Girl in a Strange Land (eBook)

(Autor)

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2018 | 1. Auflage
336 Seiten
Loewe Verlag
978-3-7320-1168-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Girl in a Strange Land -  Karl Olsberg
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Überall auf der Welt herrscht ein erbarmungsloser Krieg. Nur im Tal der Erweckten, das von der Außenwelt abgeschottet ist, können die Menschen noch in Sicherheit und Frieden leben. Das glaubt zumindest Sophia. Doch als ihr Freund Mirko verschwindet, beginnt Sophia ihre streng religiöse Gemeinde infrage zu stellen. Sie verlässt das Tal und findet anstelle eines Schlachtfeldes eine scheinbar perfekte, hoch technisierte Gesellschaft vor. Kann es sein, dass Sophias bisheriges Leben eine einzige Lüge war?

Karl Olsberg promovierte über künstliche Intelligenz, war Unternehmensberater, Manager bei einem Fernsehsender und gründete mehrere Start-ups. 2007 erschien sein erster Roman Das System, der es auf Anhieb in die Spiegel-Bestsellerliste schaffte. Seitdem schreibt er nicht nur erfolgreich Romane für Erwachsene, sondern auch für Jugendliche und Kinder. Der Thriller 'Boy in a white room' wurde für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2018 nominiert. Seine Minecraft-Romane, die er zunächst im Eigenverlag veröffentlichte, erreichten Platz 2 der Amazon-Bestsellerliste. Zudem wurde sein Start-up 'Papego', das die gleichnamige App zum mobilen Weiterlesen gedruckter Bücher entwickelt, auf der Frankfurter Buchmesse als 'Content-Start-up des Jahres 2016' ausgezeichnet. Der Autor lebt mit seiner Familie in Hamburg.

Karl Olsberg promovierte über künstliche Intelligenz, war Unternehmensberater, Manager bei einem Fernsehsender und gründete mehrere Start-ups. 2007 erschien sein erster Roman Das System, der es auf Anhieb in die Spiegel-Bestsellerliste schaffte. Seitdem schreibt er nicht nur erfolgreich Romane für Erwachsene, sondern auch für Jugendliche und Kinder. Der Thriller "Boy in a white room" wurde für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2018 nominiert. Seine Minecraft-Romane, die er zunächst im Eigenverlag veröffentlichte, erreichten Platz 2 der Amazon-Bestsellerliste. Zudem wurde sein Start-up "Papego", das die gleichnamige App zum mobilen Weiterlesen gedruckter Bücher entwickelt, auf der Frankfurter Buchmesse als "Content-Start-up des Jahres 2016" ausgezeichnet. Der Autor lebt mit seiner Familie in Hamburg.

1. KAPITEL


»Wo ist Paul?«, frage ich.

Mutter, die gerade dabei ist, in der Badewanne die Bettwäsche einzuweichen, sieht mich überrascht an.

»Wer ist Paul?«

»Na, du weißt schon, das Lamm. Es ist nicht auf der Weide.«

Mutter antwortet nicht, sondern wendet sich wieder ihrer Wäsche zu. Was hat sie bloß?

»Was ist?«, hake ich nach.

Sie sieht mich mit ernstem Blick an.

»Sophia, Tiere sind keine Menschen. Gott hat sie gemacht, damit sie uns nutzen.«

Ich starre sie verständnislos an. Dann begreife ich plötzlich.

»Nein!«, schreie ich. »Nein! Nicht Paul! Nicht Paul!«

Mutter schweigt.

Ich stürme aus dem Haus. Auf dem Weg zum Gemeindezentrum schreie ich die ganze Zeit: »Das dürft ihr nicht! Das dürft ihr nicht!«

Erst das große Holzkreuz vor dem dreistöckigen Gebäude bringt mich zur Vernunft. Mahnend scheint der Heiland auf mich herabzublicken. Keuchend bleibe ich stehen, schlucke, richte mein langes schwarzes Haar, das sich von der Schleife, mit der ich es zusammengebunden habe, kaum bändigen lässt. Dann betrete ich das Zentrum.

Die Schwester am Empfang lächelt freundlich. »Sophia! Warum bist du denn so aufgebracht?«

»Paul!«, bringe ich heraus. »Er … er soll …« Ich bringe es nicht übers Herz, es auszusprechen. »Darf ich bitte den Herrn Vikar sprechen?«

»Ich weiß nicht, ob er jetzt Zeit für dich hat«, sagt die Schwester. »Schließlich ist morgen das Erweckungsfest. Aber er hat für die Sorgen und Nöte der Gemeinde immer ein offenes Ohr. Ich frage ihn mal.«

Sie verschwindet. Ich warte mit klopfendem Herzen. Nach ein paar Minuten kehrt die Schwester zurück.

