IFRS - inkl. Arbeitshilfen online (eBook)

Training für Ausbildung und Praxis
eBook Download: PDF | EPUB
2016 | 1. Auflage
398 Seiten
Haufe Verlag
978-3-648-08033-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

IFRS - inkl. Arbeitshilfen online -  Norbert Lüdenbach
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"Lüdenbach, IFRS" - das Standardwerk zum Thema!

Ausgehend vom HGB führt der Autor anschaulich und leicht verständlich in die IFRS-Rechnungslegung ein. Schritt für Schritt werden die Inhalte sämtlicher IFRS und IFRIC erläutert. Alle Beispiele beruhen auf der breiten Beratungs- und Gutachtererfahrung von Dr. Norbert Lüdenbach. Ein Buch für alle Fach- und Führungskräfte im Rechnungswesen, innovative Unternehmen und deren Berater.

 

Inhalte:

  • Bilanzierung von Finanzinstrumenten nach IFRS 9
  • Konsolidierung nach IFRS 10 bis IFRS 12
  • Fair-value-Bewertung nach IFRS 13
  • Leasingbilanzierung nach IFRS 16
  • Umsatzrealisierung nach IFRS 15

Besonders hilfreich:

  • Zahlreiche Praxisbeispiele mit detaillierten Anwendungshinweisen
  • Über 150 Prüfschemata
  • Checklisten und Schaubilder
  • 111 Aufgaben und Lösungen für Studierende

Arbeitshilfen online:

  • E-Training und Online-Selbsttests


Dr. Norbert Lüdenbach ist Wirtschaftsprüfer, Steuerberater und Leiter der Zentralabteilung Rechnungslegung bei der BDO AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft.

