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Umweltbildung (E-Book) (eBook)

Planungsgrundlagen und didaktische Handlungsfelder
eBook Download: EPUB
2018 | 1. Auflage
100 Seiten
hep verlag
978-3-0355-0895-6 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
22,99 inkl. MwSt
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Dieses E-Book enthält komplexe Grafiken und Tabellen, welche nur auf E-Readern gut lesbar sind, auf denen sich Bilder vergrössern lassen. Können Bildungsangebote dazu beitragen, dass Menschen in ihrem Alltag nachhaltig handeln? Bruno Scheidegger beschreibt anhand eines Brückenmodells, welche Faktoren Verhalten beeinflussen, worin die Herausforderung von verhaltensorientierter Bildung liegt und in welchen Handlungsfeldern die didaktische Arbeit ansetzen kann. Das Buch verbindet typische Verhaltenshürden mit Lernaktivitäten und zeigt auf, welche Ansätze aus Praxis und Literatur sich bewährt haben. Das Brückenmodell vereinfacht die Orientierung in den komplexen Wirkungszusammenhängen und hilft, die Möglichkeiten und Grenzen pädagogischer Einflussnahme zu verstehen. Es liefert damit eine Planungsgrundlage für Bildungsfachleute, die mehr erreichen wollen als Sensibilisierung und Bewusstsein. Können Bildungsangebote dazu beitragen, dass Menschen in ihrem Alltag nachhaltig handeln? Bruno Scheidegger beschreibt anhand eines Brückenmodells, welche Faktoren Verhalten beeinflussen, worin die Herausforderung von verhaltensorientierter Bildung liegt und in welchen Handlungsfeldern die didaktische Arbeit ansetzen kann. Das Buch verbindet typische Verhaltenshürden mit Lernaktivitäten und zeigt auf, welche Ansätze aus Praxis und Literatur sich bewährt haben. Das Brückenmodell vereinfacht die Orientierung in den komplexen Wirkungszusammenhängen und hilft, die Möglichkeiten und Grenzen pädagogischer Einflussnahme zu verstehen. Es liefert damit eine Planungsgrundlage für Bildungsfachleute, die mehr erreichen wollen als Sensibilisierung und Bewusstsein.

Bruno Scheidegger (1956-2017) war verantwortlich für Lehrevaluation und Dozierenden-Support am Departement Life Sciences und Facility Management der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaft in Wädenswil. Parallel zum Abschluss als Geologe an der ETH Zürich (1984) und zu seinem Master in Erwachsenenbildung (2007) sammelte er Berufs- und Ausbildungserfahrung in vielfältigen institutionellen Umfeldern, insbesondere im Wildwassersport, in der non-formalen Erwachsenenbildung und als Dozent für Umwelt- und Outdoor-Education. In seinen letzten Tätigkeiten unterstützte er die Entwicklung und Umsetzung von Bildungskonzepten in so unterschiedlichen Bereichen wie der Hochschuldidaktik, Umweltbildung und Wanderleiterausbildung. Die Freizeit verbrachte er am liebsten auf bewegtem Wasser in der Natur.

Bruno Scheidegger (1956–2017) war verantwortlich für Lehrevaluation und Dozierenden-Support am Departement Life Sciences und Facility Management der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaft in Wädenswil. Parallel zum Abschluss als Geologe an der ETH Zürich (1984) und zu seinem Master in Erwachsenenbildung (2007) sammelte er Berufs- und Ausbildungserfahrung in vielfältigen institutionellen Umfeldern, insbesondere im Wildwassersport, in der non-formalen Erwachsenenbildung und als Dozent für Umwelt- und Outdoor-Education. In seinen letzten Tätigkeiten unterstützte er die Entwicklung und Umsetzung von Bildungskonzepten in so unterschiedlichen Bereichen wie der Hochschuldidaktik, Umweltbildung und Wanderleiterausbildung. Die Freizeit verbrachte er am liebsten auf bewegtem Wasser in der Natur.

Einleitung


Alles Einfache ist theoretisch falsch,
alles Komplizierte ist praktisch unbrauchbar.

Paul Valéry

1.1 Die Herausforderung


Umweltbildung ist eine komplexe Sache. Bereits im Wort selbst zeigt sich eine grundsätzliche Schwierigkeit, die sich plakativ zuspitzen lässt: Die Lebensbedingungen auf der Erde werden sich nicht verbessern, solange jeder nur seine Umwelt bilden will, nicht aber sich selbst. Selbstverständlich geht es der Umweltbildung in keiner Weise darum, die Umwelt zu bilden, sondern wie bei jeder Bildung geht es um die Entwicklung von Menschen. Genauer gesagt, um Selbstentwicklung. In ihrem Positionspapier definiert die Fachkonferenz Umweltbildung (2014, S. 5): »Umweltbildung ist der Prozess und das Ergebnis, wenn Menschen bewusst und unbewusst Kompetenzen entwickeln, mit denen sie die Anforderungen des Lebens selbstbestimmt und als Teil einer Gemeinschaft meistern und dabei Mitverantwortung übernehmen für ihre soziale, kulturelle (durch den Menschen gestaltete) und natürliche Umwelt. Umweltbildung fokussiert auf den Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen.« Die Definition enthält zwei Prämissen für die vorliegende Publikation, das Bildungsverständnis und das generelle Ziel von Umweltbildung.

