Die Legende von Richard und Kahlan 03 (eBook)

Die Seelen der Toten
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2016 | 1. Auflage
640 Seiten
Blanvalet (Verlag)
978-3-641-16391-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Legende von Richard und Kahlan 03 -  Terry Goodkind
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Die Armee der Toten schreitet voran - nur Richard und Kahlan können sie aufhalten
Zwei unerbittliche Generäle führen eine riesige Totenarmee aus den hintersten Winkeln des D'Haranischen Reiches bis in dessen Zentrum. Doch ihr Ziel ist nicht die Zerstörung des Reiches, sie wollen die Welt der Lebenden vernichten.
Richard und Kahlan sind mit der Essenz des Todes infiziert, was ihnen ihre Kräfte raubt und sie schließlich das Leben kosten wird. Sie müssen um jeden Preis den Palast des Volkes erreichen, um sich und das Reich zu retten. Doch die tödliche Bedrohung lauert überall ...

Terry Goodkind (*1948; ?2020) wurde in Omaha, USA, geboren und war nach seinem Studium zunächst als Rechtsanwalt tätig. 1994 erschien sein Roman »Das erste Gesetz der Magie«, der weltweit zu einem sensationellen Erfolg wurde und den Auftakt zu einer der erfolgreichsten Fantasy-Sagas aller Zeiten bildet. Er lebte bis zu seinem Tod in Maine, USA.

1

»Bringt uns unsere Toten.«

Im selben Moment, als er hinter sich die Stimme hörte, spürte Richard den Griff einer eiskalten Hand auf seiner Schulter.

Er zog sein Schwert und wirbelte herum.

Das unverwechselbare stählerne Klirren zerriss die gedämpfte frühmorgendliche Stille. Die seiner Klinge innewohnende Kraft folgte dem Ruf und erfüllte Richard in Vorbereitung auf den Kampf mit Zorn.

Im Dunkel, unmittelbar hinter der Stelle, wo er auf Wache gewesen war, standen drei Männer und zwei Frauen. Das verglimmende Lagerfeuer, das ein Stück weit hinter ihm brannte, warf ein schwaches, rötlich flackerndes Licht auf die fünf versteinerten Mienen. Untätig standen die ausgezehrten Gestalten da, mit hängenden Schultern, die Arme kraftlos an den Seiten.

Neben einer ersten Andeutung auf den bevorstehenden Regen trug die Luft den Geruch von Holzrauch von dem Feuer hinten beim Lager heran, den Duft von Balsamtannen und des ganz in der Nähe wachsenden Zimtfarns, ihrer Pferde sowie den muffigen Geruch des feuchten, den Boden bedeckenden Laubs. Richard meinte plötzlich auch einen Hauch von Schwefel wahrzunehmen.

Obwohl keiner der fünf bedrohlich wirkte oder so auftrat, ließ die knisternde Energie der uralten Waffe, die er in Händen hielt, sein Herz wild pochen. Ihre passive Haltung war nicht dazu angetan, sein Gefühl von Gefahr zu zerstreuen, seine Kampfbereitschaft zu vermindern, sollten sie plötzlich zum Angriff übergehen.

Mehr als alles andere beunruhigte ihn allerdings der Umstand, dass er in der frühmorgendlichen Stille zwar auf jedes Geräusch gelauscht, auf jede Bewegung geachtet hatte – schließlich bestand darin der Sinn des Wachestehens –, aber er hatte die fünf Fremden von hinten weder kommen gehört noch sie gesehen.

Für Richard war der Aufenthalt im Wald eigentlich nichts Ungewöhnliches. Es war praktisch undenkbar, dass sich auch nur ein Eichhörnchen unbemerkt an ihn heranschlich, von fünf Personen ganz zu schweigen.

Und doch hatten es diese fünf getan.

Richard war nur ein falsches Wort, eine plötzliche Bewegung davon entfernt, seine Zurückhaltung aufzugeben, seinem Zorn freien Lauf zu lassen. Gedanklich hatte er diesen Schritt bereits vollzogen, jede Bewegung vorausberechnet und entschieden. Sollte auch nur einer der fünf irgendetwas Falsches tun, würde er nicht zögern, sich selbst und seine Begleiter im Lager hinter ihm zu verteidigen.

