Miss Daisy und der Mord im Flying Scotsman (eBook)

Kriminalroman

(Autor)

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2016 | 1. Auflage
239 Seiten
Aufbau digital (Verlag)
978-3-8412-1186-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Miss Daisy und der Mord im Flying Scotsman - Carola Dunn
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Miss Daisys gefährlichste Reise Miss Daisy will in Schottland für einen Artikel recherchieren. Der legendäre Luxuszug Flying Scotsman soll sie in den kalten Norden bringen. Zufällig trifft sie während der Reise auf eine alte Schulfreundin, die einen reichen Verwandten besuchen will, der im Sterben liegt. Doch plötzlich ist eines ihrer Familienmitglieder tot - war es Mord aus Habgier? Heimlich macht Miss Daisy sich unter den Mitreisenden auf die Suche nach dem Mörder.



Carola Dunn wurde in England geboren und lebt heute in Eugene, Oregon. Sie veröffentlichte mehrere historische Romane, bevor sie die »Miss Daisy«-Serie zu schreiben begann.

Im Aufbau Taschenbuch sind folgende Titel erhältlich:

Miss Daisy und der Tote auf dem Eis
Miss Daisy und der Tod im Wintergarten
Miss Daisy und die tote Sopranistin
Miss Daisy und der Mord im Flying Scotsman
Miss Daisy und die Entführung der Millionärin
Miss Daisy und der Tote auf dem Wasser
Miss Daisy und der tote Professor
Miss Daisy und der Mord im Museum
Miss Daisy und der Tote auf dem Luxusliner
Miss Daisy und der Tote im Chelsea Hotel
Miss Daisy und der Mord unter dem Mistelzweig.

1


Die riesige Halle der King’s Cross Station war erfüllt vom hallenden Donnern der Preßlufthämmer. Dicke Staubwolken hingen in der Luft. Daisy steckte ihre Fahrkarte, luxuriöserweise erster Klasse, in die Handtasche, zog den Gurt der Kameratasche auf der Schulter höher und schaute sich, die Finger in den Ohren, um.

Das Chaos war auf den Zusammenschluß dreier Eisenbahngesellschaften zur London and North Eastern Railroad zurückzuführen. Warum der Zusammenschluß auch den kompletten Neubau von King’s Cross nach sich ziehen mußte, war Daisy unklar. Jedenfalls war ein Ergebnis, daß der Beamte am Fahrkartenschalter ihr nicht mit Sicherheit hatte sagen können, von welchem Gleis der Flying Scotsman heute abfahren würde.

Ein weiteres Resultat war, daß die sonst hier umherwuselnden Menschenmassen von einer Vielzahl von Bauzäunen und behelfsmäßigen Wänden in disziplinierte Bahnen gelenkt wurden. Nicht nur der Buchladen von W. H. Smythe war völlig ausgegrenzt, sondern auch die Verkaufsautomaten. Und Alec war an diesem Morgen auch nicht da, um sie mit einer Schachtel Pralinen zu verabschieden. Er war im Norden, da die Polizei von Northumberland in irgendeinem komplizierten Fall Scotland Yard hinzugezogen hatte. Daisy würde ihm wahrscheinlich nicht begegnen, da sie noch weiter in den Norden reiste. Sie war auf dem Weg zu einem Landsitz in der Nähe von Edinburg, um dort ihren nächsten Artikel für Town and Country zu recherchieren.

Ihr Kofferträger tauchte aus der Menschenmenge wieder auf und kämpfte sich mit ihren Taschen und der Reiseschreibmaschine zu ihr durch. Sie nahm einen Finger aus dem Ohr, und er brüllte hinein: »Gleis 5, Miss.«

Er führte sie zur Schranke, an der zu ihrer Beruhigung ein Schild angebracht war mit der Aufschrift: Flying Scotsman: London – York – Edinburg, Abf. 10.00 Uhr. Ein nervös wirkender Fahrkartenkontrolleur versuchte, mit einer langen Schlange fertig zu werden und gleichzeitig die Fragen verunsicherter Passagiere zu beantworten, die einen anderen Zug auf Gleis 5 erwartet hatten.

Daisys Kofferträger ging mit ihren Taschen vor, und sie stellte sich in der nur langsam vorrückenden Schlange an. Es sah aus, als würde der Zug ziemlich voll werden, und sie war froh, drei Pfund in den Erster-Klasse-Zuschlag investiert zu haben. Derartiges konnte sie sich erst leisten, seit sie von einer amerikanischen Zeitschrift einen Auftrag für eine Serie über die Londoner Museen erhalten hatte. Für kurze Reisen war auch die dritte Klasse gut genug; aber bei acht Stunden freute man sich über die Bequemlichkeit und die zusätzliche Beinfreiheit.

