Miss Daisy und der Tod im Wintergarten (eBook)

Kriminalroman

(Autor)

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2016 | 1. Auflage
244 Seiten
Aufbau digital (Verlag)
978-3-8412-1184-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Miss Daisy und der Tod im Wintergarten - Carola Dunn
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Das tote Dienstmädchen von Occles Hall. Daisy Dalrymple, eine junge Adlige mit ausgeprägtem kriminalistischen Scharfsinn, besucht im England der zwanziger Jahre das imposante Landgut Occles Hall. Eigentlich will sie hier einen Artikel schreiben, aber wenige Stunden nach ihrer Ankunft wird im Wintergarten die Leiche des Dienstmädchens gefunden. Die Polizei verdächtigt den Gärtner, aber ist er tatsächlich der Mörder? Miss Daisy hat da so ihre Zweifel, und zusammen mit Alec Fletcher von Scotland Yard macht sie sich an die Ermittlungen in ihrem atemberaubenden zweiten Fall... Prachtvolle Anwesen, englische Atmosphäre und liebenswerte Figuren.



Carola Dunn wurde in England geboren und lebt heute in Eugene, Oregon. Sie veröffentlichte mehrere historische Romane, bevor sie die »Miss Daisy«-Serie zu schreiben begann.

Im Aufbau Taschenbuch sind folgende Titel erhältlich:

Miss Daisy und der Tote auf dem Eis
Miss Daisy und der Tod im Wintergarten
Miss Daisy und die tote Sopranistin
Miss Daisy und der Mord im Flying Scotsman
Miss Daisy und die Entführung der Millionärin
Miss Daisy und der Tote auf dem Wasser
Miss Daisy und der tote Professor
Miss Daisy und der Mord im Museum
Miss Daisy und der Tote auf dem Luxusliner
Miss Daisy und der Tote im Chelsea Hotel
Miss Daisy und der Mord unter dem Mistelzweig.

1


Der ältliche, silbergraue Swift, ein Zweisitzer, klapperte und hustete und hielt schließlich an. Einen Moment lang blieb Graf Phillip Petrie noch am Steuer sitzen. Er lehnte den Kopf mit den glatten blonden Haaren zur Seite, die Stirn gerunzelt, ein Abbild tiefer Konzentration. Hatte er da eben ein neuartiges Rasseln gehört? Es juckte ihm geradezu in den Fingern, dieser Frage sofort unter der Motorhaube nachzuspüren, aber es galt, Daisy pünktlich zur Bahn zu bringen.

Er wandte seinen gedankenvollen Blick dem schmalen, mit weißem Stuck verzierten Haus zu, das auf der anderen Straßenseite stand, von einem Eisengitter abgegrenzt. Daisy konnte sagen, was sie wollte, es war verflixt noch eins nicht comme il faut, daß zwei Mädchen zusammen wohnten – selbst in diesem Bohemien-Viertel Chelsea – und sich allein ihren Lebensunterhalt verdienten, wo sie doch beide ein Zuhause und Familien hatten, die sie jederzeit aufnehmen würden. Wenn doch nur Daisys Bruder Fairacres geerbt hätte und jetzt als Viscount dort leben würde. Aber er hatte in Ypern sein Leben gelassen ...

Man schrieb das Jahr 1923, und es war fünf Jahre her, daß Gervaise gefallen war. Hatte ohnehin keinen Sinn, sich den Schrecken der Vergangenheit hinzugeben. Phillip befreite seine langen Beine unter dem Lenkrad und stieg aus. Mit großen Schritten ging er den Vorgartenpfad zwischen den kahlen Sträuchern und allmählich sprießenden Büscheln von Schneeglöckchen und Krokussen hindurch zum Haus und klingelte.

Lucy Fotheringay öffnete ihm. Sie war großgewachsen und hatte eine knabenhafte Figur, wie sie derzeit en vogue war, und ihre dunklen Haare waren zu einem modischen Bubikopf geschnitten. Ihre bernsteinfarbenen Augen betrachteten ihn wie üblich mit einem leicht amüsierten Ausdruck. Sie schüchterte ihn ziemlich ein, obwohl er eher gestorben wäre, als dergleichen zuzugeben.

»Hallo, Phillip. Komm rein. Daisy macht sich gerade noch fertig. Das da drüben sind ihre Sachen.« Lucy wies auf einen Stapel Gepäck, der neben dem Eingang aufgetürmt war.

»In Ordnung, ich lad dann schon mal das alte Gefährt voll.«

»Vorsicht mit meinem Photoapparat.« Sie ging zur steilen Treppe am hinteren Ende des winzigen Flurs und rief hinauf: »Daisy, Phillip ist da.«

»Der Gute! Bin in einer Sekunde unten.«

Er verstaute einen abgewetzten Mantelsack und einen schweren Gladstone-Koffer im Wagen und war gerade wieder ins Haus zurückgekehrt, als Daisy die Treppe herunterkam.

