JACKABY - Die verschwundenen Knochen (eBook)

Ein Mystery- und Fantasy-Pageturner für Fans von Lockwood & Co
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2018 | 1. Auflage
320 Seiten
cbt Jugendbücher (Verlag)
978-3-641-20782-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

JACKABY - Die verschwundenen Knochen -  William Ritter
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Kein Fall zu seltsam, keine Spur zu heiß!
New Fiddleham, 1892: Abigail Rook, die junge Assistentin von R.F. Jackaby - Detektiv für unerklärliche Phänomene - langweilt sich nie in ihrem neuen Job. Von besonders garstigen Gestaltwandlern, die sich als süße Kätzchen tarnen, bis hin zu Mord ist alles in ihrem Tagesablauf dabei. Als in dem benachbarten Gad's Valley ein nicht identifizierbares Monster Tiere und Menschen überfällt, bittet Junior Detective Charlie Cane Abigail um Hilfe. Bald sind Jackaby und Abigail in eine Jagd nach einem Dieb, einem Monster und einem Mörder verwickelt, die ihren ganzen Scharfsinn verlangt ...

William Ritter hat an der University of Oregon studiert und unter anderem Kurse in Trampolinspringen, Jonglieren und über das Italienische Langschwert aus dem 17. Jahrhundert belegt. Er ist verheiratet, stolzer Vater und unterrichtet englische Literatur. »Jackaby - Der gnadenlose König« ist der vierte Band seiner preisgekrönten Reihe um den Detektiv für ungeklärte Phänomene.

1

»Folgen Sie meinem Beispiel, Miss Rook«, sagte Jackaby und klopfte an die mit schnörkeligen Schnitzereien verzierte Tür der Campbell Street 1206. Wäre mein Arbeitgeber ein gewöhnlicher Privatdetektiv gewesen, hätte es sich dabei um eine einfache Anweisung handeln können. Aber in der Zeit als seine Assistentin hatte ich festgestellt, dass nur sehr wenig an Jackaby gewöhnlich war. Seinem Beispiel zu folgen, erforderte üblicherweise eine gewisse Geschmeidigkeit im Umgang mit der Realität.

Hochgewachsen und schlaksig versank Jackaby fast in seinem langen braunen Mantel, der einmal sehr teuer gewesen sein musste, mittlerweile aber recht abgetragen wirkte und innen wie außen unzählige nachträglich aufgenähte Taschen aufwies. Sie waren mit allerlei Plunder und Krimskrams vollgestopft, der stets leise klirrte und klimperte und von dem Jackaby beharrlich behauptete, er sei für seine Arbeit unentbehrlich. Um den Hals hatte er seinen aberwitzig langen Schal geschlungen, dessen Enden beim Gehen über die Pflastersteine streiften.

Der Hauptübeltäter allerdings saß – über dunkle ungebärdige Locken gestülpt – auf seinem Kopf. Jackabys Wollmütze war eine gestrickte Monstrosität, eine beispiellose Kombination aus ungleichmäßigen Maschen und schreienden Farben, die sich mit der seines Schals und seines Mantels bissen. Sie bissen sich sogar gegenseitig. Selbst ganz allein auf einer Hutablage hätte dieses Ding noch fehl am Platz gewirkt.

Dabei war Jackaby keineswegs ein hässlicher Mann. Stets war er ordentlich rasiert und schien schwach nach Gewürznelken und Zimt zu duften. In einem eleganten Anzug mit Krawatte hätte er auf manche Mädchen durchaus anziehend wirken können, doch in seiner bevorzugten Kluft sah er aus wie ein verschrobener Kauz. »Der äußere Schein ist nicht alles«, pflegte er mich gern zu ermahnen, aber ich wage zu behaupten, er ist auch nicht nichts. Mein Arbeitgeber kann in manchen Dingen ziemlich uneinsichtig sein. Genau genommen in den meisten.

Die Frau, die uns nun die Tür öffnete, schien jedoch viel zu sehr mit ihren eigenen Sorgen beschäftigt zu sein, um sich über alberne Kopfbedeckungen Gedanken zu machen. Jackaby und ich wurden hineingebeten und in einen eleganten Salon geführt. Das Haus ähnelte den majestätischen englischen Herrenhäusern, in die mich meine Mutter früher gern mitgeschleppt hatte. Mein Vater war ein recht abenteuerlustiger Forscher – vielleicht haben Sie ja schon von dem unerschrockenen Daniel Rook gelesen –, meine Mutter aber gab Konventionen und Manieren den Vorzug. Sie machte sich die Berühmtheit meines Vaters zunutze, um Zutritt zu den zahllosen Londoner Gartenfesten zu erhalten, und mich nahm sie dorthin in der Hoffnung mit, dass ein wenig gute Gesellschaft in mir den Wunsch wecken würde, ebenfalls eine richtige Dame zu werden. Tatsächlich weckte es in mir aber nur den Wunsch, mich wie mein Vater davonzumachen, um irgendwo draußen im Schmutz spielen zu können.

