Miss Daisy und der Tote auf dem Wasser (eBook)

Kriminalroman

(Autor)

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2016 | 1. Auflage
271 Seiten
Aufbau digital (Verlag)
978-3-8412-1188-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Miss Daisy und der Tote auf dem Wasser - Carola Dunn
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Tödliches Weekend auf dem Lande. England 1923: Daisy Dalrymple, jung, charmant und adlig, begibt sich nach Henley-on-Thames, wo die Königliche Ruderregatta stattfindet, von der sie für ein amerikanisches Magazin berichten soll. Außerdem hofft sie, bei der Gelegenheit ein geruhsames Wochenende mit ihrem Verlobten Chief Inspector Alec Fletcher von Scotland Yard verbringen zu können. Als während der Wettkämpfe der Schlagmann eines Teams tot ins Wasser stürzt und es sich offenbar um einen Mord handelt, muß Alec wohl oder übel den Fall übernehmen. Und ob es ihm recht ist oder nicht - Miss Daisy kann es nicht lassen, ihn bei der Aufklärung tatkräftig zu unterstützen... 'Der Liebhaber des gepflegten Teatime-Krimis kann die Miss-Daisy-Krimis mit Behagen schlürfen.' Welt am Sonntag.

Carola Dunn wurde in England geboren und lebt heute in Eugene, Oregon. Sie veröffentlichte mehrere historische Romane, bevor sie die »Miss Daisy«-Serie zu schreiben begann.

Im Aufbau Taschenbuch sind folgende Titel erhältlich:

Miss Daisy und der Tote auf dem Eis
Miss Daisy und der Tod im Wintergarten
Miss Daisy und die tote Sopranistin
Miss Daisy und der Mord im Flying Scotsman
Miss Daisy und die Entführung der Millionärin
Miss Daisy und der Tote auf dem Wasser
Miss Daisy und der tote Professor
Miss Daisy und der Mord im Museum
Miss Daisy und der Tote auf dem Luxusliner
Miss Daisy und der Tote im Chelsea Hotel
Miss Daisy und der Mord unter dem Mistelzweig.

1


Daisy hielt oben auf der gemauerten Treppe inne, die von der Terrasse in den Garten führte. Der afrikanische Butler hatte zwar gesagt, Lady Cheringham sei hinten im Park zu finden, aber von Daisys Tante war nirgends etwas zu sehen.

Zu beiden Seiten der Treppe blühten Rosen, deren Duft die windstille Luft erfüllte. Von der untersten Stufe führte ein Kiespfad durch den Rasen, der sich – zum Teil im Schatten einer riesigen Kastanie – glatt wie ein Bowling Green zum Fluß absenkte. Die graugrüne Themse machte hier einen Bogen, um dann ohne Eile und doch unaufhaltsam nach London und in die See hinauszuströmen.

Etwas weiter den Fluß aufwärts sah Daisy die Bäume von Temple Island, die das Städtchen Henley-on-Thames verdeckten. Stromabwärts markierten die weißen Gebäude von Hambleden Mill und die Holzkonstruktion, die den Bootskanal vom Flutgang der Mühle trennte, die Stelle, an der sich die Schleuse befand. Hinter dem Treidelpfad auf der gegenüberliegenden Seite des Flusses, in Berkshire, erhob sich Remenham Hill vor einem baumbestandenen Hügel. Am diesseitigen Ufer, am Fuß des Rasens also, befand sich ein langes, niedriges Bootshaus, das halb von Büschen und einer wildwachsenden, lilablühenden Clematis verdeckt wurde. Ein Landesteg aus Holzplanken führte am Ufer entlang. Seite an Seite lagen zwei Skiffs daran festgetäut, deren bunte Kissen in der Sonne leuchteten. Auf dem Steg standen zwei Mädchen in Sommerkleidern, das eine gelb, das andere blau. Keines trug einen Hut.

Erleichtert seufzend nahm auch Daisy ihren Hut ab. Die Brise vom Wasser fuhr ihr kühl durch die kurzgeschnittenen, honigblonden Locken.

Die beiden Mädchen blickten stromaufwärts, wobei sie mit den Händen die Augen vor den Strahlen der langsam sinkenden Sonne abschirmten, die immer noch recht hoch am wolkenlosen Himmel stand. Von ihrem erhöhten Aussichtspunkt aus folgte Daisy ihrem Blick und sah einen Achter, der aus der Engstelle nördlich der Insel hervorkam. Das schlanke Boot wirkte durch die Entfernung verkürzt, wie ein merkwürdig langsam kriechendes Insekt, dessen Beine aus Rudern sich im Paßgang hoben und senkten. Die Stimme des Steuermanns war schon zu hören.

»Hab ich dich!« Dieser Triumphschrei aber kam aus der Nähe, ausgestoßen von einer weiblichen Stimme.

