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Wer im Dunkeln bleibt (eBook)

Roman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2015
416 Seiten
Goldmann (Verlag)
978-3-641-14364-0 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
9,99 inkl. MwSt
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Der neue Fall aus der Bestseller-Serie um Duncan Kincaid und Gemma James.
Am Londoner St. Pancras Bahnhof wird ein Bombenanschlag verübt, bei dem mehrere Menschen sterben. Ryan March, Mitglied einer Protestgruppe, der eine verdächtige Tasche mit sich führte, gehört zu den Toten. War er der Täter? Superintendent Duncan Kincaid übernimmt die Ermittlungen, muss aber feststellen, dass die einzelnen Puzzleteile des Falls überhaupt nicht zueinanderpassen. Mit Hilfe seiner Frau, Inspector Gemma James, kommt er schließlich peu à peu den Hintergründen der Tat auf die Spur. Doch was er entdeckt, ist unfassbar grausam ...

Deborah Crombies höchst erfolgreiche Romane um Superintendent Duncan Kincaid und Inspector Gemma James von Scotland Yard wurden mit dem »Macavity Award« ausgezeichnet und für den »Agatha Award« und den »Edgar Award« nominiert. Die Autorin lebt mit ihrer Familie im Norden von Texas, verbringt aber viel Zeit in England, wo ihre Romane angesiedelt sind.

1

St. Pancras oder Pankratius ist der Schutzheilige der Kinder und wird gegen Meineid und falsches Zeugnis angerufen.

Anonym

In den ersten Sekunden nach dem Aufwachen wusste er nicht einmal, wer er war.

Der Schwebezustand hielt an, bis sein Bewusstsein allmählich aus den trüben Fluten des Schlafs auftauchte. Die harte Kante seiner eigenen Fingerknöchel drückte gegen seinen Wangenknochen, und er registrierte, dass er auf der Seite lag. Als er die Hand bewegte, spürte er raue Stoppeln auf der Haut. Vorsichtig tastete er mit der Zunge in der Mundhöhle umher. Sie fühlte sich pelzig an, und er musste schlucken, um gegen den säuerlichen Nachgeschmack des Biers anzukämpfen.

Wortfetzen drangen an sein Ohr, verrauscht und abgehackt wie aus einem alten Radio. Waren es Mädchenstimmen? Einen Moment lang glaubte er, es seien seine Töchter, die mit ihren Freundinnen über irgendetwas kicherten. War er zu Hause? Aber nein, die Stimmen klangen angespannt. Sie lachten nicht, sie stritten sich. Er machte eine weibliche Stimme aus, dann eine männliche. Als er sich herumwälzte, spürte er, wie der Stoff seines Schlafsacks über seine Haut glitt, dann den Druck der harten Dielen des alten Holzbodens, auf dem er lag.

Also nicht zu Hause. Nicht in seinem eigenen Bett, neben seiner Frau.

Schlagartig kam die Erinnerung zurück. Er war in der Wohnung in der Caledonian Road. Von dem Schnellrestaurant im Erdgeschoss stieg der Duft von Brathähnchen auf und verstärkte das flaue Gefühl in seinem Magen.

Er merkte, dass die Hand unter seinem Gesicht eiskalt war. Die Wohnung war nicht geheizt.

Die Stimmen wurden lauter, kamen näher. Er erkannte Matthew – arrogant, ungeduldig, aufbrausend. Dann Paul, der ihm widersprach, mit mürrischem, zunehmend quengelndem Unterton.

Er würde mit ihnen reden. Gemeinsam würden sie die beiden zur Vernunft bringen, er und Wren.

Wren. O Gott.

Die Erinnerung holte ihn ein und mit ihr eine so abgrundtiefe Verzweiflung, dass es ihm den Atem raubte. Wren würde nicht wiederkommen.

Jetzt wusste er, wer er war, und er wusste genau, wo er war. Es schien ihm mehr, als er ertragen konnte.

Doch dann fiel ihm wieder ein, was er an diesem Tag zu tun hatte.

London war elend kalt für Mitte März. In den Parks und Vorgärten zeigten sich schon ein paar kühne Krokusse, aber ein strenger Frost hatte die Narzissen erfrieren und die frühen Blüten der Obstbäume zu Kristall erstarren lassen.