Cover 1
?Inhaltsverzeichnis 9
???Vorwort zur 8. Auflage? 17
???Zuordnung der Standards zu den Kapiteln? 19
???Abkürzungsverzeichnis? 21
1 ???Perspektiven einer Internationalisierung der Rechnungslegung? 23
1.1 ???Der gesetzliche Rahmen? 23
1.2 ???Erfolgspotenziale im Unternehmen? 25
1.3 ???Das Nebeneinander von handelsrechtlichem Einzelabschluss und IFRS-Konzernabschluss? 26
1.4 ???Zukunftsperspektiven ? Freigabe der IFRS für den Einzelabschluss?? 28
1.4.1 ???Die Zahlungsbemessungsfunktion des Einzelabschlusses ? Steuern und Dividenden? 28
1.4.2 ???Von der HGB-basierten deutschen zur IFRS-basierten europäischen Steuerbilanz? 29
1.4.3 ???Von der bilanz- zur solvenzorientierten Dividende? 32
1.5 ???Die SME-IFRS? 33
1.6 ???Zusammenfassung? 34
1.7 ???Aufgaben und Lösungen? 35
2 ???Struktur und Grundannahmen des IFRS-Regelwerks? 37
2.1 ???Organisation des IASB? 37
2.2 ???EU-Endorsementverfahren? 39
2.3 ???Aufbau des IFRS-Regelwerks? 42
2.4 ???Framework: Konzeptionelle Grundlagen des IFRS-Abschlusses? 44
2.4.1 ???Zielsetzung und Elemente des Jahresabschlusses? 44
2.4.2 ???Nachrangigkeit des Vorsichtsprinzips, periodengerechte Gewinnermittlung als Basisaufgabe? 44
2.4.3 ???Bilanzierung dem Grunde nach: Vermögenswerte und Schulden? 50
2.4.4 ???Bilanzierung der Höhe nach: Bewertungsmaßstäbe nach IFRS, insbesondere fair value measurement? 51
2.5 ???IAS 1: Ausweis- und Gliederungsvorschriften? 55
2.5.1 ???Bestandteile des Jahresabschlusses und Grundregeln der Gliederung? 55
2.5.2 ???Gliederung der Bilanz? 56
2.5.3 ???Gliederung der GuV? 61
2.5.4 ???Gesamtergebnisrechnung? 63
2.6 ???Materiality-Grundsatz? 65
2.7 ???True and fair presentation? 66
2.8 ???Zusammenfassung? 68
2.9 ???Aufgaben und Lösungen? 70
3 ???Immaterielles und Sachanlage­vermögen sowie investment properties? 73
3.1 ???Ausweis und Untergliederung? 73
3.2 ???Bilanzansatz? 74
3.2.1 ???Allgemeine Aktivierungsvoraussetzungen? 74
3.2.2 ???Besonderheiten beim immateriellen Anlagevermögen? 75
3.3 ???Zugangsbewertung zu Anschaffungs-/Herstellungskosten? 86
3.3.1 ???Übersicht? 86
3.3.2 ???Anschaffungskosten? 87
3.3.3 ???Herstellungskosten? 88
3.3.4 ???Gemeinsame Regeln für Anschaffungs- und Herstellungsfälle? 90
3.4 ???Planmäßige Abschreibung? 96
3.4.1 ???Abschreibung von Sachanlagen nach dem Komponentenansatz? 96
3.4.2 ???Abschreibung immaterieller Anlagen? 98
3.4.3 ???Immaterielle Anlagen unbestimmter Nutzungsdauer? 98
3.5 ???Außerplanmäßige Abschreibung? 98
3.6 ???Wertaufholung und Neubewertung? 105
3.7 ???Sonderfälle? 106
3.7.1 ???Goodwill und negativer Unterschiedsbetrag? 106
3.7.2 ???Leasing? 109
3.7.3 ???Infrastrukturkonzessionen bei Public Private Partnership? 119
3.7.4 ???Nicht betrieblich genutzte Grundstücke ? investment properties? 121
3.8 ???Notes, insbesondere Anlagenspiegel? 123
3.9 ???Zusammenfassung? 126
3.10 ???Aufgaben und Lösungen? 127
4 ???Finanzvermögen? 133
4.1 ???Überblick? 133
4.1.1 ???Klassifizierung finanzieller Vermögenswerte? 133
4.1.2 ???Ausweis? 135
4.2 ???Bilanzansatz: Zurechnung von Finanzaktiva bei Factoring und vergleichbaren Fällen? 135
4.3 ???Bewertung und Erfolgserfassung nach dem Klassifizierungssystem von IFRS 9? 138
4.4 ???Einzelfälle der Bewertung? 143
4.4.1 ???Effektivzinsmethode bei Darlehen? 143
4.4.2 ???Wertberichtigungen von Fremdkapitalinstrumenten? 144
4.4.3 ???Beteiligungen an Tochter-, Gemeinschafts- und assoziierten Unternehmen vs. einfache Anteile? 146
4.5 ???Finanzderivate und hedge accounting? 149
4.5.1 ???Überblick? 149
4.5.2 ???Hedge accounting? 151
4.5.3 ???Sonderfragen? 157
4.6 ???Notes, inkl. Beziehungen zu nahestehenden Parteien? 160
4.7 ???Zusammenfassung? 163
4.8 ???Aufgaben und Lösungen? 164
5 ??Vorräte? 169
5.1 ???Überblick? 169
5.2 ???Engerer Begriff der (un-)fertigen Erzeugnisse und Leistungen? 169
5.3 ???Ansatz von Vorräten? 170
5.4 ???Bewertung von Vorräten? 171
5.4.1 ???Anschaffungskosten und Herstellungskosten? 171
5.4.2 ???Bewertungsvereinfachungen? 175
5.4.3 ???Niederstwertprinzip? 176
5.5 ???Ausweis und notes? 179
5.6 ???Zusammenfassung? 180
5.7 ???Aufgaben und Lösungen? 180
6 ???Eigenkapital? 183
6.1 ???Ausweis und Abgrenzung? 183