Über ihren zierlichen Knöcheln, die in hautfarbenen Strümpfen steckten – ganz der letzte Schrei – endete ein Mantel aus dunkelgrünem Tweed, der die unmodernen Rundungen ihrer Gestalt nicht ganz verbergen konnte. Ein saphirgrüner, glockenförmiger Hut mit einer kecken Schleife an der einen Seite saß über einem fröhlichen, rundlichen Gesicht. Sie lächelte. Ihr Mund, alles andere als das derzeit gefragte Puttenschmollen, war rot geschminkt; die Sommersprossen, an die sich Phillip noch aus Kinderzeiten erinnern konnte, waren von einer Schicht Puder bedeckt; aber sie war immer noch dieselbe gute, alte Daisy. An ihr war jedenfalls nichts einschüchternd.

»Sei gegrüßt, mein Herz.«

»Hallo, Phil. Wirklich nett von dir, daß du mich fährst.« Sie nahm die lederne Phototasche auf. »Könntest du die Schreibmaschine tragen? Das Ding schimpft sich Reiseschreibmaschine, wiegt aber eine Tonne.«

»In Ordnung. Und das Stativ. Haben wir jetzt alles?«

»Das war’s.« Sie wandte sich zu Lucy um und küßte die Luft neben ihrer Wange, wie Frauen das immer taten – wohl, um sich nicht den Lippenstift zu verschmieren, vermutete Phillip. »Toodle-oo, Liebes.«

»Pip-pip, Daisy, Darling. Ich hoffe, Occles Hall ist deine Feder wert. Und daß du dich auf jeden Fall prachtvoll amüsierst!«

Sie gingen zum Auto, und er legte die Schreibmaschine und das Stativ auf den Notsitz. Während er Daisy die Tür aufhielt, sagte sie: »Und jetzt ras nicht so, Phil, sonst fliegt mir noch der Hut vom Kopf. Ich kann die Haare so tief im Nacken feststecken, wie ich will, der läßt sich einfach nie richtig fest herunterziehen.«

»Wenn du magst, kann ich auch gerne das Verdeck zumachen.«

»Nein, bloß nicht. Wenn es schon für den Februar so herrlich mild ist, soll man es auch genießen.«

Phillip ließ sich hinter das Steuerrad gleiten und warf einen Blick auf den Knoten, zu dem sie ihre honigbraunen Haare frisiert hatte. »Wieso läßt du dir dann nicht einen Pagenkopf verpassen?«

»Das sollte ich wirklich. Die Haare lang zu lassen, ist nur der allerletzte Versuch, Mutter zu gefallen«, gab sie kleinlaut zu.

»Wenn du ins Witwenhäuschen von Fairacres, also zu ihr ins Dower House ziehen würdest – das würde ihr bestimmt gefallen.«

»Dann würde ich aber auch binnen kürzester Zeit wahnsinnig werden! Laß uns nicht schon wieder darüber streiten.«

»Tut mir leid, altes Haus.« Phillip drückte den Anlasser und spitzte die Ohren, während der alternde Motor rasselnd ansprang. Waren wohl doch keine neuen Klappergeräusche, stellte er halb enttäuscht fest. An einem Motor herumzutüfteln war schließlich eine der wahren Freuden des Lebens. Er legte den Gang ein, und der Swift glitt vom Straßenrand.

»Was machen die Geschäfte?«

»Mäßig bis mittelprächtig.« Rasch lenkte er von diesem unangenehmen Thema ab. »Erzähl mal lieber von diesem Schuppen, über den du schreiben willst.«

»Occles Hall, in Cheshire. Eines von diesen Fachwerkhäusern aus der Tudor-Zeit, über und über schwarz-weiß gemustert und schrecklich malerisch.«

»Und wer wohnt da?«

»Ich hab Bobbie Parslow eine Einladung aus der Rippe geleiert. Wir waren zusammen auf der Schule. Damals war sie eine unheimliche Sportskanone. Ihr Vater ist ein Baronet, und ihre Mutter ist die Schwester von Lord Delamare.«

»Doch nicht etwa Lady Valeria Parslow!«

»Ja, kennst du sie?«

»Nicht persönlich, aber meine Mutter ist vor ein paar Jahren etwas mit ihr aneinandergeraten, als sie im Winter an der Riviera war – irgendein Quatsch wegen einer Buchung, es ging um eine Suite mit Balkon – und du weißt doch, was für ein friedliches Mütterlein ich eigentlich habe. Wenn ich mich nicht täusche, hat Lady Valeria damals den Sieg davongetragen.«