In gewisser Weise war an Neuengland eigentlich gar nichts neu. Unsere gegenwärtige Gastgeberin sah aus, als hätte sie hervorragend in die gesellschaftlichen Kreise meiner Mutter gepasst. Sie stellte sich als Florence Beaumont vor und erbot sich, uns Mantel und Jacke abzunehmen. Jackaby lehnte rundheraus für uns beide ab. Mir wäre es lieber gewesen, er hätte es nicht getan, weil die Wärme im Raum in starkem Gegensatz zu der kühlen Brise draußen stand. Zwar hatte der Frühling 1892 bereits Einzug in New Fiddleham gehalten, aber den eisigen Winterwind hatte er noch nicht vollends vertrieben.

Mrs Beaumont führte uns zu einem schmalen Erker im rückwärtigen Teil des Salons. Hier lagen auf dem Fußboden mehrere Decken übereinandergehäuft, daneben ein kleines rosafarbenes Halsband mit einem Glöckchen daran sowie zwei silberne Schüsseln, die auf weißen Zierdeckchen thronten. Eine davon enthielt etwas, das nach Thunfischresten aussah, in der anderen befanden sich Wasser, sehr viele Katzenhaare und ein lebender Fisch. Der Fisch bewegte sich unbequem im Kreis und nahm fast die ganze Schale ein.

Jackaby ging in die Hocke und starrte, die Unterarme auf den Knien abgestützt, ins Wasser. Er schaute dem Fisch dabei zu, wie er in der Enge seine Runden drehte, und studierte seine Bewegungen. Schließlich zupfte er ein paar feuchte Katzenhaare vom Rand der Schale, schnupperte daran und ließ sie in einer der zahlreichen Taschen seines Mantels verschwinden.

Ich zückte das kleine schwarze Notizbuch, das mir Jackaby zum Abschluss unseres ersten Falles geschenkt hatte, und bemühte mich, Mrs Beaumont nicht sehen zu lassen, dass ich noch auf der allerersten Seite war.

»In Ihrer Nachricht stand etwas von einer kranken Katze?«, wandte ich mich an sie, während mein Arbeitgeber in dem pappigen Klumpen aus Thunfischresten herumstocherte. »Mr Jackaby wird das Tier sicherlich gern sehen wollen.«

»Mrs W-W-Wiggles.« Die Unterlippe der Frau zitterte.

»Ja, und wo ist Mrs Wiggles jetzt?«

Mrs Beaumont versuchte zu antworten, aber sie brachte nur eine Art Fiepsen zustande, das ich nicht entschlüsseln konnte, und gestikulierte in Richtung Erker.

Jackaby stand auf. »Mrs Wiggles befindet sich genau hier, habe ich recht?«

Mrs Beaumont nickte.

»Mrs Wiggles ist der Fisch, nicht wahr?«

Sie nickte wieder. »Aber erst seit Kurzem«, schniefte sie.

»Ich verstehe«, sagte Jackaby.

Sein sachlicher Tonfall schien bei Mrs Beaumont einen Damm zum Brechen zu bringen. »Sie müssen mich für verrückt halten! Ich wusste nicht, an wen ich mich wenden sollte, aber Ihr Name fiel hin und wieder beim Dinner. Ich führe ein großes Haus, müssen Sie wissen, und gebe häufig Einladungen. Zu meinen Abendgesellschaften kommen bedeutende Persönlichkeiten. Erst letzte Woche war Bürgermeister Spade zum Tee hier. Einige der Gäste, mit denen ich soupiere, sagen, Ihr Spezialgebiet seien Dinge, die … die … andersgeartet sind.«

»Gelinde gesagt«, warf ich ein.

»Freut mich zu hören, dass ich Ihnen von so hoher Stelle empfohlen wurde, Madam«, sagte Jackaby und wandte sein Augenmerk wieder dem großen Fisch in der kleinen Schüssel zu.