»Der Herr Vikar empfängt dich jetzt. Komm mit!«

Ich folge ihr über einen langen Flur, vorbei am großen Gemeinderaum, in dem unsere Versammlungen stattfinden, bis zu einem Zimmer, an dessen Tür ein großes Holzkreuz hängt. Die Schwester klopft, dann öffnet sie die Tür für mich.

Der Vikar sitzt hinter einem großen hölzernen Schreibtisch, auf dem sich mehrere Papierstapel türmen, den Blick in ein Blatt vertieft. Er ist etwa fünfzig Jahre alt, hat schütteres braunes Haar und eine Hakennase mit einer silbernen Brille darauf. Hinter ihm hängt eine große Pinnwand, an die zahllose Tabellen, Pläne und Listen geheftet sind. Er wirkt sehr beschäftigt. Meine Probleme kommen mir auf einmal klein und unwichtig vor.

Es dauert ein paar Sekunden, in denen ich stumm und eingeschüchtert dastehe, bevor er von dem Zettel aufsieht und mich anblickt.

»Sophia!«, grüßt er mich und lächelt freundlich. »Schwester Christa sagte, du seist sehr aufgebracht. Was ist denn los?«

»Paul!«, bringe ich heraus. »Bitte, Sie dürfen ihn nicht opfern! Nicht Paul!«

»Paul?«, fragt der Vikar mit hochgezogener Augenbraue.

»Ein Lamm. Ich habe es Paul getauft.«

Die Augenbraue schiebt sich noch ein bisschen höher. »Du hast es getauft

Ich erschrecke. »Nein. Ich meine, nicht richtig natürlich. Er ist ja bloß ein Lamm. Aber …«

Der Vikar nickt. »Du hast recht, es ist ein Lamm. Es wurde von Gott geschaffen, um uns Menschen zu dienen. Und das tut es auch. Es gibt uns sein Fleisch, damit wir davon essen und dem Heiland für unsere Errettung danken können, und sein Blut, um die Türen zu zeichnen und die bösen Blicke der Verlorenen abzuhalten. Denn es steht geschrieben: Über alle Götter Ägyptens halte ich Gericht, ich, der Herr. Das Blut an den Häusern, in denen ihr wohnt, soll ein Zeichen zu eurem Schutz sein. Wenn ich das Blut sehe, werde ich an euch vorübergehen und das vernichtende Unheil wird euch nicht treffen, wenn ich in Ägypten dreinschlage.«

»Aber … aber wir sind doch nicht in Ägypten!«, rufe ich verzweifelt.

»Ägypten ist verloren, so wie die ganze Welt außerhalb unseres Tals. Doch es heißt in der Heiligen Schrift: Diesen Tag sollt ihr als Gedenktag begehen. Feiert ihn als Fest zur Ehre des Herrn! Für die kommenden Generationen macht euch diese Feier zur festen Regel! Die Menschen haben die Gebote des Herrn vergessen und deshalb sind sie zu Verlorenen geworden, zu Dienern des Antichristen. Du willst doch nicht auch eine Verlorene werden, Sophia?«

Was für eine grauenhafte Vorstellung, ohne Seele mit leerem Blick durch die Welt zu wanken. Es ist ein schlimmes Schicksal, das die Menschen außerhalb des Tals der Erweckten ereilt hat. Ich zweifle nicht daran, dass die Verlorenen es verdient haben – schließlich ist das Urteil Gottes unfehlbar. Doch der Gedanke, dass auch ich eines Tages zu so einem seelenlosen Wesen werden könnte, dass ich, statt das Werk Gottes zu tun, Satan verfallen könnte, ängstigt mich zutiefst.

Dennoch versuche ich es noch ein letztes Mal, auch wenn ich weiß, dass ich die Geduld des Vikars damit stark strapaziere. »Aber warum ausgerechnet Paul? Können wir nicht ein anderes Lamm opfern?«

Der Vikar seufzt. »Wie alt bist du jetzt, Sophia?«

»15, Herr Vikar.«

Er nickt. »Ich sehe eine junge Frau in dir. Bald wirst du heiraten und Kinder bekommen. Dann werden wir sie taufen, und wenn es ein Junge wird, kannst du ihn Paul nennen.« Seine Augen verengen sich und in scharfem Tonfall sagt er: »Aber ein Lamm verdient keinen Namen, schon gar nicht den eines Apostels!« Sein Ton wird wieder milder, als er fortfährt: »Du bist jetzt in einem Alter, in dem sich vieles für dich ändert, Sophia. Du musst dich mit den Realitäten des Lebens auseinandersetzen. Bis zur Wiederkunft Christi und unserer Erlösung müssen wir lernen, all die Prüfungen, die Gott uns auferlegt, zu bewältigen. Lass mich dich etwas fragen, Sophia. Hattest du eine glückliche Kindheit?«

»Ja, Herr Vikar. Bis auf … « Tränen treten mir in die Augen. »Bis auf die Nacht, als mein Vater verschwand. Er … er wurde von den Verlorenen geholt.«

