Goodbye Bellmont (eBook)

Roman
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2015 | 2. Auflage
256 Seiten
dtv Deutscher Taschenbuch Verlag
978-3-423-42881-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Goodbye Bellmont -  Matthew Quick
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Was im Leben wirklich zählt Finleys Ticket raus aus der von rivalisierenden Gangs regierten Stadt Bellmont heißt Basketball. Und er und seine Freundin Erin haben tatsächlich gute Chancen, in ihrem letzten Highschooljahr ein Stipendium zu ergattern. Da taucht Russ Allen auf. Er nennt sich Boy21 und behauptet, aus dem Weltall zu kommen. Nur Finley weiß, dass Allen seit der Ermordung seiner Eltern in einer Scheinwelt lebt und eigentlich einer der begnadetsten Basketballtalente überhaupt ist. Und er weiß auch, dass, wenn Russ je wieder spielen sollte, sein eigener Stammplatz im Team in Gefahr ist. Ausgerechnet Finley wird vom Coach gebeten, sich mit Russ anzufreunden, um ihm einen Weg zurück ins Leben und zurück zum Spiel zu ermöglichen...

Matthew Quick, 1973 in Oaklyn, New Jersey geboren, studierte Anglistik, arbeitete als Englischlehrer, schmiss seinen Job und reiste so lange durch Südamerika und Afrika, bis er endlich den Mut aufbrachte, das zu tun, was er schon immer machen wollte: einen Roman schreiben. Die Verfilmung seines Debüts >Silver Linings< gewann einen Golden Globe und wurde mit einem Oscar ausgezeichnet und für weitere 7 nominiert. Matthew Quick lebt mit seiner Frau in North Carolina.

Matthew Quick, 1973 in Oaklyn, New Jersey geboren, studierte Anglistik, arbeitete als Englischlehrer, schmiss seinen Job und reiste so lange durch Südamerika und Afrika, bis er endlich den Mut aufbrachte, das zu tun, was er schon immer machen wollte: einen Roman schreiben. Die Verfilmung seines Debüts ›Silver Linings‹ gewann einen Golden Globe und wurde mit einem Oscar ausgezeichnet und für weitere 7 nominiert. Matthew Quick lebt mit seiner Frau in North Carolina.

6


Ich schlüpfe in meine schwarze Hose und mein hellblaues Hemd, bevor ich mit dem Coach das Haus verlasse und mein Vater mich ermahnt, mich gut zu benehmen. Er steht in der Tür und sieht müde aus, hat aber diese offizielle Wir-haben-Gäste-Miene aufgesetzt, die er stets zur Schau stellt, wenn andere Leute als Pop und ich auftauchen.

Erin hat immer noch feuchte Haare und trägt ein farbenfrohes Sommerkleid, als sie dem Coach und mir entgegenschlendert. Die beiden begrüßen sich.

»Würde es dir etwas ausmachen, mir Finley für ein paar Stunden zu überlassen?«, fragt der Coach.

»Überhaupt nicht«, antwortet Erin, doch als ich mit ihr Blickkontakt aufnehme, sieht sie enttäuscht und etwas verwirrt aus, also zucke ich die Schultern, um ihr zu zeigen, dass auch ich keine Ahnung habe, was hier vor sich geht. Natürlich würde ich meine Zeit gern mit Erin verbringen, aber ich sehe sie ohnehin jeden Abend. Außerdem versteht sie bestimmt, dass irgendwas Wichtiges im Busch ist, wenn mein Coach mir einen Besuch abstattet. Erin fragt: »Wann bringen Sie Finley zurück, Coach?«

»Ach, wahrscheinlich so um neun herum.«

»Dann bis später«, sagt Erin zu mir und geht wieder nach Hause.

»Du kannst wirklich froh sein, eine Freundin wie Erin zu haben«, sagt der Coach, als wir in seinen Wagen steigen und uns anschnallen. »Jeder braucht Freunde. Wahre Freunde. So wie Erin«, fügt er hinzu.

Als der Motor hustend anspringt, bläst mir die Klimaanlage sofort ins Gesicht.

Echt ein cooles Gefühl, aber der Coach fährt nicht los.

Sein Gesicht ist so dunkel und entschlossen wie immer, doch er schluckt mehrmals. Das Auf und Ab seines Adamsapfels signalisiert mir, dass irgendwas nicht in Ordnung ist.

»Du weißt ja«, beginnt er, »dass ich dem Team stets sage, dass Basketball viel über das Leben lehrt und dass diese Lehren wichtiger sind als Siege oder Niederlagen oder persönliche Statistiken. Dass sie wichtiger sind als das Spiel selbst, weil wir auf dem Feld das Leben verstehen lernen und dies der wichtigste Teil der ganzen Erfahrung ist.«

»Yeah.«

Das sagt mein Coach ständig.