»Wer seid ihr?«, fragte er. »Was wollt ihr hier?«

»Wir sind gekommen, um bei unseren Toten zu sein«, antwortete eine der beiden Frauen in demselben teilnahmslosen Ton wie schon zuvor der erste Sprecher. Alle fünf schienen starren Blicks geradewegs durch ihn hindurchzusehen.

»Bringt sie zu uns«, setzte die zweite Frau im selben unheimlichen Tonfall hinzu. Wie die anderen schien sie aus wenig mehr als Haut und Knochen zu bestehen.

»Wovon redet ihr da?«, wollte Richard wissen.

»Bringt uns unsere Toten«, wiederholte einer der anderen Männer.

»Welche Toten denn?«, fragte Richard.

»Unsere«, meldete sich ein anderer mit teilnahmsloser Stimme.

Die Antworten drehten sich im Kreis und brachten ihn nicht weiter.

Drüben, im Lager hinter ihm, nahm Richard eine leise, planvolle Unruhe wahr, als die Soldaten der Ersten Rotte, vom Geräusch des Ziehens seines Schwertes geweckt, ihre Decken abwarfen und aufsprangen. Er wusste, in diesem Moment griffen sie zu den unmittelbar neben ihren Schlafplätzen bereitliegenden Schwertern, Lanzen und Streitäxten. Es waren Männer, die jederzeit auf Ärger vorbereitet waren.

Ohne die fünf länger als nötig aus den Augen zu lassen, hielt Richard kurz zu beiden Seiten hin nach weiteren Gefahren Ausschau und wusste, die Soldaten in seinem Rücken würden sich per Handzeichen über ihre Verteidigungspositionen verständigen. Trotz der Entfernung und ihres umsichtigen Vorgehens konnte Richard hier einen Schritt wahrnehmen, dort ein Rascheln im Laub, und, etwas seitlich, das Schmatzen von Morast, als einige von ihnen sich mit schnellen Schritten durch den Wald bewegten, um die Fremden einzukreisen.

Diese Männer waren die Besten der Besten – erfahrene Soldaten, die hart gearbeitet hatten für den Eintritt ins Elitekorps der Ersten Rotte. Sie alle hatten jahrelange Kampfeinsätze hinter sich, und schon jetzt hatten seit dem Vordringen in die Dunklen Lande nicht wenige aus ihren Reihen ihr Leben gelassen, um Richard und Kahlan sicher zum Palast zurückzubringen.

Allerdings war es bis nach Hause nach wie vor ein weiter Weg.

»Ich habe keine Ahnung, was ihr da redet«, erklärte Richard, während er die entrückten Blicke der fünf Leute vor ihm beobachtete.

»Unsere Toten«, wiederholte die erste Frau mit lebloser Stimme.

Richard runzelte die Stirn. »Und wieso sagt ihr das mir?«

»Weil Ihr der Eine seid«, erklärte der Mann, der ihn berührt hatte.

Einen nach dem anderen streckte Richard in einer wellenförmigen Bewegung seine Finger und korrigierte seinen Griff am Schwert. Sein Blick wanderte von einer leeren Miene zur nächsten.

»Der Eine? Wovon redet ihr?«

»Ihr seid fuer grissa ost drauka«, warf ein anderer ein. »Ihr seid der Eine.«

Eine kribbelnde Gänsehaut kroch Richards Nacken hoch. Fuer grissa ost drauka bedeutete in der alten Sprache Hoch-D’Haran »Überbringer des Todes«, ein Name, der ihm in den Weissagungen gegeben worden war. Außer ihm selbst waren nur sehr wenige Menschen mit der toten Sprache Hoch-D’Haran vertraut.

Vielleicht noch verstörender aber war, wieso diese fünf wussten, dass sich der Name auf ihn bezog.

Er hielt seine Schwertspitze auf die fünf gerichtet, um sicherzustellen, dass sich keiner von ihnen nähern konnte – auch wenn niemand dies versuchte. Er wollte halt sichergehen, dass er im Notfall Platz zum Kämpfen hatte.

»Und wo habt ihr das aufgeschnappt?«, fragte er.

