Dreamwalker - Die Gefangene des Drachenturms (eBook)

Abenteuerliche Drachen-Fantasy-Saga

(Autor)

eBook Download: EPUB
2016 | 1. Auflage
512 Seiten
cbj Kinder- & Jugendbücher (Verlag)
978-3-641-16304-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Dreamwalker - Die Gefangene des Drachenturms -  James Oswald
Systemvoraussetzungen
9,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Seit Jahrhunderten schon herrscht Feindschaft zwischen Drachen und Menschen. Aber ein gemeinsames Schicksal hat den jungen Drachen Benfro und den Jungen Errol eng verbunden. Doch das Schicksal hat ihnen einiges abverlangt bei ihren Abenteuern: Benfro steht mittlerweile unter dem Bann des mächtigen Drachen Magog und Errol leidet noch immer unter den Folgen der Folter, die er im königlichen Schloss erlitten hat. Aber auch wenn Benfro und Errol jeder für sich leichte Beute für ihre größten Feinde sind, gemeinsam haben sie eine Chance gegen die machtlüsterne Königin Beulah und den grausamen Inquisitor Melyn.

James Oswald begann bereits während des Studiums zu schreiben. Mit seinen ersten beiden Thrillern wurde er für den renommierten Debut Dagger Award nominiert. Seitdem stürmen seine Krimis um den Edinburgher Ermittler Tony McLean regelmäßig die britischen Bestsellerlisten.

1

Kuckuckskind im Diebesnest,

Bastard aus dem Stamm der Magi,

Stiehlt die Seelen, nimmt die Leben,

Kündet uns den Tod der Welten.

Die Weissagungen von Goronwy der Wahnsinnigen

Stille umhüllte die Welt wie ein unsichtbarer Nebel. Nicht einmal die Bäume waren zu hören, obwohl sie sich in der steifen Brise krümmten und beugten. Das Gras unter seinen Füßen war nass vom Tau, aber seine Fußsohlen spürten nichts von der Beschaffenheit der Halme. Ein Zittern durchlief ihn, doch es war nicht die Kälte des Windes in seinem Gesicht, sondern eher eine kriechende Kälte, vor der er instinktiv zu fliehen versuchte.

Errol wusste nicht, wie er hierher geraten war. Er kauerte sich zwischen zwei große Baumwurzeln, zog seinen Umhang enger um sich und bibberte. Er war müde, aber aus irgendeinem Grund wollte der Schlaf nicht zu ihm kommen. Wartete er auf jemanden? Er wusste das nicht so genau, aber er hatte das Gefühl, schon einmal hier gewesen zu sein. Seine Knöchel schmerzten, wenn er ans Weitergehen dachte. Er hatte keinerlei Verlangen danach, etwas anderes zu tun, als sich in seinem vereisten Schlupfwinkel einzuigeln und zu schlafen.

Wenn er doch nur schlafen könnte.

Sie kam als Duft zu ihm. Er konnte noch immer nichts hören, nicht einmal seinen eigenen Herzschlag, aber der Geruch zog ihn zurück in eine glückliche Zeit und weckte Erinnerungen an Sonne und Wärme, an Hände, die einander hielten, an einen lange dauernden Kuss. Alles war mit einem tiefen, tröstlichen Grün eingefärbt, und einen Moment lang konnte er sogar Kälte und Schmerzen vergessen.

Aus seinem dunklen Versteck heraus beobachtete Errol den Pfad, der sich zwischen den wenigen uralten Bäume hindurchwand. Er sah sie zuerst aus einiger Entfernung, sie bewegte sich vorsichtig weiter und hielt sich in den Schatten.

Jetzt kam sie näher, und er war sicher. Es war Martha, wie er sie zuletzt gesehen hatte: ernste Augen, die sich auf die vor ihnen liegende Aufgabe konzentrierten, im Nacken zusammengebundene dunkle, schulterlange Haare, und sie trug noch immer ihren knöchellangen waldgrünen Reiseumhang. Sie suchte sich ihren Weg am Rand des Pfades und hielt sich so weit wie möglich unter den vom Wind gezausten Bäumen. Ab und zu schaute sie zum Himmel empor und musterte die grauen Wolken, als ob dort etwas Entsetzliches auf der Lauer läge.

Errol versuchte, sie zu rufen. Martha. Aber seine Stimme blieb stumm, hallte in seinem Kopf wider. Aus irgendeinem Grund war er nicht überrascht. Es beunruhigte ihn auch nicht, dass er sich nicht bewegen konnte. Er wusste, was als Nächstes passieren würde.