6.1.1 ???Mindestgliederung, eigene Anteile? 183
6.1.2 ???Abgrenzung zum Fremdkapital? 184
6.1.3 ???Besonderheiten bei Personengesellschaften? 185
6.2 ???Sacheinlagen, einschließlich debt-for-equity-swaps? 188
6.3 ???Stock options ? Mitarbeiteroptionen? 189
6.4 ???Notes? 191
6.5 ???Zusammenfassung? 193
6.6 ???Aufgaben und Lösungen? 193
7 ???Rückstellungen? 197
7.1 ???Ausweis? 197
7.2 ???Bilanzansatz? 198
7.2.1 ???Vorliegen einer gegenwärtigen Verpflichtung? 198
7.2.2 ???Wahrscheinlichkeit ? Abgrenzung zu Eventualverbindlichkeiten? 201
7.2.3 ???Restrukturierungsrückstellungen? 203
7.2.4 ???Faktische Verpflichtungen vs. Aufwandsrückstellungen ? Theorie und Kasuistik? 204
7.2.5 ???ABC wichtiger Rückstellungsfälle? 207
7.2.6 ???Drohverlustrückstellungen? 208
7.3 ???Bewertung? 209
7.3.1 ???»Bestmögliche Schätzung« des Erfüllungsbetrags? 209
7.3.2 ???Rückgriffsrechte und Saldierungen? 210
7.3.3 ???Abzinsung? 211
7.4 ???Sonderfall: Pensionsrückstellungen und sonstige Arbeitnehmerrückstellungen? 211
7.4.1 ???Leistungen an Arbeitnehmer? 211
7.4.2 ???Rückstellungen für Pensionen und ähnliche Leistungen? 213
7.5 ???Notes? 217
7.5.1 ???Angaben zu den Rückstellungen? 217
7.5.2 ???Angaben zu Eventualverpflichtungen und Ereignissen nach dem Bilanzstichtag? 219
7.6 ???Zusammenfassung? 220
7.7 ???Aufgaben und Lösungen? 221
8 ???Verbindlichkeiten? 225
8.1 ???Ausweis? 225
8.2 ???Bewertung? 225
8.2.1 ???Zugangsbewertung? 225
8.2.2 ???Folgebewertung? 226
8.3 ???Notes? 229
8.4 ???Zusammenfassung? 231
8.5 ???Aufgaben und Lösungen? 232
9 ???Tatsächliche und latente Steuern? 235
9.1 ???Überblick und Vergleich zum Handelsrecht? 235
9.2 ???Der Zweck latenter Steuern nach dem temporary-Konzept? 237
9.3 ???Ausweis? 242
9.4 ???Ansatz? 244
9.5 ???Bewertung? 246
9.6 ???Notes? 248
9.7 ???Zusammenfassung? 251
9.8 ???Aufgaben und Lösungen? 252
10 ???Gewinn- und Verlustrechnung? 255
10.1 ???Ausweisvorschriften? 255
10.1.1 ???Allgemeine Vorschriften? 255
10.1.2 ???Bilanzkorrekturen sowie Änderungen von Bilanzierungs- und Bewertungsmethoden? 255
10.1.3 ???Discontinued operations und zur Veräußerung bestimmte Anlagen? 257
10.2 ???Erlösrealisierung? 262
10.2.1 ???Das Realisationsprinzip? 262
10.2.2 ???Die Anforderungen von IFRS 15 im Überblick? 264
10.2.3 ???Mehrkomponentengeschäfte? 264
10.2.4 ???Variabler Transaktionspreis? 266
10.2.5 ???Lieferung unter Einräumung von Rückgaberechten? 267
10.2.6 ???Zeitpunktbezogene vs. zeitraumbezogene Leistungen? 268
10.3 ???Notes? 273
10.4 ???Zusammenfassung? 275
10.5 ???Aufgaben und Lösungen? 275
11 ????Weitere Abschlussbestandteile? 277
11.1 ???Eigenkapitalveränderungsrechnung (im Verhältnis zur Gesamtergebnisrechnung)? 277
11.2 ???Kapitalflussrechnung? 279
11.3 ???Notes ? Aufbau und Funktion des Anhangs? 282
11.4 ???Besondere Berichtspflichten für kapitalmarktorientierte Unternehmen? 286
11.4.1 ???Überblick? 286
11.4.2 ???Segmentberichterstattung? 286
11.4.3 ???Ergebnis je Aktie? 288
11.4.4 ???Zwischenberichterstattung? 289
11.5 ???Zusammenfassung? 292
11.6 ???Aufgaben und Lösungen? 293
12 ???Konzernabschluss? 295
12.1 ???Überblick? 295
12.2 ???Aufstellungspflicht und Konsolidierungskreis? 297
12.2.1 ???Überblick? 297
12.2.2 ???Kontrolle als Grundlage des Konzernbegriffs? 300
12.3 ???Abschlussstichtag und Erstkonsolidierungszeitpunkt? 311
12.4 ???Kapitalkonsolidierung? 312
12.4.1 ???Überblick? 312
12.4.2 ???Erstkonsolidierung? 314
12.4.3 ???Folgekonsolidierung? 326
12.5 ???Weitere Vorschriften? 333
12.6 ???Latente Steuern im Konzernabschluss? 335
12.7 ???Equity-Methode für assoziierte Unternehmen und Gemeinschaftsunternehmen? 340
12.8 ???Zusammenfassung? 343
12.9 ???Aufgaben und Lösungen? 344
13 ??Einführung von IFRS? 347
13.1 ???Einführungsplanung? 347
13.2 ???Umstrukturierung ?der Finanzbuchhaltung? 355
13.3 ???Eröffnungsbilanz nach IFRS 1? 359
13.4 ???Zusammenfassung? 366
13.5 ???Aufgaben und Lösungen? 367
14 ??IFRS für kleine und mittlere Unternehmen? 369
14.1 ???Die SME-IFRS? 369
14.2 ???Aufgaben und Lösungen? 377
15 ???Checkliste wesentlicher Abweichungen der IFRS vom HGB? 379
???Literaturempfehlungen? 385
?Stichwortverzeichnis 387