Daisy schaute hinunter und sah ein Hinterteil, in fleckiges braunes Leinen gekleidet, das sich vorsichtig rückwärts aus einem Rosenbeet bewegte, gefolgt von einem breitkrempigen Strohhut.

»Hallo, Tante Cynthia.«

»Ich sage es ihm mit Menschen- und mit Engelszungen: bei Löwenzahn muß man mehr tun als immer nur die Blüte abschneiden.« Lady Cheringham richtete sich auf und streckte eine Hand im schlammbedeckten Handschuh vor, in der eine fast vierzig Zentimeter lange Löwenzahnwurzel baumelte. Auf ihrem schmalen Gesicht, von den Jahrzehnten unter der tropischen Sonne förmlich gegerbt, lag ein Lächeln. »Hallo, Daisy. Du liebe Zeit, ist es etwa schon nach vier Uhr?«

Daisy ging die Stufen hinunter. »Viertel nach erst. Der Zug kam auf die Minute pünktlich, und der Chauffeur wartete ja schon am Bahnhof.« Sie stolperte fast über einen Gartenschlauch auf der untersten Stufe.

»Vorsicht, Liebes! Ich habe gerade diesen gräßlichen Blattläusen auf den Rosen einen ordentlichen Giftcocktail verpaßt, und dann habe ich den Löwenzahn entdeckt.«

»Ich hoffe, das war kein tödliches Gift? Dir ist da etwas auf die Bluse getropft.«

»Nur Tabakwasser, aber ich sollte das wohl schnell auswaschen. Gräßliche Flecken.« Lady Cheringham ließ die Löwenzahnleiche neben die am Boden liegende Düse des Gartenschlauches fallen. »Bister will einfach nicht zugeben, daß man mit einer schlichten Gartenhacke gegen dieses Unkraut völlig machtlos ist. Aber so ist das eben, wenn man sich nur einen Chauffeur-Schrägstrich-Gärtner-Schrägstrich-Mädchen-für-alles leisten kann.«

»Ich finde Löwenzahn eigentlich ganz nett«, gestand Daisy.

»Es wird ihn immer geben, keine Sorge. Egal, wie viele davon wir Gärtner abschlachten, es wachsen dauernd welche nach.« Ihre Tante nahm einen Korb mit Unmengen von rosa und gelben Rosen auf. »Eigentlich wollte ich ja nur mal die abgeblühten Rosen abschneiden und für euer Zimmer einen kleinen Strauß holen – ich hoffe, es macht dir wirklich nichts aus, bei deiner Cousine im Zimmer zu übernachten? Das Haus ist dieser Tage bis unter das Dach mit Gästen voll.«

»Aber überhaupt nicht. Im Gegenteil, ich finde das großartig. Endlich lerne ich sie einmal etwas besser kennen. Patsy ist ja jetzt richtiggehend erwachsen, da wird uns der Altersunterschied von fünf Jahren nicht mehr so riesig vorkommen.«

»Tish, Liebes. Patricia besteht dieser Tage darauf, Tish genannt zu werden. Der Himmel allein weiß, woher sie das hat. Vermutlich muß ich noch dankbar sein, daß sie und ihre Freundin Dottie sich nicht mit Nachnamen rufen.« Lady Cheringham winkte den beiden Mädchen am Fluß zu. »Angeblich ist das jetzt auf den Damen-Colleges Usus, die Männer nachzuäffen. So was Undamenhaftes! Manchmal frage ich mich, ob es wirklich so klug war, Patricia von Ruperts Bruder erziehen zu lassen, als wir im Ausland waren.« Sie seufzte.

»Andererseits hat die Erziehung durch zwei Dons von Oxford Pat… – Tish sicherlich schon früh an das Studentenleben gewöhnt.« Daisy hoffte sehr, daß sie nicht eifersüchtig klang. Weder ihre Familie noch ihre Ausbildung hatten ihr ein Studium ermöglicht. Die Idee wäre ihr auch nie gekommen, hätte sie nicht den Zeitungen entnommen, daß Oxford University schon vor drei Jahren, also 1920, Frauen zum Studienabschluß zugelassen hatte. Mittlerweile war sie fünfundzwanzig und verdiente seit Jahren ihren Lebensunterhalt selbst. Für sie war das zu spät gekommen.

Fröhlich sagte ihre Tante: »Ach, Patricia muß wie wild büffeln. Mehr Grips als ich bringt sie auch nicht mit. Und das ist auch gut so – ich glaube, sie hat sich seit neuestem Rollo Frieth an Land gezogen. Ein sehr charmanter junger Mann, aber wirklich keine große Leuchte. Obwohl er studiert; er ist im letzten Jahr am Ambrose College.«

»Das ist doch auch die Bootsmannschaft, die während der Regatta hier bei euch übernachtet, nicht wahr?«

»Ja, Ruperts Neffe rudert für Ambrose. Der arme Junge wurde Erasmus getauft, aber alle nennen ihn Cherry.«

»Ich glaube, den habe ich vor Ewigkeiten mal kennengelernt. Möglicherweise bin ich ihm sogar mehrmals über den Weg gelaufen. Aber das ist Jahre her.«

»Sehr wahrscheinlich. Er ist ja praktisch ein Bruder für Patricia. Du wirst ihn gleich beim Tee treffen und seine Mannschaftskameraden auch.«

»Sind sie nicht schon auf dem Weg hierher?« Beide wandten sie sich um und schauten zum Fluß. Das Boot war nur noch wenige hundert Meter entfernt. Gelassen glitt es stromabwärts auf sie zu, und die Ruderer in ihren weißen Hemden und weinroten Käppis warfen sich in die Riemen. Ihre Stimmen schallten über das Wasser, doch konnte Daisy nicht genau erfassen, was gesagt wurde.

»Ich muß mich wirklich beeilen, damit ich noch mit diesen Blumen zu Rande komme«, sagte Lady Cheringham. »Geh doch mal und begrüß Patricia. Sie ist eigens wegen deiner Ankunft zu Hause geblieben. Das Mädchen neben ihr ist Dottie Carrick.«

Daisy ging zum Landesteg hinunter. Als Patricia – Tish – und ihre Freundin hinter sich Schritte auf dem Kies hörten, wandten sie sich um.

Tish war ein hübsches blondes Mädchen von zwanzig Jahren, gerade hatte sie Geburtstag gefeiert. In dem blaßblauen Pikee-Kleid mit dunkelblauer Schärpe an der tief angesetzten Taille kam ihre schlanke Figur bestens zur Geltung und entsprach exakt der Mode dieser Tage: flachbrüstig, ohne eine Spur von Hüften, bemerkte Daisy voller Neid.

Sie kannte ihre Cousine nicht besonders gut. Sir Rupert Cheringham war im Colonial Service beschäftigt gewesen. Sein einziges Kind hatte er von seinem Bruder und seiner Schwägerin erziehen lassen, die beide Dozenten an der Oxford University waren. Zwischen den beiden Dons und Daisys aristokratischer Familie hatte es selten Kontakt gegeben, und wenn, dann nur kurz, obwohl Lady Cheringham die Schwester von Daisys Mutter war.

Für Daisy war Oxford eine Bahnstation auf dem Weg zwischen London und ihrem Elternhaus in Gloucestershire, das jetzt ihrem Vetter Edgar gehörte. Daisys Bruder Gervaise hätte vielleicht in Oxford studiert, wäre der Große Krieg nicht gekommen. Sein Tod hatte die Verbindung dorthin beendet. Und seit ihr Verlobter gestorben war, hatte Daisy kein Interesse mehr an Männern, die sie sonst zu den berühmten Bällen im Mai hätten einladen können. Nach dem Großen Krieg waren die aus der Armee entlassenen Offiziere ja scharenweise auf die Universitäten gezogen.

Aber Gervaise und Michael waren schon seit fünf Jahren nicht mehr auf der Welt. Der neue Mann in Daisys Leben hatte seinen Abschluß an der plebejischen University of Manchester gemacht.

»Hallo, Daisy«, begrüßte sie Patricia. »Mr. Fletcher hast du nicht mitgebracht? Alec Fletcher ist Daisys Verlobter«, klärte sie ihre Freundin auf.

»Vor Freitag abend kommt er nicht weg. Er hat ein Zimmer im White Hart gebucht.«

»Das ist auch gut so. Mutter hätte ihn sonst irgendwo auf dem Dachboden unterbringen müssen. Die Jungs schlafen jetzt schon auf Feldbetten oder teilen sich ein Zimmer. Der Steuermann wohnt im Wäschezimmer, weil er als einziger klein genug ist, um hineinzupassen. Ach, Entschuldigung, du kennst Dottie noch gar nicht, nicht...

Erscheint lt. Verlag 1.7.2016
Reihe/Serie Miss Daisy ermittelt
Übersetzer Carmen von Samson-Himmelstjerna
Sprache deutsch
Original-Titel Dead in the Water
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Krimi / Thriller / Horror Historische Kriminalromane
Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Agatha Christie • Anja Marschall • Carola Dunn • Cosy-Krimi • Cozy Crime • Der Tote auf dem Wasser • Der Tote Professor • Dorothy L. Sayers • Hercule Poirot • Inspector Barnaby • Jean G. Goodhind • Jean-Luc Bannalec • Krimi • Mario Giordano • Mary L. Longworth • Miss Daisy • Miss Marple • Mord • Scotland Yard • Tod
ISBN-10 3-8412-1188-7 / 3841211887
ISBN-13 978-3-8412-1188-0 / 9783841211880
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