Detective Superintendent Duncan Kincaid ging von der U-Bahn-Station Holborn zur Southampton Row, den Mantelkragen hochgeschlagen, den Hals mit einem dicken Wollschal umwickelt, die behandschuhten Hände tief in den Manteltaschen vergraben. Der Himmel war dunkelgrau, und als Kincaid nach Osten in die Theobald’s Road einbog, holte ein Windstoß ihn fast von den Füßen. Er senkte den Kopf und marschierte unverdrossen weiter. Die Wetterfrösche sagten, dass der Wind von der sibirischen Steppe herwehte – er überlegte schon, ob er sich eine dieser russischen Fellmützen mit Ohrenklappen zulegen sollte. Wenigstens verstand er jetzt, warum die Russen diese albernen Kopfbedeckungen trugen.

Er beschleunigte seine Schritte, als der Betonklotz der Polizeiwache von Holborn vor ihm auftauchte. Auch wenn die Architektur des Gebäudes ein wenig an einen Gulag erinnerte, verhieß es doch zumindest Wärme.

Holborn Station – seit nunmehr zwei Wochen sein zweites Zuhause. Und doch fühlte er sich immer noch so fehl am Platz wie an seinem schwierigen ersten Tag. Und er war noch genauso wütend.

Als er Mitte Februar nach seiner Elternzeit seinen Dienst bei Scotland Yard wieder hatte antreten wollen, hatte er sein Büro leer vorgefunden. Er war von seinem Posten als Leiter des Morddezernats beim Yard, den er jahrelang innegehabt hatte, zu einem Sonderermittlungsteam hier in Holborn versetzt worden. Es war eine Herabstufung, auch wenn er seinen Dienstgrad behalten hatte. Es hatte keine Vorwarnung und keine Erklärung gegeben.

Sein unmittelbarer Vorgesetzter, Chief Superintendent Denis Childs, hatte wegen eines Notfalls in der Familie ins Ausland reisen müssen. Das hatte Kincaids Sorgen noch vermehrt, hatte er doch mit seiner Familie das Haus von Childs’ Schwester Liz gemietet, nachdem deren Mann sich für fünf Jahre beruflich in Singapur verpflichtet hatte.

Er mochte Liz Davies, obwohl sie immer nur per E-Mail kommuniziert hatten, und er hoffte, dass der familiäre Notfall im Ausland nichts mit ihr zu tun hatte.

Im Zuge von Kincaids Versetzung nach Holborn hatte sein Sergeant Doug Cullen einen Job in der Datenerfassung beim Yard aufs Auge gedrückt bekommen – vordergründig, um seine Wiedereingliederung nach einem Knöchelbruch zu erleichtern. Und so musste Kincaid nun bei der Einarbeitung in seinen neuen Job ohne Cullens kompetente, zuweilen etwas oberlehrerhafte Unterstützung auskommen.

Einen guten Detective Sergeant zu verlieren – einen Partner, mit dem man mehr Stunden verbrachte als mit der eigenen Frau –, das rangierte in seinen Augen auf der Skala der biografischen Brüche knapp unterhalb einer Scheidung. Und mit seinem neuen Team hatte es keine Flitterwochen als Entschädigung gegeben.

Und da sah Kincaid auch schon seinen neuen Detective Constable, George Sweeney, die Stufen des LA-Fitnesscenters gegenüber dem Polizeirevier heruntertraben. Frisch von seinem morgendlichen Trainingsprogramm kommend, trug Sweeney einen Dreiteiler, den er sich vom Gehalt eines Constables eigentlich nicht leisten konnte, dafür keinen Mantel. Sein kurzes Haar war noch feucht und zu einer modischen Stachelfrisur gegelt, die Wangen leuchteten rot von seinen gesundheitsförderlichen Anstrengungen.

»Morgen, Chef«, rief Sweeney mit übertriebenem Enthusiasmus, als sie beide den Eingang der Wache erreichten. »Sie sehen ja aus wie der Tod auf Urlaub«, fügte er mit einem Seitenblick auf Kincaid hinzu. »Bisschen zu viel gefeiert gestern?« Sweeney zwinkerte und schien es sich gerade noch zu verkneifen, Kincaid den Ellbogen in die Seite zu stoßen. Der Mann konnte echt lästig sein.

»Krankes Kind«, erwiderte Kincaid knapp. Ihre dreijährige Pflegetochter Charlotte hatte einen schlimmen Husten, und er und Gemma hatten abwechselnd bei ihr gewacht.

