Die Prophezeiung der Hawkweed (eBook)

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2017 | 1. Auflage
400 Seiten
S. Fischer Verlag GmbH
978-3-7336-0295-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Prophezeiung der Hawkweed -  Irena Brignull
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Zwei Mädchen. Zwei Welten. Eine Prophezeiung Ember und Poppy kommen in derselben Gewitternacht in weit entfernten Teilen des Landes zur Welt. Und durch einen mächtigen Fluch werden sie noch in der Sekunde ihrer Geburt vertauscht. So wächst das Mädchen Ember in einem Clan von Hexen auf. Und Poppy, die Hexe, in einer Kleinstadt in England. Doch Poppy fliegt von jeder Schule, weil ihr dauernd seltsame Dinge passieren: Wenn sie wütend wird, zerspringen in ihrer Nähe Fensterscheiben oder Dinge fliegen durch den Raum. Ihre Mitschüler halten sie für einen Freak, und Poppys einzige Freunde sind die Katzen. Nur draußen vor der Stadt fühlt sie sich wirklich frei. Ember hingegen hat keine Ahnung, wie man die Kräfte der Natur heraufbeschwört oder einen Zauber ausspricht, und für das Leben im Wald bei den Frauen des Hexen-Clans ist sie zu zart und verletzlich. Immer und überall spüren die beiden, dass sie anders sind und nicht dazugehören. Doch von der uralten Prophezeiung, die ihr Schicksal bestimmen wird, ahnen sie nichts. Erst als sie sich eines Tages gegenüberstehen, wissen sie, dass es einen Ort geben muss, an dem sie glücklich sind. Und dass es höchste Zeit ist, für dieses Glück zu kämpfen. Denn in irgendeinem Städtchen im Süden ist Embers leibliche Mum gerade dabei, den Verstand zu verlieren. Und in den Wäldern im Norden formieren sich die Hexenclans für die letzte Schlacht um den Thron.

Irena Brignull wuchs in den Chiltern Hills im Südosten Englands auf und lebt heute mit ihrer Familie in London. Nach ihrem Studium der englischen Literatur in Oxford schrieb sie Drehbücher für preisgekrönte Kinoerfolge wie ?Shakespeare in Love?, ?Die Boxtrolle? oder ?Der kleine Prinz?. ?Die Prophezeiung der Hawkweed?, 2017 für den Branford Boase Award nominiert, ist ihr erstes Jugendbuch.

Irena Brignull wuchs in den Chiltern Hills im Südosten Englands auf und lebt heute mit ihrer Familie in London. Nach ihrem Studium der englischen Literatur in Oxford schrieb sie Drehbücher für preisgekrönte Kinoerfolge wie ›Shakespeare in Love‹, ›Die Boxtrolle‹ oder ›Der kleine Prinz‹. ›Die Prophezeiung der Hawkweed‹, 2017 für den Branford Boase Award nominiert, ist ihr erstes Jugendbuch.

1. Kapitel


Die Schuluniform – aus dem Secondhandladen und zu eng – fühlte sich wie eine Zwangsjacke an. Poppys Vater hatte schon vor geraumer Zeit beschlossen, nie mehr eine ungetragene Schuluniform anzuschaffen. Als kleines Mädchen war Poppy immer mulmig gewesen, wenn sie wieder einmal auf eine neue Schule kam. Jetzt, als Jugendliche, war ihr das alles gleichgültig. Nur die Uniform hasste sie immer – diese dumme Idee, dass man durch identische Kleidung das gleiche Ziel verfolgte, wie in einer Mannschaft oder beim Militär. Ich seh doch aus wie ein Sträfling, dachte Poppy verdrossen, als sie vor dem Spiegel stand. Weinrot – die hellen waren am schlimmsten. Poppy kam sich vor wie verkleidet. Aber sie wusste ohnehin, dass sie anders war als alle anderen. Keine Schuluniform der Welt würde das jemals verbergen können. Denn in Kürze würde sie auf ihre elfte Schule gehen.

Nach einer Weile fand Poppy die Schuhe endlich wieder – ganz unten in einem Karton, den sie noch nicht ausgepackt hatten. Draußen auf der Straße wirbelte der Wind Blätter und Unrat durch die Luft, und Poppy starrte eine Weile hinaus und fragte sich müßig, wie lange man sie wohl auf dieser Schule dulden würde. Ein ganzes Jahr war bislang Poppys Rekord. Irgendwas lief immer schief. Absichtlich oder versehentlich – über kurz oder lang verstieß Poppy gegen zu viele Regeln, sorgte für zu viel Unruhe oder regte sich auf und wurde wütend, und dann geschah immer ein Unheil. Wie damals, als Mrs Barker, ihre Biolehrerin, stürzte und sich das Handgelenk brach. Mrs Barker schwor, Poppy habe ihr ein Bein gestellt, und obwohl Poppy darauf beharrte, dass sie die Lehrerin nur angesehen habe, hatte dieser Vorfall den Ausschlag gegeben. Man hatte ihren Vater von der Arbeit weggeholt, und Poppy war von der Schule geflogen. Andere Schulen waren etwas dezenter vorgegangen und hatten höflich, aber entschieden, erklärt, Poppy sei hier fehl am Platz und anderswo sicher besser aufgehoben.

John Hooper, Poppys leidgeprüfter Vater, hatte bereits alles versucht. Er hatte sie auf die teuersten konservativen Internate, auf die fortschrittlichsten Ganztagsschulen des Landes und einmal sogar auf eine Klosterschule geschickt. (Was gar kein gutes Ende genommen hatte: ein zerbrochenes jahrhundertealtes Buntglasfenster und eine immens hohe Reparaturrechnung.) Am schlimmsten jedoch war der letzte Rauswurf gewesen, nach einer Serie von Bränden, die Polizei und Feuerwehr empört hatten.

Poppy erinnerte sich noch daran, wie ihr Vater aus dem Qualm hervortrat, ohne jede Hast und Eile. Sie hörte nur die schweren müden Schritte eines Mannes, der vor Enttäuschung aufgegeben hatte. Inmitten der Hitze waren seine Augen blaue Teiche, die kalt wie Eis wurden, als er Poppy sah. Auf der Heimfahrt versuchte Poppy abzustreiten, dass sie etwas mit den Bränden zu tun habe, aber ihr Vater wollte nichts davon wissen.

»Hör auf! Sei einfach still!«, knurrte er.

»Aber ich –«

Er unterbrach sie sofort. »Kein einziges Wort mehr.«

Poppy wusste, dass es ihm ernst war.

Der Rest der Fahrt verlief in unbehaglichem Schweigen. Poppy starrte aus dem Fenster auf all die Menschen, die ihrem Alltag nachgingen, und fragte sich, ob auch nur einer von denen sie jemals verstehen würde. Hatte sich irgendwer überhaupt jemals so gefühlt wie sie? Denn Poppy hatte den Alarmknopf wirklich nie berührt. Und auch die Brände nicht gelegt. Dennoch wusste sie in ihrem tiefsten Inneren genau, dass sie dieses Chaos irgendwie verursacht hatte.

Sie war frustriert, wütend und traurig gewesen … und der verzweifelte Wunsch, dass dieser Schultag endlich vorbei sein sollte, war irgendwie aus ihr herausgebrochen. Sie hätte nur eine kleine Pause gebraucht, nur einen Moment Abwechslung – aber ehe sie sich’s versah, plärrte der Alarm los. Die Lehrerin hörte mit ihren öden Prüfungsfragen auf, die ganze Klasse rannte nach draußen, und an der frischen Luft beruhigte sich Poppy nach wenigen Minuten.

»Ich gebe auf«, sagte ihr Vater unvermittelt, als sie vor dem Haus hielten, und blickte so starr geradeaus, als wolle er seine Tochter nicht einmal mehr ansehen. Beide waren so stumm und reglos wie das Auto. Dann riss ihr Vater die Tür auf und marschierte zum Haus. Drinnen holte er sofort die Koffer heraus und befahl Poppy zu packen. Und so war sie am anderen Ende des Landes in einem neuen Haus gelandet, steckte in einer weiteren unangenehmen Uniform und würde in Kürze ihre elfte Schule kennenlernen.

