OM - Die Ursprache der Seele (eBook)

Meine Inspiration

Die Aktivitäten des Lebens haben immer zwei Seiten – die materielle und die spirituelle, genau wie männlich und weiblich zwei Seiten in der Biologie sind. Unser Ziel ist dauerhafte Zufriedenheit, die Befreiung von Anspannung und Angst. Aber all unsere Versuche, dieses Ziel zu erreichen, stützen sich nur auf eine dieser beiden Seiten, nämlich die materielle. Wenn man das Glück nur im Außen oder in der materiellen Welt sucht, wird man das Gleichgewicht nicht halten können, ähnlich wie ein Wagen, dem ein Rad fehlt. Wer Erfolg, Ansehen, Wohlstand und körperliches Wohlbefinden erreichen möchte, muss stabil auf beiden Spuren zum Ziel der dauerhaften Zufriedenheit reisen.

Als menschliche Wesen brauchen wir also zwei Arten von Befriedigung. Wir müssen die Lebensgewohnheiten ausfindig machen, die uns auf beiden Schienen weiterbringen – das ist der einzige Weg zum Glück. Diese beiden Spuren sind gar nicht so verschieden. Sie sind wie die beiden Ufer eines Flusses oder die beiden Gleise einer Bahnstrecke. Sie führen zusammen zu einem Ziel. Wir unterscheiden nur zwischen ihnen, um ihre Wirkung im Hinblick auf menschliche Aktivitäten zu verstehen. Gibt es etwas, das nur Energie oder nur Materie ist? Sie sind eins, aber um sie zu verstehen, behandeln wir sie jeweils einzeln.

Nur um zu verstehen, was innere Zufriedenheit wirklich bedeutet, sprechen wir von ihr als dem Ergebnis materiellen und spirituellen Erfolgs.

Doch was ist mit dem gleichzeitigen Verfolgen beider Ziele gemeint? Wenn Sie nach der Zusammensetzung von Zitronenlimonade fragen, wird man Ihnen sagen, dass sie aus Wasser, Zucker und Zitronensaft besteht. Doch keine dieser Zutaten wird Ihnen einzeln oder mit nur einer anderen das Erlebnis einer Zitronenlimonade vermitteln. Der Geschmack kann nur erfahren werden, wenn sie fertig zubereitet ist; aber wenn Sie einem Kind beibringen wollen, wie man sie zubereitet, müssen Sie dies anhand der Zutaten erklären. Außerdem wird das Erlebnis auch von dem Zubereitenden und der Umgebung, d. h. dem undefinierbaren Feld, in dem Sie die Limonade trinken, beeinflusst. Es ist eine mystische Realität, dass Bestandteile, sowohl materielle als auch spirituelle, zu etwas Drittem führen, zu einem anderen Ergebnis. Diese Realität müssen wir versuchen zu verstehen.

Während der Vorbereitung auf dieses Buch habe ich auch mein eigenes Leben betrachtet und abgewogen, ob ich bisher selbst auf diesen beiden Gleisen gleichzeitig unterwegs war. Nur weil ich in der Lage war, dieses Gleichgewicht zu halten, habe ich zu absoluter Zufriedenheit gefunden, und heute genieße ich materiellen Wohlstand ebenso wie psychologische und spirituelle Befriedigung. Weil ich diesen Wohlstand und diese Zufriedenheit mit anderen teile, habe ich heute eine sehr große Familie, viele Freunde und ein weltweites soziales Netzwerk.

Alle Orte, an denen ich bisher gearbeitet habe, lagen mitten in der Natur und konnten daher zu meiner Zufriedenheit beitragen. Ich hatte auch immer das Glück, in einer Umgebung zu leben, in der spiritueller Fortschritt möglich war, und war immer von meiner Familie umgeben. Ich hatte mit Menschen aus vielen Ländern und Gesellschaftsschichten zu tun, die in unterschiedlichen Kulturen geboren wurden, und meine Arbeit wurde ständig weitergeführt. Auf diese Weise kam ich auf beiden Spuren voran. Meine dauerhafte Erfahrung der absoluten Erfüllung kommt zum Teil daher, dass mein Leben von Anfang an gleichzeitig von beiden Sankalpas bzw. Konzepten bestimmt wurde. Die Inhalte, die in diesem Buch behandelt werden, stammen direkt aus meiner persönlichen Erfahrung. Ich wuchs in einer spirituellen Umgebung auf und studiere die Veden seit meiner Kindheit. Ich lernte von den großen Meistern dieser Zeit Ayurveda, schloss aber auch ein Maschinenbaustudium erfolgreich ab. Diese drei Fachgebiete warfen große Fragen auf, und ich war aufgrund meiner Ausbildung und Erfahrung immer in der Position, mehrere Antworten geben zu können, die sich aus der Verbindung meines Fachwissens ergaben. Dies führte zu einer Lebenspraxis, die stets die Mechanismen des Körpers, soziale Transaktionen und den wichtigsten Teil der menschlichen Existenz, das Studium des Selbst, berücksichtigte. Während das Leben mir diese Wahrheiten offenbarte, hat meine Beschäftigung mit den Veden und anderen Texten zur Selbsterkenntnis meine Erfahrungen bestätigt. Dies wiederum stärkte mein Vertrauen in meine Ansichten und mein Verhalten. In vielen Fällen habe ich Wissen entdeckt, das lange Zeit vergessen war. Allmählich verstand ich, dass es an mir ist, diese Erkenntnisse in eine Form zu bringen, die sich auch für die heutige Zeit eignet. Dieses Buch ist ein solcher Versuch.

