhausen gehen, um seine Eltern zu besuchen.

Im dritten Lehrjahr begann Wiskemann, seinem Lehrling von den Wundern der Alchemie zu erzählen.

Während der Arbeit fragte er ihn einfach zwischendurch: »Was ist denn das Besondere an Gold?«

Jacob überlegte kurz. »Dass es so selten und wertvoll ist.«

Wiskemann lachte. »Da verwechselst du Ursache und Wirkung. Gold ist wertvoll, weil es Eigenschaften hat, die es über die anderen Metalle erheben. Und so selten ist es gar nicht. Es wird nur gerne versteckt. Eben darum, weil es so wertvoll ist.«

Jacob kratzte sich am Kopf und schüttelte ihn.

»Ich weiß es nicht.«

»Hast du schon mal ein Schwert aus Gold gesehen? Oder goldene Hufeisen?«, fragte der Meister.

Jetzt lachte Jacob. »Natürlich nicht. Wäre ja viel zu wertvoll. Man müsste ständig Angst haben, dass es gestohlen würde.« Dann fiel ihm noch ein Argument ein. »Und Gold ist viel zu weich, um eine harte, scharfe Klinge zu schmieden.«

Jetzt nickte Wiskemann. »Wir kommen der Sache näher. Die Weichheit ist schon einmal eine besondere Eigenschaft des Goldes. Sie erlaubt es auch, Gold immer wieder einzuschmelzen und neu zu formen, ohne dass man Verluste erleidet. Das geht ansonsten mit keinem Metall. Gibt es denn noch eine weitere hervorstechende Eigenschaft des Goldes?«

Jacob überlegte. Ein Mal. Ein zweites Mal. Ohne Erfolg. Wiskemann half ihm auf die Sprünge.

»Was macht ein Schwert oder ein Hufeisen, wenn es nass wird?«

»Es rostet.«

»Und Gold?«

»Rostet es etwa nicht?«

Es war ihm tatsächlich noch nie aufgefallen. Wohl auch, weil die goldenen Preziosen, die sie herstellten, nicht im Freien auf- und ausgestellt wurden.

»Genau das ist es, warum die Alchemisten seit Jahrhunderten dem Gold nachjagen. Alle anderen Metalle sind anfällig für den Kontakt mit Phlogiston. Phlogiston, das ist ein Naturstoff, der alles umgibt und besonders bei Feuer entsteht. Und dafür sorgt, das alle anderen Metalle rosten. Warum genau, konnte bislang allerdings niemand hinreichend erklären.«

So lernte er alles über die Phlogistontheorie, aber auch, was es über andere seltsame Gase, wie die neu entdeckte Vitriolluft, zu lernen gab.

Außerdem wurde er in die Mysterien der Buchhaltung eingeweiht. Wiskemann hatte eine große, in Leder eingebundene Kladde, in die er alle Aufträge eintrug. Ebenso die Materialeinkäufe, seine Verkäufe sowie alle Geldeingänge und -ausgänge. Und zwar nicht nur einmal, sondern zweimal. Conrad merkte, dass er im Lesen, Schreiben und Rechnen noch erheblichen Nachholbedarf hatte. Sein Meister lächelte nur und verbrachte eine Zeit lang jeden Abend eine Stunde mit seinem Lehrling, bis dieser die doppelte Buchführung verstand. »Solltest du einmal dein eigener Herr sein, ist dieses Wissen unumgänglich.«

Mitten im dritten Lehrjahr, zu Beginn des Frühjahrs, erhielt er einen der seltenen Briefe aus Witzenhausen. Seine Mutter Eléonore schrieb: »Mein geliebter Sohn, ich muss dir leider mitteilen, dass dein Großvater, mein Vater Antoine, vergangene Woche verstorben ist. Wie du sicher gehört hast, war im Winter die Pest durch unser Fürstentum gezogen, und hatte unser Witzenhausen mit Gottes Beistand verschont. Aber Antoine, der alte Dummkopf, hat es geschafft, als Einziger im ganzen Ort an der Pest zu erkranken und zu sterben. Alle Ansteckungsarten, die wir uns vorstellen könnten, ganz besonders das Wasser, hat er gemieden bis zum Ende. Aber stur wie er war, musste er immer diese furchtbaren Perücken tragen. Und, wie unser Doktor nun behauptet, war die letzte mit Haaren von Pestopfern bestückt gewesen. Den Perückenmacher aus Göttingen konnten wir nicht mehr befragen, der ist ebenfalls schon an der Pest gestorben. Wenn du eine Lehre ziehen magst aus dem Leben deines dummen und sturen Großvaters: Wasche dich öfter und meide Perücken! In deine Gebete darfst du ihn dennoch...

Erscheint lt. Verlag 5.9.2018
Reihe/Serie Historische Romane im GMEINER-Verlag
Verlagsort Meßkirch
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Krimi / Thriller / Horror Historische Kriminalromane
Schlagworte England • Erfindung • Genf • Genial • geniale Erfindung • Hessen • Histo • historisch • Historischer Roman • Humor • Jacob Schweppe • Limonade • London • Mineralwasser • Roman • Schelmenroman • Schweiz • Schweppe • schweppes • Soda • Sodawasser • Sprudelwasser • U • Weltmarke Schweppes
ISBN-10 3-8392-5766-2 / 3839257662
ISBN-13 978-3-8392-5766-1 / 9783839257661
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