Angst selbst bewältigen (eBook)

Das Praxisbuch
eBook Download: EPUB
2017 | 1. Auflage
448 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-44218-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Angst selbst bewältigen -  Dietmar Hansch
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Angst ist in Deutschland die häufigste seelische Störung, noch vor Alkoholismus und Depression. Als einer der erfahrensten Angsttherapeuten im deutschsprachigen Raum vermittelt Dietmar Hansch fundiert und klar, wie man die am häufigsten auftretenden Ängste in den Griff bekommen kann: Panikattacken, Platzangst, soziale Phobien und chronisches Sich-Sorgen und Befürchten. Die Synergie-Methode verbindet die erfolgreichsten Therapien und Ansätze aus der modernen Angstforschung zu einem praxistauglichen Konzept der Selbstbehandlung. 'Wenn es Ihnen gelingt, den Prozess Ihrer Selbstveränderung positiv zu definieren, als einen Weg nicht nur fort von der Angst, sondern auch und vor allem als einen Weg hin zu persönlicher Meisterschaft, die Ihre Lebensmöglichkeiten erweitert, dann wird dies ein nicht nur schmerzlicher, sondern ein über lange Strecken auch sehr freudvoller Weg werden können.' Dr. Dietmar Hansch

Dr. med. Dietmar Hansch, geb. 1961, leitet den Schwerpunkt Angsterkrankungen an der Privatklinik Hohenegg in Meilen am Zürichsee. Zuvor war er langjährig im Bereich der Burnout-Behandlung tätig. Er ist Facharzt für Innere Medizin und Psychotherapeut mit verhaltenstherapeutischer Ausrichtung. 2003 wurde er ins Deutsche Kollegium für Psychosomatische Medizin (DKPM) gewählt. Dietmar Hansch verfügt über langjährige Erfahrungen in Wissenschaft, Lehre und Behandlungspraxis. Bekannt wurde er auch als Autor von Standardwerken zum Themenkreis Selbstmanagement und Persönlichkeitsentwicklung.

Dr. med. Dietmar Hansch, geb. 1961, leitet den Schwerpunkt Angsterkrankungen an der Privatklinik Hohenegg in Meilen am Zürichsee. Zuvor war er langjährig im Bereich der Burnout-Behandlung tätig. Er ist Facharzt für Innere Medizin und Psychotherapeut mit verhaltenstherapeutischer Ausrichtung. 2003 wurde er ins Deutsche Kollegium für Psychosomatische Medizin (DKPM) gewählt. Dietmar Hansch verfügt über langjährige Erfahrungen in Wissenschaft, Lehre und Behandlungspraxis. Bekannt wurde er auch als Autor von Standardwerken zum Themenkreis Selbstmanagement und Persönlichkeitsentwicklung.

2 Die Ursachen von Angsterkrankungen


Nicht eine Ursache, sondern viele!


Endlich! Wir sind bei den Ursachen! Ursachen zu finden scheint dem menschlichen Geist ja immer besonders wichtig. Gerade im psychischen Bereich ist die Überzeugung verbreitet, dass es einige wenige Ursachen gäbe und dass uns diese normalerweise auch vollständig zugänglich sein sollten. Ich wundere mich immer ein bisschen, wo solche Überzeugungen herkommen, die aus meiner Sicht nur sehr wenig mit der Realität zu tun haben. Vielleicht liegt das daran, dass unser Geist dafür gemacht wurde, in den umgrenzten Bereichen der steinzeitlichen Lebenswelt auf einfachste Weise Einfluss auszuüben. Und da gab es ja tatsächlich sehr einfache Ursache-Wirkung-Beziehungen: Wenn man an der Palme rüttelte, fiel die Kokosnuss herunter; wenn man Palmblätter zu einem Dach formte, blieb man trocken, wenn es regnete usw. Diese einfachen monokausalen Wirkmechanismen wurden dann später zur Basis des Baus von Geräten, Apparaten und Maschinen. Und von hier kennen wir natürlich das folgende Muster: Ist ein Apparat kaputt, dann ist eine Reparatur nur möglich, wenn man die Ursache gefunden hat. Bei einfachen Geräten funktioniert das meist auch sehr gut. Wer sich ein bisschen auskennt, schraubt irgendeinen Deckel ab, die Ursache tritt zutage, er wechselt ein Teil und alles ist gut.

All das überträgt nun der Geist per Analogieschluss auf sich selbst. Dabei vergisst er die für ihn ja unsichtbare gewaltige Gehirnmaschine, die ihn hervorbringt und trägt. Er meint, es gäbe eine oder wenige Ursachen für seine Störungen und die müssten bei erinnerten Betrachtungen seiner Entwicklungsgeschichte (notfalls nach Aufdeckung von »Verdrängtem«) auffindbar sein.