»Das klingt wahrscheinlich. Ich hab schon gehört, daß sie ein wahrer Drache sein soll. Tommy und Madge Pearson haben sie letztes Jahr in Cannes kennengelernt. Sie war mit ihrem Sohn da, angeblich ein atemberaubend gutaussehender junger Mann, sagt Madge jedenfalls, aber sie hatten nicht viel miteinander zu tun. Lady Valeria hat ihn an der kurzen Leine gehalten, und Tommy meinte, sie hätte wohl Angst, daß er einmal eine Frau findet und dann ihren Fängen entkommt.«

»Klingt ja wie eine ziemlich schreckliche Familie. Mußt du da wirklich hin, altes Haus?« fragte Phillip kläglich.

»Muß ich. Mein Redakteur bei Town and Country lechzt schon ganz gierig nach dem nächsten Artikel. Der über Wentwater Court war ein Riesenerfolg, weißt du, obwohl ich ja keine Silbe über all die aufregenden Sachen schreiben konnte, die damals passiert sind.«

Er stöhnte auf. »Erinner mich bloß nicht daran! Und jetzt kannst du es kaum erwarten, dich dem nächsten Haufen merkwürdiger Leute ins Nest zu setzen.«

»Ist doch nur für ein paar Tage«, sagte Daisy mit ihrem üblichen munteren Optimismus. Ihre Stimme färbte sich allerdings ein wenig mit Bedauern, als sie hinzufügte: »Mach dir keine Sorgen, mein Lieber, der Blitz schlägt nie zweimal an derselben Stelle ein.«

An der Bahnstation von Euston organisierte Phillip einen Kofferträger, und dann stürzten sie sich in die schmuddelige, geschäftige Vorhalle. Am Fahrkartenschalter hörte er mit Entsetzen, wie sie um eine Fahrkarte zweiter Klasse bat.

»Hör mal, nein, verflixt noch mal«, protestierte er und zog seine Brieftasche hervor, »du kannst doch nicht zweiter Klasse reisen!« Und allen ihren Einwänden zum Trotz zahlte er den Rest für eine Fahrkarte erster Klasse. Er würde in einem der Lyons Corner Houses zu Mittag essen müssen anstatt im Piccadilly Grill, aber Gervaise hätte das schließlich von ihm erwartet. In der zweiten Klasse würde sich Daisy zweifelsohne mit allen möglichen merkwürdigen Zeitgenossen unterhalten. Sie hatte nicht das geringste Standesbewußtsein.

Den Kofferträger im Schlepptau, machten sie sich zu ihrem Gleis auf.

»Miss Dalrymple!«

Daisys Miene hellte sich bei diesem Ruf auf. Sie wandte sich lächelnd um. »Mr. Fletcher! Phillip, du erinnerst dich doch sicherlich an Detective Chief Inspector Fletcher.«

Phillip schaute ihn grimmig an. Nur zu gut konnte er sich an den Polizisten erinnern und an sein Verhör auf Wentwater Court, an diesen Blick aus grauen Augen unter unheilvollen, schwarzen Augenbrauen, der einem durch Mark und Bein ging, mochte man auch noch so unschuldig sein. Daran, wie dieser Mensch einem das Gefühl vermittelte, ein unreifer Dummkopf zu sein. Was zum Teufel hatte dieser Bursche denn hier zu suchen?

Zugegeben, er hatte sich durchaus wie ein Gentleman gekleidet: dunkler Straßenanzug, Mantel, weicher Filzhut, der dem von Phillip nicht unähnlich war. Trotzdem war der Kerl im Grunde nichts Besseres als ein in Zivilkledagen aufgedonnerter Bulle. Er hatte sich gefälligst nicht an eine Adelsdame wie Daisy Dalrymple heranzumachen, und sie hatte sich gefälligst...

Erscheint lt. Verlag 1.7.2016
Reihe/Serie Miss Daisy ermittelt
Übersetzer Carmen von Samson-Himmelstjerna
Sprache deutsch
Original-Titel The Winter Garden Mystery
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Krimi / Thriller / Horror Historische Kriminalromane
Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Agatha Christie • Anja Marschall • Carola Dunn • Cosy-Krimi • Cozy Crime • Der Tod im Wintergarten • Dienstmädchen • Dorothy L. Sayers • Hercule Poirot • Inspector Barnaby • Jean G. Goodhind • Jean-Luc Bannalec • Krimi • Mario Giordano • Mary L. Longworth • Miss Daisy • Miss Marple • Mord • Scotland Yard • Tod • Wintergarten
ISBN-10 3-8412-1184-4 / 3841211844
ISBN-13 978-3-8412-1184-2 / 9783841211842
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