»Oh, ich würde es nicht unbedingt Empfehlung nennen«, erklärte Mrs Beaumont. »Es waren vielmehr Anekdoten, manches sogar eher Warnungen …«

»Doch, ja, sehr nett.« Jackabys Aufmerksamkeit war wieder zum Gegenstand seiner Ermittlung gewandert. Er ließ sich auf Hände und Füße nieder und warf einen Blick auf die übereinanderliegenden Decken.

»Ich habe immer sehr gut für Mrs Wiggles gesorgt«, fuhr Mrs Beaumont fort. »Ich bürste und bade sie regelmäßig und kaufe nur das beste Futter. Hin und wieder besorge ich ihr frischen Fisch auf dem Chandler’s Market. Zuerst dachte ich, sie sei bloß ein wenig unpässlich aufgrund ihrer – nun ja – ihres Zustandes. Aber dann begannen ihr Sch-Sch-Schuppen zu wachsen und jetzt … jetzt …« Mrs Beaumont brach erneut ab, ihre Stimme hatte sich zitternd in unangenehme Höhen geschraubt.

»Aufgrund ihres Zustandes?«, hakte ich nach und versuchte mich näher zum Erker vorzuschieben. »In welchem Zustand befand sich denn Mrs Wiggles?«

»Sie war trächtig«, antwortete Jackaby für Mrs Beaumont.

Sie nickte.

»Woher wussten Sie das, Sir?«, fragte ich.

Jackaby lüpfte einen Deckenzipfel und enthüllte ein Knäuel niedlicher schlafender Kätzchen. Hier und da schimmerten ein paar Schuppen durchs Fell hindurch. Das kleinste hatte flauschige Kiemen, die sich aufblähten und wieder in sich zusammenfielen, während es schnarchte, aber dennoch waren sie herzallerliebst.

»Gehe ich recht in der Annahme, dass Mrs Wiggles bis vor Kurzem erheblich mehr Freiheit genoss und nachts ungehindert umherstreifen konnte?«, fragte Jackaby.

Mrs Beaumont blinzelte im Versuch, die Tränen zurückzuhalten und die Fassung zu wahren. »Ja, das ist richtig. Meist lasse ich über Nacht das Fenster geöffnet, damit sie hinaushuschen kann, und gegen Morgen kehrt sie stets zurück. Vor etwa einem Monat beschloss ich, dass es wohl das Beste sei, sie vorerst im Haus zu behalten, zumindest bis sie geworfen hat. Draußen hat ja eine eisige Kälte geherrscht. Ich wollte nicht, dass die Ärmste …«

»Ja, alles schön und gut«, unterbrach sie Jackaby. »Sie erwähnten, dass Sie bisweilen auf dem Markt frischen Fisch für sie kaufen. Gehe ich weiterhin recht in der Annahme, dass Sie Mrs Wiggles in letzter Zeit häufiger mit solchen Delikatessen verwöhnt haben?«

»Ich wollte doch nur, dass sie ein wenig glücklicher ist, hier drinnen eingepfercht wie eine …«

»Immer die gleiche Sorte Fisch?«

»Ähm … ja. Makrelen. War das falsch?«

»Im Gegenteil, Mrs Belmont …«

»Beaumont«, berichtigte sie ihn leise.

»Im Gegenteil, Mrs Beaumont, es dürfte genau das Richtige gewesen sein. Keine Sorge. Wir werden zusehen, dass den Tieren eine angemessene Pflege zuteil wird.«

»Sie wollen auch die Kätzchen mitnehmen?« Mrs Beaumont kamen die Tränen und ihre Unterlippe zitterte erneut.

Jackaby seufzte. »Lassen Sie mir kurz Zeit, mich mit meiner verehrten Kollegin zu beraten.« Er winkte mich näher zu sich, während Mrs Beaumont hilflos die Hände rang.

Jackaby beugte sich zu mir vor und nahm genau die Art von geheimnistuerisch gedämpftem Tonfall an, den man nicht umhin kann zu belauschen, wenn man in der Nähe steht. »Sagen Sie,...

Erscheint lt. Verlag 9.1.2018
Reihe/Serie Die JACKABY-Reihe
Übersetzer Dagmar Schmitz
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Jackaby #2
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Jugendbücher ab 12 Jahre
Schlagworte ab 12 • ab 13 • Amerika 19. Jahrhundert • Best Book of the Year Kirkus Review • Detektivgeschichte • Doctor Who • eBooks • Fantasy • Jugendbuch • Jugendbücher • Kinderkrimi • Neuengland • Pacific Northwest Book Award • Sherlock Holmes • YALSA's Book Award • Young Adult
ISBN-10 3-641-20782-7 / 3641207827
ISBN-13 978-3-641-20782-3 / 9783641207823
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