»Nun, ich glaube, dass du dieses Jahr sehr viel lernen wirst, Finley.«

Etwas an der Art, wie er das sagt, löst in mir ein seltsames Gefühl aus. Als könnte er in die Zukunft blicken oder als wäre dieses Abendessen noch wichtiger, als ich gedacht habe.

Ich sehe dem Coach ins Gesicht und versuche, in seinen Augen zu lesen. Ich erkenne Verzweiflung, Frustration, Erschöpfung – all die Dinge, die ich in den Augen derer sehe, die schon zu lange in dieser Gegend gelebt haben.

»Wir sind in einer besonderen Situation, Finley. Weil ich dir vertraue, werde ich dir heute Abend so einiges erzählen, und ich will, dass du diese Dinge für dich behältst. Was ich dir jetzt sage, muss unter uns bleiben. Weder Erin noch dein Vater oder Großvater dürfen davon erfahren. Deine Teamkameraden auch nicht. Und vor allem niemand auf der Schule. Versprichst du mir, dass du absolutes Stillschweigen bewahren wirst?«

Ich hab nicht den blassesten Schimmer, was der Coach mir erzählen will. Mein Herz schlägt sehr schnell, und ich merke, dass ich ebenfalls schlucke. Ich nicke, um den Coach wissen zu lassen, dass ich kein Sterbenswörtchen verraten werde.

»Also gut. Sagt dir der Name Russell Allen etwas?«

Ich schüttele den Kopf.

»Also hör zu: Russel hat drei Jahre lang für ein Highschoolteam in L. A. gespielt. In seinem letzten Mittelstufenjahr hat er sich dann landesweit einen Namen gemacht. Er gilt als eines der größten Talente in den USA. Mit seinen siebzehn Jahren hat er bereits die physischen Voraussetzungen eines Profis. Ich hab mir mehrere Videos angesehen und bin davon überzeugt, dass er schon jetzt für jedes NBA-Team spielen könnte. Ein knapp zwei Meter großer Point Guard, der das Inside- und Outside-Spiel beherrscht. Ein cleverer Spieler. Stark im Fast Break. Schnell und wendig. Ein guter Rebounder. Der beste Highschoolverteidiger, den ich je gesehen habe. Abgesehen davon hat er beim Studierfähigkeitstest fast die volle Punktzahl erreicht und in den drei Jahren, in denen er nonstop Basketball gespielt hat, nur Bestnoten bekommen. Er gilt als aufgeschlossen und unkompliziert. Seine Arbeitsmoral ist vorbildlich. Alle Unis im Land reißen sich um den Jungen.«

Dass der Coach diesen Spieler liebt, liegt auf der Hand, aber ich verstehe nicht ganz, warum er mir all diese Details erzählt – zumal dieser Allen am anderen Ende des Landes spielt –, und schon gar nicht, warum ich alles für mich behalten soll.

»Kennst du die Allens in der Porter Street? Die wohnen neben dem Drinkers, du weißt schon, diese Spelunke.«

»Nein.« Ich bin nie in diesem Teil der Stadt. Dort gibt es keine Iren.

»Es sind Russels Großeltern und gute Freunde von mir. Mit Russels Vater habe ich selbst Basketball gespielt. Schließlich ist er ein ziemlich bekannter Jazzmusiker geworden, ein Saxofonist. Später ist er dann nach L. A. gezogen und hat Filmmusik geschrieben. Hat damit so viel Geld verdient, dass er Russel auf eine angesehene Privatschule schicken konnte, wo auch alles bestens lief, bis …«

Die Finger meines Coachs krampfen sich um das Lenkrad, während er sich mit der Zunge wiederholt über die Lippen fährt.

Ich habe ihn noch nie so nervös erlebt.

»Mein Freund Russel und seine Frau wurden im letzten Februar ermordet.« Das Wort ermordet zuckt durch mich hindurch, und plötzlich bekomme ich keine Luft mehr, als drücke mir jemand die Kehle zu. Ich beginne zu husten, doch mein Coach spricht weiter. Es dauert ein paar Minuten, bis ich den Rest seiner Worte verstanden habe: »Die Details sind hier nicht wichtig. Aber die Tat hat bei Russel Junior natürlich tiefe Spuren hinterlassen. Eine Zeit lang war er in einer Einrichtung für Jugendliche mit posttraumatischer Belastungsstörung. Die Allens in dieser Stadt sind seine nächsten Verwandten, und obwohl sie nicht bereit sind, einen traumatisierten Teenager dauerhaft bei sich aufzunehmen, worum Russel gebeten hat, haben sie sich doch einverstanden erklärt, für ihn zu sorgen, bis er nächstes Jahr auf dem College anfängt.«

Plötzlich begreife ich, dass Russel prädestiniert ist, für unser Team zu spielen. Und obwohl der Couch von den psychischen Nachwirkungen eines Mords spricht, muss ich zugeben, dass ich bereits um meinen Platz in der Starting Five fürchte. Als würde mir jemand sagen, dass ich Krebs habe und ein Teil von mir entfernt werden müsse – der Teil, der Starting Point Guard heißt.