Nach ungefähr zweihundert Schritten musste Martha eine offene Fläche überqueren, eine natürliche Lichtung im Wald, wo ein Felsrücken aus dem Boden aufragte. Sie blieb am Rand stehen und schaute ein weiteres Mal zum Himmel empor, bevor sie mutig ins Licht trat. Sie rannte nicht, denn das hätte zu viel Aufmerksamkeit erregen können. Stattdessen schien sie sich in sich zurückzuziehen, bis sie fast verschwunden war. Fast, aber nicht ganz. Errol konnte sie noch immer sehen, sah sie kleiner werden, als sie sich mit sicheren Schritten über die Lichtung bewegte. Und andere konnten sie ebenfalls sehen.

In der Stille lauerten unvorstellbare Wesen. Sie tauchten aus dem Nirgendwo auf, vier riesige Kreaturen mit Flügeln, die von der Schulter bis zur Spitze ein Dutzend Schritte maßen. Beim Landen hätten diese Wesen den Boden erschüttern müssen, aber sie senkten sich ohne ein Dröhnen auf ihre riesigen Krallenfüße, umringten sie. Fingen sie ein.

Errol konnte nur zusehen, gelähmt von etwas, das jenseits der Furcht lag. Aber Martha hatte keine Angst. Sie stand zwischen den Drachen wie zwischen friedlichem Vieh auf einer sommerlichen Weide. Sie sah einen nach dem anderen an, ihr Mund formte Wörter, die keinen Klang hatten. Sie streckte eine Hand aus, woraufhin eine winzige Lichtkugel auflodernd über ihrer Handfläche schwebte. Ein Drache wich daraufhin instinktiv einen Schritt zurück und ließ sich, gleichsam erstaunt, auf seinen Schwanz sinken.

Martha fasste das offenbar als Erlaubnis zum Weitergehen auf, denn sie trat kühn aus dem Drachenkreis hinaus, um ihren Weg auf die andere Seite der Lichtung fortzusetzen. Errol sah voller Erstaunen und Hoffnung zu, wie sie einen Schritt machte, dann noch einen, während die vier Drachen einander nur anstarrten. Vielleicht würde sie es dieses Mal schaffen.

Dieses Mal?

Dann überstürzten sich die Ereignisse. Der Drache, der zurückgewichen war, fuhr herum, packte Martha mit einer gewaltigen Kralle um die Taille. Errol versuchte, sich aus seinem Versteck zu zwängen, obwohl er wusste, dass er nichts tun könnte. Die Drachen hoben ab. Derjenige, der Martha an seine schuppige Brust presste, gab sich alle Mühe, nicht die Baumwipfel zu streifen. Mit einer letzten vergeblichen Anstrengung riss Errol sich los, stolperte über eine Wurzel und schlug der Länge nach hin.

Er knallte viel früher als erwartet auf den Boden auf, und beim Aufprall strömten die Geräusche über ihn hinweg: das Echo von Wasser, das über Felsen floss, das Zwitschern der ersten Morgenvögel. Seine Nase füllte sich mit einem staubigen, würzigen Geruch und ließ ihn niesen, dann kam er mühsam auf die Füße. Schmerz jagte durch seine Knöchel, und er fiel zurück auf sein flaches Bett aus Gras und Heidekraut, aus dem er im Traum herausgerollt war.

Martha.

Errol rieb sich den Schmutz aus den Augen und zitterte in der Kälte. Der zerfetzte Umhang, der seine einzige Decke darstellte, lag zusammengeknüllt am Fußende, als ob Errol im Schlaf mit Dämonen gekämpft hätte. Instinktiv streckte er die Hand nach den Grymlinien aus und zog genug Wärme daraus, um die Kälte aus seinen Knochen zu vertreiben. Als die Linien seine Brust erwärmten, spürte er, wie sich die Wunde dort, wo Beulah ihm das Messer ins Herz gestoßen hatte, für einen Moment zusammenzog. Die Wunde, die Martha geheilt hatte. Dann konzentrierte er sich auf seine Knöchel und versuchte, die Schmerzen hinauszuspülen, ihnen zu befehlen, schneller zu heilen.

»Die werden schon noch besser. Lass ihnen Zeit.« Errol brauchte nicht aufzuschauen, um zu wissen, dass der alte Drache Corwen zu ihm in die Höhle gekommen war. Er bückte sich und massierte erst den einen Knöchel, dann den anderen, und merkte dabei, wie die Kraft der Grymlinien durch seine Finger strömte. Als er dann endlich glaubte, mit den Schmerzen fertigwerden zu können, richtete er sich langsam auf, ging zum Feuer und legte ein paar Zweige auf die fast zu Asche verbrannten Kohlen.