»Ihr seid der Eine – Ihr seid der fuer grissa ost drauka: der Überbringer des Todes«, erklärte eine der Frauen. »Das ist es, was Ihr tut: Ihr bringt den Tod.«

»Und wie kommt ihr darauf, ich könnte euch eure Toten bringen?«

»Wir haben lange nach unseren Toten gesucht«, erklärte sie. »Ihr müsst sie zu uns bringen.«

»Bringt uns unsere Toten«, wiederholte einer der anderen – zum ersten Mal mit einem Anflug von rätselhafter Beharrlichkeit, der Richard nicht gefiel.

Für diese fünf schien dies irgendeinen Sinn zu ergeben, nicht jedoch für Richard, außer auf entschieden verquere Weise. Er war mit den drei uralten Bedeutungen des Begriffs fuer grissa ost drauka vertraut und wusste, wie diese sich auf ihn bezogen.

Diese fünf jedoch bedienten sich ihrer auf völlig andere Art.

Hinter sich konnte er Kahlan hören, die zu ihm zurückgelaufen kam. Er erkannte das unverwechselbare Geräusch ihrer Schritte. Sie war vor dem Morgengrauen eine ganze Weile mit ihm zusammen gewesen und erst Augenblicke zuvor zum Lager zurückgegangen. Als sie jetzt herbeigestürzt kam, streckte er seinen linken Arm vor, damit sie nicht im Weg war, sollte er sein Schwert benutzen müssen.

»Was geht hier vor?« Sie keuchte, als sie nicht weit entfernt abrupt stehen blieb.

Richard sah kurz über seine Schulter. Die angespannte Besorgnis auf ihrem Gesicht vermochte der makellosen Schönheit ihrer vertrauten Züge nichts anzuhaben.

Richard wandte sich wieder zu den fünfen herum, um sie im Auge zu behalten.

Sie waren verschwunden!

Überrascht kniff er die Augen zusammen und sah sich um. Er hatte gerade mal den Bruchteil einer Sekunde fortgesehen. Es war unmöglich, und doch waren alle fünf verschwunden.

»Sie haben doch gleich hier gestanden«, meinte er, halb zu sich selbst.

In dem kurzen Augenblick, als er sich zu Kahlan umgedreht hatte, hätten sie sich unmöglich irgendwo verstecken können …

»Wer denn?«, wollte Kahlan wissen und beugte sich zur Seite, um an ihm vorbeizuspähen.

Richard streckte den Arm und zeigte beharrlich mit dem Schwert. »Noch vor wenigen Sekunden standen hier fünf Leute.«

Die dünnen Himmelsstreifen, die man durch die Lücken im Laubdach sehen konnte, begannen sich in der aufkommenden Morgendämmerung zu einem bleiernen, gedämpften, rot getönten Grau zu verfärben. Kahlan war klug genug, Richards Beobachtung nicht einfach abzutun. Sie suchte das nahe Dunkel zu beiden Seiten mit den Augen ab.

»Waren das Halbmenschen?«, fragte sie mit spürbarer Besorgnis in der Stimme.

Richard spürte noch immer die Eiseskälte, dort, wo einer der Männer ihn an der rechten Schulter berührt hatte.

»Nein, das glaube ich nicht. Einer von ihnen hat mich mit der Hand berührt – wie um meine Aufmerksamkeit zu gewinnen. Sie haben nicht die Zähne gebleckt. Ich glaube nicht, dass sie gekommen waren, um meine Seele zu rauben.«

»Bist du sicher?«

»Ziemlich.«

»Haben sie irgendwas gesagt?«

»Sie meinten, ich solle ihnen ihre Toten bringen.«

Kahlans Mund öffnete sich in stummer Verblüffung. Richard betrachtete die Stelle, wo sie eben noch gestanden hatten, sah sich noch einmal nach irgendeinem Hinweis auf die fünf um. In diesem trüben Dunkel waren keine Fußspuren zu erkennen.

Die Arme um den Körper geschlungen, trat Kahlan schließlich näher. »Da ist niemand, Richard.« Sie wies zu den Bäumen hinüber. »Und...

Erscheint lt. Verlag 19.12.2016
Reihe/Serie Die Legende von Richard und Kahlan
Übersetzer Caspar Holz
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Severed Souls
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Schlagworte Das Schwert der Wahrheit • eBooks • Epos • Fantasy • Für Leser von George R.R. Martin • Heroische Fantasy • High Fantasy • Richard und Kahlan
ISBN-10 3-641-16391-9 / 3641163919
ISBN-13 978-3-641-16391-4 / 9783641163914
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