Bildung bezeichnet den individuellen Prozess »sich bilden« und das Persönlichkeitsmerkmal »gebildet sein«. Bildung wird als teils bewusster, teils unbewusster Lernprozess verstanden, der zu Selbstbestimmung, Verantwortung und Teilhabe, kurz zum mündigen Menschen führt. In den Worten des Philosophen Peter Bieri (2005): »Bildung ist etwas, das Menschen mit sich und für sich machen. […] [B]ilden kann sich jeder nur selbst.« Dieses Bildungsverständnis geht davon aus, dass die Lernenden als mündig und selbstverantwortlich respektiert werden. Klar von Bildung zu unterscheiden ist das Tätigkeitsfeld der Umweltbildner und Umweltbildnerinnen, nämlich von außen an die Lernenden herangetragene Bildungsangebote. Die Angebote ermöglichen Bildung, produzieren sie aber nicht. Die Steuerungsmöglichkeiten für Lehrende bleiben stets indirekt.

Das generelle Ziel von Umweltbildung ist eine erfolgreiche Gesellschaft, in der mündige Menschen zusammenleben und die großen Aufgaben Friede, Erhalt der natürlichen Grundlagen und angemessener Wohlstand für alle gemeinsam und zukunftssicher bewältigen. Für ein solches »gutes Leben« innerhalb der Tragfähigkeit der natürlichen Ökosysteme orientiert sich die Umweltbildung am Leitbild und normativen Rahmen der starken Nachhaltigkeit (Fachkonferenz Umweltbildung, 2014, S. 6). Nachhaltige Entwicklung jedoch ist ein dynamisches Konzept mit teils konkurrierenden Zielsetzungen. Umsetzbare Bildungsziele müssen für jede Entwicklungsaufgabe im Spannungsfeld zwischen individuellen und gesellschaftlichen sowie ökonomischen und ökologischen Interessen stets neu ausgehandelt werden. In der heutigen Zeit, in den demokratischen Gesellschaften des Westens bedingt nachhaltige Entwicklung eine gesellschaftliche Transformation hin zu neuen Formen von Produktion, Reproduktion und gesellschaftlichem Zusammenleben (mehr dazu: Welzer & Sommer, 2014). Dies geschieht nicht nach einem von irgendeiner Autorität verordneten Masterplan, sondern in einem autopoietischen, gesellschaftlichen Prozess durch suchende, sich irrende, lernende, mündige Menschen.

Indirekter Einfluss von Bildungsangeboten, Zielpluralität und ein Bildungsgegenstand, der von naturwissenschaftlichen Umweltthemen über Selbstregulations- und Verantwortungsfähigkeit bis hin zu gesellschaftlicher Gestaltungfähigkeit reicht, machen Umweltbildung zu einem anspruchsvollen didaktischen Betätigungsfeld. Und zu einem äußerst spannenden. Die Aufgabe der Lehrenden in einer so verstandenen Umweltbildung definiert der Erwachsenenbildner Horst Siebert (2000, S. 24) mit seiner Maxime »[Umweltbildung] ist nicht befugt, Antworten auf komplexe politische, ethische oder ökologische Fragen zu geben. Sie kann und sollte eine verantwortliche, lernende Auseinandersetzung mit Komplexität fördern.« Wer diese Aufgabe bewältigen will, muss selbst in einem komplexen System handlungsfähig sein.

1.2 Meine Motivation


Als ich 2004 an der Fachhochschule in Wädenswil die spannende Aufgabe übernahm, eine Fachstelle für Umweltbildung aufzubauen, stellte ich mit Erstaunen große Diskrepanzen fest zwischen Grundlagenliteratur, gelebter Umweltbildung in der Praxis und gängigen Lehrkonzepten. Offensichtlich handelte es sich um drei Welten mit nur geringen Überschneidungsflächen. Für den Unterricht war ich auf der Suche nach einer anschaulichen Heuristik, welche die großen Zusammenhänge im Themenbereich aufzeigt. Alle Modelle, die ich finden konnte, hatten Schwachstellen für meinen Einsatzzweck. Entweder waren sie zu theoretisch – damit die Studierenden mit ihnen hätten arbeiten können, hätte ich viel mehr Grundlagenwissen aus unterschiedlichen Disziplinen vermitteln müssen, als mir Lehrzeit zur Verfügung stand –, oder ihre Aussagen widersprachen meinem Fachwissen und meiner Erfahrung. Erklärungsmodelle für Umweltverhalten waren mehrheitlich wissenslastig, und die didaktischen Ansätze zur Förderung von umweltgerechtem Verhalten widersprachen meinen eigenen Erfahrungen aus Sport- und nonformaler Erwachsenenbildung, in der für eine handlungsorientierte Didaktik Emotionen, Fertigkeiten und Handlungskontext der Kognition mindestens gleichgestellt sind. Als größten Mangel empfand ich jedoch die Tatsache, dass beinahe alle gängigen Konzepte aus dem deutschsprachigen Raum Umweltbewusstsein und nicht Umwelthandeln als generelles Bildungsziel definierten.