Trotzdem war es ein Jammer, daß sie sich nichts zu lesen hatte kaufen können, dachte sie, während sie auf dem Gleis an den glänzenden teakholzverkleideten Waggons entlangging. Die Passagiere in der ersten Klasse waren meist weniger gesprächig und etwas distanzierter als ihre Mitreisenden auf den billigen Plätzen. Es konnte also nur eine lange, langweilige Reise werden. Nun denn, sie konnte ja immer noch ausbüxen und sich in der dritten Klasse einen Platz besorgen, wenn es ihr langweilig wurde.

Nur eines wollte sie unbedingt: einen Fensterplatz. Sie stieg ein und ging den Gang entlang. Die ersten Abteile waren Raucher-Abteile, in den anderen waren beide Fensterplätze schon besetzt. Endlich kam sie an ein leeres, das auch ein Nichtraucher-Schild trug.

Fahrtrichtung oder nicht in Fahrtrichtung? überlegte sie. Das ist hier die Frage. Zögerlich stellte sie ihre Handtasche und Lucys Photoapparat auf den Sitz mit dem Rücken zur Fahrtrichtung, denn sie wollte bei ihrer Ankunft einigermaßen professionell wirken, und die schrecklichen Rußflöckchen, die durch das Fenster hereingeweht kamen, landeten einem ohne Fehl immer auf dem Gesicht. Das Fenster müßte garantiert geöffnet werden, da die Wettervorhersage mal wieder einen unverhältnismäßig warmen Tag verheißen hatte.

Tatsächlich war es im Zug schon unglaublich heiß. Warum die Heizung an warmen Tagen auf vollen Touren lief und einen an kalten Tagen vor Kälte bibbern ließ, war ein weiteres der kleinen unlösbaren Rätsel des Lebens.

Da Daisy nach dem Motto »Vor Ende Mai ist der Winter nicht vorbei« erzogen worden war, trug sie noch ihren grünen Wintermantel aus Tweed. Während sie ihn aufknöpfte, hörte sie aus dem Gang eine immer verzweifelter und immer lauter werdende Stimme.

»O Gott, o Gott, o Gott, ich halt es nicht mehr aus! Für so manchen ist der Matsch das Schlimmste, aber für mich ist das Grauenhafteste ein heißer Tag. Da will man nur noch eines: Cricket spielen oder in einem Boot herumlungern. Ich sag dir, ich halt …«

»Ganz ruhig, Raymond«, erwiderte eine junge Frau, und das Gelangweilte, Zerdehnte ihrer Stimme schien Daisy mit Zärtlichkeit, einer Mischung aus Liebe und Mitleid unterlegt zu sein. »Komm und setz dich, Liebling. Wir machen Fenster und Tür zu, und dann kannst du die Hände auf die Ohren tun.«

»Verzeih, Judith«, sagte er mit brechender Stimme. »Das sind diese verdammten Preßlufthämmer, die klingen genau wie … Mein Gott, wieso fährt dieser verdammte Zug nicht endlich los?«

Ein Granatentrauma. Daisy wußte, daß solche Erinnerungs-schübe, die zu heftig waren, als daß man sie ignorieren konnte, oft von lauten Geräuschen ausgelöst wurden. Die Verse Wilfred Owens gingen ihr durch den Kopf:

Welch Glocke läutet denen, die wie Vieh dahingerafft?

Nur der bellenden Kanonen schauerliche Wut.

Nur das rasche Knattern stotternder Gewehre schafft,

auszulöschen ihrer hastigen Gebete Mut.

Owen war ein Freund von Michael gewesen. Er war tot, wie Michael und Gervaise und zahllose andere auch. Wenigstens hatten die jetzt ihre Ruhe, dachte sie mit einem Kloß im Hals, anders als diese armen Teufel, die noch fünf Jahre nach Friedensschluß an Spätfolgen litten.

»Ein Granatentrauma, armer Kerl.« Der Kofferträger war wieder erschienen, wie der Geist aus Aladins Lampe. »Dem Sohn meiner Schwester geht’s genauso. Nimmt ihn immer unheimlich mit, kann ich Ihnen sagen. Ich hab Ihre großen Koffer in das Gepäckabteil geschafft, Miss, und hab den Wachmann dort angewiesen, daß er auf Ihre Tasche mit der Photo-Ausrüstung aufpaßt, wie Sie gesagt haben.«

»Danke sehr. Ja, die Schreibmaschine und die kleine Tasche hoch ins Netz. Und würden Sie die Kamera bitte auch da oben deponieren?« Sie gab ihm ein Trinkgeld, und er ging.

Es war wirklich unerträglich heiß im Abteil, aber bei geöffnetem Fenster würden der Lärm und der Schmutz der Umbauarbeiten eindringen. Daisy nahm ihre Baumwollhandschuhe ab, stopfte sie in die Tasche und zog dann den Mantel aus.