Wir sollten uns bewusst machen, dass unsere Psyche lediglich eine Art Benutzeroberfläche für unser Gehirn und unseren Körper ist. Dann wirkt aber die Idee, dass ein Großteil der Störungen dieses Systems allein auf das Fehlverhalten auf der Benutzeroberfläche zurückzuführen sein sollte, einigermaßen merkwürdig, wenn nicht absurd. Das wird sonnenklar, wenn wir es einmal mit der PC-Benutzung vergleichen: Wenn plötzlich der PC-Bildschirm schwarz wird, weiß jeder, das kann tausend Gründe haben – vom gekappten Stromkabel drei Querstraßen weiter bis zum durchgebrannten Chip. Dass man es selbst durch Tastatur oder Maus verursacht haben könnte, würde einem eher nicht in den Sinn kommen. Benutzeroberflächen sind in der Regel so gestaltet, dass auch der größte Esel keinen allzu großen Schaden anrichten kann.

Wenn wir nun psychische Störungen betrachten, so entstehen diese in einem extrem komplexen Entwicklungsprozess. Unüberschaubar viele Faktoren sind daran beteiligt, die zudem noch miteinander in Wechselwirkung stehen. Ein Großteil dieser Faktoren liegt im Verborgenen, und selbst wenn sie uns zugänglich wären, könnten wir sie in ihrer Vielzahl nicht erfassen. Sicher gibt es Fälle, bei denen die Annahme plausibel ist, dass gravierende Einzelfaktoren eine wichtige oder gar zentrale Rolle spielen, etwa im Fall von wirklich traumatischen Lebensereignissen. Aber selbst hier sind offenbar immer auch noch andere Momente mit im Spiel. Man sieht das beispielsweise daran, dass es Menschen gibt, die nach ähnlichen Ereignissen keine Störung entwickelt haben.

Wir können in Bezug auf alle hier genannten Aspekte immer nur Wahrscheinlichkeitsaussagen machen: Dieses oder jenes könnte mit mehr oder weniger großer Wahrscheinlichkeit diese oder jene Rolle gespielt haben.

 

Wir Menschen haben ein starkes Bedürfnis nach Kausalerklärungen. Sie geben Beruhigung, Orientierung und Sicherheit. Stellen Sie sich also anhand der folgenden Ausführungen durchaus die Frage nach möglichen Ursachen. Suchen Sie hierfür ggf. auch die Unterstützung durch einen Therapeuten. Es ist gut, wenn Sie plausible Antworten finden. Lassen Sie sich durch Ihre Ursachenvermutungen im Bemühen um Besserung leiten, soweit das möglich und sinnvoll erscheint. Verzweifeln Sie aber nicht, falls plausible Kausalitäten nicht erkennbar sind. Lassen Sie sich nicht zu allzu gewagten Konstruktionen verleiten. Grübeln Sie nicht allzu lange über die Vergangenheit nach. Hier lauert die Gefahr des Aufbaus neuer Teufelskreise, was unter Umständen zu einer Verschlechterung der Situation führen könnte.

Oft gelingen genaue Erinnerungen an weit Zurückliegendes nur sehr schlecht. Wiederholtes Erinnern verändert die Erinnerung (nicht selten bis hin zum regelrechten Erfinden von Ereignissen). Viele in diesem Zusammenhang zu stellende Fragen sind sehr komplex und nicht immer klar zu beantworten. Wenn Peter über Jahre brutal von seinem Vater geschlagen wurde, wäre dies ein eindeutiger und gut erinnerbarer Sachverhalt. Findet sich derart Eindeutiges nicht, fragt sich Peter vielleicht: »Hat mich mein Vater wirklich, genügend und auf die rechte Weise geliebt?« Und nun wird es eben kompliziert: Was ist Liebe? Wie viele Arten gibt es, Liebe zu zeigen? Was ist, wenn sie da war, aber Peter sie nicht wahrgenommen hat? Wie bedeutsam ist die Vaterliebe überhaupt? Reicht es nicht, dass sich Peter von der Mutter oder vom Groß­vater sehr geliebt gefühlt hat? Oder war auch das nur eine vom Wunsch erzeugte kompensierende Illusion?

Je nach Stimmung, Lebenssituation und Gesprächspartner wird man in einem solchen Spiegelkabinett von Fragen womöglich auch immer anders Stellung beziehen. Doch wie schon gesagt, wäre es keine Katastrophe, wenn Sie nicht zu plausiblen Ursachenvermutungen kommen. Es ist nicht so, dass Sie in der Vergangenheit einen Schlüssel finden müssten, ohne den Ihnen der Weg zu Besserung und Glück verschlossen bliebe. Der Lösung ist es oft egal, wo das Problem herkommt.

Grübeln Sie nicht allzu lange über die Vergangenheit nach. Hier lauert die Gefahr des Aufbaus neuer Teufelskreise, was unter Umständen zu einer Verschlechterung der Situation führen könnte.

Das System Psyche/Gehirn funktioniert anders als die einfachen linear-kausalen Maschinen, die uns aus unserem Alltag vertraut sind. Es ist so viel komplexer, dass völlig neue Prinzipien und Mechanismen in die Welt kommen. Körper und Gehirn setzen sich zusammen aus dynamischen, zirkulär verbundenen, eigenaktiv-selbstheilenden Netzwerk-Strukturen und -prozessen. Bei komplexeren Störungen ist Heilung keine Reparatur in dem Sinne, dass man ein einzelnes kaputtes Bauteil wechselt. Heilungsförderung besteht darin, möglichst viele Belastungsfaktoren zu beseitigen und alle Rahmenbedingungen möglichst gesundheitsförderlich zu gestalten. Je besser das gelingt, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass pathologische Prozesse durch das Selbstheilungspotenzial in Richtung Gesundheit »umgelenkt« werden.