Das Modell, das ich im Sinn hatte, sollte als Advance Organizer für den Unterricht aufzeigen, wie und unter welchen Bedingungen Bildungsangebote einen Beitrag zu umweltgerechtem Verhalten leisten. Es sollte Antworten auf die immer wieder kursierende Frage geben, wieso Wissen nicht zu Handeln führt.

1.3 Das Brückenmodell als Antwort


Ursprünglich hatte ich ein Brückenmodell angedacht, das aufzeigt, wie man vom Wissen zum Handeln gelangt, bis mir bewusst wurde, dass ich einer falschen Fragestellung aufgesessen war. Sie ist genauso falsch wie die Frage, wieso Wollen nicht zu Handeln führt oder wieso Können nicht zu Handeln führt. Harald Welzer (2015, S. 79) konstatiert dazu ganz einfach: »Einsicht dringt meist nicht bis zum Verhalten vor, weil das Verhalten nicht auf Einsicht beruht.« Dasselbe gilt für das Wollen und das Können. Verhalten und Handeln funktionieren nicht eindimensional, sondern sind multifaktoriell bedingt. Mal führt der Lernweg vom Wissen zum Handeln, mal vom Handeln zum Wissen. Die didaktische Fragestellung, die das Brückenmodell beantworten soll, lautet also: Welche Faktoren beeinflussen das Verhalten, und welchen Beitrag können Bildungsangebote leisten, damit Menschen die nachhaltige Entwicklung mitgestalten? Die Kluft liegt nicht zwischen Wissen und Handeln, sondern zwischen Innenwelt und Außenwelt sowie zwischen gestern und heute. Wir haben gestern gelernt, und wir handeln hier und jetzt.

Stellen Sie sich also eine Brücke vor, ein kräftiges Bauwerk aus Steinblöcken und Balken, wie wir sie in weniger entwickelten Regionen zum Teil noch heute antreffen. Auf der Brücke herrscht reger Verkehr, Menschen, Tiere und Fuhrwerke sind in beide Richtungen unterwegs. Ein Trupp Männer und Frauen ist an einer Stelle damit beschäftigt, die Fahrbahn und das Tragwerk auszubessern, ohne den Verkehr weiter zu behindern. Die Menschen sorgen dafür, dass die Brücke ihre Funktion erfüllt und sich den Anforderungen des Verkehrs laufend anpasst.

Die Bücke ist eine Metapher für die Interaktion des Subjekts mit seiner Mit- und Umwelt. Verhalten, Lernen, Bildung sind das Resultat dieser Interaktion zwischen Innen und Außen. Die Fahrbahn der »Gewohnheiten« deutet an, dass unsere Interaktionen vorwiegend von habitualisierten Handlungsmustern getragen werden, und der Fluss symbolisiert die Veränderung. Jedes Verhalten ist in einer historischen Zeit, an einem geografischen Ort und in einem sozialen Umfeld verortet. Die Voraussetzungen für unser heutiges Verhalten haben wir gestern erworben, und was wir im jetzigen Moment lernen, werden wir morgen in einer neuen Situation anwenden. Umweltbildung soll die Menschen zum Ausbruch aus ihrer subjektiven Wirklichkeit anstiften. Ihre Aufgabe erfüllt sie, wenn ein reger Austausch zwischen dem Subjekt und der Welt stattfindet und die Brücke laufend rekonstruiert wird.

 

… alles Komplizierte ist praktisch unbrauchbar

Nach mehr als 45 Jahren Umweltbildungsforschung besteht in der Fachwelt weitgehend Einigkeit zu einigen Rahmenbedingungen und Herausforderungen:

Umweltbildung ist Teil der Bildung für nachhaltige Entwicklung. Um erfolgreich zu sein, benötigt sie Erkenntnisse aus den Natur- und Geisteswissenschaften. Rein naturwissenschaftliche Zugänge haben sich nicht bewährt.

Umweltprobleme sind keine objektiven Gegebenheiten. Sie werden von unterschiedlichen sozialen Gruppen und Individuen unterschiedlich wahrgenommen, bewertet und definiert. Die Menschen müssen die Bereitschaft und Fähigkeit entwickeln, sich am »manchmal mühsamen Prozess des Debattierens, Klärens und Verhandelns« zu beteiligen...

Erscheint lt. Verlag 1.1.2018
Verlagsort Bern
Sprache deutsch
Themenwelt Sozialwissenschaften Pädagogik
Schlagworte Bildungsangebote • Brückenmodell • didaktische Arbeit • Handlungsfelder • Lernaktivität • Wirkungszusammenhänge
ISBN-10 3-0355-0895-X / 303550895X
ISBN-13 978-3-0355-0895-6 / 9783035508956
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