Sophias Weg -  Ben Asiedu

Sophias Weg (eBook)

(Autor)

eBook Download: EPUB
2016 | 2. Auflage
108 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7412-1344-1 (ISBN)
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Dieses Büchlein ist das Ergebnis einer Suche. Es ist die Suche nach dem, was uns alle miteinander verbindet. Möge Sophias Weg uns Menschen dabei helfen, die Welt, in der wir gemeinsam leben, anders zu verstehen.

I


Sophia lebt in einem alten Bauernhaus, abseits einer großen Stadt. Fluchend und sich den linken Arm haltend kommt sie in die Küche des Hauses, in der die alte Dame Lin gerade das Abendessen zubereitet.

„Was ist passiert, Sophia?“, fragt die alte Dame.

„Ich bin die Treppe zum Vorgarten heruntergefallen.“ antwortet das Mädchen.

„Ah, zeig mal her.“ Sophia zieht den Ärmel ihres Pullovers hoch und zeigt Lin die Wunde am Ellenbogen. „Es ist eine recht tiefe Schürfwunde, aber das wird schon wieder!“ Lin stellt den Herd aus und holt eine Flasche mit hochprozentigem Alkohol aus einem Schrank.

„Erst einmal waschen wir die Wunde mit Wasser aus und danach mache ich dir etwas Alkohol darauf, zum Desinfizieren“, sagt Lin. Sophia hält ihren Arm unter den aufgedrehten Wasserhahn. Nach einer Weile sagt Lin:

„So, das müsste reichen“ und dreht den Hahn wieder zu. Die Blutung lässt nach. Nachdem Lin die Wunde behutsam mit dem Ende eines sauberen Tuches trocken getupft hat, tränkt sie die andere Seite mit Alkohol. Sophia ist diese schmerzhafte Prozedur schon bekannt:

„Muss das mit dem Alkohol wirklich sein?“

„Ja, es muss sein“, erwidert Lin. Sophia tut, was die alte Dame sagt und hält ihr den Arm hin. Der Alkohol brennt stark auf der Wunde, doch sie beißt die Zähne zusammen um nicht zu schreien. Ohne ein Wort zu sagen oder Sophia in ihr schmerzverzogenes Gesicht zu blicken, dreht sich Lin wieder dem Herd zu. Sie schaltet ihn an und rührt mit einem Kochlöffel in einem der Töpfe, während Sophia anfängt den Arm zu schütteln und durch die Küche zu hüpfen.

„Warte kurz bis es getrocknet ist. Dann mache ich dir einen Verband um die Wunde. Halte den Schmerz nicht fest, sondern versuche einfach ruhig zu atmen und der Schmerz lässt von selbst nach.“

Kurz darauf ist der brennende Schmerz vorüber und die Haut um die Wunde trocken. „Und nun hol bitte das Verbandszeug aus dem Schrank.“

„Mach ich!“, antwortet das Mädchen. Sie holt einen Wundverband, Klebeband und eine Schere aus dem Schrank und legt alles auf den Küchentisch. Lin legt den Kochlöffel wieder beiseite und wickelt die Binde um Sophias Ellenbogen. Danach befestigt sie den Verband mit dem Klebeband. „Kannst du den Arm beugen?“

„Ja, es geht“, antwortet Sophia.

„Gut, dann sind wir vorerst fertig. Nach dem Abendessen nehmen wir den Verband wieder ab. In etwa einer Stunde ist das Essen fertig. Wenn du wieder hinausgehst, sei bitte vorsichtiger, du hättest dir bei dem Sturz auch den Arm brechen können. Vergiss nie, die Gesundheit deines Körpers ist das Wichtigste! Er trägt dich durch dein ganzes Leben und einen zweiten kriegst du nicht.“

„Ja, ich werde besser aufpassen, Großmutter, und vielen Dank!“ Sophia umarmt Lin und läuft hinaus in den Vorgarten. Lin ist nicht Sophias wirkliche Großmutter, trotzdem nennt sie Lin oft so. Die alte Dame schaut dem Mädchen lächelnd hinterher, bis es durch die offene Tür verschwunden ist.

„Sophia!“, ruft eine Stimme vom Dach des Hauses.

„Na, hast du den Sturz überlebt?“

Sophia blickt nach oben. Frank, der in seinen Dreißigern ist, bessert gerade einige Dachplatten des Hauses aus.

„Ja, Frank, ich habe eine Schürfwunde am Ellenbogen. Aber Lin hat mir schon einen Verband um die Wunde gemacht.“

„Ich habe es genau gesehen“, sagt Frank, „du bist die Treppe runtergefallen, weil du nicht aufmerksam bei der Sache warst.“

„Was meinst du mit nicht bei der Sache?“, fragt Sophia.

„Ist es dir nicht aufgefallen? Als du die Treppe hinuntergegangen bist, hast du den Schwalben am Himmel zugeschaut.“

„Stimmt, jetzt wo du es sagst, fällt es mir wieder ein.“

„Genau, du warst nicht aufmerksam bei der Sache. Du warst mit deinen Augen und Gedanken bei den Schwalben am Himmel und nicht am Boden, beim Treppensteigen, da wo deine Aufmerksamkeit gebraucht wurde. Das ist der Grund, warum du gestürzt bist. Worauf wir unseren Geist richten oder lenken ist das Wichtigste!“

„Wieso hast du mich denn nicht gewarnt, als du es gesehen hast? Ich hätte mir auch etwas brechen können bei dem Sturz.“

„Es ging alles viel zu schnell. Ich hatte nicht genug Zeit um dich vor dem Sturz zu warnen. Und übrigens hatte ich somit eine Möglichkeit dich auf diesen Fehler aufmerksam zu machen. Ich muss jetzt weiterarbeiten, Sophia.“

„Lin sagte eben, in einer Stunde ist das Abendessen fertig.“

„Gut, danke und bis später!“ Frank setzt die Arbeit fort und Sophia schlendert durch den Vorgarten in den Gemüsegarten, in dem ihre ältere Schwester Tanja gerade die Erde bearbeitet.