Ich wuchs in einer ganz gewöhnlichen Familie auf, in einem einfachen Zuhause. Wir besaßen genug, um alle wichtigen Grundbedürfnisse zu befriedigen. Wir hatten nie den Wunsch, ein großes Anwesen oder eine Menge Geld zu besitzen. Meine Geschwister und ich erhielten eine gute Ausbildung, hatten immer genug zu essen und konnten bei Bedarf an allen gesellschaftlichen Ereignissen teilnehmen. Wir verfügten über bescheidene Mittel, wie Millionen andere Menschen in Indien. Es war ein einfaches Leben, aber wir waren reich an Bildung, Werten und Kultur.

Schon in jungen Jahren war ich sehr an der Frage interessiert, wie man mit den Göttern in Kontakt treten kann. Die indische Tradition geht von der Existenz vieler Götter aus. Wer ist beispielsweise Hanuman? Was macht er? Warum ist er so stark? Wie kam es dazu, dass er sogar Shri Rama, der Inkarnation des Höchsten, seine Hilfe anbieten konnte? Vor allem wollte ich verstehen, wie man mit Ihm kommunizieren kann. Der Gedanke, dass sogar die Inkarnation des höchsten Gottes manchmal Hilfe braucht, ließ mich nicht mehr los. Ich lernte auch sehr früh, dass es keine Rolle spielt, ob man klein ist oder groß. Wichtig ist, dass man für jemanden von Nutzen ist. So entwickelte sich meine Art zu denken weiter, und ich versuchte sie in die Tat umzusetzen.

Mein Vater war ein Veda-Gelehrter. Er hatte die Veden auswendig gelernt und sich zu einer absoluten Autorität auf diesem Gebiet entwickelt. Bestimmte vedische Mantras sprudelten geradezu aus mir heraus, ohne dass ich sie jemals gelernt hätte. Daher achtete mein Vater sehr darauf, dieses Potenzial zu fördern. Während er diese Entwicklung unterstützte, brachte ich mir das Wissen über alle anderen Aspekte des Lebens selbst bei. Ich führte in den Häusern anderer Menschen Pujas (religiöse Rituale) durch und verdiente mir damit ein bisschen Geld. Außerdem ging ich von Tür zu Tür oder setzte mich in der Nähe des Marktplatzes auf den Fußweg und verkaufte Seife oder andere Haushaltswaren. Indem ich täglich den Sonnengruß Surya Namaskar und Kniebeugen machte, hielt ich mich fit. Ich setzte meine normale Schulbildung fort und erwarb nebenbei die Art von Bildung, die man auf dem Weg zur Zufriedenheit braucht, nämlich Kenntnisse in Yoga, Mantras, Musik etc. So bereitete ich mich auf mein weiteres Leben vor und schloss außerdem mein Studium in Ayurveda sowie in Maschinenbau ab. Dann nahm ich eine Arbeitsstelle an. Neben meinem Beruf beschäftigte ich mich mit vielen anderen Dingen. Ich baute eine Fabrik auf, die ich 20 Jahre lang leitete. Auch während ich mein Unternehmen betrieb, bot ich Menschen meine Hilfe an, löste ihre familiären Probleme, lehrte Yoga und Meditation. Ich führte Gespräche über die Bhagavadgita unter dem Gesichtspunkt, dass sie Antworten für jede denkbare Situation im Leben bietet, und engagierte mich noch in vielen ähnlichen Projekten.

In diesem Buch vermittle ich Ihnen mögliche Lösungen für verschiedene Problemstellungen im Leben. Diese Lösungsstrategien haben sich in meinem Fall unabsichtlich ergeben. Ich habe mich nie danach gesehnt, besonderen Reichtum zu erwerben, weil ich mit dem, was ich hatte, immer glücklich und zufrieden war. Ich habe reiche Leute nie kritisiert oder beneidet. Vielmehr erkannte ich das Geheimnis ihres Reichtums. Man erwirbt ihn durch harte Arbeit und die Pflege guter Geschäftsbeziehungen. Dafür braucht man einen starken Körper und gute Gesundheit. Gleichzeitig erkannte ich aber auch, dass es einen sehr großen Unterschied gab zwischen denen, die in Reichtum und Wohlstand aufgewachsen waren, und mir, der als Kind nur das Nötigste gehabt hatte. Ich hatte Seelenfrieden und Zufriedenheit genossen, und ich erkannte, dass genau dies von den Wohlhabenden sehr geschätzt wurde. Zufriedenheit mit sich selbst und den eigenen Umständen ist also eine Erfahrung, die höher bewertet wird als Gesundheit und Reichtum. Das ist der spirituelle Aspekt des Individuums. Mein ganzes Leben lang habe ich bestimmte Übungen gemacht und Prozesse durchlaufen, um dieses Gleichgewicht zu halten. Schließlich erkannte ich, dass dieser Prozess bzw. die Sprache für die Kommunikation mit dem SELBST von jedem erlernt werden kann, der Zufriedenheit im Leben erlangen will.

Dieses Gleichgewicht ist sogar in meinem Zentrum in Indien spürbar. Viele Menschen, die Atmasantulana Village besuchen und sehen, wie es sich entwickelt hat, fragen: »Wie haben Sie diesen wunderbaren Ort geschaffen?« Ich kann nicht sagen, dass ich ihn geschaffen hätte, weil es schwer zu erklären ist, wie all dies von null an entstanden ist. Ich kann nur sagen, dass ich versucht habe, dem oben erwähnten Prozess zu folgen, und mich dies hierhergeführt hat. Ich habe diesem Prozess vertraut. Ich hielt mich gleichzeitig auf beiden Seiten der Natur auf, und dieser zweispurige Weg führte immer zu Gottes Willen. Im Atmasantulana Village leben wir im Einklang mit der Natur und versuchen das Gleichgewicht zu halten. Dieser Weg hat uns an einen schönen Ort geführt, auf einer Reise,...