1   Perspektiven einer Internationalisierung der Rechnungslegung


1.1   Der gesetzliche Rahmen


Wenn man sich die Geschwindigkeit anschaut, mit der neue Marketing- oder Managementphilosophien im Allgemeinen in die Unternehmenspraxis eindringen, so kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die diesbezüglichen Unternehmensstrategien zuweilen eher von einem olympischen als von einem ökonomischen Geist beseelt sind: dabei sein ist alles und die Teilnahme wichtiger als der Sieg.

Das Finanz- und Rechnungswesen scheint weniger modeanfällig, ist es doch nach Personen und Zielsetzungen durch einen durchaus gesunden Konservativismus geprägt. So vergingen seit der Gründung des International Accounting Standards Committee (IASC) in 1973 über 30 Jahre, bis die internationale Rechnungslegung Eingang in die europäische und deutsche Bilanzierungspraxis fand.

Das europäische und deutsche Bilanzrecht hatte der Globalisierung auf den Güter- und Kapitalmärkten zuvor kaum Rechnung getragen.

Beispiel

Ein Lampenhersteller, der in irgendeinem deutschen Landstrich Lampen herstellt, die er in ganz Europa vertreibt, kann sich daran freuen, dass es einen Eurostecker gibt und er somit nicht für jedes Land andere Stecker an seinen Lampen anbringen muss. Der gleiche Lampenhersteller musste aber, wenn er Produktions- und Vertriebsgesellschaften in verschiedenen europäischen Ländern unterhielt, in jedem Land nach einem anderen System Rechnung legen.

Dies galt/gilt selbst innerhalb der europäischen Gemeinschaft. Die EU-Richtlinien der 80er Jahre, umgesetzt durch das BiRiliG 1987, ebenso die EU-Richtlinie aus 2013 und ihre Umsetzung durch das BilRUG, haben keine wirkliche Vereinheitlichung der europäischen Rechnungslegung gebracht. Standardisiert wurde nur die Veröffentlichungs- und Prüfungspflicht für Kapitalgesellschaften. Der zu publizierende und zu prüfende Inhalt, also die Regeln, nach denen diese Gesellschaften Rechnung legen, wurden hingegen kaum vereinheitlicht.

Beispiel

Ein englisches Grundstück aus der Nachkriegszeit, Verkehrswert 1 Mio. EUR, steht bisher mit 10.000 EUR in den englischen Büchern. Der Buchungssatz „Grundstück an Eigenkapital 990.000 wegen Neubewertung” befremdet jeden deutschen Buchhalter.