„Hey Sophia, ich habe dich weinen gehört. Was ist denn passiert?“

„Ach, ich bin die Treppe vor dem Haus heruntergefallen. Lin hat mir schon einen Verband um die Wunde gemacht. Doch leider hat der Pullover, den du für mich gehäkelt hast, nun ein Loch am Ellenbogen. Tut mir leid.“

Sophia zeigt ihr den kaputten Ärmel und fühlt sich etwas unwohl dabei, da sie den Pullover erst letzte Woche von Tanja geschenkt bekommen hat.

„Ach, das ist nicht schlimm. Das Loch nähe ich heute Abend einfach wieder zu. Und das muss dir nicht leid tun, so etwas passiert einfach.“ Sophia fällt ein Stein vom Herzen, da sie gedacht hatte, Tanja würde sich vielleicht über das Loch ärgern. „Kannst du mir morgen beim Ernten der Zwiebeln helfen, Sophia?“

„Liebend gerne!“ Über diese Worte freut sich Tanja sehr und sagt: „Diese Liebe, bewahre sie dir gut, Sophia! Viele Menschen haben dies bedauerlicherweise nicht gelernt. Sie ist das Wichtigste auf der ganzen Welt.“

Zu ihrer Verwunderung sieht sie in Sophias Gesicht einen unsicheren und fragenden Ausdruck.

„Jetzt bin ich total verwirrt, Tanja. Lin sagte zu mir: ’Das Wichtigste ist die Gesundheit unseres Körpers.‘ Dann sagte Frank zu mir: ’Das Wichtigste ist, worauf wir unseren Geist richten‘, und jetzt sagst du mir: ’Sich die Liebe zu bewahren, ist das Wichtigste auf der ganzen Welt.‘“ Tanja überlegt einen kurzen Moment und dann antwortet sie: „Das Eine schließt das Andere nicht aus.“

„Das verstehe ich nicht.“

„Geh mal zu Henry, er kann dir das bestimmt so erklären, dass du es verstehst. Ich glaube, er ist auf dem Feld bei den Obstbäumen. Geh hin und frag ihn!“

„Das mache ich sofort!“, sagt Sophia und macht sich auf den Weg. Sie läuft über die Brücke, die über den kleinen Bach führt, hinaus auf das Feld, über den Feldweg, geradewegs auf die Obstbäume zu. Unter einem großen Apfelbaum sitzt der alte Mann auf einer Holzbank und schaut seelenruhig, wie die anlaufende Sophia näher kommt. Als sie den großen Apfelbaum erreicht, setzt sie sich neben Henry auf die Bank.

„Atme erst einmal durch, Sophia“, sagt der alte Mann mit ruhiger Stimme. Nach einer Weile ist Sophias Atem wieder ruhiger und sie fängt an zu sprechen:

„Hallo Henry, was machst du hier so alleine?“

„Ach, ich schaue einfach nur der Natur bei der Arbeit zu und erfreue mich daran, nichts zu tun zu haben, außer eben die Natur zu beobachten. Aber anscheinend hast du jetzt etwas für mich zu tun, stimmt’s?“

„Ja, das stimmt, die anderen haben mich total verwirrt.“

„Verwirrt?“, fragt Henry interessiert.

„Ja, Großmutter, Frank und Tanja haben mir alle etwas Anderes erzählt.“

„Was meinst du? Das musst du mir erst einmal genauer erklären.“

„Also, ich bin vorhin die Treppe zum Vorgarten hinuntergefallen, weil ich den Schwalben beim Fliegen zugeschaut und nicht auf das Treppensteigen geachtet habe. Lin hat mir einen Verband um die Wunde gemacht und dann gesagt: ’Das Wichtigste ist die Gesundheit unseres Körpers.‘ Als ich wieder rausgegangen bin, hat Frank zu mir gesagt: ’Das Wichtigste ist, worauf wir unseren Geist richten.‘ Und danach hat mir Tanja gesagt: ’Das Wichtigste auf der Welt ist, sich die Liebe zu bewahren.‘ Kannst du mir erklären, was denn nun wirklich das Wichtigste auf der Welt ist?“ Henry schweigt eine Weile, lässt seinen Blick über das Feld schweifen und schaut Sophia dann wieder in die Augen.

„Das Eine schließt das Andere nicht aus, mein Kind.“

„Genau das hat Tanja auch zu mir gesagt, daraus werde ich aber auch nicht schlauer.“

„Ok, ich probiere es dir einmal zu erklären. Jeder Mensch hat die Freiheit, selbst zu entscheiden, was für ihn im Leben wichtig und was unwichtig ist. Zumindest sollte jeder Mensch diese Freiheit haben. Für Lin ist es anscheinend die Gesundheit, für Frank das geistige Bewusstsein und für Tanja die Liebe. Ihre Punkte sind meiner Ansicht nach alle durchaus sinnvoll und sollten von jedem Menschen als sehr wichtig angesehen werden. Doch das muss natürlich jeder für...

Erscheint lt. Verlag 2.8.2016
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur
Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Esoterik / Spiritualität
Geisteswissenschaften
ISBN-10 3-7412-1344-6 / 3741213446
ISBN-13 978-3-7412-1344-1 / 9783741213441
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