Stellen Sie sich einen kleinen Glücksbambus vor, der in Wirklichkeit aber unglücklich ist, weil sein Unterleib so verkrüppelt ist und er deshalb nicht bis ans Fenster reicht, um endlich einmal hinausschauen zu können. (Sie wissen schon, das sind diese Drachenbäume, die bei Wachstumsstörungen verkrümmte, oft spiralartige Bereiche in ihrem Stämmchen haben.) Was tun? Die Vergangenheit lässt sich nicht mehr begradigen. Versuchte man, das Stämmchen geradezuziehen, würde man es zerstören. Es gibt nur einen Weg: Man muss erstens das Wachstum wieder in Gang bringen und zweitens die Pflanze richtig ausrichten. Also: erstens Gießen und Düngen und zweitens die Vorhänge aufziehen, damit der Weg zum Licht deutlicher wird.

Auf die Psyche übertragen heißt das: Erstens müssen Prozesse der Veränderung und Entwicklung, die persönliches Wachstum ermöglichen, wieder in Gang kommen. Hierzu muss man aktiv werden, man muss sich Ziele setzen und mehr und neue geistige Nahrung aufnehmen. Es gilt, sich Wissen anzueignen und neuen Erfahrungen zu öffnen. Und zweitens braucht es passende und adäquate Konzepte für die (Selbst-)Veränderung, damit das Wachstum in die richtige Richtung geht. Es braucht die Orientierung an Werten und Sinn.

Es ist hilfreich, die Ursachenhintergründe von Angststörungen in die folgenden vier Bereiche einzuteilen: Dispositionen, Wegbereiter und Auslöser, Eskalations- und Chronifizierungsmechanismen, Ursachen 2. Ordnung.

Dispositionen: Gene und frühe Verletzungen


Es gibt Faktoren, die schon in frühen Stadien der Entwicklung eines Menschen zu einer erhöhten Anfälligkeit für Angststörungen führen. Das beginnt bei den Genen, die ja immer einen erheblichen Einfluss auf die individuellen Eigenarten aller Funktionen und Strukturen von Körper und Psyche haben. Aufs Ganze gesehen wird der Anteil genetischer Faktoren an der Entstehung von Angststörungen auf ca. 50 % geschätzt.

Diese Effekte machen sich auf vielen Ebenen bemerkbar, auf sehr umschriebenen und auf sehr komplexen. Sie sind mehr oder weniger angstspezifisch, mehr oder weniger diffus und mehr oder weniger gut in Begriffe zu fassen. Beispiele für umschriebene Dispositionen wären eine erhöhte Schmerzempfindlichkeit und eine gesteigerte Sensibilität für innere Vorgänge wie den Herzschlag oder den CO2-Gehalt der Atemluft (ein hoher CO2-Gehalt bewirkt Empfindungen von Luftnot). All das führt zu einem intensiveren Erleben der angstbedingten körperlichen Reaktionen, wodurch sich dann natürlich erst recht eine Furcht vor diesen körperlichen Angstsymptomen entwickeln kann (»Angst vor der Angst«).

Menschen können genetisch bedingt eine Neigung haben, besonders intensiv oder gar überschießend mit Gefühlen zu reagieren, was auch die Angst mit einschließt. Das betrifft vor allem Personen, die schon von Kindesbeinen an überängstlich und übervorsichtig agieren, was oft einhergeht mit Schüchternheit, Gehemmtheit und...

Erscheint lt. Verlag 26.10.2017
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Krankheiten / Heilverfahren
Schlagworte Agoraphobie • Akzeptanz-Commitment-Therapie • Angst • Angst abbauen • Angstattacken • Angst bewältigen Buch • Angstbewältigung • Ängste bewältigen • Angsterkrankungen • Angstforschung • Angst überwinden • Generalisierte Angststörung • Hilfe bei Angst • Hilfe in Zeiten der Krise • Hypnosystemische Therapie • Klaustrophobie • Kognitive Therapie • Konfrontationstherapie • Matrix Methode • Panikattacken • Panikerkrankung • Panikstörung • Platzangst • Psychologischer Ratgeber • Psychotherapie • Selbstbehandlung • Selbstheilung • selbstheilungskräfte aktivieren • Selbsthilfe • selbsthilfe in konflikten • Selbsthilfe-Kurs • Sich-Sorgen • Sozialangst • soziale Angsterkrankung • Soziale Angststörung • Soziale Phobie • Sozialphobiie • Synergie-Methode • Umgang mit schwierigen Emotionen • Verhaltenstherapie
ISBN-10 3-426-44218-3 / 3426442183
ISBN-13 978-3-426-44218-0 / 9783426442180
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