Die EU-Bilanzrichtlinien haben solche Unterschiede eher zementiert. Unterschiedliche Bilanztraditionen wurden nicht durch Einigung, sondern durch Ausklammerung erledigt. Das Instrument hierzu war das Mitgliedstaatenwahlrecht, das im Beispiel den Engländern die Neubewertung zugestand.

Ein Informationskostenproblem ergab sich hieraus nicht nur für den international agierenden Mittelständler, sondern auch für seine Bank. Deren Branchenexperten für bestimmte Industrien sitzen z. T. längst in London. Wenn also im Beispiel der Lampenhersteller eine grundlegende Neustrukturierung seiner Finanzierung braucht, werden vielleicht Bankexperten aus London einfliegen und das Unternehmen, seine Bilanzen und seine darauf fußenden Businesspläne untersuchen. Unwahrscheinlich, dass sie etwas vom HGB verstehen.

Im Interesse der Effizienz der konzerninternen Kommunikation, ebenso aber mit Blick auf international agierende externe Abschlussadressaten haben daher in den 90er Jahren die großen börsennotierten Unternehmen ihre Konzernabschlüsse internationalen Bilanzierungsregeln angepasst.

Die rechtliche Möglichkeit hierzu eröffnete das KapAEG aus 1998 mit der Einführung eines § 292a in das Handelsgesetzbuch. Dies erlaubte Konzernen, deren Wertpapiere (Aktien und/oder Schuldverschreibungen) an einer Börse notieren, den Konzernabschluss nach internationalen Rechnungslegungsgrundsätzen aufzustellen.


Die EU-Verordnung vom 27. Mai 2002, betreffend die Anwendung internationaler Rechnungslegungsstandards für kapitalmarktnotierte Konzerne tat ein Weiteres. Kapitalmarktorientierte Unternehmen sind seit 2005 verpflichtet, ihren Konzernabschluss nach IFRS zu erstellen. Die Verpflichtung gilt „nur” für Unternehmen, deren Wertpapiere an einem organisierten Markt notiert sind, daher z. B. nicht für in sog. Entry Standards (Freiverkehr) notierte Unternehmen.

Die EU-Verordnung ist unmittelbares, in allen Mitgliedstaaten geltendes Recht. Den Mitgliedstaaten wird im Rahmen eines Mitgliedstaatenwahlrechtes noch die Möglichkeit gegeben, die Anwendung der IFRS auch auf Konzernabschlüsse nichtbörsennotierter Unternehmen und auf Einzelabschlüsse auszudehnen.

Die Bundesrepublik hat diese Mitgliedstaatenwahlrechte wie folgt ausgeübt: Nur das erste Wahlrecht hat der deutsche Gesetzgeber konsequent umgesetzt. Nach § 315a Abs. 3 HGB können nicht kapitalmarktorientierte Konzerne wahlweise an Stelle des handelsrechtlichen (d. h. in Befreiung von diesem) einen IFRS-Konzernabschluss aufstellen und veröffentlichen. Für diese nichtbörsennotierten Unternehmen stellt sich daher weiterhin die Frage,

  • ob und wann eine Anpassung an internationale Rechnungslegungsgrundsätze erfolgen soll,

  • in welcher Form die Anpassung vorgenommen werden soll, ob als Ersetzung des HGB-Abschlusses durch einen internationalen Abschluss oder in einer parallelen Form, d. h. als Überleitungsrechnung oder als doppelter Abschluss.

1.2   Erfolgspotenziale im Unternehmen


Im Wesentlichen kommen fünf Argumente für eine Internationalisierung infrage:

  • besserer Zugang zum Kapitalmarkt,

  • Orientierung an (Informations-)Bedürfnissen der shareholder,

  • Imagevorteile,

  • Abstimmung von externem und internem Rechnungswesen,

  • Vereinheitlichung des internen Konzernreportings.

Am wichtigsten sind der erste und der letzte Punkt.