Ihr Vater war schon zur Arbeit aufgebrochen. Poppy und er hatten die üblichen Nettigkeiten zwischen Vater und Tochter eingestellt. Kein Küsschen auf die Wange, kein fertig gedeckter Frühstückstisch, keine aufmunternden Worte wegen des ersten Schultags – nicht einmal ein Guten Morgen. Poppy wusste, dass ihr Vater sich anstrengen musste, um sie überhaupt noch in seiner Nähe zu ertragen. Er hatte seine neue Stelle schon angetreten, die noch schlechter bezahlt war als die letzte, weil er so kurzfristig keine große Wahl gehabt hatte. Mit jedem Umzug war ihr Lebensstandard weiter gesunken, aber noch nie hatten sie so weit entfernt von Poppys Mutter gewohnt.

Poppy hatte sich längst daran gewöhnt, dass ihre Eltern getrennt lebten. Ihre Mutter, die ständig in neuen Psychiatrien und Rehakliniken untergebracht wurde, gehörte für Poppy schon lange nicht mehr zu ihrem Zuhause. Doch bei diesem Umzug hatte Poppy das Gefühl, die Familie würde endgültig zerreißen.

Als sie in dem stillen leeren Haus ihre Schultasche packte, ertappte sie sich bei dem Wunsch, ihre Mum wäre da, die sie – wie andere Mütter es tun – daran erinnern würde, keine Bücher zu vergessen und sich warm genug anzuziehen. Poppy fühlte sich sofort komplett idiotisch, weil sie sich so eine Vorstellung überhaupt erlaubte. Denn ihre Mutter würde sie bestimmt nicht vermissen – sie hatte wahrscheinlich nicht mal bemerkt, dass Poppy gar nicht mehr da war.

* * *

Melanie Hooper war wach gewesen, als ihre Tochter und ihr Mann sich von ihr verabschiedeten. Die letzten Jahre hatte Melanie größtenteils dösend oder in einem durch Medikamente erzeugten Dämmerschlaf verbracht. Aber diesmal war sie wach und trug sogar mal etwas anderes als einen Pyjama. Sie lag zwar immer noch im Bett – Poppy versuchte sich zu erinnern, wann sie ihre Mutter zum letzten Mal aufrecht erlebt hatte –, aber die Vorhänge im Zimmer waren aufgezogen, und das Licht brachte ein wenig Hoffnung in die triste und düstere Atmosphäre.

Eine Träne rann ihrer Mutter über die Wange, als John verkündete, sie würden in den Norden ziehen. Dann wiederholte Melanie wie ein Kind Johns Worte, dass es wohl »das Beste« sei, und versprach, tapfer zu sein.

Als John hinausging, um Kaffee zu holen, nahm Melanie Poppys Hand und fragte drängend: »Was war es diesmal?«

»Ein Brand«, murmelte Poppy.

»Du kannst nichts dafür«, sagte ihre Mutter eindringlich und drückte Poppys Hand ganz fest.

Poppy stockte der Atem; die unerwartete Hoffnung, verstanden zu werden, schnürte ihr die Kehle zu. Sie sah ihre Mutter an und, nach kurzem Zögern, erwiderte sie den Händedruck. Melanies Nägel gruben sich in Poppys Fleisch, und ihre Mutter schob die Lippen vor.

»Es ist der Teufel in dir«, flüsterte sie.

Poppy zuckte zusammen, als sei sie geschlagen worden, und zog ihre Hand zurück. In diesem Moment kam John wieder herein und reichte seiner Frau ein Hochglanzmagazin, das sie begeistert in Empfang nahm. Dann erlosch die Lebendigkeit in ihrem Gesicht, und die übliche Teilnahmslosigkeit kehrte zurück.

Poppy erfuhr niemals, dass ihre Mutter in dieser Nacht tränenüberströmt erwachte und von drei Pflegekräften gebändigt werden musste.

»Mein Baby! Mein Baby!«, schluchzte Melanie verzweifelt und weinte hemmungslos, bis man ihr Medikamente verabreichte und sie einnickte.

Als Melanie einschlief, sank sie in Träume von der Vergangenheit, von einer Person, die sie kaum noch wiedererkannte …

Eine hübsche junge Frau mit weichem blondem Haar betrachtete ihr Baby in der Wiege. Das waren sie selbst und Poppy, dämmerte es Melanie in den Tiefen ihres Traums. Stundenlang hatte sie ihr Mädchen damals angesehen. Irgendwo klingelte das Telefon, aber Melanie beachtete es nicht. Sie hatte dunkle Schatten unter den Augen, ihre Hände und Füße kribbelten, ihr Kreuz tat weh. Sie war müde – noch nie hatte sie sich so unendlich müde gefühlt.