»Na ja.« Sweeney zuckte mit den Schultern. »Dann kann der Tag ja nur noch besser werden, was, Chef?«

Kincaid spürte einen leichten Stich auf der Wange und gleich darauf einen zweiten. Aus den tief hängenden Wolken begann Eisregen niederzuprasseln.

»Ich zieh doch keine Strickjacke an«, sagte Andy Monahan.

Dazu setzte er die störrische Miene auf, die Detective Sergeant Melody Talbot in den zwei Monaten, die sie nunmehr ein Paar waren, zur Genüge kennengelernt hatte. Es hatte sie all ihre Überredungskunst gekostet, ihn in die angesagte Boutique in Soho zu lotsen.

Sie wartete gespannt, während Andy sich im Spiegel betrachtete. Immerhin hatte er sie nicht gleich wieder ausgezogen. Er hob das Revers an und verzog angewidert den Mund. »Ich seh aus wie ein Opa. Fehlt bloß noch die Regimentskrawatte.«

Andy war Ende zwanzig, und mit seinen zerzausten blonden Haaren, den dunkelblauen Augen und einem Gesicht, das allenfalls ein wenig zu ernst und angespannt war, um hübsch genannt zu werden, sah er aus wie ein Rockstar, bei dessen Anblick die Mädchen reihenweise in Ohnmacht fielen. »Du rollst die Ärmel hoch und trägst dazu ein weißes T-Shirt und eine Levi’s«, bestimmte Melody. »Und du siehst überhaupt nicht aus wie mein Opa.«

Dabei lächelte sie verführerisch, doch Andy schluckte den Köder nicht. »Ich seh aus wie Liberaces Opa. Das verdammte Teil ist babyblau.«

»Nur ohne Strass«, entgegnete sie grinsend. »Und es betont deine Augenfarbe. Außerdem«, spielte Melody ihren Trumpf aus, »kannst du unmöglich zulassen, dass Poppy dich in den Schatten stellt. Vertrau mir einfach.«

Andy beäugte sie kritisch. »Du bist doch die Frau, die im Dienst Super-Detective-Kostüme trägt, und da soll ich deinem modischen Rat vertrauen?« Doch sein Mund hatte sich entspannt, und sie bemerkte ein angedeutetes Blitzen in seinen blauen Augen. »Wenn ich es kaufe, kommst du dann zu dem Gig?«

»Ich werde da sein. Ich hab’s dir doch versprochen.« Der besagte Auftritt sollte am späten Nachmittag in der Haupthalle des Bahnhofs St. Pancras International stattfinden, im Rahmen eines Frühjahrsfestivals mit angesagten Indie-Pop- und Rockbands. Das Konzert würde live im Radio übertragen werden, und zur Rushhour würden Scharen von Pendlern zugegen sein. Es war ein Beleg für den kometenhaften Aufstieg von Andy und seiner neuen Partnerin Poppy Jones, dass sie die Hauptattraktion des Festivals waren.

Melody wusste, dass er nervös war. Es kursierten Gerüchte, dass ein Scout einer großen Plattenfirma im Publikum sein könnte.

»Ganz vorne, an der Bühne?«, fragte Andy, der die Strickjacke für den Moment ganz vergessen hatte.

Auf diese Diskussion wollte Melody sich auf keinen Fall einlassen. Nicht hier, nicht jetzt. Melodys Beharren darauf, in der Öffentlichkeit nicht als Andys Freundin in Erscheinung zu treten, hatte sich zum größten Konfliktpunkt in ihrer Beziehung entwickelt.

...

Erscheint lt. Verlag 16.3.2015
Reihe/Serie Die Kincaid-James-Romane
Die Kincaid-James-Romane
Übersetzer Andreas Jäger
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel To Dwell in Darkness
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte britische Detektive • Britischer Krimi • camden • Duncan & Gemma • Duncan & Gemma • Duncan Kincaid • eBooks • englische Detektive • Englischer Krimi • englischer Krimi, Kincaid & James, London, Duncan Kincaid, Gemma James, Scotland Yard, britischer Krimi, englische Detektive, britische Detektive, Duncan & Gemma • Gemma James • Inspector • Kincaid & James • Kincaid & James • Krimi • Kriminalromane • Krimis • London • Metropolitan Police • Scotland Yard • St. Pancras Bahnhof • Superintendent
ISBN-10 3-641-14364-0 / 3641143640
ISBN-13 978-3-641-14364-0 / 9783641143640
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