Der Vikar nickt. »Ja, ich erinnere mich daran. Du warst noch klein. Es war sicher eine harte Prüfung für dich. Doch die gute Nachricht ist, dass der Herr diejenigen, die er am härtesten prüft, am meisten liebt. Denn mit ihnen hat er Großes vor. Dass das Lamm, dem du törichterweise einen Namen gegeben hast, nun als Opfer ausgewählt wurde, ist eine große Gnade. Es gibt dir die Gelegenheit, zur Besinnung zu kommen und deine Frömmigkeit zu beweisen. Dies ist nur eine kleine Prüfung, verglichen mit dem, was andere erdulden müssen. Sei tapfer und demütig! Und nun geh und bereite dich auf das Fest vor.«

Ich nicke. »Danke, Herr Vikar.«

Mit gebeugtem Kopf verlasse ich das Gemeindehaus, doch meine Fäuste sind geballt. Paul mag bloß ein Lamm sein, aber er ist jung und unschuldig und voller Lebensfreude. Ist er nicht auch ein Geschöpf Gottes? Hat er nicht auch ein Recht zu leben?

Draußen sehe ich mich um. Der Platz vor dem Gemeindezentrum ist leer – heute ist kein Markttag und alle sind damit beschäftigt, sich auf das große Fest vorzubereiten, das heute Abend mit dem Opfer und einer nächtlichen Prozession beginnt. Über dem Eingang des Zentrums steht in verblassten Buchstaben das Wort »Hotel«. Mutter hat mir erzählt, dass früher Leute in unser Tal gekommen sind, um »Urlaub« zu machen, wie sie es nannten. Das war vor langer Zeit, noch vor der Erweckung, bevor alle Menschen außerhalb unseres Tals zu Verlorenen wurden.

Seitdem ist unser Tal die letzte Zuflucht der aufrechten, gottesfürchtigen Menschen geworden. Früher, bevor ich geboren wurde, kamen viele aus allen Teilen der Welt hierher, weshalb die Bewohner unserer Gemeinde unterschiedliche Hautfarben haben und manche fremde Sprachen sprechen. Doch irgendwann erschienen keine Erweckten mehr. Der Letzte Bischof sagt, es gab niemanden mehr, der Gott gefallen hätte, sodass er ihn hätte zu uns führen wollen.

Etwa fünftausend Seelen leben jetzt hier im Stillachtal, aufgeteilt in die vier Gemeinden Schwand, Faistenoy, Birgsau und Einödsbach sowie das Heiligtum des Letzten Bischofs am Ende des Rappenalptals, das ans Stillachtal anschließt. Birgsau ist die größte und, wie ich finde, schönste Gemeinde, obwohl ich solche eitlen Gedanken nicht laut aussprechen darf, denn vor dem Herrn sind wir alle gleich. Gemeinsam warten wir auf die Wiederkunft Christi, darauf, dass der Heiland uns von dieser Welt erlöst und ins Paradies führt. Der Letzte Bischof sagt in seinen Predigten immer, dass es nun jeden Moment passieren kann und wir deshalb jeden Tag so leben müssen, als wäre es unser letzter. Doch wir bestellen im Frühjahr die Felder, ernten und legen Vorräte an, sind sparsam mit allem, was wir haben, und nehmen nie mehr, als Gott uns gibt. Denn wir wissen, dass er unsere Geduld und unseren Glauben prüft und uns erst dann erlösen wird, wenn er genug gesehen hat, um über uns zu richten.

Früher, als kleines Kind, ganz besonders in der Zeit, nachdem mein Vater verloren ging, habe ich Mutter oft gefragt: »Wann kommt denn der Heiland, Mama? Kommt er bald und erlöst uns?«

Dann hat sie nur mit den Schultern gezuckt und gesagt: »Ich hoffe es, mein Kind. Ich hoffe es wirklich.«

Inzwischen glaube ich, dass es noch ganz schön lange dauern kann, bis Jesus in unserem Tal auftaucht. Vielleicht bin ich dann schon so alt wie Mutter.

Mir kommt der Gedanke, dass ich mit meiner Widerspenstigkeit die Wiederkunft Christi verzögert haben könnte. Ich weiß natürlich, dass Gott jede meiner Handlungen und jeden Gedanken sieht, so wie die aller anderen Erweckten. Vielleicht wartet er, bis wir alle reinen Herzens sind, bevor er uns seinen...

Erscheint lt. Verlag 9.10.2018
Verlagsort Bindlach
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Jugendbücher ab 12 Jahre
Schlagworte Boy in a White Room • Bücher wie iBoy • Bücher wie The Circle • Geschenk Junge 14 Jahre • Geschenk Mädchen 14 Jahre • Jugendbücher ab 14 • Künstliche Intelligenz KI • Schullektüre eBook • Thriller ab 14 • Virtual Reality Virtuelle Welten • Würfelwelt
ISBN-10 3-7320-1168-2 / 3732011682
ISBN-13 978-3-7320-1168-1 / 9783732011681
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