Poppy dagegen schien niemals müde zu sein. Sie trug eine winzige rosa Jacke mit einem Häschen vorne drauf, die überhaupt nicht zu ihren dunklen wilden Augen und Locken passte, und starrte ihre Mutter unverwandt an. Erst ein paar Wochen alt war die Kleine, und auf ihrem Gesicht zeigte sich nicht das geringste Gefühl – sie wirkte komplett beherrscht und unabhängig.

Melanie schossen zahllose Gedanken wirr durch den Kopf.

Sie ist noch so klein und braucht mich schon nicht mehr!

Das ist doch nicht normal.

Wieso liebe ich sie nicht?

Doch, doch, ich liebe sie natürlich!

Und dann, schuldbewusst: Was für eine Mutter bin ich eigentlich, dass mir überhaupt so ein Gedanke kommt?

Der nächste Gedanke wurde laut als Schrei, gefolgt von den Worten: »Um Himmels willen, John! John!!! Poppys Auge hat gerade die Farbe gewechselt!«

Melanie sprang auf ihre halb tauben Füße, ohne das Kribbeln zu beachten, nahm Poppy aus der Wiege, hielt sie auf Armeslänge von sich weg und starrte sie an. Und...

Erscheint lt. Verlag 16.3.2017
Übersetzer Sibylle Schmidt
Verlagsort Frankfurt am Main
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur
Kinder- / Jugendbuch Jugendbücher ab 12 Jahre
Schlagworte Anderssein • Außenseiter • ember • Familie • Freundschaft • Hexen • Hexenkönigin • Hexenzirkel • Identität • Liebe • Naturkräfte • poppy • Prophezeiung • Selbstfindung • vertauscht • Zauberei
ISBN-10 3-7336-0295-1 / 3733602951
ISBN-13 978-3-7336-0295-6 / 9783733602956
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3 Verschenktes Potential

von , am 23.07.2020

Durch einen mächtigen Zauber werden Ember und Poppy direkt nach ihrer Geburt vertauscht, doch Beide fühlen sich in der Familie, in der sie aufwachsen fremd. Während Ember im Hexenzirkel als Außenseiterin heran wächst, da ihr auch nicht der geringste Zauber gelingen will, passieren Poppy die seltsamsten Dinge - wenn sie wütend wird gehen Fensterscheiben zu Bruch, oder Feuer bricht aus.

Nachdem sie erneut wegen eines Schulwechsels umziehen musste, trifft Poppy zum ersten mal auf Ember und die beiden Mädchen verbindet schnell eine enge Freundschaft. Währenddessen warten die Hexen aus Embers Clan darauf, dass sich eine alte Prophezeiung erfüllt, denn bald soll eine Hawkweed - also Ember oder deren Cousine Sorrel - die neue Königin aller Hexenclans werden.

"Die Prophezeiung der Hawkweed" von Irena Brignull ist ein Fantasyroman für Kinder und Jugendliche, der sein Potential leider nicht ganz ausgeschöpft hat. Gleich zu Beginn wird der Leser direkt in die Handlung geworfen, der Hintergrund bleibt flach. Ich hätte mir eine deutlichere Beschreibung des Settings und auch der Nebenfiguren gewünscht um wirklich in die Geschichte eintauchen zu können.

Poppy und Ember sind die einzigen Figuren im Buch, die ich mir anhand der Beschreibung ein wenig vorstellen konnte, alle anderen Personen sind eher lieblos dargestellt und auch die Umgebung der Mädchen ist nur gerade so weit beschrieben, wie es unbedingt für den Fortgang der Ereignisse notwendig ist. Wirklich schade um den gar nicht mal schlechten Handlungsstrang, das nackte Grundgerüst der Geschichte war vielversprechend, es hätte nur eben ein wenig mehr gepolstert werden müssen. Auch das Ende erschien mir lieblos hingeschustert, obwohl ich mich an keiner Stelle des Romans gelangweilt habe, war es leider kein reines Lesevergnügen.

Fazit: Die Handlung ist bis auf das lieblose Ende durchaus spannend, doch leider sind Hintergrund und Nebenfiguren so knapp beschrieben, dass es mir schwer fiel, richtig in die Geschichte einzutauchen.
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