Die Erweiterung der Finanzierungsmöglichkeiten muss nicht nur das Unternehmen betreffen, das ein Listing an einer Börse anstrebt und ab Zulassungsantrag ohnehin zur Rechnungslegung nach IFRS verpflichtet ist (§ 315a Abs. 2 HGB). Auch folgender Fall ist einschlägig:

Beispiel

Ein mittelständischer Industriekonzern strebt die Übernahme eines englischen Wettbewerbers an. Der hohe Finanzierungsbedarf soll durch einen Konsortialkredit der beiden Hausbanken gedeckt werden. Diese möchten Teile des Kredits im Innenverhältnis an andere, von London aus agierende Banken weiterreichen. Gegenüber einem deutschen Konzernabschluss haben die potenziellen internationalen Partner der Banken teils aus sprachlichen, teils aus möglicherweise unberechtigten, aber jedenfalls vorhandenen inhaltlichen Gründen eine starke Aversion. Eine Refinanzierung der Hausbanken und damit die Finanzierung des Unternehmens hat nur dann Aussicht auf Erfolg, wenn Plan- und Istzahlen nach internationalen Rechnungslegungsgrundsätzen erstellt werden. Diese Anforderung wird daher zum Bestandteil des Kreditvertrags.

Wichtiger als derartige externe Vorteile können interne Effekte aus der Vereinheitlichung des Konzernreportings sein. Auch mittelständische Unternehmen sind auf vor- und nachgelagerten Wertschöpfungsstufen immer häufiger an ausländischen Tochterunternehmen beteiligt. Nicht selten ist dabei zu beobachten: Fehlentwicklungen ausländischer Töchter werden erheblich später erkannt als vergleichbar bei deutschen Tochterunternehmen. Entsprechend verspätet fallen auch die notwendigen Anpassungsentscheidungen aus, vom Austausch des Country-Managers über eine Restrukturierung der Tochtergesellschaft bis zur ihrer Liquidation. Entsprechend höher sind die Kosten solcher Anpassungsentscheidungen. Eine wichtige Ursache derartiger Fehlsteuerung ist der Verzicht auf ein aussagefähiges, zeitnahes unterjähriges Konzernreporting. Jede ausländische Tochter berichtet nach ihrem nationalen Rechnungslegungssystem oder nach ihrem höchst lückenhaften HGB-Verständnis. Die inländische Zentrale eines mittelständischen Konzerns ist jedoch personell nicht so ausgestattet, dass sie jeweils die „Übersetzung” in das Berichtsformat der Muttergesellschaft vornehmen könnte. Fehlentwicklungen werden nicht richtig und nicht rechtzeitig interpretiert. Ihre zu späte Beseitigung kostet ein Vielfaches mehr, als die frühzeitige Einführung eines einheitlichen, an internationalen Grundsätzen orientierten Konzernreportings je hätte kosten können.

1.3   Das Nebeneinander von handelsrechtlichem Einzelabschluss und IFRS-Konzernabschluss


Der deutsche Gesetzgeber hat das Mitgliedstaatenwahlrecht zur Freigabe der IFRS für den Einzelabschluss nicht an die Unternehmen weitergegeben. Auf mittlere Frist werden daher sowohl die börsennotierten Konzerne, die zwangsweise nach IFRS Rechnung legen müssen, als auch die sonstigen Konzerne, die ihren Konzernabschluss freiwillig nach IFRS aufstellen, doppelgleisig fahren müssen:

  • Einzelabschluss nach HGB,

  • Konzernabschluss nach IFRS.

Ein erstes Problem dieser Zweigleisigkeit sind mögliche Irritationen bei den Bilanzadressaten:

Beispiel

Der XYZ-Konzern besteht aus der großen Muttergesellschaft X und den kleinen Tochtergesellschaften Y und Z. Die Tochtergesellschaften tragen gemeinsam nur zu weniger als 10 % zum Konzernergebnis bei. Der handelsrechtliche Einzelabschluss der X weist dennoch...

Erscheint lt. Verlag 7.9.2016
Reihe/Serie Haufe Fachbuch
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Wirtschaft Betriebswirtschaft / Management
Schlagworte Bilanzierungsstandards • BilMoG • HGB • IFRS • InternationalAccountingStandards
ISBN-10 3-648-08033-4 / 3648080334
ISBN-13 978-3-648-08033-7 / 9783648080337
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