»Er wird also für uns spielen, Coach?«, frage ich.

»Natürlich hoffe ich, dass es eines Tages so weit sein wird, vorerst müssen wir uns aber ganz auf seine mentale Gesundheit konzentrieren. Er hat seit Monaten keinen Basketball mehr angefasst. Sein Kopf ist momentan nicht dazu bereit, wenn du verstehst, was ich meine. Wir sind natürlich alle der Meinung, dass ein so begabter Junge sein Talent nicht verschleudern darf, und angesichts der vielen Colleges, die ihm ein Stipendium anbieten würden, wäre es wirklich eine Schande, wenn er die kommende Saison komplett auf der Bank verbringt. Aber wir müssen einen Schritt nach dem anderen tun, deshalb wird er hier auch unter dem Mädchennamen seiner Mutter geführt werden. Die Allens wollen nicht, dass Russel ständig von irgendwelchen Scouts und Coaches belagert wird, ehe er alles einigermaßen verarbeitet hat. Die Basketballwelt hat keine Ahnung, dass er hier ist. Und Basketball interessiert ihn jetzt gerade nicht. Verstehst du

Ich hab keine Ahnung, warum ich in diesem Auto sitze.

Ich stehe total auf dem Schlauch.

»Ich habe ihnen erzählt, dass das Leben auf unserer Highschool nicht immer ein Zuckerschlecken ist und er auf einer Privatschule besser aufgehoben wäre, zumal er ja ziemlich viel Geld geerbt hat. Doch aus irgendeinem Grund wollen die Allens unbedingt, dass er dieses Jahr in meinem Team Basketball spielt. Vermutlich weil sie mich kennen und nach all dem, was passiert ist, nicht wollen, dass sich irgendein Fremder um ihn kümmert. Russel wird also unter dem Namen Russ Washington an unserer Schule anfangen – ein gewaltiger Unterschied zu der Privatschule, die er in Kalifornien besucht hat. Seine wahre Identität kennen nur die Behörden, sein Beratungslehrer, du und ich. Okay?«

Ich weiß nicht, was ich sagen soll.

»Ich dachte, wenn Russel einen Freund hätte, der weiß, wie es ist, anders zu sein, dann würde ihm die Übergangszeit vielleicht leichter fallen.«

So langsam dämmert mir meine Rolle.

»Du scheinst eine Frage auf den Lippen zu haben, Finley. Schieß los.«

Obwohl ich weiß, dass die Allens in einem rein schwarzen Viertel der Stadt leben, frage ich: »Wollen Sie mir sagen, Coach, dass Russel weiß ist?«

»Die Hautfarbe spielt doch wohl keine Rolle«, antwortet er.

Er sagt immer, dass er auf die Hautfarbe eines Menschen gar nicht achten würde, aber eigentlich ist das nur eine politisch korrekte Phrase. Der Coach macht seinen Matchplan nämlich sehr wohl davon abhängig, welche Hautfarbe der Gegner hat, weil schwarze und weiße Teams nun mal einen unterschiedlichen Spielstil haben.

Als ich nichts entgegne, fährt der Coach fort: »Russel hat so ziemlich meine Hautfarbe.«

»Aber warum ich?«

»Weil ich das Gefühl habe, dass ihr gut miteinander auskommen werdet. Weil du der einzige Junge in meinem Team bist, dem ich zutraue, dem Sohn meines toten Freundes helfen zu können.«

Bei diesen Worten muss ich heftig schlucken.

Eigentlich will ich meine Zeit ja nur mit...

Erscheint lt. Verlag 23.10.2015
Übersetzer Knut Krüger
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur
Kinder- / Jugendbuch Jugendbücher ab 12 Jahre
Schlagworte Adoleszenz • Adoleszenzroman • Alkoholismus • Alkoholkrankheit • Armut • Basketball • Coming of Age • Deutscher Jugendliteraturpreis • Diskriminierung • eBook • Erwachsenwerden • Familiengeschichte • Freundschaft • Gangs • Gangster • Irische Mafia • Jugendarmut • Jugendbuch ab 14 Jahren • Jugendgangs • Junior • kulturpass • Liebe • Liebesgeschichte • Mafia • Mord • Rassenkonflikt • Rassismus • rivalisierende Gangs • Romance • Romanze • Schicksalsschläge • schicksalsschläge verarbeiten • Schullektüre • Schullektüre 10. Klasse • Schullektüre 8. Klasse • Schullektüre 9. Klasse • Schullektüre mit Unterrichtsmaterial • Solidarität • Sport • Umgang mit Tod • Umgang mit Trauer • Unfall • USA • Verrat • Vertrauen • Waise
ISBN-10 3-423-42881-3 / 3423428813
ISBN-13 978-3-423-42881-1 / 9783423428811
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