Dem Himmel sei Dank, daß sie der Wettervorhersage heute Glauben geschenkt und ein Sommerkleid angezogen hatte. Es war ein hübsches neues kurzärmeliges Kleid aus leichtem blauem Stoff mit weißen und gelben Margeriten. Eine blaue Schärpe ging um die niedrig angesetzte Taille. Daisy sah sehr hübsch darin aus, auch wenn sie ein bißchen molliger war, als die Mode es eigentlich erlaubte. Ein Jammer, daß Alec nicht da war. Bestimmt würde ihm auffallen, daß das Blau genau denselben Ton hatte wie ihre Augen – obwohl er ja nicht unbedingt zu Komplimenten neigte. Alles, was er je zum Thema ihrer Augen gesagt hatte, war ein Fluchen über jenen unschuldig tiefen Blick, der ihn dazu verleitete, indiskrete Äußerungen über seine Untersuchungen zu machen.

Sie legte den Mantel zusammengefaltet in das Netz. Sie mußte sich auf die Zehenspitzen stellen, obwohl sie eigentlich nicht besonders klein war. Die Welt war eben auf die Männer zugeschnitten, dachte sie düster. Vielleicht würde sich das ja jetzt ändern, nachdem endlich auch Frauen das Wahlrecht bekommen hatten.

Als nächstes kam der Hut herunter, der heißgeliebte smaragdgrüne Cloche vom Selfridge’s Bargain Basement. Daisys Mutter wäre schlicht entsetzt, sähe sie sie ohne Handschuhe und Hut reisen, aber Mutter war ja weit weg. Es wäre doch einfach lächerlich, an Hitzschlag zu sterben, nur um den Konventionen Genüge zu tun. Außerdem hatte sie das ganze Abteil für sich allein, und der Zug sollte in Kürze abfahren, so daß sie wohl kaum jemand sehen würde.

Sie kniete sich auf den Sitz und schaute in den Spiegel, um ihre Haare zu richten. Die Kürze ihrer honigblonden Locken überraschte sie noch immer. Auch ihrer Mutter hatte sie noch nicht erzählt, daß sie sich praktisch hatte kahlscheren lassen. Das würde ein Gezeter, wenn Mutter das herausfand!

Alec hatte gesagt, mit den kurzen Haaren sähe sie aus wie Lady Caroline Lamb. Er hatte außerdem bemerkt, daß der kleine Leberfleck an ihrem Mund, den kein Gesichtspuder verdecken konnte, wie eins jener Schönheitspflaster aus dem achtzehnten Jahrhundert aussah, die man damals »The Kissing« genannt hatte – aber geküßt hatte er sie deswegen immer noch nicht.

Vielleicht wird er das auch nie, dachte Daisy mürrisch. Als sie bei ihm zu Hause zum Tee eingeladen gewesen war, hatte seine Mutter, ohne es direkt in Worte zu fassen, sehr deutlich gemacht, daß sie es mißbilligte, wenn die Mittelschicht sich mit der Aristokratie mischte. Natürlich dachte Daisys Mutter, die verwitwete Lady Dalrymple, ganz genau dasselbe, oder vielmehr, sie würde dasselbe denken, wüßte sie von der Freundschaft ihrer Tochter mit Detective Chief Inspector Alec Fletcher. Als würde ein Titel wie dieses »Honourable« vor dem Namen einen über den Rest der Menschheit erheben!

Wenigstens mochte Alecs Tochter...

Erscheint lt. Verlag 1.7.2016
Reihe/Serie Miss Daisy ermittelt
Übersetzer Carmen von Samson-Himmelstjerna
Sprache deutsch
Original-Titel Murder On The Flying Scotsman
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Krimi / Thriller / Horror Historische Kriminalromane
Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Agatha Christie • Anja Marschall • Carola Dunn • Cosy-Krimi • Cozy Crime • Der Mord im Flying Scotsman • Der Tote auf dem Luxusliner • Dorothy L. Sayers • england krimi • England Roman • Englischer Krimi • Hercule Poirot • Highlands • Inspector Barnaby • Jean G. Goodhind • Jean-Luc Bannalec • Journalistin • Krimi • London • Luxuszug • Mario Giordano • Mary L. Longworth • Miss Daisy • Miss Daisy ermittelt • Miss Marple • Mord • Mord im Orientexpress • schottische Clans • Schottland • Scotland Yard • Tod • weibliche Ermittlerin • weibliche Heldin • Zug • Zugfahrt • Zugreisen
ISBN-10 3-8412-1186-0 / 3841211860
ISBN-13 978-3-8412-1186-6 / 9783841211866
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