»Du bist früh auf, Errol. Wieder böse Träume?«

»Keine Träume, nur ein einziger Traum.« Errol schleppte sich zur Höhlenöffnung. Alles war still, die Dämmerung brachte nur trübes Licht mit sich. »Und immer derselbe.«

»Dann versucht sie wohl, dir etwas Wichtiges zu sagen.« Corwen stand neben ihm, anwesend und doch nicht anwesend. »Du musst dich konzentrieren, dir größere Mühe geben, mit ihr zu kommunizieren. Vielleicht solltest du …«

»Benfro fragen? Der kann mich nicht leiden. Warum sollte er auch? Leute wie ich haben seine ganze Familie ermordet.« Errol schaute über den Pfad auf den kleinen Steinpferch mit dem improvisierten Dach aus Zweigen, Heidekraut und Heu. Es sah so elend aus, dass er fast die Verzweiflung des darunter schlafenden Drachen spüren konnte.

»Außerdem hat er mit seinen eigenen Träumen genug zu tun.«

»Eure Majestät, es geht Euch nicht gut. Ihr solltet im Bett bleiben.«

Königin Beulah schaute mit einer Mischung aus Verachtung und müder Resignation zu ihrer Zofe hoch. Noch eine schlaflose Nacht, und jetzt hatte sie das Gefühl, dass ihr Kopf zu bersten drohte, nachdem eben erst ihr Magen das Gleiche getan hatte. Immerhin hatte dieses Mädchen ein bisschen Mumm, anders als die übrigen jammernden Zofen, die in der Tür standen, immer bereit, vor Beulahs Zorn zu fliehen. Nutzlose Personen, wozu brauchte sie die überhaupt? Sie hatte schon mit zwei Jahren gelernt, sich selbst anzuziehen.

»Ich bin nicht mein Vater. Ich werde das Zwillingskönigreich nicht vom Bett aus regieren.« Beulah stemmte sich aus ihren Kissen hoch und zuckte zusammen, als der Schmerz sie mitten zwischen den Augen traf.

»Darf ich denn wenigstens einen Arzt holen lassen?«

Beulah staunte über diese Frage, sie klang, als sei die Frau ehrlich besorgt.

»Na gut«, sagte sie, unsicher, was es helfen sollte, von den Palastquacksalbern betastet und begrapscht zu werden. »Aber hol mir einen von den Widdermönchen. Ich will nicht, dass einer von Padraigs nutzlosen Bürokraten mich behandelt wie ein Lehrbuch.«

Die Zofe machte einen Knicks und verließ das Zimmer, zusammen mit den anderen. Beulah ließ den Kopf wieder auf die Kissen sinken und wischte sich kalten Schweiß von der Stirn. Diese seltsame Krankheit quälte sie jetzt seit Tagen, vielleicht sogar seit Wochen. Sie kam und ging, manchmal fühlte Beulah sich gesund wie eh und je, am nächsten Tag aber konnte sie kaum aus dem Bett kommen. Es fiel ihr schwer, das Essen bei sich zu behalten, und wenn sie etwas im Magen behielt, hatte sie das Gefühl, innerlich aufzuquellen. Sie hätte ein Giftattentat vermutet, aber Clun, der selbstlose Clun, bestand darauf, alle ihre Mahlzeiten vorzukosten, und er war bei bester Gesundheit.

Die Wut schenkte ihr ein wenig Kraft. Beulah nutzte das, um sich mühsam aufzurichten und ihre Beine aus dem Bett zu schwingen. Ihre Hüften und ihr Rücken schmerzten, als sie zum Badezimmer ging. Heißer, duftender Dampf wirbelte durch die Luft und stieg aus dem Bad...

Erscheint lt. Verlag 11.4.2016
Reihe/Serie Die Dreamwalker-Reihe
Übersetzer Gabriele Haefs
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel The Golden Cage
Themenwelt Literatur
Kinder- / Jugendbuch Jugendbücher ab 12 Jahre
Schlagworte ab 12 • Christopher Paolini • Das Mädchenopfer • Drachenfantasy • eBooks • Eragon • Game of Thrones • High Fantasy • Inspektor McLean • Jugendbuch • Kinderkrimi • Licia Troisi • Tolkien • Young Adult
ISBN-10 3-641-16304-8 / 3641163048
ISBN-13 978-3-641-16304-4 / 9783641163044
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
Wie bewerten Sie den Artikel?
Bitte geben Sie Ihre Bewertung ein:
Bitte geben Sie Daten ein:
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 3,2 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich